Fraunhofer-Studie Green IT

Strombedarf nur "ganzheitlich" reduzierbar

09.09.2009 von Klaus Manhart
Zehn Prozent des gesamten Strombedarfs gehen auf Kosten der IKT-Technologien - bei steigender Tendenz. Das hat eine aktuelle Fraunhofer-Studie herausgefunden. Gleichzeitig gibt die Untersuchung Handlungsempfehlungen, wie sich der zunehmende Energieverbrauch drosseln lässt.
Basisprognose: Nach der Fraunhofer-Studie nimmt der Stromverbrauch im ITK-Bereich bis 2020 um mehr als 20 Prozent zu (Quelle: Fraunhofer IZM).

Informations- und Kommunikationstechnologien (IKT) verbrauchen bereits jetzt zehn Prozent des Gesamtstrombedarfs - und dieser Wert wird bis 2020 um mehr als 20 Prozent steigen. Das haben das Berliner Fraunhofer-Institut für Zuverlässigkeit und Mikrointegration IZM und das Karlsruher Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung ISI in einer gemeinsamen Studie herausgefunden. In der im Auftrag des Bundesministeriums für Wirtschaft und Technologie (BMWi) erstellten "Abschätzung des Energiebedarfs der weiteren Entwicklung der Informationsgesellschaft" geben die beiden Institute zudem Handlungsempfehlungen, um dem zunehmenden Energieverbrauch zu begegnen.

Im Jahr 2007 benötigten Informations- und Kommunikationstechnologien in Deutschland etwa 55 Milliarden Kilowattstunden Strom, was mehr als 10,5 Prozent des gesamten Jahresstromverbrauchs darstellt. Bis zum Jahr 2020 gehen die beiden Fraunhofer-Institute von einer mehr als 20-prozentigen Steigerung aus. Als Hauptverbraucher im Bereich IKT sind mit 60 Prozent private Haushalte zu erwarten, deren Anteil durch größer werdende Fernseher und intensivere PC-Nutzung weiter steigt. Unternehmen, Rechenzentren und Breitbandnetze werden etwa 40 Prozent des benötigten Stroms verbrauchen.

Der Stromverbrauch von Rechenzentren bis 2020, aufgeschlüsselt nach Serverklassen und Infrastruktur (Quelle: Fraunhofer IZM).

Im IKT-Bereich sind laut Studie vor allem Server und Rechenzentren die wesentlichen Stromfresser. Die zunehmende Rolle der Datenverfügbarkeit und -sicherheit führt bei vielen Unternehmen zwar zu einer kompletten Erneuerung der IKT-Konzepte. Dabei werden die Potenziale energieeffizienter Technik auch genutzt. Doch diese Stromersparnis wird oft durch höhere Anforderungen wieder kompensiert.

Green Computing sollte mehrere Ziele haben

Ganzheitliche Konzepte und Maßnahmen des "Green Computing" sollten deshalb mehrere Ziele haben: Erstens sollten sie die Auslastung der vorhandenen Rechen- und Speicherleistung von derzeit etwa 30 auf 60 Prozent oder mehr verbessern. Zweitens sollten die Effizienzpotenziale moderner Klima- und Anlagentechnik genutzt und drittens der Wirkungsgrad der Stromwandlung im Gesamtsystem erhöht werden. Beispiele sind der mögliche Betrieb von Servern unter höheren Temperaturbedingungen von etwa 27 bis 35 Grad Celsius sowie mittelgroße, lokal erreichbare Rechenzentren als kostengünstige energieeffiziente Alternative zu Home-Servern und kleinen Serverräumen in KMUs.

Weitere Möglichkeiten zum Stromsparen im IKT-Bereich sind die Verbesserung einzelner Produkte und die Systemoptimierung. Beispielsweise ermöglicht die Miniaturisierung von elektronischen Komponenten und Baugruppen bei vielen Endgeräten erhebliche Energieeinsparungen. Die Anwendung der besten verfügbaren Hard- und Software für die Systemoptimierung ("Green Components") ist daher eine weitere Empfehlung der Fraunhofer-Studie.

Zudem weist die Untersuchung auf den Bedarf neuer statistischer Daten und Methoden zur Messung der realen Energieeffizienz hin, da eine effektive Steuerung und Nutzungsoptimierung eine höhere Transparenz der Datenströme und des daran gebundenen Stromverbrauchs braucht ("Green Information"). Die Studie kann kostenlos von der BMWi-Website heruntergeladen werden. Weitere Strategien zu Green IT finden Sie auch in diesem Computerwoche-Beitrag.