Siemens fühlt sich von der IG Metall unter Druck gesetzt

11.10.2002

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Mit einer Pressemitteilung hat die Siemens AG auf den neuerlichen Aufruf zu Kundgebungen gegen den Konzern durch die IG Metall reagiert. Angesichts der laufenden Verhandlungen zur "Lösung der tiefgreifenden Strukturprobleme in den Siemens-Bereichen IC Networks (ICN) und Industrial Solutions & Services (I&S)" befänden sich. Firmenleitung und Arbeitnehmervertreter "in einem konstruktiven Gesprächsprozess", so Siemens, und seien.überein gekommen, sich in dieser Phase mit öffentlichen Äußerungen zurück zu halten, um der Belegschaft "unbegründete Ängste zu ersparen".

Der von den Metallern aufgebaute Druck helfe dem Fortgang der Gespräche und der Lösung der schwierigen Probleme nicht; es entstünden im Gegenteil zusätzliche Unsicherheiten. In Flugblättern und auch in früheren Kundgebungen würden Behauptungen aufgestellt, die zum Teil falsch, zumindest aber völlig überzogen seien. Die immer wieder kolportierte Zahl eines angeblich geplanten Stellenabbaus von 35.000 bezieht sich rein rechnerisch auf alle Maßnahmen, die seit Frühjahr 2001 in verschiedenen Siemens-Bereichen und Standorten im In- und Ausland angekündigt wurden. Weniger als die Hälfte betreffe beziehungsweise habe Deutschland betroffen; mehr als 50 Prozent dieser Maßnahmen seien bereits umgesetzt.

Aktuell verhandele man über die "im Kern jetzt noch die notwendigen Anpassungsmaßnahmen bei ICN und I&S in Deutschland", nämlich mehr als 2000 Stellen bei ICN und über 1000 bei I&S. Dazu kämen etwa 5000 Arbeitsplätze in Siemens-Gesellschaften, bei denen ein Verkauf erwogen werde. Entlassungen, sprich betriebsbedingte Kündigungen, sollen hier als ‚ultima ratio‘ nur dann vollzogen, wenn andere Maßnahmen nicht ausreichen, verspricht Siemens. Das gelte auch für die "jetzt noch ungelösten Fragen".

Die für die notwendigen Anpassungsmaßnahmen angebotenen Instrumente beinhalteten interne Versetzungen, Ausnutzen der Fluktuation, Altersteilzeit sowie neue Modelle wie "Two for One" (zwei Mitarbeiter teilen sich einen Arbeitsplatz) oder "New Placement" (Weiterqualifizierung und Vermittlung auf Siemens-Kosten in andere Unternehmen). Wer vor diesem Hintergrund von "Kahlschlag" spreche, verfälsche die Tatsachen.

In der öffentlichen Diskussion gehe ferner unter, dass Siemens auch im gerade abgeschlossenen Geschäftsjahr in Deutschland insgesamt etwa 9000 Mitarbeiter neu eingestellt habe. Davon entfielen mehr als 2000 auf die Übernahme von Auszubildenden. Im Herbst 2002 häten zudem erneut etwa 2500 junge Menschen bei Siemens in Deutschland eine Ausbildung begonnen. (tc)