Open Source auf dem Desktop

So klappt die Linux-Migration

24.06.2010 von Dr. Frank  Siebert
Ist Linux reif für den Desktop in der Business-IT? Die Erfahrungen aus verschiedenen Migrationsprojekten sind positiv.
Foto: LiquidImage/Fotolia

In den letzten Jahren hat sich Linux auf den Desktops vieler Privatanwender durchgesetzt. Eine ähnliche Entwicklung steht im professionellen Umfeld noch aus. Hier haben viele Unternehmen Vorbehalte vor dem Wechsel zum quelloffenen Desktop-Betriebssystem.

Warum migrieren? Warum nicht!

Während Linux auf Web-, Datei- und Druck-Servern einen inzwischen hohen und stark wachsenden Anteil stellt, hinkt sein Einsatz auf den Desktop-Rechnern der Unternehmen deutlich hinterher.

Dafür gibt es eine Reihe von Gründen. Im Desktop-Betrieb ist ein breites Spektrum an Applikationen anzutreffen, das migriert werden muss. Die meisten Client-Applikationen im professionellen Umfeld setzen immer noch auf Windows-Plattformen auf. Zudem beherrscht Microsoft mit dem Office-Paket den Markt für Bürokommunikationssoftware. Anders als in der Server-Welt ist die Desktop-Hardware in den meisten Unternehmen sehr heterogen. Auch die Anforderungen und Gewohnheiten der Anwender spielen bei einer Server-Migration keine so bedeutende Rolle wie bei einem Wechsel des Desktop-Betriebssystems. Die Nutzer sind in der Regel die Windows-Welt gewohnt. Schließlich existieren für Server-Betriebssysteme inzwischen zahlreiche professionelle Support-Lösungen, die man im Client-Umfeld auf Applikationsebene oft noch vergeblich sucht.

Dem stehen handfeste Vorteile eines Linux-basierenden Clients gegenüber. Dazu zählen zum Beispiel die deutlich höhere Sicherheit, die einfache und performante Administration, die gute Anpassbarkeit, die günstigen Betriebskosten sowie die Herstellerunabhängigkeit durch den Einsatz von Open Source Software (OSS) und offenen Standards. Um diese Vorzüge zu nutzen und gleichzeitig die lauernden Untiefen zu umschiffen, bedarf es gründlicher Vorbereitung und einer detaillierten Planung (siehe Kasten "Migrationstipps").

Wichtige Migrations-Tipps

1. Kommunizieren Sie rechtzeitig und umfassend mit allen Betroffenen. So schaffen Sie Vertrauen und sichern Akzeptanz!

2. Geizen Sie nicht bei der Migrationsanalyse. Eine optimale Vorbereitung spart Ihnen während der Migration viel Geld.

3. Migrieren Sie erst, wenn Sie tatsächlich vorbereitet sind. Ansonsten könnte es teuer werden!

4. Konsolidieren und standardisieren Sie im Vorfeld. So reduzieren Sie den Migrationsaufwand enorm.

5. Machen Sie aus der Migration ein Upgrade und begeistern Sie damit die Anwender.

Die Migrationsanalyse

Bereits vor einer Entscheidung über eine Client-Migration sollten die Rahmenbedingungen geklärt werden. Zunächst sind die Ziele einer Umstellung zu formulieren. Im Rahmen einer Migrationsanalyse sollten die technischen und organisatorischen Rahmenbedingungen untersucht werden. Die Ergebnisse sollten zeigen, ob und mit welchem Aufwand sich die vorgegebenen Ziele der Migration erreichen lassen.

Während der Analyse sollten in jedem Fall die betroffenen Hardwareinstallationen umfassend und vollständig erhoben werden. Unternehmen, die bereits ein System-Management-Tool für Administration und Konfiguration einsetzen, sind im Vorteil. Sie sollten sich relativ schnell eine Übersicht über die eingesetzten Rechner inklusive der verwendeten Hard- und Softwarekomponenten beschaffen können. Anderenfalls sind die Daten händisch anhand von Checklisten zu erheben. Wichtig bei der Analyse ist es vor allem, die Migrierbarkeit der Applikationen festzustellen. Der Erfolg der späteren Umstellung hängt entscheidend von der Frage ab, ob und mit welchem Aufwand Applikationen übernommen, virtualisiert oder ersetzt werden müssen.

