Steve Jobs von Apple hat den Formfaktor von 7 Zoll bei Tablets mit "dead on arrival" kommentiert. Der schiere Markterfolgt wurde bisher wohl auch nicht dem bekanntesten 7-Zoll-Vertreter, dem Samsung Galaxy Tab, beschert. Nicht ohne Grund macht der Hersteller jetzt den Schritt zu einem größeren Display mit dem Galaxy Tab 10.1.
Ungehindert dessen setzt Viewsonic beim ViewPad 7 auf all jene Anwender, die mehr Wert auf hohe Mobilität statt einem großen Formfaktor legen. Bei einer Bildschirmdiagonale von 7 Zoll lässt sich eben ein sehr kompaktes Gehäuse realisieren. Zwar ist das ViewPad 7 zu groß für die Hemdentasche, aber doch deutlich transportabler als ein Apple iPad mit 9,7-Zoll-Display. Außerdem integriert Viewsonic in sein Tablet einen SIM-Kartenslot. Somit eignet sich das ViewPad 7 auch zum Telefonieren - wenn auch mit Einschränkungen im Komfort.
Ohne Einschränkungen erinnert dafür das Design des ViewPad 7 sofort an das iPhone 4: Rahmen im Aludesign (nur Kunststoff), schwarze glatte Rückseite, es sieht tatsächlich wie ein aufgeblasenes Apple-Smartphone aus. Doch neben dem Design muss ein Tablet vor allem mit hohem Komfort beim Browsen, E-Mailen und der generellen Benutzung überzeugen. Außerdem soll es beim Anfassen den Händen schmeicheln.
Neben dem Aussehen und der Bedienung muss ein Tablet auch mit hoher Display-Qualität, flinken Reaktionszeiten und langer Laufzeit überzeugen. Viewsonics ViewPad 7 offenbart im Test viele Schwächen.
Ausstattung
Viewsonics ViewPad 7 besitzt die Abmessungen von 110 x 179 x 11,5 mm. Damit ist das Tablet geringfügig kleiner als Samsungs Galaxy Tab P1000 mit 119 x 189 x 120 mm. Apples iPad besitzt mit 190 x 243 x 13,4 mm durch sein 9,7-Zoll-Display natürlich deutlich größere Abmessungen. Mit einem Gewicht von zirka 375 Gramm liegt das ViewPad 7 auf dem Niveau des Galaxy Tab (380 Gramm).
Das ViewPad 7 nutzt einen ARM11-Prozessor mit 600 MHz Taktfrequenz sowie den Qualcomm-Chipsatz MSM7227. Dem Gespann stehen 512 MByte Arbeitsspeicher sowie ein interner Flash-Speicher von 512 MByte zur Verfügung. Über den micro-SD-Kartenslot lässt sich der Speicherplatz um bis zu 32 GByte erweitern. Ein mitgeliefertes USB-Kabel sorgt am Mini-USB-Anschluss des ViewPads für den Datenaustausch. Gleichzeitig lädt das Tablet über USB - allerdings sehr langsam. Ein vollständiger Ladevorgang mit dem Netzteil dauerte in unserem Test zirka 90 Minuten. Für eine netzunabhängige Betriebszeit mit WLAN von zirka fünf Stunden sorgt der Lithium-Polymer-Akku mit 3240 mAh.
Das 7-Zoll-Display des ViewPad 7 bietet eine Auflösung von 800 mal 480 Bildpunkten. Entsprechend wirken Inhalte auch nicht besonders fein aufgelöst. Samsungs Galaxy Tab P1000 löst dagegen 1024 mal 600 Pixel auf. Die Qualität des Viewsonic-Bildschirm ist nicht überzeugend. Neben sehr starkem Spiegeln weist der Touchscreen geringe Einblickwinkel auf. Bei leicht schräg auf den Bildschirm schauen werden Schriften oder Grafiken bereits "pixelig" dargestellt und es treten deutliche Farbverfälschungen auf. Die Displays des Galaxy Tab und Apple iPad sind von sichtbar höherer Qualität.
