Digitalisierung

Warum sich deutsche Unternehmen wandeln müssen

28.04.2015 von Mark Zimmermann  
Vernetzte Geräte, intelligente Services, individuelle Kundenwünsche, globaler Wettbewerb - nur einige Gründe für die digitale Transformation, die alle Unternehmen heute durchmachen. Wir blicken auf die Trends.

Die Steigerung der (mobilen) Bandbreiten und die steigende Internetaffinität der Bevölkerung beschleunigen unseren technologischen Fortschritt und damit die Möglichkeiten der Digitalisierung von Geschäftsmodellen. Waren zu Anfang eher die Musik- und Filmindustrie betroffen, erreicht die Entwicklung nun auch die Anbieter anderer Konsumgüter wie beispielsweise die Automobil- oder die Modeindustrie. Gleichzeitig werden immer schneller neue Service- und Geschäftsmodelle möglich.

Heute im Kurs: "Unser Unternehmen soll digitaler werden"
Foto: L. Klauser - Fotolia.com

Fast alles, was früher einmal in persönlichen Gesprächen und Papier-Prospekten verhandelt wurde, ist heute schneller, komfortabler und vor allem auch günstiger digital möglich.

Im internationalen Vergleich stehen deutsche Unternehmen, besonders im Bereich des Mittelstandes, in Fragen der Digitalisierung noch am Anfang. Sie tun sich häufig schwer, die zu erwartende Veränderung der Arbeits- und Lebenswelt zu erkennen und angemessen darauf zu reagieren. Die Ansicht, dass die Digitalisierung ausschließlich Konsumgüter betrifft, ist noch erschreckend weit verbreitet.

Alles wird Service

Dabei geht die Digitalisierung über dem Vertriebsweg der reinen Online-Vermarktung hinaus. Die Analyse von Unternehmensdaten und des Kundenverhaltens erlauben die Entwicklung neuer Produkte und Dienstleistungen. Die Digitalisierung revolutioniert die gesamte Wertschöpfungskette und zwingt Unternehmen, diese komplett zu überdenken. Gleichzeitig werden auch neue Service- und Geschäftsmodelle möglich.

Oder wie es Dirk Beckmann, Geschäftsführer der Agentur "artundweise", ausdrückt: "Der Unterschied zwischen der vor-digitalen und der heutigen Welt ist vergleichbar mit einem Wechsel des Aggregatzustandes: War die Welt früher fest und voller Gewissheiten so ist sie heute flüssig und ständig in Bewegung."

Dirk Beckmann mag, wenn's läuft.
Foto: Dirk Beckmann

So erleben beispielsweise Energieversorger eine immer stärkere Veränderung der gesamten Wertschöpfungskette und machen dabei eine vergleichbare Entwicklung durch wie einst der Banking-Sektor. Während die Kunden früher einmal im Monat einen Kontoauszug erhielten, stehen manche Smartphone-Benutzer heute bis zu sechsmal pro Tag mit ihrer Bank in Verbindung. Der Kontakt zum Energieversorger beschränkt sich heute zumeist noch auf die jährliche Stromabrechnung - die Zahl der Kontaktpunkte vom Verbraucher zum Versorger wird und muss sich in "Smart Grid"-Zeiten zwangsläufig ebenfalls erhöhen. Das ist umso nötiger, je stärker auch branchenfremde globale Konzerne wie Google, Amazon, Samsung oder Apple Dienstleistungen rund um das Thema "intelligente Energie" in ihr Angebot aufnehmen und die Sichtbarkeit der Energieversorger für den Kunden erschweren.

Intelligente Vernetzung

Aber nicht nur die Energiebranche ist betroffen: Das Voranschreiten der Digitalisierung zwingt alle Unternehmen dazu, die Kunden- und Geschäftsbedürfnisse zu verstehen und daraus bedarfsorientierte Produkte zu entwickeln. Diese müssen den digitalen Kommunikationskanälen des Kunden entsprechen und ihm einen Nutzen beziehungsweise einen Mehrwert bieten.