Besondere Aufmerksamkeit ist den Schnittstellen zu widmen. Das gilt sowohl für die technischen Schnittstellen zwischen den Applikationen als auch für die organisatorischen Übergabepunkte zwischen Usern, Teams und Geschäftsbereichen. Letztere lassen sich meist gut aus der Beschreibung der Geschäftsprozesse ableiten. Die Untersuchung der Kommunikationsströme und -mengen liefert frühzeitig wichtige Erkenntnisse für die Migrationsplanung. Nach Abschluss der Analysephase sollte klar sein, ob eine Migration auch unter Berücksichtigung der unternehmensspezifischen Rahmenbedingungen sinnvoll ist.

Die Migrationsplanung

Die Desktop-Migration gliedert sich in die Phasen Vorbereitung, Pilotmigration und Hauptmigration. Die Vorbereitungsphase dient dazu, die "readiness" herzustellen, also alle Vorarbeiten basierend auf den Erkenntnissen der Migrationsanalyse abzuschließen. Diese Phase kann unter Umständen deutlich länger dauern als die eigentliche Migration. Um das geplante Vorgehen zu validieren, empfiehlt sich eine Pilotmigration. In dem gewählten Nutzerkreis sollten sich möglichst viele Szenarien der späteren Hauptmigration durchspielen lassen. Ist dies nicht machbar, sind möglicherweise mehrere Pilotmigrationen sinnvoll.

Die Hauptmigration lässt sich vereinfachen, wenn die betroffenen Arbeitsplätze in handhabbare Gruppen unterteilt werden. Anhaltspunkte hierfür sind neben Gruppengröße und Komplexität des Arbeitsumfelds auch die internen Kommunikationsbeziehungen, denn gerade für die Übergangsphase ist die Sicherstellung der Interoperabilität im Unternehmen kritisch. Auch hier macht sich eine umfassende Untersuchung der Geschäftsprozesse und Kommunikationsflüsse in der Migrationsanalyse wieder bezahlt.

Insbesondere bei komplexen internen oder externen Kommunikationsbeziehungen bietet es sich an, die gesamte Migration zweistufig zu gestalten und in einem ersten Schritt die Umstellung auf so genannte Brückenapplikationen zu planen. Brückenapplikationen sind Anwendungen wie zum Beispiel Openoffice.org, Firefox oder Thunderbird, die auf Ausgangs- und Zielplattform lauffähig sind. Durch dieses schrittweise Vorgehen wird die Desktop-Migration entzerrt und den Nutzern der Umstieg erleichtert.

