Spam ist tot? Weit gefehlt! Laut Cisco sind die Angriffe auf Unternehmensnetzwerke mit Spam im vergangenen Jahr ebenso überraschend wie sprunghaft angestiegen. Dabei dient die Spam-Mail in vielen Fällen zunehmend als Wirt für verschiedenste Angriffsmethoden - etwa Spear Phishing oder Ransomware.
Die Lieblingsfirmen der Spammer
In einer aktuellen Untersuchung hat der Sicherheitsanbieter F-Secure die Lieblings-Unternehmen der Spammer identifiziert - sowohl auf nationaler, als auch auf internationaler Ebene. Eine Erkenntnis: Die Verfasser von Spam-Mails setzen auf die Wirkung von großen Namen wie Amazon, Apple oder Microsoft.
Rüdiger Trost, Head of Cyber Security bei F-Secure, erklärt die Strategie der kriminellen Hacker: "Der E-Commerce ist inzwischen so weit verbreitet, dass eine einfache E-Mail mit dem Betreff 'Ihre Bestellung konnte nicht zugestellt werden!' oft schon ausreicht. Bei der schieren Masse an ausgeliefertem Spam ist es fast garantiert, dass ein Teil der Empfänger tatsächlich auf Waren wartet. Und genau dieser Zusammenhang hebelt oft alle gelernten Vorsichtsmaßnahmen aus."
Die Rangliste der laut F-Secure am häufigsten gefälschten Absender in Deutschland (im ersten Halbjahr 2017) wollen wir Ihnen natürlich eben so wenig vorenthalten wie ihr entsprechendes, internationales Pendant:
Paypal
Amazon
Ebay
Giropay
Lyft
Apple
Microsoft
Mercedes
Die am häufigsten gefälschten Absender weltweit:
UPS
Amazon
Fedex
Apple
Paypal
Walgreens
Microsoft
Eharmony
Lyft
Facebook
Bank of America
Match.com
Spam-Wiedergeburt
Laut des aktuellen Cybersecurity Report 2017 von Cisco machen Spam-Mails satte 65 Prozent des gesamten Mailverkehrs aller im Rahmen der Studie befragten Unternehmen aus. Dabei hatte es bereits 2010 so ausgesehen, als sei Spam endgültig besiegt - im Jahr 2015 bewegte sich das Verbreitungslevel noch auf einem sehr niedrigen Level, 2016 folgte dann aber ein sprunghafter Anstieg. Die Entwicklung lässt sich auch ganz gut mit Zahlen (von Cisco) belegen: Im Jahr 2010 registrierte das Unternehmen zirka 5000 verschickte Spam-Mails pro Sekunde. In den folgenden Jahren lag die Zahl stets unter der Marke von 1500 - bevor sie 2014 auf 2000 und 2016 auf 3000 Mails pro Sekunde anstieg.
Dass der Angriffsvektor Spam in Sachen Umfang wieder deutlich zugelegt hat, sollte CISOs zu denken geben, wie man bei Cisco betont: "Sie sollten Ihre Security-Technologien, die das Spam-Aufkommen überwachen und gering halten sollen, auf den Prüfstand stellen", empfiehlt Franc Antes, Security-Spezialist bei Cisco.
Das Problem sei dabei, dass nur etwa acht Prozent aller Spam-Mails Schadcode beherbergten. Da das Spam-Aufkommen im Jahr 2016 aber deutlich zugelegt habe, bedeuteten diese acht Prozent auch einen sprunghaften Anstieg der Kompromittierungs-Versuche insgesamt. Das sei ein Fakt, den CISOs leicht übersehen könnten, wenn sie kein Auge darauf haben oder vom CIO darauf hingewiesen werden, so Antes.
"Wenn ein End-User auf so einen Versuch hereinfällt und einen schadhaften Link anklickt oder einen Dateianhang öffnet, funktioniert die Infektion in der Regel auf der Workstation, weil der User das Binary-File ausführt", erklärt der Experte. Das wiederum könne den Rechner unter Umständen in Sekunden zum Bot umfunktionieren oder eine Ransomware-Infektion zur Folge haben.
