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Zunächst machte es den Eindruck dass Microsoft den Anschluss an die mobile Welt unserer Tage gänzlich verloren hätte. Während unter Android und iOS die App-Stores förmlich überquollen herrschte bei Windows Phone relative Ruhe. Die schnelle Erhöhung des Versionszählers in der 7er Version des Windows Phone konnte nicht darüber hinwegtäuschen dass die Plattform für viele Entwickler eher uninteressant war.
Je rund eine Million Apps dürften sich in den Download-Stores von Android und Apple finden - dagegen sind die 200.000 Apps im "Windows Phone Store" deutlich überschaubarer. Dass sich auch bei dieser Anzahl recht obskure Programme finden, das ist naheliegend. "Too Drunk To Text" geht wohl auf die Idee aus dem Film "Prakti.Com" zurück. Die App, zumindest im Film, soll sicherstellen, dass der Anwender nur nach Beantwortung einiger Fragen weiterhin Textnachrichten versenden darf. Die für das Windows Phone 8 verfügbare App von Ivan Karacic, unterbricht den Textfluss indes nicht.
Rund 500 neue Apps pro Tag würden sich dazugesellen, so Wikipedia. 68 Prozent der Apps sind derzeit kostenlos, 22 Prozent kostenpflichtig und für zehn Prozent gibt es eine kostenfreie Testversion. Quantität ist bekanntlich nicht alles - daher wollen wir Ihnen eine Auswahl von spannenden Tools für Ihr Windows Phone vorstellen.
Fernwartung per Finger: TeamViewer
Besonders nach den letzten Enthüllungen rund um die NSA-Affäre dürfte sich die aus Deutschland stammende Fernwartungssoftwarelösung "Teamviewer" über eine wachsende Nutzerzahl freuen. Die Software, die der gleichnamige Hersteller für Windows, Linux, OS X, Android und iOS und das Windows Phone 8 anbietet, ist für Privatanwender kostenfrei nutzbar. Gewerblichen Nutzern bietet der Hersteller eine recht einfache Kostenstruktur ohne Folgekosten für Support oder Updates.
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Mit dem letzten Sprung auf die Version 9 unterstützt der Hersteller nun faktisch alle verfügbaren Plattformen. Von der kostenlosen App aus kann sich der Benutzer auf einen beliebigen Computer oder Server aufschalten. Die Verbindung geschieht stets über die Teamviewer-Server, somit ist auch ein Zugriff auf entfernte Systeme über das Internet möglich, selbst wenn das Zielsystem im lokalen Netzwerk zu finden ist.
Meldet sich der Benutzer fest mit einem Account an, so bietet die App die Auswahl des Zielsystems über eine Auflistung der zum "unbeaufsichtigter Zugriff" PCs, Server oder Macs. Für Ad-Hoc-Verbindungen generiert die Software einen Code und eine dynamische ID, die der Fernwartende in sein Windows Phone eingibt.
Alle Basisfunktionen der Software bietet auch Windows Phone App:
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Fernwartung von Windows-, Linux- und OS-X-basierten Desktop-Installation. Sofern konfiguriert, auch für den "unbeaufsichtigten Zugriff".
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Größe- und Qualitätsanpassung über Optionen, inklusive dem Ausblenden des Hintergrundbilds
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Schaltfläche zum Wechsel bei Multi-Monitor-Rechnern
Die Installation über den Windows Phone Store ist denkbar einfach. Die gewünschte App auswählen, entweder mit einem festen, eigenen Account anmelden und das gewünschte Zielsystem auswählen oder den Code einer wartenden Sitzung eingeben. In der betrachteten Version 9.0.2.0 ist die Software rund 6 MB groß und arbeitet ab der WVGA Auflösung mit 480x800 Pixel.
Im Vergleich zu den Desktop-Editionen fehlen jedoch einige Funktionen:
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Aufschalten auf das mobile Geräte selbst
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Keine Möglichkeit einen Mitschnitt der Fernwartungssitzung zu erzeugen
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Kein Datenaustausch per VPN
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Kein Eintrag in der TeamViewer Management Console für das Mobilgerät
Fazit: Teamviewer für Windows Phone 8 lässt sich intuitiv bedienen, baut das Bild relativ zügig auf und bietet alle wichtigen Funktionen für einen schnellen Zugriff auf einen PC oder Mac. Dass kein Zugriff über die sogenannte QS-Technik auf das Windows Phone 8 vom PC aus möglich ist, ist durchaus verschmerzbar.
