Streit in der Open-Source-Community

Steht OpenOffice vor dem Aus?

19.10.2011 von Ludger Schmitz
Die Meldung, das quelloffene Büropaket OpenOffice stehe ohne Spenden vor dem Aus, hat heftige Reaktionen in der Open-Source-Szene ausgelöst.

Die Apache Software Foundation (ASF) hat in einem Blog-Eintrag, der auch als Pressemitteilung verbreitet wurde, energisch bestritten, das Bestehen und die Weiterentwicklung von OpenOffice sei in irgendeiner Weise gefährdet. Das hatte das Team OpenOffice.org behauptet. Diesen Verein kanzelt die ASF regelrecht ab, ohne ihn beim Namen zu nennen: "Kürzlich haben Mitglieder der Free- und Open-Source-Software-Community sowie ehemalige Mitarbeiter am einstigen OpenOffice-Produkt destruktive Erklärungen verbreitet, die nahelegen, das Projekt sei während seiner 18 Wochen, seit es in den Apache Inkubator aufgenommen wurde, gescheitert." Die ASF betont hingegen: "Apache OpenOffice.org is not at risk."

Die Organisation, eine der größten und gewichtigsten in der Open-Source-Welt, stellt zwar selbst fest, dass OpenOffice seit mehr als einem Jahr kein neues Release erfahren hat. Sie ruft in Erinnerung, dass Oracle ihr am 1. Juni 2011 OpenOffice samt Quellcode und Markenrechten übergeben hat. Seither durchläuft das Produkt die "Inkubator"-Phase, in welcher der Quellcode gesichtet und samt lizenzrechtlicher Aspekte analysiert sowie der weitere Entwicklungsweg (Roadmap) für die Zukunft festgelegt wird. Diese Arbeit machen sich 70 "Committer", zehn Mal mehr als sonst bei Apache-Projekten. Sie wird gesteuert von einem "Podling Project Management Committee" (PPMC). Erst nach dessen Empfehlungen geht es an Weiterentwicklungen des Produkts.

Dokumente konvertieren in OpenOffice
Dokumente konvertieren in OpenOffice
Libre-Office kann .docx-Dokumente lesen und speichern, OpenOffice nur lesen.
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Starten des Dokumenten-Konverters in LibreOffice und OpenOffice.
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Auswählen der Quell-Formate für die Konvertierung.
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Festlegen der Quell- und Zielverzeichnisse für die Konvertierung der Vorlagen und Dokumente.
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OpenOffice/LibreOffice kann Verzeichnisse zur Konvertierung erstellen.
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Durchführen der Konvertierung in OpenOffice/LibreOffice.
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Konvertierung von Dokumenten.
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Konfigurieren von offscan.exe über die Konfigurationsdatei offscan.ini.
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Anzeigen der Logdatei des Scanvorgangs.
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Abiword kann beim Bearbeiten und Konvertieren von Office-Dokumenten helfen.
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Excel-Arbeitsmappen mit Gnumeric öffnen, bearbeiten und konvertieren .

Der Hamburger Verein sei, so erläutert die ASF, sei auch nicht autorisiert, irgendwelche Spendensammlungen für Apache OpenOffice.org zu veranstalten ("they are barred from doing so"). Derlei würde ausschließlich von der ASF direkt organisiert. Eine Spendensammlung unter dem Titel OpenOffice sei eine Verletzung der Apache-Markenrechte an dem Produkt. Auf Vorschlag des IBM-Managers Rob Weir hat die ASF die Spendenregelung auf einer OpenOffice-Website neu formuliert.

Der Darstellung des Vereins, mit OpenOffice als seinem Kernprodukt würden auch davon abgeleitete Varianten deutlich langsamer entwickelt, hat The Document Foundation (TDF), die Stiftung hinter LibreOffice, widersprochen. Für sie erklärte Florian Effenberger gegenüber dem Autor: "LibreOffice wird aktiv weiterentwickelt. Wir halten uns an unseren Release-Plan, pflegen zwei Versionszweige (3.3 und 3.4), beheben Fehler, implementieren neue Funktionen und haben auf der LibreOffice-Konferenz jüngst Ports für iOS, Android sowie eine Browser-basierende Version angekündigt. Auch eine Sicherheitslücke wurde erst vor kurzem geschlossen."