Add-ons für OpenOffice
Anaphraseus
Anaphraseus ist ein CAT-Tool (Computer Aided Translation), das Openoffice.org Funktionen hinzufügt, die man von Wordfast kennt. Es unterstützt auch das Wordfast Translation Memory Format. Die deutschsprachige Lokalisierung ist über Sourceforge.net verfügbar.
Magenta Anonymous
Mit dieser Erweiterung können auf Mausklick alle persönlichen Informationen eines Anwenders aus einem Dokument entfernt werden. Dazu findet sich im Menü "Datei" ein neuer Menü-Eintrag.
Benzin-Verbrauch-Rechner
Eine Calc-Vorlage, um den Benzinverbrauch zu überwachen.
CADOO.o
CADOO.o ist ein Zusatzmodul für Openoffice.org, welches das Erstellen technischer Grafiken vereinfacht. Es fügt Draw Funktionen hinzu, die man von CAD-Programmen her kennt.
EuroOffice Online Clipart
Mit dem Addon können Sie schnell und bequem frei nutzbare Cliparts von der Wikimedia-Commons-Sammlung Ihrem Dokument hinzufügen.
Color Palettes, Color Atlas and Color Harmony
Color Palettes, Color Atlas und Color Harmony mit Dokumentation.
Gallery for danger signs
Mit dieser Galerie werden Openoffice.org die Grafiken von über 100 Sicherheitsschildern im Vektor-Format hinzugefügt.
DataPilot Tools for OpenOffice.org Calc
Die Erweiterung fügt einige neuen Funktionen hinzu, die den Umgang mit DataPilots erleichtern sollen.
German (de-DE-frami) dictionaries: spell checking, hyphenation, thesaurus
Das "frami"-Wörterbuch enthält den gesamten Wortbestand von Björn Jackes "igerman98" und zusätzlich zahlreiche Ergänzungen durch Franz Michael Baumann entsprechend der Rechtschreibreform von 2006. In dieser Erweiterung sind auch Thesaurus und Silbentrennung enthalten.
CLC09 quick_formule
Die Erweiterung erlaubt das schnelle und einfache Erstellen von Formeln in Writer.
Get Stock Price
Diese Erweiterung fügt Openoffice.org Calc die Funktion "GETPRICE" in der Finanzkategorie hinzu. Über diese Funktion kann bequem der Wert einer Aktie abgerufen werden. Die Daten bezieht die Funktion von Yahoo! Finanzen.
GnuCash to OOo
Die Erweiterung "GnuCash to OOo" richtet sich an Nutzer der freien Software zur Verwaltung der Finanzen: Gnucash. Die Erweiterung erlaubt den Import der von Gnucash ausgegebenen Daten.
Magenta Lorem ipsum generator
Die Erweiterung generiert einen "Lorem ipsum"-Dummy-Text und verwendet dabei die Website www.lipsum.com
Last Session Multi
Das Tool erlaubt das Speichern und Laden von bis zu 10 unterschiedlichen Dokumenten-Sessions.
OOoLilyPond
Mit OOoLilyPond können Sie bequem Noten in OpenOffice.org schreiben. Die Noten werden als Text-Code unter Verwendung der LilyPond-Sprache eingegeben (www.lilypond.org).
OOTranslator
Mit OOTranslator können Sie jeden beliebigen Text in einem Dokument übersetzen lassen. Die Erweiterung nutzt dabei im Hintergrund die Google-Translate-Bibliothek.
OpenOffice.org2GoogleDocs
Die Erweiterung erlaubt den einfachen Import und Export von Dokumenten, die auf den Servern von Google Docs, Zoho oder WebDAV abgelegt wurden.
PythonCalculator
Mit PythonCalculator können Sie einfach mathematische Berechnungen machen.
Sun PDF Import Extension
PDF Import Extension von Sun erlaubt das Importieren und Bearbeiten von PDF-Dokumenten.
Sun Presenter Console
Die Erweiterung gibt Ihnen mehr Kontrolle darüber, was bei Präsentationen gezeigt wird. Sie erhalten beispielsweise eine Vorschau der nächsten Folie, einen Präsentations-Timer uvm.
Tags for templates
Analysiert, wie häufig bestimmte Wörter in einer Vorlage genutzt werden und schlägt dann diese Wörter als Tags für eine Vorlage vor.
Thousands Separator
Das Addon fügt Openoffice.org einen Button für den standardmäßig fehlende Tausendertrennzeichen hinzu.
Template Changer
Die Erweiterung fügt zwei neue Menü-Einträge im Datei-Vorlagen-Menü hinzu, die es erlauben, einem Dokument eine neue Vorlage zuzuweisen. Alle Formatierungen und Stile werden von der Vorlage in das Dokument übernommen. Das Dokument verhält sich damit so, als wäre es mit der ausgewählten Vorlage erstellt worden.
Sun Wiki Publisher
Sun Wiki Publisher erlaubt das Erstellen von Wiki-Artikeln auf MediaWiki-Servern, ohne dass man die Syntax der MediaWiki Markup Language erlernen muss.
Writer Tools
Writers Tools fügt Openoffice.org eine Reihe von neuen Funktionen hinzu, die dabei helfen, vielzählige Aufgaben zu lösen. So können Sie beispielsweise Begriffe nachschlagen oder übersetzen lassen, eine markierte Adresse auf einer Karte anzeigen lassen, per Mausklick ein Backup des aktuell geöffneten Dokuments an eine Mail-Adresse versenden, eine Stoppuhr aktivieren, uvw.

