Integrationslösungen um BPM erweitert

Talend auf dem Weg Richtung Cloud und Big Data

02.12.2011 von Ludger Schmitz
Der Open-Source-Anbieter Talend hat seine Suite von Produkten zur Daten- und Applikationsintegration auf den Versionsstand 5 gehoben und dabei ein Tool für Business Process Management integriert.

Talend hat die Suite seiner aufeinander abgestimmten Produkte vor allem in Richtung Cloud Computing und Big Data weiterentwickelt. Sie unterstützen nun eine Kombination von On-Premise, Private und Public Cloud bis herauf zur Ebene von Software-as-a-Service. Es geht also vor allem um hybride Umgebungen, die besondere Integrationsanforderung stellen.

Talend-Marketingleiter Yves de Montcheuil sieht sein Unternehmen auf dem richtigen Weg.
Foto: Talend

Die Teilprodukte der Suite tragen jetzt die Versionsnummer 5. Sie stehen ab sofort alle unter dem Titel "Open Studio" mit einem auf ihre Funktion verweisenden Zusatz und zum Teil beträchtliche Erweiterungen erfahren. Das alte Talend-Kernprodukt Open Studio trägt nun die Namenserweiterung "for Data Integration". Seine Big-Data-Komponenten bringen bessere Unterstützung für Hadoop's Hive, Pig und Sqoop. Aus dem "Open Profiler" wurde "Open Studio for Data Quality". Die "Master Data Management Community Edition" heißt "Open Studio for MDM". Und die mit der Übernahme von Sopera hinzugekommene einstige "ESB Standard Edition" bekam den Namen "Open Studio for ESB".

Hinzu kommt bei Talend 5 eine Lösung für Business Process Management (BPM), das vom Open-Source-Anbieter BonitaSoft stammt. Diese Firma hat Talend nicht etwa übernommen, sondern das Recht erworben, die Software als OEM-Produkt zu vertreiben. Ausschließlich BonitaSoft wird diese Software weiterentwickeln, allerdings in Abstimmung mit Talend. Künftige Versionen will Talend übernehmen.

Zur Begründung dieser Erweiterung führt Marketing-Leiter Yves de Montcheuil an: "Mehr und mehr Organisationen müssen vielfältige Aspekte der Integration kombinieren. Früher war alles getrennt: BPM, Enterprise Service Bus, Datenintegration, Master Data Management. Diese Disziplinen wachsen zusammen."

Auch in Teilen erhältlich

Alle Lösungen der Suite wird es weiterhin als Einzelprodukte geben. Dies entspricht dem Nutzungsverhalten der Talend-Kunden, so Montcheuil: "Die meisten Kunden sprechen uns mit spezifischen Integrationsproblemen an, für die sie nur ein Teilprodukt der Suite benötigen." Später komme dann das ein oder andere Produkt hinzu. Dieses Vorgehen sei ohnehin "typisch für die Akzeptanz von Open Source-Lösungen". Nur deutlich weniger als 20 Prozent der Kunden haben die ganze Suite lizenziert.

Es bleibt beim Open-Core-Modell von Talend, wonach die Produktentwicklung hausintern und ohne eine offene Community erfolgt. Das heißt ferner, dass es die neuen Produkte ab sofort in einer kostenlosen Community Edition zum Download geben wird. Enterprise-Varianten, also lizenzkostenpflichtige Versionen mit Service und Support, sollen in den nächsten 30 Tagen erscheinen.

Talend hofft, durch die BPM-Erweiterung bei den Anwendern auf noch mehr Interesse zu stoßen. Das Unternehmen hat nach Angaben von Montcheuil bisher 15 Millionen Downloads seiner Produkte registriert und geht von weltweit 750 000 Anwender seiner Community-Versionen aus. Darüber hinaus zählt Talend 2500 Lizenznehmer der Enterprise-Versionen, allerdings vor allen Dingen in Nordamerika und Europa. Die von Gartner kürzlich kritisierte schwache globale Präsenz geht das Unternehmen mit neuen Niederlassungen in Japan, China, Lateinamerika und Südafrika an. In Indien, Australien und Neuseeland arbeitet es mit Partnern zusammen.

Im aktuellen "Magic Quadrant for Data Integration" von Gartner wird Talend als Visionär eingestuft.
Foto: Gartner

Gartner hat Talend in einem aktuellen "Magic Quadrant for Data Integration" unter den Visionären eingestuft, allerdings mit deutlichem Abstand auf Firmen wie Informatica, IBM und SAP. Das betrübt Montcheuil überhaupt nicht: "Diese Firmen sind seit 15 oder 20 Jahren in diesem Geschäft, wir erst seit fünf Jahren. Dass wir bereits so eingestuft werden, ist schon erfreulich. Wir kommen den Marktgrößen jedes Jahr einen großen Sprung näher."

Das Unternehmen steht vor dem Abschluss des besten Geschäftsjahres seiner Geschichte. "Wir werden in diesem Jahr den Umsatz gegenüber 2010 verdoppeln", erklärt Montcheuil. "Und das ist weit mehr als der Hinzugewinn des Sopera-Geschäfts. Wir haben viele neue Kunden gewonnen." (sh)