Bisher kamen Digitalkameras aus dem unteren Preisbereich - also bis 100 Euro - hauptsächlich von Herstellern, die nicht gerade für ihr Kamera-Knowhow bekannt waren. Seit einigen Monaten haben jedoch auch Markenhersteller wie Canon, Casio, Nikon und Samsung dieses Marktsegment für sich entdeckt. Die Auswahl wird immer größer und die Geräte immer besser. PC-WELT verrät Ihnen, worauf Sie beim Kauf dieser "Billigheimer" achten müssen, um die Enttäuschung möglichst gering zu halten. Denn Abstriche müssen Sie bei den Geräten bis 100 Euro natürlich schon machen.
1. Der bessere Sensor: CMOS gegen CCD
Für Kompaktkameras gibt es derzeit zwei Arten von Bildsensoren: CCD und CMOS. Die grundlegende Arbeitsweise ist bei beiden Sensortypen gleich: Fällt durch das Objektiv der Kamera Licht auf den Sensor, setzen dessen Fotodioden Elektronen frei. Je mehr Licht einfällt, desto mehr Elektronen werden freigesetzt und desto höher ist die elektrische Ladung. Die Ladung wird ausgelesen und entspricht einem Bildpunkt mit gleicher Helligkeit.
Beim CCD-Sensor erfolgt das Auslesen der einzelnen Ladungen nach dem “Eimerkettenprinzip”: Alle Fotodioden in einer Zeile sind miteinander verbunden und werden nacheinander vom Ausleseregister ausgewertet. Ein CMOS-Sensor besitzt dagegen je ein vertikales und horizontales Ausleseregister, die jede Ladung direkt auswerten. Dadurch arbeiten CMOS-Sensoren schneller als ihre CCD-Kollegen.
Was die Bildqualität angeht, so sind CMOS-Chips zwar lichtempfindlicher als CCDs. Diesen Vorteil machen sich aber nur die CMOS-Sensoren in digitalen Spiegelreflexkameras und hochwertigen (teureren) Kompaktkameras zunutze. In günstigen Kameras bis 100 Euro kommen dagegen CMOS-Sensoren von minderer Qualität zum Einsatz, deren hohe Lichtempfindlichkeit meist nur für deutliches Bildrauschen sorgt. Die Frage nach der Wahl des Sensors fällt also bei günstigen Kameras eindeutlig zugunsten eines CCD-Modells aus.
2. Auflösung: Je mehr, desto besser, aber in Maßen
Auflösungen bis 8 Megapixel reichen für den Hausgebrauch normalerweise völlig. Alles, was darüber hinausgeht, brauchen Sie höchstens für Vergrößerungen oder für die Weiterverarbeitung der Bilder. Von "Je mehr, desto besser" kann also keine Rede sein.
Bei Kameras bis 100 Euro gilt dies nicht unbedingt: Da die Bauteile größtenteils von mäßiger Qualität sind - was die Kameras auch so günstig macht -, kann eine höhere Auflösung einiges ausgleichen. Dennoch sollten Sie beachten, dass sich mit steigender Auflösung auch das Bildrauschen erhöhen kann, sofern der Sensor nicht "mitwächst". Denn meist ist der Bildsensor einer 10-Megapixel-Kamera genauso groß wie der einer 16-Megapixel-Kamera. Dadurch sitzen die Fotodioden zu nahe aneinander und stören sich. Aus Kostengründen verzichten die Hersteller jedoch darauf, eine hochwertige Rauschunterdrückung oder Scharfzeichnung einzubauen - die finden Sie erst im höheren Preissegment.
3. Zoom: Lieber optisch als digital
Bei allen Digitalkameras gilt grundsätzlich: Geben Sie dem optischen Zoom den Vorzug. Kameras bis 100 Euro haben jedoch oft nur ein Digitalzoom, welches Sie aber besser nicht benutzen sollten. Denn anders als beim optischen Zoom, bei dem ein Linsensystem für die Vergrößerung sorgt, rechnet die Kamera beim Digitalzoom den Bildausschnitt auf die gezoomte Größe hoch. Das geht auf Kosten der Bildqualität.
Damit Sie aber trotz Digitalzoom zu Ihren Nahaufnahmen kommen, achten Sie beim Kauf einer Kamera darauf, dass die Brennweite des Objektivs möglichst kurz, also möglichst weitwinkelig ist. So sind 28 Millimeter auf jeden Fall 35 Millimetern vorzuziehen. Und ein Makromodus ist hier ebenfalls unverzichtbar.
Was den Vergrößerungsfaktor angeht, so bieten die meisten Modelle im unteren Preissegment ein optisches 5fach-Zoom. Vereinzelt finden sich jedoch auch Geräte, die mit bis zu 8facher optischer Vergrößerung arbeiten.
4. Bildstabilisator: Nur optisch oder mechanisch
Ein Bildstabilisator kann die Belichtungszeit einer Aufnahme um bis zu vier Stufen verkürzen. Das bedeutet, dass Sie Motive, für die Sie normalerweise ein Stativ benötigen würden, ganz ohne Stativ „aus der Hand“ ablichten können. Allerdings arbeitet nicht jeder Bildstabilisator gleich: Modelle bis 100 Euro setzen meist eine elektronische Stabilisierung ein, die lediglich die Lichtempfindlichkeit erhöht. Das verkürzt zwar die Belichtungszeit, kann aber gleichzeitig das Bildrauschen verstärken.
Qualitativ besser ist ein mechanischer oder optischer Bildstabilisator, der vereinzelt in diesem Preissegment zu finden ist. Bei diesen Verfahren werden der Bildsensor (mechanisch) oder eine Linsengruppe im Objektiv (optisch) bewegt, um die Verwackler auszugleichen.
5. Einstellmöglichkeiten: Hauptsächlich automatisch
Die Zielgruppe der Digitalkameras bis 100 Euro ist klar definiert: Kameraneulinge, die sich nicht erst stundenlang der Handbuchlektüre hingeben wollen, Urlauber, die am Strand ohne Risiko fotografieren wollen, Hobbyfotografen, die eine kleine Zweitkamera für alle Fälle suchen. Um all diesen Ansprüchen gerecht zu werden, liegt der Fokus bei Kameras bis 100 Euro vor allem auf der einfachen Bedienbarkeit und Handhabung. Blenden- und Zeitvorwahl sowie einen manuellen Weißabgleich suchen Sie daher vergeblich. Stattdessen verfügen diese Gerät über zahlreiche Motivprogramme, diverse Automatimodi und andere Optionen, die das optimale Einfangen eines Motivs erleichtern.
6. Sonstiges: Bildschirm, Videofunktion und Stromquelle
Auch bei günstigen Digitalkamera bis 100 Euro finden Sie tolle Ausstattungsmerkmale. So ist eine HD-Videofunktion mit 1280 x 720 Bildpunkten bereits Standard. Wer dagegen auf Full HD spekuliert, wird enttäuscht: Hier müssen Sie gut den doppelten Preis rechnen.
Was den Bildschirm angeht, so bieten die meisten Modelle bis 100 Euro ein Display mit 2,7 oder 3 Zoll Diagonale, was etwa 6,9 beziehungsweise 7,6 Zentimetern entspricht. Ein optischer oder elektronischer Sucher ist in dieser Preisklasse nicht üblich. Auch interessant: DIe meisten "Billigheimer" arbeiten mit Akkus. Batterien kommen nur noch vereinzelt zum Einsatz.
Dieser Artikel basiert auf einem Beitrag der CW-Schwesterpublikation PC-Welt.