Social Media eröffnet Unternehmen im Umgang mit Bewerbern ungeahnte Möglichkeiten der direkten Kommunikation. Vor allem in der Orientierungsphase - also bei der Wahl eines neuen Arbeitgebers - durchstöbern Bewerber Soziale Netzwerke nach ihrem Wunschunternehmen. Firmen sollten im besten Fall bereits in dieser Phase mit authentischen Inhalten und attraktiven Einblicken in die Arbeitswelt ihres Unternehmens präsent sein. Das bedeutet: eine nachhaltige Präsentation und Kommunikation mit der Internetcommunity.
Foto: Sergej Khakimullin/Shutterstock
Unternehmen sollten sich auch darüber im Klaren sein, dass ihr Arbeitgeberimage nicht mehr einseitig steuerbar ist. Die Mitarbeiter tragen durch ihre Aktivitäten in Sozialen Netzwerken Meinungen aus dem Unternehmen ins Internet und gestalten so das Image ihres Arbeitgebers mit.
Das können Unternehmen mit Social Media im Personalmarketing erreichen
Arbeitgeberimage
Aufbau und Pflege eine zielgruppenspezifischen positiven Arbeitgebermarke
Erhöhung der Identifikation der eigenen Beschäftigten mit dem Unternehmen
Personalgewinnung
Erhöhung der Zugriffzahlen auf den Karriereseiten
zielgruppenspezifische Rekrutierung potenzieller Mitarbeiter (Auszubildende über Facebook oder Führungskräfte über XING, LinkedIn)
Fundiertere Vorauswahl von Bewerbern
Personalentwicklung
Austausch in Expertennetzwerken (Kollegiale Beratung)
eigene Weiterbildung und fundiertes Wissen zur Personalarbeit
Mitarbeitermotivation
Betreuung von Kollegen an anderen Standorten und im Ausland
Einbeziehung der Mitarbeiter in die Personalarbeit (Botschafter)
Achtung: Jeder Content, den eine Firma als Arbeitgeber in die sozialen Netzwerke einbringen, lädt zur Kommunikation ein. Es sollten also genügend Resourcen für einen Dialog mit potenziellen Bewerbern zur Verfügung stehen. Denn letztendlich bestimmt nicht allein der Content über das Image, sondern die Haltung und Kommentare gegenüber den Dialoggruppen.
Schritt 1: Bestandsaufnahme
Welche Plattformen sind für die Personalarbeit des Unternehmens relevant?
Was wird dort über die eigene Firma gesprochen?
In diesem Zusammenhang auch die Mitarbeiter befragen, wo diese präsent sind und ob sie negative oder positive Kommentare über das Unternehmen in Foren, Blogs oder Netzwerken gefunden haben.
Gemeinsam mit der Kommunikationsabteilung eine Bestandsaufnahme der Online Kommunikationskanäle ertellen.
Welche Kanäle sinnvoll sind, um als Arbeitgeber aufzutreten?
Welche Zielgruppen sollen angesprochen werden?
Fach- und Führungskräfte: Xing und LinkedIn
Schüler, Studenten für Ausbildungsplätze und Traineestellen: Facebook und YoutubeMüssen zusätzliche Kanäle geschaffen werden oder reichen die eingespielten Kanäle, um sie mit dem Arbeitgeber-Content zu füllen?
Schritt 2: Befüllen der Arbeitgebermarke mit Content
Gemeinsam mit den Führungskräften herausarbeiten, wie Personal von Social Media profitieren kann und welche Themen für das Arbeitgeberimage relevant wären.
Was zeichnet Ihr Unternehmen als Arbeitgeber aus? Zum Beispiel: Markenversprechen, klare Positionierung, Leitbilder und Unternehmenswerte.
Vermitteln dieser definierten Botschaften immer und überall durch Themen, Kommentare und Dialoge.
Übersetzen der zentralen Botschaften der Arbeitgebermarke bewusst in Anlässe für Interaktion und Konversation, wie zum Beispiel Challanges und Gewinnspiele.
Schaffen von internen und externen Begebenheiten, wie Workshops, Brainstorming-Tage, Messen oder Events, deren Inhalte ebenfalls nach außen kommuniziert werden können.
Schritt 3: Aktiv werden
Mitarbeiter zu Botschaftern ausbilden
Vermitteln der Unternehmenswerte und des Leitbilds des Unternehmens an die Mitarbeiter in Abteilungsmeetings, Workshops und Podiumsveranstaltungen.
Einen Guideline für Mitarbeiter erstellen, wie sie gewinnbringend das Arbeitgeberimage unter ihren sozialen Kontakten verbreiten können.
Keine Verbote in Richtung der Mitarbeiter, sondern Bitten auf Augenhöhe. Die Mitarbeiter müssen wissen, dass Unternehmensleitung und Mitarbeiter gemeinsam als Arbeitgeber im Netz auftreten.
Informieren in Special Interest Blogs zu Personalarbeit 2.0 - wie zum Beispiel wollmilchsau.de.
Kontakt zu Fachkollegen aufnehmen, zum Beispiel auf Business Plattformen wie Xing.
Anlegen eines detaillierten Profils
Sich in passenden HR-Gruppen zu Personalthemen austauschen.