Alle Branchen müssen sich fast gleichermaßen stark der digitalen Transformation stellen.
Foto: Accenture

Im Vergleich zu etablierten Produkten ist der Funktionsumfang intelligent vernetzter und durch IT veredelter Produkte höher. Mit ihren digitalen Eigenschaften sprengen sie in immer größerem Umfang traditionelle Einsatzfelder der herkömmlichen Produkte. An Unternehmen, Produkte und Dienstleistungen sind zunehmend Erwartungen adressiert, die von hiesigen Banken, Versicherungen, Energieversorgern, Logistik- und Telekommunikationsdienstleistern nicht ausreichend bedient werden. Gerade deutsche Unternehmen müssen sich den durch die Digitalisierung ins Leben gerufenen Trends stellen, die wir im Folgenden erläutern.

1. Preise und Margen geraten unter Druck

Der Massenmarkt im Online-Business drückt dem traditionellen Ladengeschäft auf die Margen. Produkte werden vereinfacht und Landesgrenzen überschreitend für den schnellen Konsum angeboten. Kunden informieren sich auf einfache Weise und vergleichen Produkte, um das günstigste und am besten passende Angebot zu finden. Virtuelle Entscheidungshilfen, Empfehlungsmarketing und Erfahrungsberichte sorgen für einen mündigen und starken Kunden. Das führt dazu, dass endkundenlastige Branchen an Profit einbüßen.

2. Neue Wettbewerber erscheinen auf unerwartetem Terrain

Der Wettbewerb formiert sich komplett neu. Anbieter aus dem direkten Umfeld eines Unternehmens bzw. aus fremden Sparten bieten Produkte und Dienstleistungen an, die an den Umsätzen und somit auch den Margen der etablierten Unternehmen nagen. Aus Konkurrenten werden Partner, befreundete Unternehmen etablieren sich als ernste Konkurrenten und branchenfremde Internetunternehmen sowie technologiegetriebene Start-Ups bzw. Nischenanbieter übertrumpfen alteingesessene Unternehmen. Ein Beispiel sind die Aktivitäten von Apple im Umfeld der kontaktlosen Bezahldienste durch Apple Pay. Apple besitzt hier nicht nur den größten Kundenstamm, sondern ist zahlenmäßig größer als die Summe aller Kunden aller Konkurrenten in diesem seit einigen Jahren existierenden Umfeld.

3. Alle Unternehmen werden Softwarehersteller

Die Automatisierungs- und Standardisierungspotenziale aller Vorgänge ist ein Schlüsselfragment der Digitalisierung. Ohne Automatisierung sind keine Effizienzen im Massengeschäft möglich. Durch technologischen Fortschritt und Adaption stetig erweiterte Cloud-Dienste und moderne IT-Systeme sind Produkte und Services auch von Dritten schnell aufgesetzt. Nischen und Lücken können auf diese Weise schnell geschlossen werden, sobald sie entdeckt werden. Wo früher der Aufbau komplexer Anlagen in Fabriken notwendig war, können die digitalen Möglichkeiten mittlerweile Legosteinen gleich kombiniert bzw. neu angeordnet werden. Die bestehende IT- und Prozesslandschaft unterliegt dadurch im Rahmen der Digitalisierung meist einer fundamentalen Änderung (disruptive Technologien). Die Automatisierung spielt vor allem bei der Erhebung und Verarbeitung von immateriellen (digitalen) Daten aus Sendern, Sensoren und (anonymisierten) Nutzungsverhalten eine Rolle.