Adware-Bedrohungen
Ein wachsendes Problem stellt laut dem Cisco Cybersecurity Report auch Adware dar. Deren vorrangiges Ziel ist es, Display Ads oder Pop-Ups abzurufen - zum Vorteil von Werbetreibenden versteht sich. Allerdings nutzen auch kriminelle Hacker Adware: Sie schleusen Schadcode ein, der Browser- und Betriebssystem-Einstellungen verändert, Security-Maßnahmen aushebelt oder gleich das ganze System unter seine Kontrolle bringen kann. Adware wird so vom lästigen Übel zur ernsthaften Bedrohung für die Sicherheit in Unternehmen. Im Rahmen des Reports untersuchte Cisco über den Zeitraum eines Jahres Adware in 130 Unternehmen aus verschiedenen Branchen. Das Ergebnis: 75 Prozent der Adware war mit Schadcode infiziert.
Positives gibt es hingegen in Sachen Adobe Flash zu berichten: Flash wird dem aktuellen Cisco-Report zufolge als Angriffsvektor kaum noch genutzt, weil die Schwachstellen inzwischen landläufig bekannt sind und selbst Adobe den Webseitenbetreibern den Wechsel auf HTML5 empfiehlt.
Anders sieht es laut Cisco bei den Exploit Kits aus: Zwar sind die 2015er "Hits" wie "Angler", "Neutrino" und "Nuclear" - aus verschiedenen Gründen - fast völlig von der Bildfläche verschwunden, allerdings schicken sich neue Exploit-Kits namens "Sundown", "Sweet Orange" und "Magnitude" an, die Plätze ihrer Vorgänger einzunehmen.
Die Cyberkriminellen sind stets auf der Suche nach neuen Angriffsmethoden. Insbesondere Server - respektive ihre Schwachstellen, die häufig in den Applikationen oder dem Betriebssystem liegen - haben die Hacker im Visier. Begünstigt wird diese Entwicklung auch durch die zunehmende Popularität von SaaS und anderen Cloud-Services. Die Angriffe auf Server haben laut Cisco 2016 im Vergleich zum Vorjahr um ganze 34 Prozent zugelegt. Die Attacken auf Clients und Netzwerke sind auch deshalb gesunken: Ein Angriff auf einen Server ist für die Hacker in der Regel deutlich profitabler.
Budgets, Fachkräfte & Awareness
Cisco hat im Rahmen seines Cybersecurity Reports auch 3000 IT-Sicherheitsexperten aus verschiedenen Unternehmen zum Status Quo ihrer Security-Bemühungen befragt. Dabei ist zu Tage getreten, dass 44 Prozent aller Security-Alerts nicht untersucht werden und 54 Prozent aller berechtigten Alerts nicht korrigiert werden. Mit Hilfe von Technologie werden Sicherheitsvorfälle also erkannt, aber die Security Teams kommen mit der Bearbeitung nicht hinterher. Die Befragten gaben häufig zu knappe Budgets und Fachkräftemangel als Gründe hierfür an. Es gibt jedoch offensichtlich auch Kompatibilitäts-Probleme, wenn es darum geht, mit den Produkten und Lösungen verschiedener Sicherheitsanbieter zu arbeiten.
In Sachen Hackerangriffe räumten die Befragten ein, dass sie in der Folge mit Ausfallzeiten, Reputationsschäden und Kundenschwund zu kämpfen hatten. Das hat allerdings auch positive Auswirkungen: 38 Prozent der Studienteilnehmer gaben an, solche Vorfälle (eigene oder in anderen Unternehmen) hätten dabei geholfen, dass das Thema IT-Security allgemein einen höheren Stellenwert erlangt hat. Das schlägt sich beispielsweise in der Abtrennung der Security-Teams von der IT-Abteilung und einer steigenden Beliebtheit von Awareness-Trainings für die Mitarbeiter nieder.
Dieser Artikel basiert in Teilen auf einem Beitrag unserer US-Schwesterpublikation networkworld.com.