Mit Internet-Plattform

Telekom will die Cloud zum Mittelstand bringen

09.03.2012
Der Mittelstand wird sich der Cloud öffnen, ist sich die Deutsche Telekom sicher.

"Die Nachfrage des Mittelstandes wird definitiv wachsen", sagte Dirk Backofen, Cloud-Verantwortlicher bei der Telekom, der Finanz-Nachrichtenagentur dpa-AFX. "Eigene Datenspeicher sind teuer. Das senkt die Hürden, zur Telekom-Cloud zu gehen", sagte der Manager. "Kleine Unternehmen werden mit der Buchung von Speicherplatz beginnen. Darauf werden später andere Produkte folgen."

Telekom-Chef René Obermann hatte die Richtung vorgegeben. "Nur vom reinen Netzgeschäft kann man auf Dauer nicht leben", sagte er jüngst auf der Cebit. "Wir wollen in diesem Ökosystem Cloud eine wichtige Rolle einnehmen." Dabei lagern beispielsweise Firmen ihre Daten auf fremde Server aus oder lassen Programme und Anwendungen via Internet laufen.

Vor zwei Jahren war die Cloud noch eine unbestimmte Hoffnung. Inzwischen hat die Telekom über ihre IT-Sparte T-Systems 600 Großkunden, darunter den Bierbrauer Heineken und den Ölkonzern Royal Dutch Shell . Seit 2005 sind die Bonner am Markt. "Etwa 500 Millionen Euro setzen wir heute schon mit Cloud-Produkten um, davon allein 140 Millionen mit dem Mittelstand", sagte Backofen. Mit der Business Marketplace-Plattform geht die Telekom nun in die Offensive. 70 Prozent der kleinen und mittleren Unternehmen haben Interesse an Cloud-Diensten, doch nutzt sie bislang nur jedes achte.

Der Mittelstand gilt als harte Nuss. Bisher hat er sich geziert, seine Daten in der Cloud zu lagern und von dort Dienste in Anspruch zu nehmen. Immer noch herrscht Misstrauen gegenüber dem Ungreifbaren. Hier will Backofen ansetzen. Die Telekom trifft die Auswahl der Software-Dienste, bietet Orientierung und den Rundum-Service, um Vertrauen zu schaffen.

Backofen baut auf die Stärke der Telekom und den Ruf der Vertrauenswürdigkeit beim Mittelstand. Das soll helfen, Berührungsängste mit der Cloud zu überwinden. Die Telekom kommt dem Mittelstand entgegen. Einfach soll die Plattform sein. Nach einer kostenlosen Testphase können Unternehmen Dienste mit einem Klick buchen und sie auf der Plattform als Administrator für die ganze Belegschaft verwalten. "Und wir können unseren Kunden garantieren, dass ihre Daten in Deutschland gelagert werden, wenn sie das wünschen." Weltweit hat die Telekom 90 Rechenzentren, 30 davon in Deutschland.

Allein kann die Telekom nicht gegen die Konkurrenz von Google und Microsoft bestehen. Also gehen die Bonner Partnerschaften ein und holen sich Produkte von Softwareherstellern auf die Plattform. Sechs bis acht Wochen nur soll es dauern von der Kontaktaufnahme bis zur Live-Schaltung. Dank www.computer, die sich zum Cloud-Standard entwickelt hat, können Dienstleistungen ohne technische Umstellung auf die Plattform gestellt werden.

Geplant sind Produkte in Kategorien wie Fertigung, Geschäftsanalytik, Sicherheit, Speicher, Geschäftsprozesse und Dokumentenmanagement. "Ziel ist eine zweistellige Zahl zum Marktstart im Sommer und ein paar Dutzend zum Jahresende."

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2008:
Fehltritt mit Folgen – Manfred Balz tritt als erster Vorstand für Datenschutz, Recht und Compliance der Telekom sein Amt an.
Anja Feldmann:
Feldmann leitet seit 2006 den Lehrstuhl für „Intelligent Networks“ und „Management of Distributed Systems“ der Deutsche Telekom Laboratories, einem An-Institut der Technischen Universität Berlin. Sie erhält den Leibnitz-Preis für ihre Konzepte eines Internet 2.
2007:
Friedrichshafens Oberbürgermeister Josef Büchelmeier, Ferdinand Tempel, Leiter T-City Repräsentanz und Bereichvorstand Technik T-Home Friedrich Fuß freuen sich über die Auswahl von Friedrichshafen als T-City.
2006:
Nach Kai-Uwe Ricke soll der ehemalige T-Online-Manager René Obermann Ordnung in das Telekom-Geschäft bringen.
Am 1. Januar 2005 ...
startete die LKW-Maut, an deren Realisierung T-Systems maßgeblich beteiligt war.
Von 2002 bis 2006 ...
steuerte Kai-Uwe Ricke als Telekom-Vorstand die Geschicke des Unternehmens.
2000:
Der schicke Robert T-Online wirbt für den Börsengang des gleichnamigen Telekom-Ablegers. Für die Anleger am Ende eine Pleite. Insofern wäre ein Pleitegeier wohl das bessere Symbol gewesen.
1998:
Die Regulierungsbehörde für Post und Telekommunikation – heute Bundesnetzagentur – die in diesem Gebäude in der Bonner Tulpenallee residiert, nimmt ihre Arbeit auf und sollte der Telekom noch viel Ärger bereiten.
1996:
28,50-DM-Mann (so hoch war der Aktienpreis für Privatanleger) Ron Sommer zieht als CEO den ersten Börsengang der Telekom durch.
Tim Berners Lee:
Der Erfinder des World Wide Web, das ab Anfang der 90er seinen Siegeszug antrat und auch das Geschäft der Telekom mit DSL-Anschlüssen beflügelte.
Start des D1-Netzes 1992:
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Erst 1966 ...
wurde die letzte Handvermittlungsstelle auf automatisierten Betrieb umgestellt. Das Fräulein vom Amt starb aus.
1965:
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1961:
Für heutige Verhältnisse gigantisch mutete das erste Telefon für das A-Netz an, das 1958 startete.
1904 ...
installierte Quante in Berlin die erste Telefonzelle
1877 ...
funktionierte in Berlin das erste Telefon, hergestellt von Siemens.

Backofen sieht Business Marketplace als ausbaufähige Plattform. Hier könnten eventuell auch angestammte Telekommunikations-Produkte aufgeschaltet werden, sagte Backofen. Die Produkte will er nicht einfach auf die Plattform stellen und dort sich selbst überlassen. Der Vertrieb werde versuchen, Kunden und Produkte zusammenzubringen. Softwareprodukte, die nicht laufen, würden dort nicht lange bleiben. "Das wird eine gemanagte Plattform. Produkte, die nicht nachgefragt werden, können auch wieder entfernt werden." (dpa/tc)