Weiterbildung im Home Office

Startup nach New-Work-Methode

04.07.2018 von Stefan  Mangold
Der Weiterbildungsanbieter karriere tutor® macht aus der Zeitnot von Eltern beziehungsweise in Familien sowie dem hohen Fortbildungsbedarf in der IT eine Tugend. Das Startup ermöglicht das Lernen von überall auf Basis des Konzepts New Work und lebt dieses Prinzip auch selbst.

Den Begriff "New Work" prägte der amerikanische Philosoph Frithjof Bergmann bereits in den 1980er Jahren. New Work definiert Freiheit nicht nur als Wahl zwischen Alternativen, sondern vor allem als Handlungsfreiheit. In Anlehnung an das New-Work-Prinzip wurde auch der Weiterbildungsanbieter karriere tutor® von Andrea Fischer und Oliver Herbig gegründet. Mit dem digitalen Zeitalter, so ihre Sichtweise, scheint dieser Arbeitsansatz keine Utopie mehr zu sein.

Andrea Fischer: "Mit dem Wissen von gestern braucht sich heute niemand vorzustellen."
Foto: Fischer - karriere tutor®

Die Handlungsfreiheit von New Work genossen früher zumindest in Ansätzen Heimarbeiter. Für die Lederindustrie fertigten ganze Ortschaften zu Hause. Die Firma lieferte den Rohstoff, der Angestellte die Handtaschen. Wann er produzierte, interessierte niemanden. Der Vorteil lag auf beiden Seiten: Die Feintäschner konnten die Arbeit mit ihrem Privatleben harmonisieren, die Firmen sparten Platz. Bei karriere tutor® muss ebenfalls niemand zur Arbeit das Haus verlassen, weder die Angestellten noch die Kunden. Das eigene Büro lässt sich überall aufschlagen, wo der Internet-Anschluss funktioniert. Die gesamte Kommunikation läuft über das Netz.

Normalerweise brauchen auch Startup-Unternehmen eine Weile, um in die Gänge zu kommen. Bei karriere tutor® lief es jedoch relativ reibungslos an. Mittlerweile stehen neben 43 Angestellten auch 25 Honorarkräfte auf der Gehaltsliste. Den Erfolg erklärt Fischer mit mehreren Faktoren: "Unser Fokus liegt zu 100 Prozent auf den sehr gefragten Themen IT und Digitalisierung." Das bedeutet aber auch, dass das Know-how von heute morgen schon wieder überholt sein kann. Ein Teil der Arbeit der Dozenten bestehe darin, sich laufend auf den aktuellen Stand zu bringen und im Zusammenspiel mit der IT die Lern-Tools ständig anzupassen. Bei Themen wie E-Commerce oder Online-Marketing sowie bei den neuen Berufen wie Chief Digital Officer (CDO) könne es sich niemand leisten, hinterherzuhinken. Die Gründerin dazu: "Mit dem Wissen von gestern braucht sich heute niemand vorzustellen."

Weiterbildung trotz Kindererziehung

Bei karriere tutor® handelt es sich um einen von der Bundesagentur für Arbeit zertifizierten Anbieter. Auch die Bundeswehr lässt hier schulen. Arbeitssuchende und Soldaten melden sich ebenso nach eigener Recherche an wie Berufstätige. Neben dem aktuellen, technischen Stand schätzen die Kunden wohl auch die Teilhabe am New-Work-Prinzip. Dozenten und Teilnehmer sitzen nämlich über die ganze Republik verteilt vor den Bildschirmen. Vielen ermöglicht das, sich weiterzubilden, ohne solange ihre Kinder anderswo unterbringen zu müssen.

