Arbeitsname: Cloudbook

Telekom bastelt an eigenem Endgerätekonzept

03.12.2012
Nicht ausgeschlossen, dass Telekom-Chef René Obermann auf der nächsten CeBIT ein konzerneigenes Endgerät präsentiert. In Arbeit ist das Konzept eines "dummen Notebooks", das nur in Verbindung mit dem Netz brauchbar ist.

Der Ansatz ist durch Googles "Chromebook" bekannt, jetzt will der Bonner TK-Carrier folgen - wenngleich die Entwicklung über das Alphastadium noch nicht hinaus ist. Das verriet Andreas Besser, Vice President Cloud Service Innovations bei der Telekom, anlässlich eines Pressetermins. Die einzige Anwendung auf dem Gerät, das möglicherweise von Lenovo, vielleicht aber auch von Dell oder Samsung gebaut werden soll, ist der Firefox-Browser, der auf einem Linux-Kernel von Ubuntu aufsetzt und von Telekom-Entwicklern um wichtige Eigenschaften ergänzt wird. Er soll etwa in die Lage versetzt werden, VPN-Verbindungen aufzubauen oder eine sichere Authentifizierung zu ermöglichen.

Wie Telekom-Manager Besser im Gespräch mit der COMPUTERWOCHE verriet, werden die Rechner offline kaum zu gebrauchen sein. Allerdings soll ein Viewer zur Verfügung stehen, der das Lesen von Inhalten erlaube. Die Preisvorteile sollen vor allem in immensen Einsparungen beim System-Management liegen. Besser sagte, dass die Notebooks durchaus hochwertig ausfallen sollen. Repräsentanten von Unternehmen benötigten vorzeigbare Endgeräte, keine Billigware. Hier wolle sich die Telekom deutlich vom Google-Ansatz abgrenzen. Dennoch seien erhebliche Einsparungen möglich, weil die Total Cost of Ownership (TCO) im Bereich der Verwaltung im Endgerätebereich signifikant sinken würden.

Office 365 und Box aus der Telekom-Cloud

Letztendlich soll das Notebook als Front-end für SaaS-Anwendungen dienen, die aus Telekom-Sicht idealerweise aus dem Business Marketplace des Bonner Carriers gezogen werden. Das Unternehmen geht hier laufend neue Partnerschaften ein, um das Angebot auszubauen. Zuletzt wurde eine Kooperation mit Microsoft bekanntgegeben, mit dem Inhalt, dass die Office-365-Suite nun auch über den Mittelstands-Marktplatz der Telekom bezogen werden kann. Auch mit dem weltweit erfolgreichen Filesharing-Dienst Box, der Lösungen für die Zusammenarbeit in Teams anbietet, hat sich die Telekom geeinigt. "Box Business" ist ab sofort ein Angebot aus der "Telekom-Wolke".

Legt die Cloud-Strategie der Deutschen Telekom fest: Dirk Backofen

Dirk Backofen, bei der Telekom für das Cloud-Geschäft zuständig, sieht die große Chance für den TK-Riesen in der Bereitstellung einfacher, gut erklärter Business-Services aus der Cloud. Es gehe nicht zuletzt darum, die Angebote zu erklären und für die Kunden erfahrbar zu machen. Die Telekom wolle die volle "Ende-zu-Ende-Verantwortung" für alle Dienste bieten und für Aspekte wie Verfügbarkeit, Performance, Betriebssystemunabhängigkeit, Administration (übergreifendes Single Sign-on) und Sicherheit geradestehen, weshalb die Auswahl der Cloud-Angebote sorgfältig erfolge. Zurzeit stehen über 20 Mittelstandslösungen im Marketplace des Carriers bereit, wobei derzeit "iMeet", eine Videokonferenzlösung von PGi, am erfolgreichsten ist.

Im Segment der Großkunden setzt die Telekom derzeit noch vorzugsweise auf die Private Cloud, wie Projekte mit BP im Collaboration-Bereich oder mit dem Glashersteller Consol im SAP-Umfeld zeigen. Doch der in diesem Markt frisch ins Amt gehobene Ex-IBMer Frank Strecker hat weit darüber hinausgehende Pläne. Im Gespräch mit der COMPUTERWOCHE deutete er an, dass bei der Telekom auch über einen "Enterprise Marketplace" nachgedacht werde, über den Carrier bestimmte Business-Services anbieten wolle. Fachabteilungen sollten in die Lage versetzt werden, elementare - auch firmenübergreifende - Business-Prozesse in der Cloud abzubilden. Wann es so weit sein wird, verriet Strecker indes nicht. Er machte aber deutlich, dass die Telekom den disruptiven Ansatz, der hinter Cloud Computing steckt, erkannt habe und bereit sei, bestehende IT-Strukturen komplett neu zu denken. (hv)