Foto: HTC
Der größte Konkurrent für das HTC Evo 3D kommt aus dem eigenen Haus und hatte uns schon im Juli beeindruckt: das HTC Sensation. Dank moderner Technik und exzellenter Verarbeitung schnitt HTCs Vorzeige-Smartphone im Test sehr gut ab. Doch das ist bereits Schnee von gestern. Das HTC Evo 3D bietet noch bessere Technik und fühlt sich wie ein kleines Update an. Nur beim Design bleibt das 3D-Smartphone hinter dem HTC Sensation zurück.
Angetrieben wird das Evo 3D von einem 1,2 GHz schnellen Snapdragon Dual-Core Prozessor des erfahrenen Halbleiterherstellers Qualcomm. Der Grafikprozessor Adreno 220 basiert auf langjähriger Forschung des Grafikexperten ATI, dessen mobile Abteilung Qualcomm 2009 für knapp 65 Millionen Dollar übernommen hat, und bietet genügend Leistung um anspruchsvolle 3D Spiele butterweich darzustellen. Beim Arbeitsspeicher war HTC spendabel und erweitert diesen, im Vergleich zum HTC Sensation, von 768 MB auf ein volles Gigabyte. Auch die Akkukapazität wurde auf 1730 mAh erhört und hielt im Normalbetrieb sogar 57 Minuten länger durch, als das vergleichbare Modell HTC Sensation.
Veraltetes Design und mittelmäßige Materialien
Designtechnisch scheint das HTC Evo 3D im Jahr 2010 hängen geblieben zu sein. Das Smartphone setzt auf das in Deutschland eher untypische US-Design mit runden, berührungsempfindlichen Tasten und einer massiven Front. Dieses wurde letztes Jahr mit dem HTC Evo 4G vorgestellt und hat sich auch nach drei Generationen kaum verändert. Doch während das US-Modell HTC Evo 4G einen Standfuß und einen microHDMI-Anschluss hatte, verzichtet das Unternehmen beim Evo 3D auf beides. Unverständlich, wird das Smartphone doch als "die mobile Multimedia-Maschine schlechthin" angepriesen. Auch die Rückseite überzeugt nur teilweise. Sie wurde aus weichem Kunststoff gefertigt und weist eine Gummierung auf. In Verbindung mit der geriffelten Oberfläche liegt das Smartphone überraschend gut in der Hand. Ein wenig Aluminium, wie es beim HTC Sensation zum Einsatz kam, wünscht man sich dennoch. Dieses ist auf der Vorderseite vertreten und umgibt schützend den 3D-Bildschirm. Leider musste HTC auf die Sensation-typische Krümmung verzichten, Gorillaglas bewahrt aber auch das Evo 3D vor Stößen und Kratzern.
3D hier und dort
Die größte Auffälligkeit des Evo 3D ist natürlich die dritte Dimension, durch die visuelle Inhalte eine erweiterte Tiefe aufweisen. Hier kann das Smartphone in allen Disziplinen punkten, solange es im Querformat in der Hand gehalten wird. Besonders bei Spielen ist 3D ein Erlebnis. Im Test haben wir kurzweilige Stunden mit aktuellen Gameloft-Titeln verbracht, darunter das Rennspiel "Asphalt 6", das Sportspiel "Let's Golf 2" und der Ego-MediaShooter "Nova". Fotografieren und Filmen in 3D bringt ebenfalls Spaß. Leider verzichtet HTC beim Evo 3D auf die gute Acht-Megapixel-Kamera, die im Sensation verbaut wurde und beschränkt sich auf ein Modell mit fünf Megapixeln, das Videos in 720p aufnimmt. Vergrößert man eines der in 3D aufgenommenen Bilder, zeigt sich die mittelmäßige Bildqualität schnell. Auch der 3D-Effekt geht in diesem Fall verloren. Dreidimensionale Videos lassen sich nur im Querformat aufnehmen und anschauen.
Foto: Jakob Ginzburg
Der 3D-Effekt macht Spaß, wird aber nicht konsequent ausgenutzt. Mit dem Dienst HTCdev will der Hersteller das in einigen Wochen ändern. HTCdev erlaubt Entwicklern den Zugriff auf das 3D-SDK, um eigene 3D-Spiele und -Apps zu programmieren. Sogar Google hat angekündigt, die Navigationsoftware Google Maps mit einem 3D-Modus zu versehen. Und auch HTC Watch, die digitale Videotheke aus dem Hausw HTC, soll noch dieses Jahr mit 3D-Filmen gefüllt werden. Wer Besitzers eines 3D-fähigen Fernsehgerätes ist, kann die Filme dann über einen optionalen HDMI-Adapter übertragen, der am microUSB-Anschluss angesteckt wird; DLNA wird derzeit nicht für die Wiedergabe von 3D Inhalten unterstützt.