Die Migration

Die Migration steht und fällt mit der gründlichen Vorbereitung. Zu den wichtigsten Zielen dieser Phase gehört es, die Komplexität zu reduzieren. Dazu zählen etwa die Standardisierung von Applikationen (nur ein statt drei verschiedene Bildbearbeitungsprogramme, da Reports so oder so neu gemacht werden müssen), die Bildung von Nutzergruppen mit einheitlicher Hard- und Softwarekonfiguration, die Überführung von lokalen Nutzerdaten auf File-Server sowie die Konsolidierung von Dokumenten und Vorlagen.

Open-Source-Trends 2009
Open Source wird kommerzieller
Schon in der Vergangenheit haben immer mehr Unternehmen versucht, mit quelloffener Software Geld zu machen. Die Idee dahinter ist simpel: Man stellt die Software kostenlos zur Verfügung und lässt sich für den Support bezahlen. Diese Entwicklung werde sich zwar fortsetzen, so Urlocker. Doch <a href="http://www.computerwoche.de/schwerpunkt/c/CIO.html">CIOs</a> und CTOs gingen das Thema pragmatisch an. Sie bezahlten nicht einfach für den Support, nur weil Anbieter dies verlangten. Für sie zähle der Mehrwert, den Open-Source-Tools für ihr Unternehmen bringen können. Dienstleister seien deshalb gefordert, neue Ideen zu entwickeln, was direkt zum nächsten Trend führt.
Mehr Experimente mit Geschäftsmodellen
Während <a href="http://www.computerwoche.de/schwerpunkt/r/Red-Hat.html">Red Hat</a> mit seinem auf Unternehmen zugeschnitten Subskriptionsmodell erfolgreich agiert, gibt es in der Open-Source-Szene eine große Vielfalt weiterer Geschäftsmodelle. Anbieter wie Alfresco, Pentaho, <a href="http://www.computerwoche.de/schwerpunkt/s/SugarCRM.html">SugarCRM</a> oder <a href="http://www.computerwoche.de/knowledge_center/open_source/1860994/">MySQL</a> haben jeweils eigene Strategien entwickelt. MySQL beispielsweise offeriert den Core Server als reines Open-Source-System, zusätzliche Funktionen sind hingegen nur über eine Abomodell nutzbar. Andere Player, darunter Pentaho oder SugarCRM, statten ihre Enteprise-Produken auch mit Closed-Source-Features aus. Im laufenden Jahr werden die Open-Source-Spezialisten verstärkt mit neuen Geschäftsmodellen experimentieren, um herauszufinden, wie sie Benutzer in zahlende Kunden verwandeln können.
Open Source wird Mainstream
Den bedeutendsten Trend für das Jahr 2009 sieht Urlocker darin, dass sich Open-Source-Software immer mehr zum normalen Bestandteil der grundlegenden IT-Strukturen von Unternehmen entwickelt (siehe auch: <a href="http://www.computerwoche.de/knowledge_center/open_source/1849336/">Die Zukunft von Open Source</a>). Dies gelte vor allem für Betriebssysteme (<a href="http://www.computerwoche.de/schwerpunkt/l/Linux.html">Linux</a> und Co.), Middleware und Datenbanken. Kaum ein Startup-Unternehmen verwende heute noch proprietäre Software. Und immer mehr Firmen sähen in Open-Source-Software einen Weg, <a href="http://www.computerwoche.de/schwerpunkt/i/IT-Kosten.html">IT-Kosten</a> zu kontrollieren. Warum nicht auf Open Source setzen, wenn Google, Alcatel, Nokia oder Associated Press damit zufrieden sind? Gerade in Krisenzeiten ergebe es Sinn, Open-Source-Alternativen ernsthaft zu prüfen.

Schließlich müssen in der Vorbereitungsphase Lösungen erarbeitet werden, mit denen sich Applikationen portieren und migrieren lassen. Aufwändig ist hier vor allem die Suche nach Ersatzapplikationen. Um die funktionalen Eignung beurteilen zu können, sollten die betroffenen Nutzer frühzeitig eingebunden werden. Findet sich keine geeignete unter Linux lauffähige Applikation, müssen Alternativen etwa mit Hilfe von Virtualisierungstechniken und Terminal-Server geprüft werden.

