So sparen Sie Mobilfunkkosten!

09.01.2007
Mit einer sorgfältigen Wahl von Tarif und Provider sowie technischen Lösungen können Firmen den monatlich anfallenden Handy-Rechnungen ihren Schrecken nehmen.

Nicht nur Otto Normalverbraucher kann ein Lied davon singen, dass die Handy-Nutzung - trotz sinkender Minutenpreise - richtig ins Geld geht. Laut einer Umfrage von Forrester geben europäische Unternehmen inzwischen im Schnitt knapp ein Drittel ihres TK- und Netzwerk-Budgets für mobile Kommunikation aus. Das ist ein ordentlicher Posten, wenn man bedenkt, dass der Kostenanteil für mobile Sprach- und Datenverbindungen vor 15 Jahren noch gegen Null tendierte.

Beim Tritt auf die mobile Kostenbremse reicht es indes nicht aus, den Angestellten einzutrichtern, vor allem im Ausland das Festnetz zu nutzen und sich bei Handy-Gesprächen kurz zu fassen. Es gilt vielmehr, das Problem bei der Wurzel zu packen. Leicht tun sich dabei vor allem multinationale Großkonzerne mit einem hohen Gesprächsaufkommen und vielen Nutzern. Sie können mit Providern so günstige Konditionen aushandeln, dass etwa keine Zuschläge anfallen, wenn Mitarbeiter im Ausland die heimische Zentrale anrufen. Unternehmen, die bei Verhandlungen nicht so schlagkräftige Argumente mitbringen, bleibt immer noch die Möglichkeit des Fein-Tunings bei der Auswahl von Tarif und Provider.

Vor- und Nachteile der einzelnen Lösungen.
Foto: Computerwoche

Worauf es dabei ankommt, erläutert Lars Dittrich, Gründer und Vorstandsvorsitzender der Dug Telecom AG. Das Berliner Unternehmen übernimmt für Business-Kunden unter dem Schlagwort "Mobile Managed Service" die komplette Mobilfunk-Administration einschließlich Tarif-Optimierung. Wichtig sei zunächst, das Geschäft des Kunden zu verstehen, etwa wie der Außendienst gesteuert wird, meint Dittrich. Stehe dabei der Empfang von E-Mails im Vordergrund, reichten etwa als Arbeitsmittel für mobile Mitarbeiter statt Laptops Blackberry-Handhelds aus, bei denen ein niedrigeres Datenvolumen anfällt. Die größten Einsparungen erzielt Dug Telecom indes durch die Bündelung der bestehenden Verträge bei einem der vier Mobilfunknetzbetreiber. Darüber hinaus kontrolliert der Dienstleister im regelmäßigen Abstand die einzelnen Verträge der Mitarbeiter und passt die Tarife gegebenenfalls den veränderten Nutzungsprofilen an. Die mit dem Vertrags-Tuning möglichen Einsparungen beziffert Dittrich auf einen zweistelligen Prozentbetrag.

Für Firmen wie auch Privatpersonen, die ohne viel (internen oder externen) Aufwand günstig mobil telefonieren wollen, sind die Produkte "Tarifjäger" von Smart2Talk beziehungsweise "Cellity" des gleichnamigen Hamburger Anbieters möglicherweise einen Versuch wert. Als eine Art Least-Cost-Router für Handys überprüft die für eine Reihe Symbian- oder Java-fähiger Geräte verfügbare Software vor jedem Gesprächsaufbau, ob ein besserer Tarif als der des Netzanbieters möglich ist und wählt dann die preisgünstigere Verbindung. Sowohl Smart2Talk wie auch Cellity werben damit, dass sich die monatlichen Handy-Gebühren mit ihrer Lösung um mindestens 50 Prozent drücken lassen.

Darüber hinaus gibt es eine Reihe technischer Möglichkeiten, um beim Mobilfunk an der Kostenschraube drehen. Der schwedische Anbieter Rebtel etwa nutzt Voice over IP (VoIP), um seinen Kunden günstige Auslandstelefonate via Handy zu ermöglichen. Dabei weist der Dienst etwa einem Gesprächspartner aus New York eine deutsche Festnetznummer zu - der Münchner Anrufer wiederum erhält eine New Yorker Rufnummer. Bei einem Telefonat verbindet Rebtel die Teilnehmer über das Internet. Größter Vorteil von Rebtel sind die erheblichen Einsparungen, bis auf die Kosten für das "Ortsgespräch" ist das Telefonat umsonst. Rebtel selbst erhebt lediglich eine Gebühr von einem Dollar pro (genutzter) Woche an.