Alles bleibt besser
Foto: Jakob Ginzburg
Die neue Oberfläche HTC Sense 3.0 hält auch auf dem Evo 3D Einzug. Schöne Animationen, neue Widgets und erweiterte Funktionalität zeichnen das UI aus. So lassen sich beispielsweise verschiedene Inhalte wie SMS-Nachrichten oder Aktienkurse darstellen und bis zu vier Verknüpfungen zu Apps auf dem Lockscreen anlegen. Zieht man eines der vier Anwendungen in den Entsperr-Bereich, öffnet sich die App in Sekundenschnelle. Auch wenn das Evo 3D ein Multimedia-Smartphone ist, muss der Anwender auf Business-Funktionen nicht verzichten. Dank Adobe Reader und Polaris Office lassen sich gängige Microsoft Office Formate betrachten. Die personenbezogene Suche von Sense 3.0 erspart langes Suchen nach Konversationen - egal ob per E-Mail, SMS oder Telefon oder in einzelnen Apps. Es gibt eine zentrale Darstellung, die über Plug-ins noch erweitert werden kann.
Wer mit dem Auto unterwegs ist, wird sich dazu über die mitgelieferte Navigationslösung freuen. Sie bezieht das Kartenmaterial von Route66 und bietet deutschlandweit kostenlose Karten. Diese werden stets aktuell gehalten und wiesen im Test keine nennenswerten Fehler auf. Die Kartensammlung für Europa kostet 50 Euro, für die USA 24 Euro und für die asiatischen Länder zwischen 14 und 32 Euro.
Multimedia neu erleben
Abseits der visuellen 3D-Präsentation hat das Evo 3D auch akustisch einiges zu bieten. Wie schon beim HTC Sensation wurde der Bluetooth Standard 3.0 eingebaut, der höhere Übertragungsgeschwindigkeiten bei geringerer Akkubelastung möglich macht. A2DP für kabellose Stereo-Headsets sowie Object Push runden das Paket ab. Wahlweise über den Equalizer (nur für kabelgebundene Audiogeräte) oder SRS Surround-Sound tönt Musik in hoher Qualität aus dem Smartphone.
Für Leseratten bietet das Evo 3D den HTC eBook Reader. Hier finden sich neben kostenlosen Klassikern wie "Alice im Wunderland" auch Titel wie "Star Wars - Krieg der Sterne" (ebenfalls kostenlos) oder "Krieg der Welten". Deutschsprachige Bücher sind im von der Kobo-Plattform bezogenen Sortiment genauso enthalten - sie bewegen sich in einer Preisspanne zwischen sieben und 20 Euro. Unterstützung bietet der HTC eBook Reader auch für Adobes DRM-System, für das jedoch eine einmalige Anmeldung mit der Adobe-ID in den Einstellungen der App nötig ist.
Fazit
Foto: HTC
Das HTC Evo 3D ist ein klasse Smartphone und wirkt im direkten Vergleich zum HTC Sensation wie ein kleines Update. Mehr Akku, mehr Speicher und 3D. Auch wenn die dreidimensionalen Angebote noch recht übersichtlich sind, bieten die 3D-Spiele von Gameloft und der 3D-Youtube-Kanal schon jetzt beste Unterhaltung. Die veraltete Fünf-Megapixel-Kamera verdirbt ein wenig den Spaß am Drehen eigener 3D-Filme. Auch beim Material ist das HTC Evo 3D nur Mittelmaß, zumindest was den Akkudeckel angeht. Positiv fällt auf, dass dank der neuesten Hardware das Smartphone besonders schnell arbeitet und nahezu alle Inhalte flüssig und ohne Verzögerungen darstellt. Sobald HTC den kommenden Dienst "HTCdev" online nimmt, kann mit mehr 3D-Spielen und -Apps gerechnet werden. Wer sich das derzeitige Spitzenmodell HTC Sensation noch nicht gekauft hat, auf neueste Technik setzt und mit 3D zukunftssicher sein will, sollte zum HTC Evo 3D greifen. Alle anderen sparen die knapp 190 Euro und kauft sich den indirekten Vorgänger HTC Sensation. (sh)