Hausmesse Knowledge 2024

ServiceNow geht mit GenAI aufs Ganze

13.05.2024 von Manfred Bremmer
Der Workflow-Automation-Spezialist ServiceNow setzt darauf, dass generative künstliche Intelligenz sämtliche Prozesse im Unternehmen beeinflussen wird - und richtet sein Portfolio entsprechend aus.
ServiceNow-CEO Bill McDermott sieht in GenAI die Möglichkeit, die Now-Plattform zur AI Platform for Business Transformation" zu machen.
Foto: ServiceNow

Die Analysten von IDC erwarten, dass Unternehmen im Jahr 2024 weltweit mehr als 40 Milliarden Dollar für generative künstliche Intelligenz (GenAI) ausgeben werden. Bis 2027 sollen es mehr als 150 Milliarden Dollar sein - wenn Organisationen den Wert von GenAI erkennen und die Technologie implementieren. Gleichzeitig beziffern sie den weltweiten wirtschaftlichen Impact von GenAI in den kommenden drei Jahren auf 11 Milliarden Dollar. Dabei würden jährlich eine Milliarde Arbeitsstunden freigesetzt.

Angesichts solcher Prognosen ist es nicht verwunderlich, dass Bill McDermott, der enthusiastische CEO von ServiceNow, in GenAI einen "einmaligen Moment, größer als das Internet, den iPhone-Launch oder SaaS und Cloud" sieht: "In jedem Unternehmen, in jeder Industrie rund um die Welt wird jeder einzelne Geschäftsprozess, jeder Workflow mit generativer künstlicher Intelligenz überarbeitet werden", prophezeite er in der Keynote zur diesjährigen Hausmesse Knowledge 2024 in Las Vegas.

ServiceNow mit seiner "Platform of Platforms" biete dabei den idealen Ausgangspunkt, um auf die Business Transformation Journey zu gehen und mit einem KI-gestützten System in jeder Ecke des Business das Chaos zu reduzieren, erklärte McDermott. Während Mitarbeiter jeden Tag zwischen 13 Anwendungen wechseln müssten, baue die Now Platform einen Experience Layer, der die Anwendungen zu ihnen bringe, anstatt umgekehrt. Das Besondere dabei, so der ServiceNow-CEO: "Man kann KI nicht an der Seite anflanschen, sondern sie steckt mit Now Assist in jeder Anwendung."

GenAI in jedem Geschäftsbereich

ServiceNow war schon früh auf den GenAI-Zug aufgesprungen. Bereits auf der Knowledge 2023 kündigte das Unternehmen eine Kooperation mit Nvidia an und sprach darüber, wie sich generative KI auf die Arbeitsabläufe in Unternehmen auswirken wird. Im Oktober 2023 stellte der Workflow-Automatisierungs-Spezialist dann Now Assist vor, ein GenAI-Tool für die Now-Plattform, das Informationen zusammenfassen, Aufgaben ausführen sowie die Erstellung von Low-Code-Apps unterstützen kann und Workflows für Bereiche wie IT, HR und Kundenservice automatisiert.

Bekennender ServiceNow-Fan, -Partner und -Kunde: Nvidia-CEO Jensen Huang
Foto: ServiceNow

Mit Erfolg, denn wie das Unternehmen betont, entwickelte sich Now Assist sich zum am schnellsten verkauften neuen Produkt in der Geschichte von ServiceNow. Und im ersten Quartal 2024, so führte Chief Commercial Officer Paul Smith an, hätten sieben der zehn Top-Deals Now Assist enthalten.

Um die Entwicklung von Now zu der "AI Platform for Business Transformation" fortzusetzen, kündigte ServiceNow auf der Knowledge 2024 eine ganze Reihe neuer, KI-spezifischer Features an.