Viewsonic spendiert dem ViewPad 7 einen SIM-Kartenslot. Zum Telefonieren legt der Hersteller ein Kabel-Headset bei. Im mobilen Datennetz wird natürlich HSDPA unterstützt. Mit WLAN 802.11b/g und Bluetooth 2.1 werden allerdings nicht die aktuellen Varianten unterstützt. Zum Fotografieren besitzt das ViewPad 7 auf der Rückseite eine 3-Megapixel-Kamera - allerdings ohne Blitzfunktion. An der Front gibt es für Videotelefonate zusätzlich eine integrierte 0,3-Megapixel-Webcam. Zu den weiteren Ausstattungsmerkmalen zählen ein Kompass sowie Sensoren für Lage (Beschleunigung) und Umgebungslicht. Viewsonic legt dem ViewPad 7 außerdem ein Etui aus Lederimitat bei.
Android und Apps
Viewsonic nutzt beim ViewPad 7 Android 2.2 als Betriebssystem. Entsprechend ist auch die übliche Software-Ausstattung, die von Android-Smartphone bekannt sind, vorhanden. Durch die integrierte Telefoniefunktion besitzt das ViewPad 7 zudem den vollen Zugriff auf den Android-Marketplace. Ein Android-2.2-Tablet wie Toshibas Folio kann damit beispielsweise nicht aufwarten.
Im Test des ViewPad 7 konnten wir alle ausprobierten Apps ohne Schwierigkeiten installieren. Die Programme können auf dem Tablet über fünf Startbildschirme verteilt werden. Die Navigation zwischen den Schirmen erfolgt einfach per Fingerwisch. Viewsonic spendiert dem ViewPad 7 mit Documents-to-Go serienmäßig eine Office-Suite zum Anschauen und Editieren von Word-, Excel- und PowerPoint-Dokumenten. Für PDF-Files ist ein entsprechender Viewer in der Suite integriert. Für eBooks findet sich auf dem ViewPad die App Aldiko.
Wird das ViewPad 7 via USB mit dem Windows-PC verbunden, so startet automatisch ein vom Tablet aus geladenes Synchronisations-Tool. Damit lassen sich Backups von den Daten des ViewPads erstellen.
Als großer Vorteil von Android-basierenden Tablets gegenüber Apples iPad wird der Flash-Support im Browser gesehen. Beim ViewPad 7 wird eine Flash-Unterstützung allerdings vergeblich gesucht. Während beispielsweise ein Samsung Galaxy Tab P1000 mit Android 2.2 Adobes Flash 10.1 nutzt, ist der Betrieb auf dem ViewPad nicht vorgesehen. Adobe listet auf seiner Website alle Tablets auf, die den Flash-Player unterstützen.
Bedienung
Das Viewsonic ViewPad 7 orientiert sich zwar stark an der Optik von Apples iPhone 4, an die Gehäusequalität kommt es jedoch nicht heran. So besteht der umlaufende "Alurahmen" nur aus Kunststoff, und die Rückseite nicht aus Glas, sondern ebenfalls aus Kunststoff. Die Stabilität des Gehäuses geht beim ViewPad allerdings in Ordnung. Hier knarzt nichts - auch wenn unter Krafteinwirkung leichte Verwindungen möglich sind. Ein Tablet sollte beim Anfassen allerdings den Händen schmeicheln. Leider kommt dieses Gefühl beim ViewPad 7 mit der scharfen oberen Gehäusekante nicht auf.
Tablets sind für das Surfen im Internet prädestiniert. Entsprechend wichtig ist hier eine gute Funktionalität. Leider kommt beim ViewPad 7 beim Scrollen in Webseiten das flüssige und "organische" Bediengefühl wie beim Apple iPad nicht auf. Immer wieder kommt es zu einem verzögertem Ansprechverhalten, leichtem Ruckeln und dann wieder sprunghaften Scrollen. Samsungs Galaxy Tab P1000 mit einer 1-GHz-CPU arbeitet hier schon wesentlich besser, kommt aber auch nicht an Apples iPad heran. Der Zwei-Finger-Zoom funktioniert beim ViewPad 7 ebenfalls nur mit einem stets begleitenden Ruckeln - vor allem bei komplexen Websites.
Das ViewPad wird beim Bedienen im Querformat typischerweise mit beiden Daumen bedient, beispielsweise beim Surfen. Dabei kommt man mit dem rechten Handballen immer wieder auf den Menüknopf an der rechten Bedienleiste. Das stört deutlich, weil dies unerwünschte Aktionen auslöst oder das Scrollen unterbricht. Wenig gefällt auch beim schnellen Tippen, dass desöfteren Buchstaben verschluckt werden.