E-Learning: Wie Mitarbeiter neue Skills im Job erlernen
E-Learning im Job und Talent-Management
Unternehmen müssen im Talent-Management neue Wege gehen und verstärkt in die Weiterbildung ihrer Mitarbeiter investieren. Folgende Tipps zum Thema E-Learning können den Experten von Right Management zufolge helfen, die Weichen in Sachen Skills und Ausbildung neu zu stellen und das Lernen attraktiv zu gestalten.
Tipp 1: Lernen ohne Ausbilder
Um Neues zu lernen, muss nicht immer ein Ausbilder präsent sein. E-Learning erlaubt Experten, Lehrpläne granular zu entwerfen, Kurse oder einzelne Lektionen aufzuzeichnen und alles über eine Online-Plattform abrufbar zu machen. Damit ist E-Learning ein wichtiger Schritt in Richtung selbstbestimmtes Lernen.
Tipp 2: Lernfreude im Team
Online- und selbstbestimmtes Lernen bedeutet nicht notwendig allein lernen. Die gemeinsame Schaffung von Lerninhalten sowie das Kategorisieren und Teilen von Content sind gut geeignet, einen Geist der Zusammenarbeit zu schaffen. Geschieht das unter Zuhilfenahme von Elementen aus Social Media, Smartphone-Apps und Spielen, erleben die Mitarbeiter die Faszination der Echtzeit-Zusammenarbeit.
Tipp 3: Lernen überall und jederzeit
In der modernen Business-Welt erweist sich der allgegenwärtige und zeitunabhängige Zugang auch zu sehr spezialisierten Informationen als großer Segen. Ein Lern- beziehungsweise Talent-Management-System sollte dabei auch stark die Aspekte einer zunehmend mobilen Welt berücksichtigen.
Tipp 4: Produktive Lernportale
Bei Weiterbildungsmaßnahmen ist zu vermeiden, dass sich Mitarbeiter langweilen und länger aus dem produktiven Business abgezogen werden. Das gelingt am besten über geeignete Lernportale, vor allem wenn sie populäre Trends wie zum Beispiel Gamification und Mikro-Learning berücksichtigen. Lernen wird so zur arbeitsbegleitenden Sofortmaßnahme, über die Mitarbeiter kontinuierlich ihre Qualifikation verbessern.
Tipp 5: Talent-Management & Learning
Lernen ein starker Treiber für Qualität und Leistung. Sicht- und messbar wird das aber nur, wenn die Disziplinen E-Learning, Personalwesen und IT ihre Synergien ausschöpfen. Tools, die E-Learning und Talent-Management-Programme zusammenführen, sind dafür eine gute Basis.
Tipp 6: Lernbereitschaft fördern
Um Lernakzeptanz bei den Mitarbeitern zu erzielen, empfiehlt sich für Unternehmen ein Mix aus traditionellem Lernen und digitalen, selbstbestimmten Lernprogrammen. Letztere wiederum sollten die gesamte Palette von einfachem E-Learning über Mischprogramme bis hin zu virtuellen 3D-Elementen abdecken.

Fischer erzählt von Absolventen, die längst wieder im Job sind und sich jetzt auf eigene Kosten bei karriere tutor® weiterqualifizieren. Mittlerweile liege der Anteil an Kunden, die als Berufstätige Kurse wie ITIL Expert, Scrum Master oder Six Sigma Green Belt belegen, bei zehn Prozent.

Auf die Geschäftsidee kam sie durch eigene Erlebnisse. Vor zehn Jahren wechselte die Mutter von damals vier minderjährigen Kindern in den Status der Alleinerziehenden. Um die Familie am Laufen zu halten, arbeitete die Diplomkauffrau selten nur acht Stunden in einem Verlag: "Als besonders sinnlosen Zeitfresser empfand ich die Wege ins Büro. Neben Kindern und Job gab es kein Leben mehr, ich verlor die Balance." Auch im wörtlichen Sinne. Durch eine stressbedingte Sehschwäche griff sie an einem Geländer vorbei: "Da wusste ich, es geht nicht mehr." Ein halbes Jahr Auszeit brauchte Fischer, um wieder zu Kräften zu kommen.

Aus eigener Erfahrung weiß sie, dass es zwar durchaus möglich ist, die eigenen Grenzen über eine lange Zeit zu ignorieren, der Zusammenbruch kommt aber garantiert. Es sei, so Fischer, nicht nur eine moralische Frage für Firmen, ihre Mitarbeiter gesundheitlich nicht ausbluten zu lassen, sondern gehe letztlich auch auf die Kosten des Unternehmens selbst. New Work hingegen ermögliche den Mitarbeitern von karriere tutor®, mit ihren Familien auch außerhalb ihres eigentlichen Urlaubs wegzufahren. Die Geschäftsführerin erzählt von einem Dozenten, der manchmal von einem Bauernhof aus unterrichtet: "Früher hätte er allein zu Hause bleiben müssen."