Freiberufler-Index

Sommerpause im Markt für IT-Selbständige

13.08.2014 von Hans Königes
Mit 114 Punkten bleibt der Geco-Index im zweiten Quartal 2014 verhalten und zeigt sich damit gegenüber dem ersten Quartal des Jahres (115) nahezu unverändert. Zwar spricht man in der Branche von einer "gefüllten Pipeline", doch die dürfte sich erst im zweiten Halbjahr in den Freelancer-Taschen so richtig auswirken.

Es ist derzeit wie eine gefühlte Verschnaufpause, deren Ursache nur schwer auszumachen ist, glaubt Günter Hilger, Vorstand des Hamburger Beratungshauses und Personaldienstleisters Geco. Dennoch, von einem pessimistischen Marktumfeld will er nicht sprechen: "Die Stimmung im Markt ist immer noch gut." In einigen Branchen und auch im SAP -Umfeld sei sie positiv, "sogar ausgesprochen optimistisch".

Günter Hilger ist Vorstand des Personaldienstleisters Geco. Sein Unternehmen untersucht quartalsweise den Markt für IT-Freiberufler.
Foto: Geco Group

Die Beraterstundensätze konnten mit einem aktuellen Wert von 108 gegenüber dem ersten Quartal 2014 (106) um fast zwei Prozent zulegen. Hilger kommentiert diese Entwicklung als "Seitwärtsbewegung auf hohem Niveau", die in erster Linie von SAP-Projekten und den Themen Security, Virtualisierung und Cloud getragen werde. Ungebrochen stark zeigen sich dagegen die Technikerstundensätze, die gegenüber dem ersten Quartal 2014 um 4,5 Prozent auf 113 Punkte zulegten. "Techniker und Helpdesk-Mitarbeiter sind am Markt weiterhin gefragt", kommentiert Geco-Manager Markus Reefschläger. Die Frage sei, ob und wie der Trend zu Cloud-Lösungen diese Jobs beeinflussen werde.

Wieder deutlich zulegen konnten im abgelaufenen zweiten Quartal die Projektlaufzeiten, nachdem dieser Wert im ersten Quartal 2014 signifikant zurückgegangen war. Mit einem Wert von 145 Punkten verzeichnen die Projektlaufzeiten nun ein Plus von immerhin zehn Prozent gegenüber dem ersten Quartal des Jahres.

Verhaltener Projektmarkt

Eingebrochen ist dagegen der so wichtige Projektindex. Mit einem Wert von 73 Punkten verlor er gegenüber dem ersten Quartal 2014 (87) 16 Prozent. Laut Geco-Chef Hilger spiegelt diese Entwicklung das verhaltene Marktgeschehen wider.

Auch die Projektanfragen nahmen ab. Mit einem Wert von 129 sanken sie gegenüber dem Vorquartal um fast zehn Prozent. Die Zahl der Anfragen sank damit zum dritten Mal in Folge. "Mit diesem sehr niedrigen Niveau dürfte aber die Talsohle durchschritten sein", zeigt sich Hilger optimistisch.

Freiberufler
Was sind die wichtigsten Herausforderungen für IT-Freiberufler?
Dafür befragte die COMPUTERWOCHE 1.096 IT-Selbständige. Diese waren im Schnitt 47 Jahre alt, neun von zehn Befragten sind männlich. Drei Viertel sind in der Beratung tätig, fast jeder Zweite im IT-Projektmanagement. 38 Prozent der Freelancer beschäftigen sich mit Entwicklung, jeder Dritte übernimmt Coaching-Aufgaben. Rund ein Fünftel arbeitet in Administration und Support, mit Datenbanken oder in der Qualitätssicherung.
Die Planbarkeit von Anschlussprojekten ...
... ist für jeden zweiten Freiberufler nach wie vor die größte Herausforderung.
Aber auch die Verhandlungen von Stundensätzen ...
... beanspruchen 44 Prozent der befragten IT-Freiberufler.
Hoher Reiseaufwand ...
... beziehungsweise ein weit entfernter Projekteinsatzort macht 34 Prozent der IT-Freiberufler zu schaffen. Für die meisten Kunden ist es selbstverstänlich, dass Freiberufler immer vor Ort arbeiten.
Für regelmäßige Weiterbildung ...
... fehlt jedem dritten Freiberufler die Zeit, so eine weitere Herausforderung.
Hohe Arbeitsbelastung ...
... nennen 32 Prozent der befragten IT-Freiberufler als Herausforderung.
Hohe Weiterbildungskosten ...
... belasten 27 Prozent der befragten IT-Freiberufler.
Gesetzliche Vorschriften und Regelungen, ...
... etwa zur Scheinselbständigkeit erschweren 23 Prozent der befragten IT-Freiberufler die Arbeit.
Hohe fachliche Anforderungen ... durch Projekte
... empfindet jeder fünfte IT-Freiberufler als Herausforderung.
Dass Kunden Projektreferenzen freigeben ...
... und damit dem IT-Freiberufler einen Leistungsnachweis für die nächste Akquise geben, passiert anscheinend nicht immer. Für 11 Prozent der IT-Freiberufler ist das ein Problem.
Flaute oder zu wenig Projektaufträge ...
... sind für zehn beziehungsweise 27 Prozent der befragten IT-Freiberufler ein Problem.

Der Geco-Freiberufler-Index ...

... ist ein Indikator für freiberufliche IT-Profis. Er wird quartalsweise von der Geco AG in Hamburg erhoben. Der Index vergleicht die einzelnen Quartale des aktuellen Geschäftsjahres mit den vergleichbaren Zeiträumen der vorangegangenen Jahre. Die Grundlage der neuen Berechnungen bildet das Geschäftsjahr 2009 (Basis = 100). Der Index setzt sich aus den fünf Werten Berater-, Technikerstundensatz, Projektlaufzeiten, Projektindex (gibt das Verhältnis von Projektanfragen zu realisierten Projekten an) und Projektanfragen zusammen.