Wenn Startups und Mittelstand kooperieren

Synergie zwischen Innovation und Marktmacht

05.12.2017 von Wolfram Groß
In Zeiten von Digitalisierung und Industrie 4.0 ist auch im Mittelstand ein Umdenken nötig, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Die Lösung könnten Kooperationen mit Startups sein, die kreativen Input versprechen. Doch bisher kommen solche Partnerschaften zu selten zustande.
  • Mittelständische Firmen hegen gegen die Kooperation mit Startups oft noch Vorbehalte.
  • Startup profitieren vom Mittelstand durch neue Märkte, Wissenstransfer und Reputationsgewinn.
  • Die Zusammenarbeit sollte durch ein aktives Kooperationsmanagement unterstützt werden.

Gegensätze ziehen sich an und können neue Kräfte entfesseln. Dieses Phänomen ist auch bei Kooperationen zwischen IKT-Startups und mittelständischen Unternehmen zu beobachten. Denn junge IKT-Firmen benötigen zielführende Kontakte, also insbesondere Vertreter des etablierten Mittelstandes mit hohem technologischem Anspruch, um mit ihren Zielgruppen in Kontakt treten zu können. Mittelständische Betriebe wiederum brauchen Zugang zu innovativen Konzepten, um ihre Marktposition zu halten und im Idealfall sogar noch auszubauen. Mittels passender Innovationen können sie sich durch nachhaltige Alleinstellungsmerkmale vom Wettbewerb vor der Haustür, aber auch von internationalen Konkurrenten abgrenzen. Arbeiten Startups und mittelständische Firmen also Hand in Hand, kann diese Partnerschaft Vorteile für beide Parteien bergen.

Der Mittelstand sollte mit jungen Startups zusammenarbeiten, um so ein "Matchmaking" für technologische, aber auch marktorientierte Kooperationen zu schaffen.
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Kulturelle Konflikte als Hürde

Kooperationen an sich sind für den Mittelstand kein neues Thema . Mittelständler pflegen meist langjährige Geschäftsbeziehungen zu Kunden, Lieferanten und brancheninternen Wettbewerbern. Typisch scheint jedoch, dass sie eine kulturelle Passgenauigkeit bevorzugen. Wie die Studienreihe "Erfolgsfaktoren im Mittelstand" von Deloitte zeigt, kooperieren Mittelständler bevorzugt aufgrund von Parallelen, zum Beispiel wenn beide Firmen von einer Unternehmerfamilie geführt werden. Eine Zusammenarbeit mit Startups scheint auf den ersten Blick weniger in dieses Schema zu passen. Denn gerade aus kultureller Sicht herrschen oftmals Konflikte zwischen tradierten Mittelständlern und der jungen, dynamischen Startup-Szene.

Doch das Risiko lohnt sich, auch mal einen Konflikt einzugehen und etablierte Arbeits- und Führungsmuster zu hinterfragen. Diesen Bedarf sehen auch Startups: So wünschen sich mehr als 70 Prozent der Gründerunternehmen mehr Matching mit kleinen und mittelständischen Betrieben, wie eine Erhebung unter den ehemaligen Teilnehmern des "Gründerwettbewerbs - Digitale Innovationen" für das "Trendbarometer Junge IKT-Wirtschaft 2016" an Licht gebracht hat. Der Grund: Sie profitieren in Sachen Erschließung neuer Märkte, Wissens- und Erfahrungsaustausch sowie durch Reputationsgewinn. Mittelständische Unternehmen können hingegen vor allem Vorteile aus der Steigerung ihrer Innovationsfähigkeit und dem Zugang zu neuen Technologien ziehen. Summa summarum ist eine Zusammenarbeit also beflügelnd, wenn ein paar Regeln befolgt werden.

Grundvoraussetzung: Beide Parteien müssen offen für neue Wege sein, auch wenn der Weg zu einer Kooperation mühsam sein mag, da er ungewohnte Abstimmungen und Kompromisse erfordert. Das Ergebnis könnte aber die Mühe lohnen. Denn durch die komplementäre Zusammenarbeit ergeben sich völlig neue Möglichkeiten zur Innovation. Doch wie gesagt: Bedingung dafür ist ein offenes Mindset insbesondere im Mittelstand, um sich für die Zukunft zu wappnen.