Schritt 4: Kommunikationskanäle zielgerichtet für Personalthemen nutzen
Stellenangebote online verbreiten: über die Firmen-Website mit einschlägigen Social Bookmarks zur Weiterleitung via Facebook, Google+, Xing oder Twitter
über Xing: Promoten Sie Ihre Stellenangebote auf Ihrer Profilseite, auf der Unternehmensseite, in passenden Gruppen
auf Ihrer Facebookseite mit entsprechenden #-Hashtags. Es gibt auch spezielle Facebook-Applikationen für Jobangebot. Diese bieten sich aber nur an, wenn Sie viele Stellenangebote ausschreiben. Aber Sie können auch in Gruppen aus Ihrer Stadt Angebote veröffentlichen.
via 140 Zeichen auf Twitter mit Hashtags und Link zur Online Stellenanzeige
Für Themen zu Ihrer Arbeitgebermarke
Webseite Über uns / Unser Team / Arbeiten bei - mit Bild und Zitaten oder als kleine Filme (siehe BSI), Darstellung der Leitbilder, des Bewerbungsprozesses, Weiterbildungsmöglichkeiten, Transparenz zu Sozialdienstleistungen - möglichst Seiten mit Social Bookmarks versehen
Youtube - emotionale Vorstellung der Arbeitswelt durch kleine Mitarbeiterinterviews, Vorstellung des Chefs, der Arbeitswelt (Einblicke in Teamwork, Arbeitsplätze, Home Office Möglichkeiten etc.)
Vorteile: hervorragende Suche; Videos können sehr leicht geteilt werden.
eigener Blog: KarriereBlog wie bei DATEV oder Azubi-Blog wie bei Mercedes Benz
Facebook - eigener Kanal für Arbeitgeber/ -nehmer-Themen (Stellenangebote, neue Azubis, neue Mitarbeiter, Einblicke in die Arbeitswelt) oder
Xing - Unternehmensseite etablieren,klare Richtlinien dazu erstellen, wie Mitarbeiter-Profil auszusehen hat und wie man Unternehmensinfos/ -botschaften auf Profil / in Gruppen verbreiten kann
Twitter - als eigener Stellenangebots-Kanal, Infos zu Beteiligungen auf Personalmessen, Weiterbildung - als Teaser und Ankündiger von Events, Neuerungen, News mit Verlinkung auf weiterführende Informationen, die Sie auf Facebook, Xing oder Ihrem Blog einstellen.
Bewertungsportale
Prüfen Sie regelmäßig die Einträge auf Arbeitgeber-Bewertungsportalen wie http://www.kununu.com/ und ziehen Sie dementsprechend die Konsequenzen (Beteiligung an Diskussion, Punkte, die dort (negativ, positiv) besprochen werden können Sie für Ihr Arbeitgeberimage thematisch einsetzen). Weitere Bewertungsportale, die Sie kennen sollten sind: http://www.bizzwatch.de, http://www.meinchef.de, http://www.jobvoting.de, http://www.meinpraktikum.de
Auf Karrieremessen oder Unternehmensveranstaltungen für Jobsuchende
können Sie Ihre "Bewerber" zu Botschaftern machen, indem Sie sie bitten, ihre Eindrücke auf Ihrem Facebook-Auftritt zu diesem Event zu hinterlassen (als Kommentar, mit Fotos). Das bringt eine hohe Glaubwürdigkeit.
Nutzen Sie interne Veranstaltungen wie Entwicklungs-/ Trend-/ Zukunftskonferenzen dazu, via Facebook (Posts) und filmisch (Youtube) zu begleiten. So erhalten Bewerber einen Einblick, wie Mitarbeiter in Ihrem Unternehmen die Zukunft gestalten.
Egal auf welchen Kanälen ein Unternehmen als Arbeitgeber auftritt, die Botschaften sollten auf allen gleich lauten. Nur dann macht sich ein Arbeitgeber glaubwürdig und unterstreicht seinen Markenkern.
Steuern des Arbeitgeberimages
Egal wie stark ein Unternehmen in Social Media investieren will. Die folgenden Aktivitäten sollte es auf jeden Fall als Arbeitgeber ausführen:
Monitoren Sie regelmäßig auf Arbeitgeberbewertungsportalen wie kununu, was über Sie gesprochen wird.
Reden Sie mit, wenn über Ihr Unternehmen in sozialen Netzwerken gesprochen wird - bleiben Sie dabei authentisch und setzen Sie Ihre Botschaften klar ein.
Arbeiten Sie eng mit PR zusammen und veröffentlichen Sie auf den unternehmenseigenen Social Media Kanälen Themen zur Personalarbeit. Holen Sie Ihre "Talente" dabei emotional ab und bieten Sie ihnen authentische Einblicke in Ihre Unternehmensphilosophie und das Arbeitsumfeld.
Setzen Sie Ihre Mitarbeiter als Botschafter für Ihr Unternehmen ein.
Nutzen Sie Social Media auch für Ihre eigene Personalarbeit (z.B. Xing, Blogs, Foren), sei es als Recruiting Kanal oder zur Positionierung als Fachexperte - um sich z.B. mit Kollegen auszutauschen oder nach Best Practices zu recherchieren.
Suchen Sie Ihre Bewerber über Social Media - Sie können sich anhand deren Aktivitäten im Netz bereits ein Bild von ihnen machen und entscheiden, ob diese zu Ihrem Unternehmen passen.
Personalarbeit bedeutet kommunizieren. Und dabei sind die sozialen Netzwerke unverzichtbar. Denn dort tummeln sich die Bewerber und Mitarbeiter. In nur wenigen Schritten können Unternehmen Social Media in ihr Personalmarketing integrieren, indem Sie zuhören, mitreden und Content entsprechend ihrem Arbeitgeberimage liefern. Dabei sollte eine Firma aber auch immer authentisch bleiben. (bw)