Sieben Herausforderungen für IT-Experten in der Software-definierten Welt
Zusammen Fehler suchen, nicht den Schuldigen
Jede Kette ist nur so stark wie ihr schwächstes Glied, jede Datenverarbeitung nur so schnell wie der schmalste Engpass. Doch in einem virtualisierten oder Software-definierten Rechenzentrum diesen Schwachpunkt zu finden, ist sehr schwer. Nur wenige Tools bieten durchgängige Transparenz in einem System – von der Perspektive der Endbenutzer bis zu den Back-end-Systemen, die den Dienst bereitstellen. Überwacht man aber nur isolierte Silos, erkennt man immer nur die Symptome der Probleme am Rande beziehungsweise an der Grenze der Infrastruktur. Die Fehler lassen sich kaum zuordnen.<br /><br />Daher läuft es oftmals darauf hinaus, dass sich verschiedene Zuständigkeitsbereiche gegenseitig die Schuld an einem Fehler zuweisen, zum Beispiel Server- und Netzwerk-Admins. Ein Tool, das wirklich alles überwacht, von der Endanwender-Perspektive bis hin zu den Spindeln einer Festplatte, liegt noch in weiter Ferne. So lange müssen IT-Teams es organisatorisch schaffen, an einem Strang zu ziehen und miteinander, nicht gegeneinander, an der Problemlösung zu arbeiten.
Richtig planen, nicht nur kaufen
Ein Netzwerk ist ein System aus vielen Komponenten. In einem guten Netzwerk spielen diese gut zusammen, in einem schlechten bremsen die einen Komponenten die anderen aus. Virtual Mobility beispielsweise, also das Verschieben einer aktiven virtuellen Maschine von einem Datastore auf einen anderen, hat viele Vorteile, kann aber Bandbreite kosten. Genauso ist zu befürchten, dass Speichersysteme ins Hintertreffen geraten, wenn sowohl Rechenprozesse als auch Netzwerke stärker Software-definiert und flexibler werden.<br /><br />Technologien für die geografische Verschiebung von Workloads wie Metro vMotion und Storage vMotion reifen zunehmend und werden von immer mehr Unternehmen eingeführt. Doch der schnelle Workload-Transfer kann neue Probleme für das gesamte Unternehmensnetzwerk mit sich bringen. Das zeigt: Es ist nicht mit der Anschaffung großartiger neuer Technik getan. Vielmehr erfordert das moderne Rechenzentrum Menschen, die genau planen können und zielgerichtet in Technologien investieren. Nur so können sie sicherstellen, dass Systeme der Mobilität gerecht werden, die durch Server-Virtualisierung und Software-definiertes Networking möglich wird.
Dazulernen, nicht nur abarbeiten
Es scheint, als müssten IT-Experten zunächst einmal Virtualisierung in all ihren Ausprägungen und Formen durchdringen, um dann ihre eigene spezielle Bedeutung innerhalb der IT zu verstehen. Dazu sollten Unternehmen Schulungen anbieten, die über das Aufgabengebiet des einzelnen Administrators hinausgehen. So können Unternehmen eine hohe Sicherheit und Stabilität im gesamten Netzwerk fördern. Solche Schulungen werden aber bisher selten angeboten. Das IT-Team ist in aller Regel mit zu vielen Dingen auf einmal beschäftigt und muss eine zu große Anzahl von Aufgaben zur bloßen Aufrechterhaltung des Geschäftsbetriebs bewältigen. Somit fehlt die Zeit, um an Schulungen zum Erwerb von Fähigkeiten, die über die individuelle Kernaufgabe hinausgehen, teilnehmen zu können.
Services hochverfügbar machen, nicht Menschen