LibreOffice zählte zum einjährigen Bestehen der TDF Ende September 270 Entwickler und noch einmal genau so viele Mitarbeiter, die das Produkt an lokale Sprachen anpassen. Effenberger: "Das zeigt deutlich, dass LibreOffice dank vieler Entwickler und Unterstützung zahlreicher Firmen aktiv weiterentwickelt wird. Wir haben mit der TDF binnen eines Jahres genau das geschafft, was uns so wichtig war: Die Unabhängigkeit von einem einzelnen Sponsor."

Effenberger erwähnt, dass es "von Anfang an einen sehr guten und offenen Kontakt" zur ASF gegeben habe. "Apache-Vertreter posten mitunter auf unseren Listen, und wir schreiben manchmal auf deren Listen." Umgekehrt hat die ASF in ihrem Statement zu der Meldung über das drohende OpenOffice-Aus LibreOffice zum einjährigen Bestehen gratuliert und dieser Community viel Erfolg gewünscht. Das sollte man aber nun nicht als Anzeichen einer bevorstehenden Wiedervereinigung sehen. Die wäre programmiertechnisch ohne übergroßen Aufwand möglich, aber Lizenzprobleme stehen dem entgegen.

10 Linux-Desktops im Vergleich
Ubuntu
Ubuntu gibt es in mehreren unterstützten Geschmacksrichtungen, hier Kubuntu.
Desktop
So sieht Kubuntu nach dem Start aus.
Netbook-Edition
In dieser Variante ist Unity bereits im Einsatz.
Büro-Software
Ubuntu hat natürlich OpenOffice.org an Bord.
Netzwerk
Heterogene Netzwerke sind kein Problem.
Linux Mint
Seit Linux Mint 10 ist das ganze System nicht mehr so extrem grün.
Mint-Menu
Das Menü in Linux Mint gestaltet sich sehr übersichtlich.
Software-Manager
Da sich in Mint Anwendungen bewerten lassen, können Nutzer Programme bereits vor der Installation einschätzen.
Backup-Tool
Mit Mint Backup können Sie auch die Liste der installierten Programme sichern.
Alles im Griff
Mit dem Mint Kontrollzentrum können Sie das System Finetunen.
Red Hat Enterprise Linux
Während der Installation gibt Ihnen RHEL diese Auswahlmöglichkeit.
GNOME
Red Hat Enterprise Linux verwendet GNOME per Standard.
Eclipse
Entwicklern muss man diese Software nicht weiter vorstellen.
Qt Designer
Plattformübergreifendes Framework.
Java
Bestimmte Java-Tools sind ebenfalls vorinstalliert.
Fedora
Fedora 14 ist erst vor kurzer Zeit erschienen.
Software
Weitere Pakete lassen sich bequem über den Software-Manager einspielen.
Anderer Desktop
So sieht die KDE-Ausgabe von Fedora 14 aus.
Mit LXDE
Fedora gibt es in verschiedenen Geschmacksrichtungen.
Thunar
Der Dateimanager und Geany in der Xfce-Variante.
Macpup
Nach dem Start lässt sich das System anpassen.
Midori
Auch der Browser ist klein und schnell.
Alles dabei
Macpup hat eigentlich alles an Bord, nur eben minimalistischer und unbekannter.
Weitere Software
Mittels Quickpet können Sie bequem weitere Pakete installieren.
Lucid Lynx
Da die aktuelle Macpup-Version mit Ubuntu 10.04 binärkompatibel ist, lassen sich die entsprechenden Repositories aktivieren.
Ultimate Gamers
Bei dieser Linux-Distribution dreht sich alles ums Spiel. Hier ist der Lemmings-Klon Pingus im Einsatz.
Voll
Das DVD-Abbild ist bis oben hin voll mit kostenfreien Games.
Frozen Bubble
Das Vorbild Puzzle Bobble war ein echter Renner auf den Spielautomaten.
PlayOnLinux
Dieses GUI für Wine hilft bei der richtigen Konfiguration und ermöglicht das Laufenlassen vieler Windows-Spiele und Aplikationen.
Urban Terror
Von freien Shootern bis zu Denkspielen ist alles vorhanden.
PCLinuxOS
PCLinuxOS ist eine Anfänger-freundliche Linux-Distribution.
Die Quelle
Am Installer Draklive merkt man den Ursprung von PCLinuxOS - Mandriva.
Sieht anders aus
Die beliebte Open-Source-Software lässt sich mittels nur einem Klick und der Eingabe des root-Passworts installieren.
OpenOffice.org
Die beliebte Open-Source-Software lässt sich mittels nur einem Klick und der Eingabe des root-Passworts installieren.
Konfiguration
Auch das Kontrollzentrum von PCLinuxOS ist schön und übersichtlich.
openSUSE 11.3
Die GNOME-Version der beliebten Linux-Distribution.
Menü
GNOME-unüblich startet sich das Menü in openSUSE von unten links.
Yet another Setup Tool
YaST ist openSUSEs Allzweckwaffe in Sachen Systemeinstellungen.
Übersichtlich
Alle Anwendungen im Überblick.
Software-Verwalter
Weitere Programm lassen sich auf einfache Weise nachträglich installieren.
Sabayon Linux
Sabayon Linux basiert auf Gentoo.
XBMC
Sabayon lässt sich als Multimedia-Station einsetzen.
Repository-Update mit Sulfur
Die Paketlisten auf den aktuellen Stand bringen.
Repository-Update mit Sulfur
Die Paketlisten auf den aktuellen Stand bringen.
Software mit Entropy
Sabayon bringt einen grafischen Paketverwalter mit sich.
Debian
Während der Installation können Sie schon vorgeben, wo es hinführen soll.
Desktop
So sieht die aktuelle Debian-Variante aus.
Konservativ
OpenOffice.org 2.4 ist etwas angestaubt im stabilen Debian-Zweig.
Netzwerk
Mit heterogenen Netzwerken klappt alles gut.
GParted
Der Partitions-Manager GParted ist per Standard installiert.

