Prognosen 2009, Lünendonk

Vom Innovationsförderer zum Effizienzpartner

29.12.2008 von Hartmut Lüerßen
CIOs, die mit Weitblick und hoher Prozess-Kompetenz in die Planungen für 2009 und 2010 gehen, werden als Business-Partner wahrgenommen. Der Spagat zwischen Kostenreduzierungen und Effizienzsteigerungen kann mit intelligentem Sourcing Management und flexiblen Prozessen gelingen.

Die Verunsicherung unter den Managern ist groß. Prominente und lang gediente Vorstände sprechen von Ausmaßen, die "ich bisher noch nie erlebt habe." SAP-Chef Henning Kagermann sagt: "Die Welt wird anders aussehen." Die antrainierte Reaktion, Budgets zu streichen und Investitionen zu kürzen, greift bereits in vielen Branchen. Meldungen über Produktionsstopps betreffen nicht mehr nur die besonders gebeutelte Automobilindustrie. Inzwischen regiert an den Märkten die Psychologie - und die hat seit Beginn der Wirtschaftskrise massiv an Stabilität eingebüßt.

Vor diesem Hintergrund ist die wirtschaftliche Entwicklung für 2009 kaum seriös prognostizierbar. Das zeigen die mehrfach korrigierten Ausblicke der großen Wirtschaftsforschungsinstitute für 2009 deutlich. Auch die Prognosen für den IT-Markt streuen stark. Die Frage: "Wie entwickelt sich der IT-Markt?" auf Basis von Wachstumszahlen kann nur mit Tendenzen beantwortet werden. Die entscheidende Frage lautet: Was tun?

Die erste globale Finanzkrise

Auch wenn die aktuelle Finanzkrise als erste wirklich globale Krise in die Geschichte eingehen dürfte und damit deutlich weit reichendere Auswirkungen hätte als beispielsweise das Platzen der "New-Economy-Blase", hilft ein Blick in die erlebte Vergangenheit, um die aktuellen Handlungsoptionen zu bewerten.

Hartmut Lüerßen, Partner Lünendonk GmbH: " Innovationen sind out. Operative Effektivität steht im Mittelpunkt der verbleibenden Investitionen."
Foto: Lünendonk

Die Analyse, welche Services und Projekte "must have" und welche "nice to have" sind, führte zwischen 2001 und 2004 zu starken Einbrüchen beim Hardware-Geschäft: Die Unternehmen zögerten Neuanschaffungen und den Austausch von Servern, Desktops und Notebooks heraus, um die Budgets zu schonen. Ähnliches galt auch für den Software-Markt. Die Investitionen in Updates und Release-Wechsel waren rückläufig. In der Folge ging auch das Projektgeschäft zurück.

Das Outtasking und Outsourcing erlebte hingegen eine verstärkte Nachfrage. Diese Effekte sind auch für 2009 und 2010 zu erwarten - die Unternehmen reduzieren Kosten, fahren Investitionen zurück, befreien fest gebundenes Kapital und verlagern notwendige kontinuierliche Investitionen in Technologien für effiziente Prozesse auf die Dienstleister. Der Fokus verlagert sich vom so genannten "change the business" auf das "run the business": Innovationen sind out. Operative Effektivität steht im Mittelpunkt der verbleibenden Investitionen.

Wertbeitrag der IT steckt in Prozessen - nicht in der Technik

Die Frage, was zu tun ist, lässt sich trotz dieser wahrscheinlichen Markt-Entwicklungen auf Unternehmensebene nicht pauschal beantworten. Zu unterschiedlich sind die Herausforderungen, die aus den Fachbereichen an die IT gemeldet werden. So geht es bei einem Versandhandels-Unternehmen vielleicht darum, die Kommissionierungs- und Lieferzeiten zu verkürzen und die Zahl der Retouren zu reduzieren. Hier können beispielsweise Technologien wie "Pick-by-voice" oder RFID- und Wireless-Lösungen in der Lager-Verwaltung die Prozesse beschleunigen.

Bei Versicherungen steigt dagegen etwa die Bedeutung von Business Intelligence (BI) für die Produktentwicklung sowie für das Aufdecken von Betrugsversuchen, die jedes Jahr zu Millionenschäden bei den Assekuranzen führen.

Enterprise-Content-Management- (ECM) und Customer-Relationship-Management-Lösungen (CRM) verbessern das Zielgruppen-spezifische Marketing und die Verwaltungsprozesse. In anderen Branchen werden diese "Querschnittstechnologien" für ganz andere Anforderungen eingesetzt.

Diese unterschiedlichen Anforderungen spiegelt sich auf Anbieterseite im Trend vom Technologie- zum Lösungs-Vertrieb wider. Inzwischen werden die Lösungen zu modularen (Service-)Bausteinen von Prozessen weiterentwickelt. Und dort, wo Branchenlösungen für die Software-Hersteller bisher nicht lukrativ genug erscheinen, bieten IT-Beratungs-Unternehmen mit Best Practices und Templates für Branchen- und Prozessspezifische Implementierungen einen attraktiven Mittelweg, der kurze Implementierungszeiten und vergleichsweise geringen Konfigurationsaufwand verspricht.

Freiraum für Investitionen sichern

So unterschiedlich die fachlichen Anforderungen in den Branchen auch sein mögen, stehen einige Technologien im Zusammenhang mit Prozess-Verbesserungen in 2009 besonders im Fokus:

Die von der Lünendonk GmbH in 2008 befragten führenden IT-Beratungs- und Systemintegrations-Unternehmen in Deutschland sehen ähnliche Themen im Fokus. Dabei muss berücksichtigt werden, dass diese Einschätzung keinen Rückschluss auf die Umsätze der Unternehmen mit den Themen zulassen. So ist der Umsatz mit ERP-Themen weiterhin eine der wichtigsten Stützen der Unternehmen, neue Konzepte und Technologien wie SOA sorgen jedoch für die neuen Impulse.

BI, SOA und Prozessinnovation waren 2008 die wichtigen Themen,…
Foto: Lünendonk

Themen wie Cloud Computing dürften für das operative Geschäft in 2009 nur wenig Relevanz haben, zukünftig jedoch die Nutzung von Rechenleistung und Services stark beeinflussen. Green IT wird erwartungsgemäß als Marketing-Hype verblassen, jedoch fester Bestandteil für moderne Rechenzentrumsplanung werden.

… während das Infrastruktur-Management kaum jemanden hinter dem Ofen hervorlocken konnte.
Foto: Lünendonk

Auch in wirtschaftlich schwierigen Zeiten sind Technologie-Investitionen wichtig. Sie sind wichtig, um Ziele zu erreichen, die einen Mehrwert für die Fachbereiche oder auch für den IT-Betrieb liefern. Sie sind wichtig als Werkzeug, als Mittel zum Zweck. Nicht mehr - aber auch nicht weniger. Stillstand bei den Mitbewerbern bedeutet Vorsprung für die Unternehmen, die sich durch antizyklisches Management Freiraum für Investitionen gesichert haben.