Interessant ist auch die mobile Version von Jajah, die als Java- oder Symbian-Anwendung angeboten wird. Das Verfahren ähnelt dabei dem aus dem Festnetz bekannten Prinzip der Web-aktivierten IP-Telefonie, eine Art Wiedergeburt des klassischen R-Gesprächs. Anstatt die eigene und die Rufnummer des Gesprächspartners auf Jajah.com einzutragen, initiiert der Nutzer wie gewohnt ein Handy-Telefonat. Im Hintergrund werden dabei die Informationen automatisch über eine GPRS-Verbindung weitergeleitet. Jajah verbindet dann das genutzte Handy per VoIP-Rückruf direkt mit dem Zielanschluss.

Auch für das Problem der Roaming-Kosten - diese würden selbst bei einem Rückruf anfallen, wenn sich der Nutzer im Ausland befindet - hat Jajah eine Lösung gefunden: Optional kann der Anrufer dem Anbieter per SMS die Nummer eines lokalen Festnetz- oder Mobilfunkanschlusses per SMS senden, über die er erreichbar ist. Anders als das Festnetz-Pendant ist die mobile Version von Jajah wenig dafür geeignet, die Gesprächskosten bei Telefonaten in heimische Mobilfunknetze zu drücken, pro Minute fallen stolze 28 Cent Gebühr an.

Voice over WiFi

Mit der Verbreitung kommerzieller Hotspots, die es inzwischen an vielen öffentlichen Plätzen, Bahnhöfen und Flughäfen gibt, entwickelt sich auch Voice over Wifi (VoWifi) zu einer Alternative für teure Handy-Gespräche. Geeignet sind dafür neben herkömmlichen VoIP-Softclients auf dem Notebook auch spezielle Anwendungen für VoWifi-fähige Smartphones, etwa von Skype, Google (Google Talk) oder Truphone, sowie dedizierte WLAN-Telefone. Ob sich Dual-Mode-Handys, wie sie von der Telekom (T-One) und Arcor (Twintel) eingeführt wurden, am Markt durchsetzen, bleibt indes abzuwarten.

Anstatt nach Hotspots Ausschau zu halten, können Road-Warrior auch ihr Glück mit VoIP via UMTS versuchen. Wie ein CW-Test ergab (CW 30/2006, Seite 22), ist die Technik insbesondere bei Verwendung von SIP-basierenden Lösungen zwar nicht ganz unproblematisch. Wer jedoch eine Daten-Flatrate gebucht hat, kann mit VoIP via UMTS deutlich sparen. Telefonate via Skype oder etwa "Fring" - laut Anbieter werden hier bei einem 60 Minuten langen mobilen VoIP-Gespräch nur 5 MB Daten übertragen - sind sogar bei einem Daten-Zeittarif erheblich billiger als normale Handy-Anrufe.

Im Unternehmen selbst bietet sich die Verwendung eines GSM-Gateway an, um die Kosten für die mobile Kommunikation zu drosseln. Dabei handelt es sich um einen Mobilfunkadapter, der mit einer oder mehreren SIM-Karten ausgestattet ist - idealerweise sind dies Karten verschiedener Netzbetreiber mit einer günstigen Tarifvariante. Dieser wird an die firmeninterne Telefon-Anlage angeschlossen. In der einfachsten Variante können Gespräche vom Festnetz zum Außendienst oder zu mobilen Kunden kostengünstig als netzinterne Mobilfunkanrufe geführt werden. Anbieter wie die Comsat GmbH gehen davon aus, dass sich eine solche Lösung spätestens in sechs Monaten amortisiert hat.

Doch damit nicht genug: Es gibt bereits Lösungen, bei denen ein GSM-Gateway als Teil einer IP-fähigen Telefonanlage (IP PBX) genutzt wird. Bei einer solchen Installation können Firmen nicht nur der übermäßigen Profitsucht mancher Mobilfunkbetreiber ein Schnippchen schlagen, sie verbessern auch noch die interne Kommunikationsstruktur. So werden die Handys von Managern, Vertriebs- oder Servicemitarbeitern gleichzeitig zu mobilen virtuellen Nebenstellen, die wichtige Leistungsmerkmale der stationären Telefonanlage wie etwa Konferenzschaltungen, Kurzwahl oder Rückruf nutzen können.

Geht es darum, innerhalb eines Unternehmens die Mobilfunkkosten zu senken, darf auch die Technik Unlicensed Mobile Access (UMA) nicht unerwähnt bleiben. Bei der noch jungen Entwicklung werden - etwa auf dem Unternehmens-Campus - klassische unlizenzierte Funktechniken wie WLAN oder Bluetooth zur drahtlosen Anbindung der mobilen Endgeräte eingesetzt.