Gründergeschichten

Spielend zur Unternehmensgründung

26.04.2010 von Hans Königes
Ingo Frick hat aus seiner Freude am Spielen ein Geschäft gemacht. Die von ihm mitgegründete Cooee GmbH verbindet auf einer Online-Plattform Kommunikation und 3D-Grafik.

Computerspielefans älterer Semester sind legendäre Titel wie "Die Siedler" (1994) und "Schleichfahrt" (1996) auch heute noch ein Begriff. Hinter diesen Klassikern stand Ingo Frick mit seinem Entwicklungsstudio Massive Development. Der studierte Maschinenbauer und Verfahrenstechniker gründete 1989 gemeinsam mit seinem langjährigen Freund und Geschäftspartner Alexander Jorias die Spieleschmiede. Frick erinnert sich: "Es war eine tolle Zeit, in der wir extrem viel gelernt haben. Allerdings haben wir auch frühzeitig den Trend zu immer höheren Entwicklungsbudgets für Spiele erkannt." Als deutsches Unternehmen sei es heute fast unmöglich, bei Budgets von zehn Millionen Euro und mehr mitzuhalten. 2000 verkauften die Gründer Massive Development an einen internationalen Publisher und arbeiteten noch einige Jahre als angestellte Geschäftsführer weiter.

Wer seinen Avatar schön einkleiden will, muss bezahlen: Die Firmengründer Ingo Frick, Stefan Lemper und Alexander Jorias (von links) mit drei Avataren aus ihrem Club Cooee.

Danach wurden Frick und Jorias zu Wiederholungstätern. 2005 entstand die Idee, die Elemente Spiele, Kommunikation und soziale Netze zu einer Einheit zu verbinden. Den ersten Prototyp der neuartigen Kommunikationsplattform entwickelten sie ab 2006 in Kaiserslautern, die Finanzierung der Seed-Phase erfolgte zunächst aus privaten Mitteln der Gründer. Parallel suchte das Team nach einem Investor. Fündig wurde man beim VC-Geber Aurelia Private Equity, die nach der Gründung der Cooee GmbH im Oktober 2007 die weitere Finanzierung übernahm.

Auf die Schwierigkeiten beim Start angesprochen, meint Frick: "Bei einer Gründung wie Cooee muss man den Konflikt zwischen unzureichenden Mitteln einerseits und notwendigen Entwicklungsarbeiten andererseits aushalten." Geschafft habe man das durch schnelle interne Entscheidungen, die zügige Entwicklung eines vorzeigbaren Prototypen sowie die rechtzeitige Akquise von Risikokapital.

Partnersuche für ein aufwendiges Projekt

Den Gründern war früh klar, dass Cooee ein betriebswirtschaftlich wie technisch umfangreiches Projekt würde. "Wir entwickelten mit Club Cooee etwas völlig Neues, auch in technologischer Hinsicht", gibt Frick zu bedenken. Um Synergien zu nutzen, suchte man daher nach Partnern. Über den Investor entstand der Kontakt zur deutschen Gründerinitiative "unternimm was" von Microsoft. Im Mai 2009 wurde Cooee dann in die Förderung aufgenommen. "Davon profitieren wir in vielerlei Hinsicht", resümiert Frick. Microsoft stelle zum Beispiel kostengünstig Software zur Verfügung, zudem erhielten die Gründer sehr früh Zugriff auf Release-Candidates der kommenden Betriebssysteme.

Auch abseits der Technik unterstützt Microsoft das Kaiserslauterer Startup: Durch die Aufnahme in das internationale Gründerprogramm "BizSpark One" entstanden gute Geschäftskontakte. Stolz ist Frick auch darüber, mit Microsoft auf der Pariser "LeWeb" zu präsentieren, der Messe für Internet-Technologie und -Startups.

Für Cooee steht als nächster Wachstumsschritt die Ausweitung des internationalen Geschäfts an. "Mit Club Cooee haben wir ein tragfähiges Geschäftsmodell, das nicht auf Werbeeinnahmen beruht, sondern sich komplett durch den Verkauf virtueller Gegenstände finanziert", erklärt Ingo Frick. Das Modell kommt bei den Benutzern gut an: Club Cooee hat Nutzer in mehr als 200 Ländern, die mit angepassten Sprachversionen und lokalen Bezahlverfahren versorgt werden müssen. Zudem ist die Einbindung herkömmlicher Messaging-Dienste wie ICQ oder Yahoo geplant sowie die Einführung von VoIP. Auch betriebswirtschaftlich steht 2010 Großes an: "Wir sind zuversichtlich, in diesem Jahr den Breakeven zu schaffen", sagt Frick. Viel zu tun für den Gründer, der seine Motivation aus dem Spaß an spielerischen Lösungen zieht. Diesen Spaß an der eigenen Arbeit will er auch auf seine Mitarbeiter übertragen: "Als Unternehmer muss ich das Vertrauen der Mitarbeiter in die eigenen Fähigkeiten stärken." Gerade in einem Startup sei der Zusammenhang zwischen Erfolg und eigener Leistung unmittelbar zu spüren. Für andere Gründungswillige hat Frick einen Rat: "Ideen gibt es viele, auch gute. Die Herausforderung ist die Realisierung, und das geht nicht ohne Fleiß, Talent, Durchhaltevermögen und starke Partner. Hier sollte sich jeder Gründer realistisch einschätzen."

Der emotionale Chat

Club Cooee kombiniert herkömmliches Instant-Messaging mit den Möglichkeiten der multimedialen 3D-Welt. Im Gegensatz zu anderen virtuellen Online-Welten ist der kostenlose 3D-Messenger für Windows in den Desktop integriert und läuft damit parallel zu anderen Anwendungen. Interessant ist auch das Geschäftsmodell der virtuellen 3D-Plattform: Während sich eine Vielzahl virtueller Gegenstände kostenlos verwenden lassen, können Nutzer für kleine Beträge zusätzlich besondere Items wie Film-Leinwände oder außergewöhnliche Kleidungsstücke für ihren Chat-Rraum und Avatar erwerben. Die Nutzer können sich anschließend in den individuell gestalteten Räumen treffen und kennen lernen. Das Chatten wird somit emotionaler und dank der Einbindung von Audio- und Videodateien multimedial.