Border Gateway Protokol (BGP)

US Behörde will Internet gegen Cyberwar wappnen

02.03.2022 von Jon Gold und Beate Wöhe
Als Reaktion auf die Handlungen der russischen Regierung, plant die FCC eine Untersuchung des Routingprotokolls BGP. Dieses spielt eine zentrale Rolle bei der Verbindung der verschiedenen Autonmen Systeme (AS) des Internets.
Jeder Mensch verfolgt mit der Eingabe einer URL das Ziel, eine bestimmte Internetseite zu erreichen. Durch Manipulationen des BGP können Angreifer ein sicheres Routing im Internet beeinflussen und dies verhindern.
Foto: Jorm S - shutterstock.com

Die US-amerikanische Regulierungsbehörde Federal Communications Commission (FCC) leitet eine Untersuchung zu Sicherheitsfragen im Zusammenhang mit dem Border Gateway Protocol (BGP) ein. Der am Montag angekündigte Schritt wurde als Reaktion auf "Russlands eskalierende Handlungen in der Ukraine" eingeleitet, heißt es in der Mitteilung der Kommission zur Untersuchung.

Border Gateway Protocol - Erklärung

BGP ist das im Internet eingesetzte Routing-Protokoll, das sicherstellt, dass die unabhängig verwalteten Netze - die sogenannten autonomen Systeme (AS) -, aus denen das globale Internet besteht, miteinander kommunizieren können. Autonome Systeme werden in der Regel von Internet-Service-Providern (ISPs) betrieben.

Das ursprüngliche Design, das laut FCC auch heute noch weit verbreitet ist, enthält keine ausgefeilteren Sicherheitsmerkmale. So sind die BGP-Router beispielsweise in ihrer Grundkonfiguration für Spoofing-Angriffe anfällig. Zudem können Fehlkonfigurationen der BGP-Router zu einer Beeinträchtigung des Internetverkehrs führen, oder diesen auf eine falsche Route lenken. Angreifer könnten dies nutzen, um beliebte Dienste wie etwa YouTube oder gar ganze Staaten vom Internet abzuklemmen. So trennte etwa Ägypten während der Revolution 2011 das gesamte Land vom Internet, um einen freien Informationsfluss zu verhindern.

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"Die potenziellen Folgen eines BGP-Hacks sind extrem", so die FCC, die darauf hinwies, dass ein solcher Angriff auch Auswirkungen auf Kritische Infrastrukturen wie Finanzmärkte, Transport- und Versorgungssysteme hätte. Die Internet Engineering Task Force und das National Institute of Standards and Technologgy haben zwar bereits mehrere Sicherheitsstandards für das BGP geschaffen. Viele Netzwerke nutzen diese laut FCC jedoch nicht und seien daher anfällig für Attacken.

Die Untersuchung der Kommission verfolgt daher mehrere Ziele, darunter

"Um die Führungsrolle der USA weiterhin zu gewährleisten, müssen wir nach Möglichkeiten suchen, um vertrauenswürdige Innovationen für eine sicherere Kommunikation und kritische Infrastruktur zu fördern", so die FCC.

Auswirkungen von BGP-Hijacks

BGP-Hijacks können sowohl aus Versehen als auch durch böswillige Handlungen erfolgen - so oder so können ihre Auswirkungen jedoch weitreichend sein, wie die folgenden Beisiele zeigen.

Das von der Internet Society betriebene Projekt Mutually Agreed Norms for Routing Security (MANRS) hat allein im Jahr 2021 rund 775 Vorfälle als mögliche BGP-Hijacks identifiziert.

"Die FCC-Ankündigung bezieht sich auf BGP-immanente Probleme, gilt aber auch für das Ökosystem der Netzanbieter und -betreiber. Sie bittet um Stellungnahmen zu Sicherheitsvorkehrungen, Kontrollen und dem erforderlichen Maß an regulatorischer Aufsicht über das gesamte Ökosystem von Netzbetreibern und -anbietern (und noch einiges mehr)", sagte Jeff Pollard, Vice President und Principal Analyst bei Forrester. "Dabei geht es weniger darum, Neues oder Interessantes in Bezug auf BGP zu entdecken, sondern vielmehr darum, die notwendigen Änderungen voranzutreiben, um BGP angesichts seiner Bedeutung sicherer zu machen. Das Internet funktioniert nicht ohne BGP", so Pollard.