99,999 Prozent - die fünf Neunen der Verfügbarkeit entsprechen einer Ausfallzeit von nur 5,26 Minuten pro Jahr. Nur sehr wenige Mitarbeiter im Büro wissen, was hinter der Buchse in der Wand alles passiert, um sicherzustellen, dass sie rund um die Uhr auf Facebook oder Pinterest posten können. Sie haben sich daran gewöhnt, dass das Netzwerk wie elektrischer Strom stets verfügbar ist. Die IT-Mitarbeiter tragen die Hauptlast dieser Herausforderung. Sie sorgen für diese hohe „Uptime“. Das Tragische: Manche scheuen sich schon vor ihrer eigenen „Downtime“.<br /><br />Aber IT-Experten müssen nachts, am Wochenende und in Urlaubszeit auch einmal abschalten dürfen. Nicht die technische Seite der Upgrades von Programmen, die manchmal zu Wochenendeinsätzen führen, ist das Problem. Die wirklichen Probleme tauchen erst auf, wenn Benutzer anfangen, mit diesen aktualisierten Programmen zu arbeiten. Dann kommen die Support-Anrufe. Dies wird sich niemals ändern lassen - und dennoch ist es die wichtigste Aufgabe von IT-Managern, ihre Mitarbeiter zu schützen. Sie müssen sie dabei unterstützen, Beruf und Privatleben zu vereinbaren, um Burn-out zu vermeiden.
Flexibilität vorantreiben, nicht übertreiben
Die meisten Fehler in der Unternehmens-IT haben eine einfache Ursache: eine Änderung. Daher überwachen die Teams, die für die Applikationen zuständig sind, ihre geschäftskritischen Anwendungen mit Argusaugen. Jegliche Veränderung muss genauestens geprüft und vorab getestet werden. Aber zu den schönen Seiten von Virtualisierung und Automatisierung gehört gerade, dass sich mit ihnen schnell und unkompliziert neue Systeme erstellen lassen. Genauso leicht können Änderungen an bestehenden Systemen oder sogar an ganzen Clustern von Systemen und Anwendungs-Stacks vorgenommen werden. Wie passt das zusammen? Gar nicht. Hier prallen Kulturen aufeinander. Die zuständigen Teams müssen Wege finden, die Leistungsfähigkeit und Flexibilität der Virtualisierung zu nutzen, ohne Instabilität in kritischen virtualisierten Anwendungen zu riskieren – eine große Herausforderung.
Koordinieren, nicht nur virtualisieren
Netzwerk, Speichersysteme, Anwendungen und Rechenprozesse – diese vielfältigen Aufgabenbereiche treffen sich mittlerweile auf der Virtualisierungsschicht. Server-Virtualisierung ist die mit Abstand ausgereifteste Komponente eines Software-definierten Rechenzentrums. Die nächste Herausforderung wird darin bestehen, über die Grenzen der Rechenprozesse hinauszublicken. Es gilt herauszufinden, wie sich Änderungen und Tätigkeiten mit anderen Technologiebereichen am besten koordinieren lassen. Das Tempo der Veränderungen in dieser miteinander verbundenen Technologie nimmt ständig zu. Daher werden diejenigen IT-Experten, welche die Virtualisierungsschicht managen, zunehmend als die koordinierende Stelle fungieren, um andere Teams auf Kurs zu halten. Sie haben keine Wahl.
Das Wichtige in einer Konsole vereinen, nicht alles und jedes
Es ist der Traum jedes Admins: eine Oberfläche, von der sich alles steuern lässt. Diese Idee existiert seit vielen Jahren und wurde bis zum Überdruss vermarktet und verkauft. Dennoch: Sie ist eine Chimäre. Niemand besitzt eine solche Konsole. Und solange Start-ups ständig Neuerungen hervorbringen, die unser Leben einfacher machen, werden wir bis in alle Ewigkeit umsonst darauf warten. Zwar kann jeder IT-Verantwortliche eine Konsole finden und konfigurieren, mit der er schon einmal den größten Teil der Aufgaben von einer Benutzeroberfläche aus abdecken kann, aber IT-Profis müssen sich damit abfinden: Wer sehr spezielle oder neue Technologie oder Hardware nutzt, wird immer auch spezielle Tools für bestimmte Tätigkeiten im Laufe des Arbeitstags benötigen.