Kostenloser RDP Client
Kaum zu glauben, aber wahr. Während Microsoft für iOS erst vor Kurzem den "Microsoft Remote Desktop" Client für iPod, iPhone und iPad aus dem Hause Apple präsentierte, gibt es kein Pendant für das Windows Phone. Das Einzige was der Windows Phone Store in dieser Richtung anbietet sind das kostenpflichtige Programm von Topperware oder "Mocha RD LITE" von MochaSoft.
Einen komplett kostenlosen, aber voll funktionellen, RDP-Client bietet die 2X Software LLC, den "2X Client". Eigentlich wird diese Software für den Zugriff auf die Terminalservererweiterung von 2X genutzt (2X ApplicationServer XG), kann aber auch problemlos RDP-Verbindungen von Windows Clients, Servern oder VDI-Hypervisor-Konstrukten auf Basis Microsoft Hyper-V, VMware View oder Citrix Xen aufbauen. Die Verbindungsdaten, inklusive Anmeldeinformationen, kann der Besitzer speichern. Die Software bietet eine Display-Mouse-Emulation mit Rechtsklick, unterstützt SSL-verschlüsselte Verbindungen, bietet "Full Screen"-Ansicht und Gestensteuerung für den Zoom.
Die Bedienung der Software ist, obwohl nur auf Englisch verfügbar, recht einfach. Der Mauszeiger selbst wird nicht dargestellt. An die Stelle an die der Benutzer klickt entsteht kurz ein kleiner werdender Kreis. Dank der Vergrößerung und Verkleinerung mit zwei Fingern gelingt das Treffen von Schaltflächen mit etwas Übung ganz gut.
Positiv am 2X Client:
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Schlanke, einfach zu bedienende App
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Verfügbar für alle mobilen Betriebssysteme
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Schaltfläche zum Wechsel bei Multi-Monitor-Rechnern
Negativ am 2X Client:
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Nur auf Englisch verfügbar
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Klickbereich für das Programm-Menü etwas zu klein
Fazit: Das gerade einmal 2 MByte große Programm überzeugt auch in der Windows Phone Version. Zugriffe auf Server und Clients gelingen per RDP ohne Schwierigkeiten.
Tempomessung
Natürlich ist die Internet-Geschwindigkeit grundsätzlich zu langsam - darüber besteht wahrscheinlich allgemeine Übereinstimmung. Aber mitunter bekommt "World Wait Waiting" ein durchaus präsentes Gefühl. Für den Fall, dass der Smartphone-Besitzer feststellen möchte, wie es um die Langsamkeit der Anbindung steht, kann er dies mit dem "Speedchecker" von Optimal Software recht einfach feststellen.
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Die kleine App verbindet sich in der kostenfreien und mit Werbebannern finanzierten Version eine automatische Zuordnung an einen nahegelegenen Server und misst die Verbindungsqualität zwischen dem Smartphone und dem Server. Das Ergebnis besteht, wie von den einschlägigen DSL-Mess-Webseiten her bekannt, aus dem Down- und Upload-Wert in MByte/s sowie der durchschnittlichen Ping-Laufzeit. Insbesondere die Ping-Laufzeit als Messgröße für die Latenz zwischen Paketanforderung und deren Beantwortung gibt Auskunft darüber, ob die gefühlte Langsamkeit mit einer gemessenen Realität übereinstimmt.
Positiv am Speedchecker:
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Nur ein MB groß
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Einfach in der Bedienung
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Programm speichert Messergebnisse und zeigt diese grafisch an
Negativ am Speedchecker:
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Nur auf Englisch verfügbar
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In der kostenlosen Version keine Auswahl des Zielservers möglich
Fazit: Für die schnelle Geschwindigkeitsmessung im Hotel oder unterwegs genau das richtige Programm. Ohne "Schnickschnack" kommt der Besitzer zügig an sein Ergebnis.
Port-Scanner
Mal schnell über das WLAN prüfen welche Ports auf einem Server, Netzwerkgerät oder Client-Computer von Außen sichtbar sind. Dafür muss der Windows Phone Besitzer nicht extra dass Laptop auspacken, hierfür gibt es eine App, die das können soll, so der Herausgeber "Usman ur Rehman Ahmed".
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Der "Port Scanner" für Windows Phone 7.5 und höher ist schnell und problemlos installiert. Anstelle der üblichen Eingabe eines IP-Bereichs den das Programm nach offenen Ports abgrast, bietet diese App nur die Eingabe einer einzelnen Ziel-IP. Dem Scan-Bereich für die Port-Adressen, maximal 200 Ports am Stück, muss der Besitzer ebenfalls eingeben.