BWL-Wissen für IT-Experten und Startups
IT-Profis und Gründer brauchen CFO-Skills für Projekte
IT-Profis müssen auch ein bisschen CFO oder Controller sein. Zumindest sollten Grunddkenntnisse in Betriebswirtschaftslehre (BWL) zum Rüstzeug eines jeden CIO oder IT-Projektverantwortlichen gehören, wenn mit CFO und Controlling über den Nutzen eines Projekts sowie das Budget verhandelt wird. Gleiches gilt für Gründer und Startups, die zur Finanzierung einer Geschäftsidee Geld von einer Bank benötigen. Hier erklären wir die die wichtigsten Termini im Finanzwesen.
ABC Analyse
Verfahren, um betriebliche Vorgänge zu analysieren und ihre Wichtigkeit in eine Reihenfolge zu bringen.
Balanced Scorecard
Ein Konzept, dass ausgehend von einer Unternehmensvision Ziele, Kennziffern und Maßnahmen verdichtet. Neben der finanzwirtschaftlichen Perspektive (wie Umsatz, Gewinn, Eigenkapitalrendite) werden im Balanced-Scorecard-Ansatz Kunden, Prozesse und Mitarbeiter erfasst. Es werden Zusammenhänge hergestellt und mit Zielen und Kennzahlen beschrieben. Der Ansatz verspricht eine bessere Umsetzung der Strategie in die betriebliche Praxis.
Break even
Eine Analyse, die versucht die Gewinnschwelle zu ermitteln. Dabei wird das Umsatzvolumen ermittelt, bei dessen Überschreitung Geld verdient wird.
Cashflow
Der Cashflow stellt den finanziellen Überschuss einer Periode dar. Meist wird er wie folgt berechnet: Jahresüberschuss + Abschreibungen + Veränderungen der langfristigen Rückstellungen = Cashflow.
Deckungsbeitrag
Auch Bruttogewinn genannt, ist der Deckungsbeitrag die Differenz zwischen erzielten Erlösen und den variablen Kosten. Der Deckungsbeitrag stellt fest, in welchem Umfang ein Produkt zur Deckung der fixen Kosten, also zum Betriebserfolg beiträgt.
EBIT
EBIT bedeutet bereinigter Gewinn. Abkürzung für „Earnings before Interest and Taxes”. Es werden einmalige Aufwendungen ebenso ignoriert wie Zinsen und Steuern, weil alle diese Positionen nicht durch die eigentliche betriebliche Tätigkeit entstanden sind.
Finanzplan
Der Finanzplan berücksichtigt als dynamische Rechnung alle künftigen Ein- und Auszahlungen üblicherweise auf einen Zeitraum der nächsten zwölf Monate. Instrument zur Kontrolle und Steuerung der Zahlungsmittel.
Forecast
Der Forecast ist eine Hochrechnung von Ergebnispositionen im laufenden Geschäftsjahr. Dabei wird von den Ergebnissen der zurückliegenden Monate ausgegangen, die – abgeglichen mit aktuellen Informationen – für das übrige Geschäftsjahr fortgeschrieben werden.
Jahresabschluss
Der Jahresabschluss ist ein gesetzlich vorgeschriebenes Instrument zur Information externer Personen und Institutionen. Er ist nach dem Handelsgesetzbuch und den Grundsätzen ordnungsmäßiger Buchführung (GoB) zum Ende jedes Geschäftsjahres aufzustellen. Der Jahresabschluss besteht aus der Bilanz sowie Gewinn- und Verlustrechnung (GuV).
Return on Investment
Der RoI beschreibt die Verzinsung des eingesetzten Kapitals. Eine Kennzahl, die das erzielte (operative) Ergebnis ins Verhältnis zum dafür eingesetzten Kapital (Investition) setzt. Der RoI kann auch durch Multiplikation der beiden Kennzahlen Umsatzrentabilität (EBIT/Umsatz) und Kapitalumschlaghäufigkeit (Umsatz/Gesamtkapital) berechnet werden.
Variable Kosten
Variable Kosten fallen nur an, wenn produziert wird. So braucht man bei der Produktion von Apfelkompott Äpfel. Ruht die Produktion, braucht man keine Äpfel. Die Äpfel stellen variable Kosten dar. Die Maschinen verursachen Kosten (zum Beispiel Abschreibung, Finanzierung) unabhängig davon, ob Apfelkompott produziert wird. Dies bezeichnet man als Fixkosten.

Dabei sollte die Zusammenarbeit mit einem aktiven Kooperationsmanagement unterstützt werden. Schließlich ist sie ein Projekt, das dementsprechend geplant und fixiert werden sollte. Außerdem sollten die Partner stets großen Wert auf Kommunikation legen und gemeinsame Ziele bestimmen, denn ein durchdachtes und anpassungsfähiges Konzept ist die halbe Miete. Und zu guter Letzt gilt: Eine Kooperation muss realistisch sein. Das Hinterfragen der eigenen Erwartungen und der erreichten Ziele sowie das frühzeitige Einschreiten bei Nichterfolg helfen, größeren finanziellen Schäden sowie Ressourcenverlusten vorzubeugen.

Fazit

Um die IKT-Branche auch künftig voranzubringen und Innovation zu fördern, muss der Mittelstand mit jungen Startups zusammenarbeiten, um so "Matchmaking" für technologische, aber auch marktorientierte Kooperationen zu schaffen. Der "Gründerwettbewerb - Digitale Innovationen" fördert solch einen Austausch beispielsweise mit Matching-Events. Wie gesagt, der Mittelstand benötigt externe Innovationen, und junge IKT-Firmen brauchen die Starthilfe etablierter Unternehmen, um am Markt Fuß zu fassen, die Integration in bestehende Wertschöpfungsketten sicherzustellen, Exportmärkte zu erschließen und vieles mehr.