Viele Unternehmer und Mitarbeiter glauben, dass wir bereits in einer digitalen Welt leben, in der alle Daten vorhanden sind. Das Gegenteil ist der Fall. Die meisten Informationen sind in Wahrheit weder digital erfasst, strukturiert noch nutzbar. Das stellt ein enormes Potenzial für den Markt dar. Dieser Markt agiert dabei schnell und zeigt gerade durch die Verwertung von Daten eine starke Dynamik. Vernetzte Geräte werden immer mehr, schneller und besser Daten erheben. Die Sensortechnologie schlägt hier die Brücke zwischen der analogen und der digitalen Welt. Aus vielen Daten werden durch intelligente Vernetzung Informationen. Werden diese Informationen über längere Zeiträume ausgewertet, sind sogar Prognosen für Zeitreihen möglich. Vorne liegt, wer im Rahmen dieser Informationsgewinnung die bis dahin eventuell als wertlos empfundenen, (un-)strukturierten Datenmengen durch eine Metrik veredelt, die zu einem neuen Produkt oder Dienstleistungsangebot führt. Dabei ist es unverzichtbar, auf die Integrität der Daten Wert zu legen.

4. Geschäftsmodelle und Lebenszyklen

Vereinfacht dargestellt, machen zwei Faktoren im Kern das Geschäftsmodell eines Unternehmens aus: zum einen es das Wertversprechen, also die Klärung der Frage, welche Werte für die Kunden geschaffen werden. Zum anderen die Antwort auf die Frage, wie dieses Wertversprechen mit dem Geschäftsmodell des eigenen Unternehmens verbunden werden kann. Etablierte Geschäftsmodelle fallen aufgrund der flexibleren digitalen Möglichkeiten zunehmend auseinander und müssen um intelligente Dienste erweitert werden. Diese entstehen aus der Verknüpfung von klassischen Produkten mit digital aufbereiteten Daten.

Während die Wertschöpfungskette früher mit der Auslieferung eines Produktes wie etwa einer Landmaschine beim Kunden endete, geht die Kette heute weiter. So sind Geschäftsmodelle denkbar, bei denen der Kunde Sensorwerte und Daten (wie Wetterinformationen, Düngepläne für Felder, Bodenanalysen) erhält und im Rahmen der Servicebeziehung Zusatzdienste wie eine Versicherung gegen Ernteausfälle abschließen kann. In diesem Fall hätte der Hersteller seine Wertschöpfungskette um Wartungsmodelle erweitert und so nicht nur seinen Produktlebenszyklus, sondern auch den Einsatzlebenszyklus beim Kunden abgedeckt.

5. Führungsqualitäten und Mitarbeiter-Kompetenzen

Die Erweiterung der Wertschöpfungskette macht bei Mitarbeitern und Führungskräften eine neue Methodenkompetenz erforderlich, um in dieser neuen Arbeitswelt Erfolg zu haben. Mitarbeiter müssen in der Lage sein, aus den bisher benannten Daten Informationen auf Basis eigene Arbeitshypothesen abzuleiten und zu prüfen. Am Anfang dürfen dabei auch wilde Spekulationen stehen. Mit klassischer Wasserfall-IT und den ausufernden Freigabeprozessen in größeren deutschen Unternehmen sind die Analyse von Geschäftsbereichen, die Ableitung von Maßnahmen und die agile Umsetzung in ein Produkt nicht machbar.

Empfehlungen für agile Unternehmen
Empfehlungen für agile Unternehmen
Zu einer guten IT-Strategie gehört immer auch eine Sourcing-Strategie. Auf dem zweiten "Sourcing Day" der COMPUTERWOCHE diskutierten Manager aus IT und Einkauf über die besten Ansätze.
1. Empfehlung
Sorgen Sie dafür, dass die Project Owner aus den Fachbereichen für Abstimmungen greifbar sind.
2. Empfehlung
Stellen Sie die kontinuierliche Kommunikation mit allen Stakeholdern sicher.
3. Empfehlung
Vergeben Sie Teilbudgets pro Sprints.
4. Empfehlung
Nutzen Sie das Timebox-Verfahren.
5. Empfehlung
Zwingen Sie die Project Owner zur Priorisierung.
6. Empfehlung
Holen Sie die Einkäufer rechtzeitig ins Boot.