Dass das Programm in der Standardauslieferung auch jeden nicht erreichbaren Port in der Auflistung nach dem Scan darstellt, das kann der Benutzer in den "Settings" abschalten. Zunächst verwunderte uns im Test, dass die Messergebnisse nicht plausibel waren: Einmal war der Domänencontroller über Port 139 NetBIOS-seitig erreichbar, einmal nicht. Der Grund für dieses Verhalten, welches auch als Mangelpunkt unter Kommentare im Store genannt wird, sind die zu kurzen Timeout- und TTL-Werte in den Settings. Wer diese über den Schieberegler erhöht, beispielsweise auf 400 ms und 25 ms für Time To Live (TTL), erhält zwar verlässliche Ergebnisse, muss jedoch länger auf die Ergebnisse warten. Die Deaktivierung des "Nagle-Algorithmus" zur Reduktion der Anzahl von TCP-Paketen brachte keine nennenswerten Unterschiede im Test.
Positiv am Port Scanner:
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weniger als ein MByte groß
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kostenlos
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bietet eine Auflistung der Well Know Ports
Negativ am Port Scanner:
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App nur auf Englisch
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keine Analyse eines IP-Bereichs möglich
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Ergebnisse können nicht gespeichert oder als E-Mail-Anhang verschickt werden
Fazit: Für ein kostenloses Netzwerk-Analyse-Tool gerade noch akzeptabel. Der Blick auf die Möglichkeiten die die Apps Stores für iOS und Android in Bezug Netzwerk-Tools bieten, machen neidisch.
PIN-Schutz für Fotos
Üblicherweise kann jeder, der das Kennwort, bestehend aus einigen Zahlen, für ein Windows Phone kennt auch auf dessen Speicherplatz für Fotos zugreifen. Verknüpft der Besitzer den Fotospeicher mit dem Skydrive so gelangen die Bilder automatisch über die Cloud auf den heimischen PC oder ins Büro. Möglicherweise gibt es jedoch Bildmaterial, welches nur dann eingesehen werden darf, wenn ein zusätzlicher PIN eingegeben wird. Nutzungsanwendung sind beispielsweise die Speicherung von nicht öffentlichen Plänen, Mustern oder Entwürfen der Firma oder die privaten Urlaubsfotos auf einem geschäftlich genutzten Dienst-Smartphone.
Mit dem "File Locker" beziehungsweise dem "FileLocker Pro Lite" von Braindigit IT für Windows Phone 7.5 und höher kann der Benutzer bis zu 10 Bilder in mehreren virtuellen Alben auf seinem Smartphone verstecken, vor unerwünschten Zugriff schützen und somit auch vor versehentlichem Löschen bewahren. Die Pro Version erlaubt mehrere Alben mit je zehn Bildern, die einfache Version nur insgesamt zehn Bilder.
Nach der Installation der knapp 1 MByte großen App legt der Besitzer einen PIN-Code fest und definiert eine beliebige Frage mit der dazu passenden Antwort. Falls der PIN-Code einmal vergessen werden sollte, ist dies die einzige Möglichkeit wieder an den PIN zu gelangen. Es folgt das Anlegen eines Albums, eine Art Ordner für maximal zehn Bilder. Das Bildmaterial stammt entweder direkt von der Kamera oder wird aus dem Foto-Speicher in den Filelocker kopiert. Durch das Kopieren in den geschützten Bereich wird das Bild jedoch nicht automatisch im öffentlichen Bereich gelöscht. Das muss von Hand geschehen. Wer viele Bilder schützen möchte, der wird den fehlenden Multi-Select schmerzhaft vermissen.
Positiv am File Locker:
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weniger als ein MByte groß
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kostenlose Möglichkeit Bildmaterial zu schützen
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in der Pro Lite-Fassung Darstellung in einer Slide-Show
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PIN-Code kann auch Buchstaben enthalten
Negativ am File Locker:
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App nur auf Englisch
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Originalbilder werden nicht automatisch gelöscht, nicht einmal auf Wunsch
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Der Hersteller macht keine Angaben darüber mit welcher Verschlüsselung das Programm arbeitet
Fazit: Der File Locker ist eine äußerst praktische Software und schon nach kurzer Zeit wünscht sich der Anwender er könne über dieselbe Technik ganze Apps vor dem Zugriff sperren. Es gibt zwar weitere Programme um Bilder "privat" zu halten, jedoch ist File Locker als einzige Lösung komplett kostenfrei zu haben. (mb)