Vermutlich ist IBM die wichtigste Firma hinter Apache OpenOffice.org. Sie hat offenbar hinter den Kulissen schon die Übergabe des Produkts von Oracle an die ASF eingefädelt. Der auf Open Source spezialisierte Journalist Brian Proffitt von der "ITworld" hatte auf den Spendenaufruf des Hamburger Vereins die Frage gestellt, warum Big Blue dem Projekt nicht zur Seite springe? Schließlich basiert ein großer Teil von IBMs "Symphony" auf OpenOffice. Hat IBM kein Interesse mehr an Symphony, oder zieht das Unternehmen jetzt LibreOffice vor?

Keine IBM-Pressestelle würde dazu etwas sagen wollen. Aber ein IBM-Mitarbeiter, der Committer zu Apache OpenOffice.org und Mitglied in dessen Leitungsgremium PPMC ist, kommentierte unter dem Kürzel "dpharbison" den Proffitt-Bericht. Er wies Spekulationen über ein Ende von Symphony weit von sich. IBM wolle das Produkt, das es ohnehin zum kostenlosen Download im Internet gibt, nicht loswerden. Vielmehr habe seine Firma ein Interesse an kostenlos verfügbaren Office-Applikationen und werde in Kürze mehr als drei Millionen Programmierzeilen aus der Symphony-Entwicklung Open Source stellen. Außerdem habe IBM einige Entwickler aus der Hamburger Entwicklungsfirma von OpenOffice eingestellt und etliche aus dem Pekinger Symphony-Entwicklungsteam auf das Apache-Projekt abgestellt. Insgesamt würde das IBM wohl einige Millionen Dollar kosten.

Das war es dann mit den Gerüchten über ein angeblich drohendes Ende von OpenOffice und den schädlichen Folgen für dessen Ableger. Es ist vielmehr davon auszugehen, dass unter der Ägide der Apache Software Foundation demnächst ein Produkt, das dann Apache-Office heißen könnte, richtig an Fahrt gewinnen wird. (wh)