Die Pilotmigration sollte klären, ob die Nutzer im neuen Linux-Umfeld genauso umfassend und effizient arbeiten können wie vor der Migration. Diese erforderliche Validierung betrifft das Zusammenspiel von Administration und Verteilung, Infrastruktur, Clients, Applikationen und Schnittstellen sowie den Ablauf der Geschäftsprozesse. Zudem gibt die Pilotphase Aufschluss darüber, ob der Projektplan für die Hauptmigration angepasst werden muss.

Nach einer umfassenden Analyse- und Vorbereitungsphase ist die eigentliche Migration meist weniger eine technische als vielmehr eine organisatorische Herausforderung. Natürlich tauchen immer wieder technische Haken und Ösen auf, aber letztlich sollten aus den Erfahrungen der Pilotmigration die notwendigen Arbeitsschritte bekannt sein. Sehr erfreulich ist, dass inzwischen viele OSS-Anwendungen, die die Migration unterstützen, frei im Internet verfügbar sind. In der Regel schart sich um jedes Tool eine agile Gemeinde von Nutzern. In Foren und Newsgroups findet der Ratsuchende meistens Lösungen für seine Probleme. Ist das nicht der Fall, steht die Community mit kompetenter Hilfe zur Seite.

Die Kommunikation

Selbst wenn eine Migration technisch und ökonomisch sinnvoll ist, sie bis ins Detail durchdacht und geplant wurde, ist ihr Erfolg keineswegs gewährleistet. Entscheidend sind die Anwender. Sie müssen die Migration akzeptieren und mittragen. Dies gelingt kaum, wenn bestehende Anwendungen eins zu eins umgesetzt werden. Die Nutzer müssten Energie und Zeit aufwenden, um sich in dem neuen Umfeld zurechtzufinden, nur um danach genauso gut wie zuvor arbeiten zu können. Anwender holt man ins Boot, indem man ihnen schon während der Vorbereitung zur Migration die Vorteile der neuen Lösung verdeutlicht. Im Idealfall empfinden sie die Migration als ein Upgrade zur bisherigen Umgebung. Unstrittig ist, dass die Veränderungen besser angenommen werden, wenn Migrationsziele und das geplante Vorgehen frühzeitig kommuniziert werden. Das gilt nicht nur für die Anwender, sondern für alle betroffenen Gruppen (etwa Administratoren und Management). Haben sie das Gefühl, in das Projekt eingebunden zu sein, können die Projektverantwortlichen dem unvermeidlichen Motivationsloch, das im Laufe jedes Veränderungprozesses kommt, gelassen entgegensehen. Eine intensive Kommunikation sorgt für bessere Akzeptanz und reduziert organisatorische Schwierigkeiten.

Die Kommunikation muss sich auch auf die externen Kontakte, also Kunden, Lieferanten und Dienstleistern erstrecken, soweit zu ihnen technische oder organisatorische Schnittstellen unterhalten werden. Ihre Interoperabilität muss gewahrt werden. Das ist eine große Herausforderung, für die sich aber schon in der Analysephase Lösungen skizzieren lassen.

