Sun und StorageTek - die Hintergründe

03.06.2005
StorageTek als Türöffner, um in IBM-Rechenzentren weitere Geschäfte zu machen - das ist eines der Ziele, die Sun mit der Übernahme verfolgt.

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - StorageTek als Türöffner, um in IBM-Rechenzentren weitere Geschäfte zu machen - das ist eines der Ziele, die Sun Microsystems mit der Übernahme des Anbieters von Bandspeicher-Technologie verfolgt. Die Produkte des Speicherspezialisten kommen in Rechenzentren rund um den Globus zum Einsatz. Sun verdreifacht zudem mit den rund 1000 Vertriebsmitarbeitern, die mit StorageTek übernommen werden, seine Sales-Mannschaft im boomenden Storage-Geschäft. Diese Mitarbeiter sollen auch Server oder Softwareprodukte, etwa im Bereich Identity Management, verkaufen.

Sun-Chef Scott McNealy wird von den liquiden Mitteln des Unternehmen, die bei 7,4 Milliarden Dollar lagen, 4,1 Milliarden Dollar für StorageTek ausgeben. StorageTek selbst hat Barbestände von einer Milliarde Dollar, was den Deal verbilligt.

McNealy hatte stets gesagt, er wolle in Wachstum investieren. StorageTek aber setzte 2004 mit 2,224 Milliarden Dollar nur unwesentlich mehr um als im Vorjahr (2,182 Milliarden). Immerhin brachte es das Unternehmen auf einen deutlich gestiegenen Nettoertrag von 191 Millionen Dollar (Vorjahr: 149 Millionen). Außerdem sind seine Prognosen für das laufende Jahr positiv. Sun selbst nahm im letzten Geschäftsjahr 11,2 Milliarden Dollar ein und musste dabei einen Verlust von 388 Millionen Dollar verschmerzen.

Finanzanalysten zeigten sich überwiegend unzufrieden mit dem Deal. Die strategischen Vorteile für Sun hielten sich in Grenzen, zumal Bandspeichertechnik alles andere als aufregend sei. Als positiv wird andererseits gesehen, dass StorageTek ein verlässliches Geschäft beisteuere und überdies für einen soliden Ergebnisbeitrag gut sei. Einschließlich des StorageTek-Profits, so rechnen etwa die Analysten von Bear Stearns vor, werde Sun seinen Nettoprofit im laufenden Kalenderjahr auf 200 Millionen Euro hochschrauben können.

Sun selbst sieht das Daten-Management als künftigen Wachstumsträger. StorageTek schließe hier eine Lücke im Portfolio. In dem Maße, in dem Unternehmen gezwungen seien, neue Gesetze und Richtlinien zur Transparenz und Steuerehrlichkeit zu befolgen (Compliance), müssten Sie große Datenmengen vorhalten und verwalten. Davon werde man auch durch die Übernahme profitieren können.

Sun zahlt für StorageTek 37 Dollar pro Aktie - ein Aufschlag von rund 18 Prozent auf den Aktienkurs des Speicherkonzerns. Nach der Ankündigung der Übernahme schoss das Papier um knapp 18 Prozent nach oben, die Sun-Aktien allerdings sind erst einmal um knapp drei Prozent gefallen.

StorageTek war 1969 gegründet worden und produziert unter anderem Bandspeicher-Geräte sowie Netz-Management- und Backup-Software für Unternehmen und Behörden. Patrick Martin, CEO von StorageTek, sprach von einem "großen Moment in der Geschichte der Informationstechnik". Hier kämen zwei führende Innovatoren der IT-Industrie zusammen, die gemeinsam über mehr als 60 Jahre Erfahrung im Bereich geschäftskritischer Umgebungen verfügten.

StorageTek soll in Suns Speicher-Division eingegliedert werden, die von Mark Canepa geleitet wird (ein Interview mit Canepa zur StorageTek-Übernahme lesen Sie hier). Zu den 32 000 Mitarbeitern von Sun steuert StorageTek weitere 7100 bei. Noch ist nicht klar, wie viele von ihnen ihren Job verlieren werden. Betagte Mitarbeiter des Unternehmen sind jedoch Kummer gewohnt: Das Unternehmen hatte 1984 Insolvenz anmelden müssen und war später wieder belebt worden. (ajf/hv)