Die Telefoniefunktion des ViewPads 7 erweist sich in der Praxis als unkomfortabel. Da das Tablet nicht "Hemdentaschenkompatibel" ist, verweilt es im Rucksack oder einer Tasche. Abheben wird somit schon umständlich. Außerdem ist das ViewPad nicht für das Halten ans Ohr ausgelegt - es fehlt ein Lautsprecher am Frontpanel. Vorgesehen ist nur das Telefonieren via Lauthören, was in Räumen mit dem Tablet auf dem Tisch gut funktioniert. Sollen andere nicht mithören, kann das beigelegte Kabel-Headset verwendet werden.
Technische Daten im Überblick
Hersteller |
|
Produkt |
ViewPad 7 |
Preis (unverbindliche Preisempfehlung) |
399 Euro |
Technische Hotline |
0821/ 450 57 382 |
Garantie des Herstellers |
24 Monate |
Prozessor |
ARM11 600 MHz |
Maße (L x B x H) |
110 x 179 x 11,5 mm |
Gewicht |
375 Gramm |
Betriebssystem |
Android 2.2 |
Integrierter Speicher (Art) |
512 MByte (Flash) |
Wireless-LAN / Bluetooth / UMTS / GPS |
802.11b/g / 2.1 / 7,2 MBit/s / ja |
USB |
Mini-USB |
VGA |
- |
HDMI |
- |
Kartenleser |
ja (Micro-SD) |
Einschub für SIM-Karte |
ja |
Kamera |
ja (3 Megapixel) |
Internetkamera |
ja (0,3 Megapixel) |
Dockinganschluss |
- |
Audioausgang |
1 |
Audioeingang |
- |
Mikrofon |
ja |
Lieferumfang |
Schnellstartanleitung (deutsch); Netzteil mit Steckeradapter, Kabel-Ohrhörer, USB-Kabel, Etui |
Lagesensor / Lichtsensor |
ja / ja |
Spracheingabe / Flugzeugmodus |
ja / ja |
E-Mail-Zugang: POP3 / Imap / Exchange |
ja / ja / ja |
Fazit
Viewsonics ViewPad 7 konnte uns im Test nicht überzeugen. Wer die Referenz unter den Tablets - Apples iPad - in Sachen Bedienung und Haptik kennt, ist von dem 7-Zoll-Tablet enttäuscht. So stört beim ersten Anfassen bereits die scharfe obere Gehäusekante des ViewPads.
Als weitaus unerfreulicher erweist sich beim Surfen - dem Haupteinsatzgebiet eines Tablets - aber das verzögerte Ansprechverhalten und ein oft ruckeliges Scrollen. Die 600-MHz-CPU des ViewPads ist gerade bei komplexeren Websites für ein zügiges Scrollen und Zoomen zu schwach dimensioniert. Hinzu kommt beim Halten des Tablets im Querformat, dass die Menütaste an der rechten Frontseite ständig mit dem Handballen berührt wird. Die Taste löst unerwünschte Aktionen aus. Schnellschreiber finden auch an der virtuellen Tastatur des ViewPads wenig Gefallen, zu oft werden Buchstaben verschluckt.
Normalerweise wird auf einem Android-Tablet auch eine Flash-Unterstützung erwartet - beim ViewPad 7 leider Fehlanzeige. Andere Tablets wie das Samsung Galaxy Tab P1000 mit Android 2.2 beherrschen Flash.
Auf der Habenseite des ViewPad 7 ist der integrierte SIM-Karten-Slot zu nennen. Bei einem entsprechenden Datentarif lässt sich damit unabhängig von WLANs online gehen. Die Telefoniefunktion ist natürlich auch gegeben, aufgrund des Komfortmangels im Vergleich zu Smartphones wird diese wohl wenig genutzt.
Betrachtet man nur die Spezifikationen des ViewPad 7, so geht der Preis von zirka 400 Euro in Ordnung. Aufgrund der Bedienmängel können wir das Viewsonic-Tablet aber nicht empfehlen. Wenn Sie unbedingt ein 7-Zoll-Tablet wollen, dann greifen Sie lieber zum Samsung Galaxy Tab P1000. Trotz UVP von 799 Euro gibt es das Galaxy Tab bereits für unter 500 Euro im Handel. (cvi)
Dieser Artikel basiert auf einem Beitrag der CW-Schwesterpublikation TecChannel.