IDC-Analyse

Speicher - künftig aus der Wolke

21.06.2010 von Klaus Manhart
Nur zwölf Prozent der deutschen Unternehmen setzen derzeit Online-Speicher ein. Doch laut einer aktuellen IDC-Studie haben sich zwei Drittel der befragten Firmen bereits mit Storage aus der Cloud auseinandergesetzt. Im Vordergrund steht dabei der Kostenvorteil. Die Studie gibt auch darüber Auskunft, wie Cloud-Storage in den Unternehmen tatsächlich eingesetzt wird, welche Vor- und Nachteile die Anwender sehen und welche Anbieter sie bevorzugen.

Im November 2009 startete das Marktforschungsunternehmen IDC eine Befragung unter 385 deutschen Unternehmen mit mehr als 50 Mitarbeitern zum Cloud Thema Storage-as-a-Service (StaaS). Nach der ersten großen IDC Cloud Computing Studie im Frühjahr vergangenen Jahres liegt mit Storage-as-a-Service - Anwenderpräferenzen und Trends in Deutschland 2010 nun die zweite große Befragung im Rahmen der von IDC geplanten Cloud Computing Serie vor.

In der jüngsten Umfrage wollte IDC unter anderem herausfinden, ob sich die Verantwortlichen bereits mit StaaS befasst haben. Das Ergebnis: Zwei Drittel der Unternehmen haben sich mit diesem Thema schon auseinandergesetzt. Dies ist zum einen ein klares Indiz dafür, dass Storage ein Dauerproblem für die Unternehmen ist, für das einfache und kostengünstige Lösungskonzepte gefragt sind. Zum anderen lassen die Ergebnisse die Schlussfolgerung zu, dass Unternehmen StaaS zunehmend mehr als Lösung für ihre Storage Probleme akzeptieren.

Auch wenn derzeit bisher nur zwölf Prozent der befragten Unternehmen StaaS tatsächlich nutzen, so evaluieren 24 Prozent der Teilnehmer eine Lösung, und weitere 21 Prozent sind aktuell mit der Einführung einer Lösung beschäftigt. Nur elf Prozent der Befragten haben sich nach der Prüfung gegen eine Lösung entschieden.

Dass sich etwa ein Drittel der Unternehmen noch nicht weiter mit der Thematik beschäftigt hat, ist vor allem auf zwei wesentliche Ursachen zurückzuführen: Entweder wurden andere Projekte mit deutlich höherer Priorität realisiert oder die Sicherheitsbedenken waren so groß, dass eine Umsetzung noch nicht erfolgte. Aus Sicht von IDC scheint diese Argumentation für den konservativen deutschen Markt typisch zu sein.

Kostenfresser Storage

Detaillierter von IDC befragt wurden im weiteren Verlauf nur die IT-Verantwortlichen der 262 Unternehmen, die sich bereits eingehend mit StaaS auseinandergesetzt haben. Grundsätzlich gesehen ist Storage in erster Linie ein wirtschaftliches Problem. So gibt die Mehrheit der Unternehmen "Kosten" als Hauptproblem im Zusammenhang mit Storage an. Ursache hierfür dürfte insbesondere das ungebremste Wachstum des zu speichernden Datenvolumens sein. Aber auch auf operativer Ebene stehen die Anwender vor Problemen im Zusammenhang mit Storage, zum Beispiel Systemzuverlässigkeit, Einhaltung von Compliance und Dauer des Backup Prozesses.

Insgesamt kommt bei den Unternehmen eine Vielzahl unterschiedlicher Cloud Storage Services zum Einsatz, die von Backup bis hin zu E-Discovery reichen. Die IDC Befragungsergebnisse zeigen, dass Notfallwiederherstellung, Backup und Desaster Recovery mit Abstand die am meisten verbreiteten Anwendungen (53 Prozent) im StaaS-Umfeld sind.

Am zweit häufigsten wird StaaS zur Vorbeugung gegen Datenverlust (40 Prozent) eingesetzt. "Dies lässt den Rückschluss zu, dass die Bedenken der Anwender, die sich aufgrund von Sicherheitsbedenken noch nicht mit dem Thema befasst haben, eher ein "emotionales" als ein tatsächliches Problem darstellen", sagt Lynn-Kristin Thorenz, Research & Consulting Director bei IDC.

Wichtigster Treiber für die Nutzung von StaaS ist in erster Linie der Kostenvorteil einer Online-Lösung gegenüber einer Inhouse Lösung. Ein bedeutender Antriebsfaktor ist außerdem die Entlastung der personellen Ressourcen, damit sich die interne IT anderen Prioritäten widmen kann.

Betriebskosten senken

Wichtige Hinweise, welche Maßnahmen Anbieter ergreifen sollten, um StaaS voranzubringen, zeigen die Antworten der Unternehmen, die sich gegen Online-Storage-Services entschieden. Hervorzuheben ist dabei insbesondere das Informationsdefizit, das aus Sicht der Anwender am Markt herrscht. Dies sollte jedoch laut IDC ein relativ einfach zu lösendes Problem für die Anbieter sein. Die wichtigsten Knackpunkte im Zusammenhang mit StaaS sind jedoch Sicherheit, Kosten und Compliance.

Über die Hälfte der von IDC befragten Unternehmen erwartet steigende Ausgaben für StaaS. Weitere 14 Prozent möchten erstmalig investieren. Dies ist für IDC aufgrund der stetig wachsenden Anforderungen an Storage nicht erstaunlich. Allerdings steht für 37 Prozent der Befragten dabei im Vordergrund, durch StaaS die Betriebskosten zu senken. Dabei hatte IDC ursprünglich angenommen, dass Unternehmen durch den Einsatz einer StaaS-Lösung vor allem ihre Kapitalkosten senken beziehungsweise Storage-Kosten in die Betriebskosten verschieben wollen.

Aus Sicht von IDC ist der Markt nach wie vor stark fragmentiert. Die Mehrheit der befragten Anwenderunternehmen ist grundsätzlich für verschiedene Arten von Anbietern offen. Da das Thema Sicherheit ein stark ausgeprägtes Auswahlkriterium darstellt, dürften der Brandname und das Vertrauen in einem engen Zusammenhang mit der Wahl des Anbieters stehen. IDC empfiehlt den Anbietern, den Nutzen ihrer StaaS-Konzepte anhand anschaulicher Fallbeispiele transparent darzustellen sowie die realisierbaren Kostenvorteile und vor allem die Vorteile gegenüber einer internen Lösung.

Die Ergebnisse der IDC-Studie zeigen insgesamt, dass die Verbreitung von StaaS zwar wie erwartet noch am Anfang steht, aber Online Storage vom deutschen Markt nicht mehr wegzudenken ist. Über die weiteren Entwicklungen im Cloud-Umfeld wird die nächste Analyse von IDC, die für das 4. Quartal 2010 geplant ist, Aufschluss geben.