Bring your own LLM

Dazu zählt insbesondere die Möglichkeit für Unternehmen, neben den Large Language Models (LLM) von ServiceNow auch ihre eigenen oder allgemeine Modelle wie ChatGPT oder Aleph Alpha in die Plattform einzubringen. Mithilfe von BYOLLM könnten Kunden so ihre KI-gesteuerte Transformation auf ihre individuellen Bedürfnisse zuzuschneiden, erklärte ServiceNow.

Darüber hinaus wurde eine Reihe von Produktaktualisierungen eingeführt, darunter:

Partnerschaften mit Microsoft und Nvidia tragen Früchte

Interessant sind auch eine Reihe von neuen Kooperationen, die ServiceNow auf seiner Hausmesse vorstellte. Dazu zählt neben Partnerschaften mit Fujitsu im Bereich Healthcare und OT oder der Schwarz Gruppe (selbst ein langjähriger ServiceNow-Kunde) rund um die STACKIT-Cloud auch eine engere Zusammenarbeit mit Microsoft.

Wie ServiceNow in einer Demo zeigte, ist Microsoft Copilot künftig in der Lage, Workflow-spezifische Anfragen in Microsoft Teams wie die interne Regelung zum Anspruch auf einen neuen PC über das Angebot an Rechnern bis hin zur Bestellung selbst über ein Plugin an Now Assist weiterzuleiten. Umgekehrt sind Anwender etwa in der Lage, innerhalb Now Assist for ITSM Microsoft Copilot mit der Erstellung einer Präsentation zu beauftragen. Möglich wird dieses "Industry first", dass zwei KI-Assistenten direkt zusammenarbeiten, in dem das Domänenwissen von Now Assist über das Unternehmen mit dem Wissen über den Benutzerkontext und Organisationsdaten aus Microsoft-365-Chats, -E-Mails, -Kalendern und -Dateien kombiniert wird.

Aus der strategischen Partnerschaft mit Nvidia wiederum entstehen auf Now Assist basierende, interaktive Echtzeit-Avatare, die Nutzern eine zusätzliche Option für die Kommunikation mit virtuellen Agenten bieten.

Erhebliche Produktivitätssteigerungen

Welche Vorteile die GenAI-Nutzung jetzt schon bringt, demonstriert ServiceNow gerne am eigenen Beispiel. Wie die Company auf der Knowledge 2024 verkündete, setzt sie Now Assist in 20 internen Anwendungsfällen ein, um jährlich etwa 10 Millionen Dollar an Vorteilen zu erzielen. So sei im Kunden-Support die Self-Service-Rate verbessert worden - mit dem Resultat, dass 10 Prozent mehr Kundenfälle digital erledigt würden. Entwickler wiederum konnten laut ServiceNow-Berechnungen durch Now Assist for Creator ihre Produktivität bei der Codegenerierung steigern, wobei etwa 50 Prozent der automatisierten Workflows mit Flow erstellt wurden.

Basierend auf den internen Daten würde die prognostizierte Produktivitätssteigerung eine Milliarde Stunden betragen, wenn jeder IT-Mitarbeiter auf der ganzen Welt, der heute ServiceNow nutzt, Now Assist verwenden würde, rechnete das Unternehmen vor. Insgesamt glaubt Firmenchef McDermott, dass mit GenAI 70 Prozent der zermürbenden Tätigkeiten eliminiert werden können.

Was die Konsequenzen für die Arbeitnehmer betrifft, gibt sich der ServiceNow-CEO - wenig überraschend - optimistisch. In seiner Keynote verwies er auf einen Artikel im Time Magazine aus dem Jahr 1966, in dem behauptet wurde, dass mit dem Aufkommen von Computern 90 Prozent der Arbeitsplätze verschwinden würden, nur noch leitende Angestellte Arbeit hätten und der Staat die Beschäftigten subventionieren müsse.

"Und heute", so McDermott, "90 Millionen Arbeitsplätze später allein in den Vereinigten Staaten, verändert die Technologie die Weltwirtschaft und wir stehen erst am Anfang. Wir befinden uns gerade in einer globalen Renaissance der Innovation. Wir stehen an der Schwelle zu etwas ganz, ganz Großem."