SOA trifft das Web 2.0

23.11.2006
Auf einer Fachkonferenz in Mainz stellten US-amerikanische Experten das Zusammenwachsen von Service-orientierten Geschäftsanwendungen mit Elementen des Web 2.0 in den Mittelpunkt.
"Der Hype ist vorüber: SOA ist Realität." Wolfgang Martin, Analyst

"Der Hype ist vorüber. SOA ist Realität." Dieses Resümee zog der unabhängige Analyst Wolfgang Martin, Vorsitzender des jährlich von IIR Technology veranstalteten SOA-Kongress. Tatsächlich berichtete eine ganze Reihe bekannter Unternehmen von ihren Erfahrungen mit Service-orientierten Architekturen, darunter Daimler-Chrysler, die Schweizer Großbank Credit Suisse, Fiducia IT und der schottische Versicherungskonzern Standard Life. Unter dem Motto: "Mit SOA zum adaptiven Unternehmen" unterstrich Martin einmal mehr die Bedeutung einer konsequenten Ausrichtung an Geschäftsprozessen: "Geld und Wettbewerbskraft stecken in den Prozessen." Die technische und organisatorische Infrastruktur für Prozessorientierung bilde eine Service-orientierte Architektur: "Ohne SOA geht es nicht."

Doch während viele einschlägige Projekte angelaufen sind, zeichnen Analysten schon die nächsten Zukunftsszenarien. Unter dem Schlagwort Service-oriented Business Applications (Soba) beschrieb Ronald Schmelzer vom US-amerikanischen Analyse- und Beratungshaus Zapthink, wie sich klassische Geschäftsanwendungen weiterentwickeln könnten. Nicht mehr das Erstellen von Services sondern das Konsumieren derselben stehe künftig im Mittelpunkt. Das schließe auch Dienste aus externen Quellen ein, wie sie im Zuge von Web 2.0-Anwendungen immer häufiger entständen. Schmelzer benutzte dafür den Begriff "Enterprise Mashup" und entwarf zugleich eine kühne Vision: Im Zeitalter des Web 2.0 kombinierten Fachanwender dereinst ihre eigenen Business-Anwendungen aus internen und externen Services. Solche "Adhoc Applications" würden durch neue Entwicklungen wie die Rich-Client-Technik Ajax (Asynchronous Javascript and XML) entscheidend erleichtert.

Wie das funktionieren könnte, demonstrierte Patrick Chanezon vom Suchmaschinenbetreiber Google. Mit Hilfe der von Google zumeist kostenfrei zur Verfügung gestellten APIs (Application Programming Interfaces) könnten Unternehmen eine ganze Reihe neuer Services in ihre eigenen Websites und Anwendungen einbinden, beispielsweise den Dienst "Google Maps" oder Such- und Kalenderfunktionen. Auch der US-amerikanische SOA-Experte und Buchautor David Linthicum sieht Enterprise Mashups am Horizont. Den Weg dorthin wiesen so genannte "Outside in Services", sprich Softwaredienste externer Anbieter, die Unternehmen in ihre eigenen Systeme einbinden: "Die Grenzen zwischen Web Applications und Enteprise-Anwendungen verschwimmen", lautete seine Prognose. Immer mehr Unternehmen nutzten Services aus dem Web auch in ihrer SOA. Das Web 2.0 entwickle sich zur "Global SOA".

Vor diesem Hintergrund gewinne auch das Konzept "Software as a Service" (SaaS) an Bedeutung. Anbieter wie Salesforce.com glänzten mit hohen Wachstumsraten, und das sei erst der Anfang: "Wir befinden uns mitten in der SaaS-Revolution." Als Beleg für die wachsende Verbreitung von Web-Services führte Linthicum unter anderem Zahlen des Marktforschungsunternehmens IDC an. Bereits 2004 hätten sich die weltweiten Ausgaben für Web-Services im Vergleich zum Vorjahr auf 2,3 Milliarden Dollar verdoppelt. Bis zum Jahr 2009 rechnet IDC mit einem Volumen von rund 14,9 Milliarden Dollar. (wh)