Studie zu Virtualisierung und Cloud

Unternehmen nutzen Virtualisierung nicht aus

22.03.2010 von Wolfgang Herrmann
Server-Virtualisierung ist in den meisten IT-Abteilungen gesetzt. Doch nur wenige reizen die Technik voll aus und gehen den nächsten Schritt in Richtung Cloud Computing.

Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie des Marktforschungsunternehmens Vanson Bourne, die der Softwarehersteller CA in Auftrag gegeben hat. Für die Untersuchung mit dem Titel "Unleashing the Power of Virtualization - Cloud Computing and the Perceptions of European Business" befragten die Analysten 550 Unternehmen aus 14 europäischen Ländern, darunter Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Italien und die Niederlande.

Server-Virtualisierung ist demnach in den Unternehmen mittlerweile weit verbreitet. 74 Prozent der deutschen Befragten arbeiten bereits mit virtualisierten Systemen oder planen dies. "Nach unseren Erfahrungen nutzen Unternehmen die Virtualisierung bereits zur Kostensenkung im Data Center", kommentiert Bjarne Rasmussen, Chief Technology Officer und Senior Vice President EMEA von CA, die Ergebnisse. "Allerdings wissen sie nach eigener Aussage noch nicht, wie sich virtualisierte Umgebungen automatisieren, verwalten und sichern lassen." Mit diesem Kenntnisstand seien IT-Verantwortliche derzeit nicht in der Lage, die weit über Kostenersparnis und Server-Konsolidierung hinausgehenden Vorteile der Virtualisierung voll zu nutzen.

Virtualisierung und Cloud Computing

CA sieht den nächsten logischen Schritt nach der Server-Virtualisierung im Cloud Computing. Der Erhebung zufolge sind deutsche Unternehmen aber noch nicht ganz von dem Konzept überzeugt. Zwar halten nur zehn Prozent der Befragten Cloud Computing für eine kurzfristige Modeerscheinung. Doch fast drei Viertel der Teilnehmer gaben an, sich diesbezüglich nicht sicher zu sein. An eine langfristige Veränderung der IT-Betriebsmodelle durch die Cloud glauben nur 16 Prozent.

Dabei sehen die Studienautoren eine klare Trennung zwischen denjenigen, die die Wolken-IT als Synonym für Outsourcing in eine externe Cloud betrachten, und solchen Befragten, die sich auch eine interne Cloud vorstellen können. Für beide Gruppen gelte, dass sie die Vorteile des Cloud Computing nicht klar genug erkennen würden. Typische Merkmale wie Self-Service auf Abruf, eine hohe Flexibilität und das präzise Abrechnen von Cloud-Services könnten die Teilnehmer nur schwer mit den geschäftlichen Potenzialen der Cloud verbinden. Aus Sicht von CA gehören dazu neben Kostenersparnissen ein verbesserter Return-on-Investment, eine erhöhte Erreichbarkeit der Unternehmen für Kunden und Partner, oder die Möglichkeit, neue Services schneller auf den Markt zu bringen.

Unklare Vorstellungen von der Cloud

Überraschendes fördert die Studie bei der Frage nach den Hürden für die Akzeptanz des Cloud-Modells zutage. Eine relative Mehrheit von 36 Prozent der Interviewten in Deutschland wählte die vorgegebene Antwort "Unproven Concept". "Das deutet darauf hin, dass noch immer viele Unternehmen keine klare Vorstellung von Cloud Computing haben", erläuterte Georg Lauer, Vice President von CA Deutschland, im Gespräch mit der COMPUTERWOCHE. Auch die zahlreichen unterschiedlichen Definitionen des Konzepts dürften damit zu tun haben. Im Vergleich zu anderen Ländern wie Großbritannien, Spanien oder Schweden scheint dieses Phänomen hierzulande besonders ausgeprägt zu sein. Europaweit liegt der Wert bei 22 Prozent.

Das zweitwichtigste Hemmnis sehen deutsche Befragte in der Sicherheit sensibler Daten (18 Prozent), gefolgt von Bedenken hinsichtlich der Verwaltung und Kontrolle von Cloud-Diensten. Auch hier sind größere regionale Unterschiede erkennbar. So sorgen sich europaweit mit 27 Prozent deutlich mehr Unternehmen um die Sicherheit. Die größten Bedenken hegen Unternehmen aus der Schweiz, Norwegen, Finnland und Großbritannien.

Ganz uneigennützig veröffentlicht CA die Studie freilich nicht. Um dem mangelnden Wissen in Sachen Cloud Computing zu begegnen, habe man die sogenannte Cloud Academy eingerichtet, berichtet der Anbieter von IT-Management-Software. Dabei handelt es sich um eine Reihe von Informationsveranstaltungen in Form Runder Tische, bei denen Unternehmen erfahren sollen, wie sie von der Virtualisierung profitieren und eine Cloud-fähige Infrastruktur samt entsprechender Services einrichten können. Man darf davon ausgehen, dass CAs eigenes Softwareportfolio dabei eine tragende Rolle spielt. CA helfe Unternehmen, interne und externe Clouds zu verwalten, sagt Vice President Lauer dazu. Dazu stelle man neben klassischen System-Management-Werkzeugen unter anderem auch Tools für Workload Automation und Provisioning zur Verfügung. (wh)