Linux für besondere Herausforderungen
Tux
Linux mit Mini-Footprint, Linux für antiquierte PCs sowie Linux für abgestürzte Rechner - die Infoworld hat sechs Distributionen getestet. Auf den folgenden Seiten finden Sie kurze Informationen zu Puppy Linux, Damn Small Linux, antiX Linux, SliTaz Linux, Gparted Live sowie SystemRescueCD.
Puppy Linux
Puppy Linux beeindruckt durch einfache Installation, verschiedene Möglichkeiten, Sessions zu speichern und Zusatzapplikationen. Das Boot-Image beschränkt sich auf 90 MB, für den Betrieb reichen dem System 128 MB RAM. Der Screenshot zeigt das integrierte Konfigurations-Tools. Im Hintergrund läuft der Browser SeaMonkey.
Damn Small Linux
Damn Small Linux ist verdammt klein und dennoch nicht funktionsarm. Es lässt sich um Applikationen erweitern und bietet eine exzellente Hardware-Erkennung. Das Boot-Image beträgt 50 MB. Zum Funktionsumfang zählen Editor, Bowser und Navigations-Tools. Das Bild zeigt den Browser und Firefox-Abkömmling Bon Echo sowie einige installierte Tools.
antiX Linux
AntiX basiert auf MEPIS Linux und ist für veraltete Rechner konzipiert. Es zeichnet sich durch ein durchdachtes User-Interface und gute Konfigurationshilfen aus. Obwohl sehr sparsam programmiert stehen notwendige Tools zur Verfügung. Die nächste Version soll PCs mit den Prozessoren AMD K5 und Intel Pentium 1 unterstützen. Obiges Bild zeigt einen aufgeräumten Desktop und ein ruhiges Layout. Als Web-Browser integriert antiX Iceweasel.
SliTaz Linux
SliTaz nutzt als Basis keine andere Linux-Distribution, sondern wurde von Grund auf neu entwickelt. Herausgekommen ist ein Betriebssystem, das vor allem klein ist. Nur 30 MB umfasst das Boot-Image, 128MB RAM benötigt der Betrieb. Eine ausgewählte Zahl an Applikationen steht standardmäßig zur Verfügung ist. Insgesamt gibt es 450 Pakete, mit denen sich SliTaz erweitern lässt. Das Desktop-Interface ist einfach. Gezeigt wird hier der emelfm-File-Manager.
GParted Live
GParted Live ist vor allem spartanisch. Das Betriebssystem wurde konsequent darauf hin gezüchtet, verlorene Daten zurückzuholen. Dazu unterstützt GParted Live eine Vielzahl an File-Systemen und integriert den textbasierenden Datei-Manager Midnight Commander. Im Grunde ist GParted Live eine Laufzeitumgebung für den Gnu Partition Editor. Darüber hinaus integriert die Software einige Tools wie das hier gezeigte und geöffnete Fluxbox-Menü.
SystemRescueCD
SystemRescueCD ist vergleichbar mit GParted Live, kommt aber etwas komfortabler daher. Auch diese Linux-Ausführung konzentriert sich auf Rettungsaktionen und nutzt dazu den Gnu Partition Editor, den Midnight Commander sowie TestDisk und Partimage. Hinzu kommt eine Vielzahl zusätzlicher Hilfs-Tools. Beispielsweise umfasst diese Distribution auch Browser, Editoren, Dokumentenbetrachter und einen http-Server.

Die Quintessenz

Die Linux-Desktop-Migration inklusive aller Büro- und Fachapplikationen ist längst kein exotischer Weg mehr. Vorbehalte gegenüber Open-Source-Software gibt es häufiger im Management als im administrativen Umfeld. Die Bedenken konzentrieren sich oft auf das ungewohnte, von der Open-Source-Community geprägte Umfeld, denn technisch und fachlich sind die Lösungen für den professionellen Alltag geeignet. Für Linux auf dem Desktop gibt es viele eindrucksvolle Beispiele, wie Unternehmen ihre Lizenzkosten reduzieren und eine Herstellerabhängigkeit vermeiden konnten. Zwar gibt es einige Besonderheiten, die man beim Einsatz von OSS im Unternehmen beachten muss, doch wie in vielen anderen IT-Projekten sind es auch hier die organisatorischen Herausforderungen, die eine Desktop-Migration zum Scheitern bringen können. Dagegen hilft eine sorgfältige Vorbereitung, die vor allem die Komplexität und Heterogenität reduziert. Diese Konsolidierung optimiert ganz nebenbei auch noch die internen Prozesse.

Eine frühe, umfangreiche und transparente Kommunikation sichert die Unterstützung der Mitarbeiter. Das ist besonders wichtig, denn die Akzeptanz der Anwender ist wahrscheinlich die größte Hürde auf dem Weg zum Projekterfolg. Vor allem für kleine und mittelständische Unternehmen lohnt es sich in jedem Fall, im Rahmen einer Migrationsanalyse den spezifischen Nutzen eines Linux-Desktops zu ermitteln.