Die Fähigkeit, Daten zu generieren, zu verändern, zu managen und zu interpretieren, wird künftig für Digitalexperten überlebenswichtig. Ein Chief Digital Officer (CDO), wie beispielsweise Gartner ihn zumindest zeitweise einfordert, ist zwingend notwendig. Es geht darum, zwischen IT und Marketing sowie zwischen Vertrieb und Produktentwicklung eine Ebene auf Augenhöhe zu etablieren. Oft sind viele Unternehmen technisch in der Lage, sich der Digitalisierung zu stellen. Vielmehr fehlt es hier an Fähigkeit und Bereitschaft, die eigene Organisation entsprechend anzupassen.

6. Erwartungen der Kunden

Früher haben Kunden ihre Kaufentscheidung auf Basis von Prospekten, Verkaufsgesprächen oder Testberichten getroffen. Heute finden diese Entscheidungsprozesse durch Empfehlungsmarketing in sozialen Netzwerken oder durch Recherchen im Internet statt. Ob B2B oder B2C - so gut wie jedes Produkt wird im Internet gesucht, gefunden, geprüft, gekauft. Kommentare auf Facebook und in Fachforen ersetzen die Werbeversprechen der Industrie. Also müssen die Unternehmen umdenken. Der Kunde will nicht unbedingt technische Perfektion und "Feature-Schlachten" zwischen den Anbietern - wichtig ist der "erlebbare Mehrwert", den die Lösung bietet.

Im Idealfall integriert sich ein Unternehmen damit fest im "Ökosystem" des Kunden. So können auch einmal Produkte entstehen, die vor fünf Jahren noch als zu unausgereift gegolten hätten. Beispiel Google Glass: Die mangelnde technische Reife einer digitalen Brille mit unter zwei Stunden Batterielaufzeit ist längst kein Grund mehr, auf eine Markteinführung zu verzichten. Google setzt stattdessen die Community für die eigenständige Ermittlung möglicher Geschäftsmodelle ein. Überall dort, wo freie Hände zum Arbeiten benötigt werden, bilden sich unabhängige Geschäftsmodelle für den Einsatz der Datenbrille. Selbst wenn die Technik noch keinen (tage-)langen Einsatz erlaubt, sind amerikanische Unternehmen bereit, auch dieses noch nicht als fertig empfundene Produkt am Markt einzuführen.

"Die Digitalisierung stellt die klassischen Kunde-Lieferanten-Beziehungen auf den Kopf. Dieser erneute, grundlegende Wandel in unserer Industriegeschichte revolutioniert auch die Geschäftsmodelle in der Energiewirtschaft", erklärt Uli Huener, Leiter Innovationsmanagement bei der EnBW Energie Baden-Württemberg AG.

Uli Huener sieht eine Revolution auf die Energiewirtschaft zukommen.
Foto: EnBW Energie Baden-Württemberg AG

7. Angepasstes Risikomanagement

Die Erweiterung aktueller, in der physischen Welt greifbarer Produkte um digitale Services wirft auch neue Rechts-, Sicherheits- bzw. Datenschutzfragen auf. In jeder Branche kann es rechtliche Probleme geben, wenn Marktveränderungen zu spät erkannt werden. Viele Vorstände und Entscheidungsträger glauben, dass sie alles über Digitalisierung wissen. Tatsächlich haben sie aber nur einen eingeschränkten Marktüberblick. Unternehmen müssen dem Wandel am Markt vorausschauend begegnen, damit Sie Marktchancen durch neue Geschäftsmodelle erkennen und auch mögliche Rechtsfragen frühzeitig auf dem Radar haben.

8. Neues "Besitz-Modell"

War der Besitz eines Produktes früher noch wichtig, erleben wir heute bereits einen Wandel dieses Bedürfnisses im Medienkonsum. Produkte werden nicht mehr nur gekauft, sondern größtenteils geliehen oder gemietet. Flatrate oder "Pay-per-use"-Modelle werden immer beliebter, wie am Beispiel Spotify zu sehen ist. Für künftige Geschäftsprozesse müssen Unternehmen bewerten, ob sich auch jenseits des Medienkonsums der Wandel vom "Besitz-Modell" in ein substanzielle "Benutzungs-Modell" vollziehen wird. Um mit dem Trend Schritt halten zu können, braucht es radikal neue Geschäftsmodelle - die Entwicklung bietet aber auch nahezu unbegrenzte Entfaltungsmöglichkeiten für Unternehmen.

Fazit

Die Digitalisierung ist eine evolutionäre Veränderung in unserer Arbeits- und Lebenswelt und betrifft die gesamte Wertschöpfungskette. Sie erlaubt durch Netzwerk- und Skaleneffekte kosteneffiziente Wertschöpfungsprozesse. Sie ist der wichtigste Innovationstreiber und die treibende Kraft im Konkurrenzkampf um künftige Kundensegmente. Industrialisierte Volkswirtschaften wie Deutschland haben den Vorteil, schon Produkte herzustellen, die sich mit der richtigen Strategie zu intelligenten Plattformen und somit zu neuen Dienstleistungen und Geschäftsmodelle entwickeln können.

Die Digitalisierung als Ganzes sollte eher als Herausforderung denn als Gefahr begriffen werden, um den Anschluss an die Welt nicht zu verlieren. Unternehmen müssen sich auf die Umwälzung einstellen und Wege finden, Werte zu erschließen anstatt Zäune zu errichten. Mit Blick auf die Verlagswelt, die sich mit dem Leistungsschutzrecht aus Verzweiflung gegen die Digitalisierung stemmt, ist nur ein Beispiel für (noch) nicht gefundene Wege.

Die IT-Strategie eines Unternehmens ist entsprechend neu auszurichten, um die Basis für neue Wertschöpfungsketten zu schaffen und bestehende Produkte digital veredeln zu können. (sh)

IT-Skills für die Digitalisierung
8 neue Mitarbeiter-Rollen
Laut Forrester brauchen IT-Abteilungen Beratungsfähigkeiten und übergreifende Zusammenarbeit. Das erfordert politisches Fingerspitzengefühl und Methodenkompetenz.
1. Beziehungsmanager
Die IT stellt Partnerschaft und Austausch zwischen Informationstechnologie und Business sicher. Sie übersetzt zwischen den beiden Seiten und bildet die Unternehmensziele technologisch ab. Im Zeitalter des Kunden bedeutet das vor allem mehr Beschäftigung mit Daten über die Verbraucher.
2. Architekt
In der Rolle des Architekten geht es konkret um das Entwickeln von Standards für Daten, Anwendungen und mobile Endgeräte. Das beinhaltet die Beobachtung der Konkurrenz und das Aufdecken neuer Kundengruppen.
3. Projekt- und Programm-Manager
Immer mehr Projekte starten von vornherein als abteilungsübergreifende Vorhaben. Hier ist nicht selten politisches Gespür gefragt.
6. Daten-Experte
Daten sind über das ganze Unternehmen verstreut. Der Daten-Experte wahrt dennoch die Kontrolle und erklärt jeder einzelnen Anwender-Gruppe, was sie mit welchen Daten tun darf und was nicht. Das beinhaltet Expertise in Daten-Tools, Methoden, dem Status jeder einzelnen Datenquelle und Einblick in die Geschäftsprozesse.
7. Geschäftsprozess-Designer
Unternehmen kaufen Anwendungen und setzen sie an allen Standorten ein. Geschäftsprozess-Designer sorgen für die Balance zwischen der Anpassung der Systeme und der Anpassung der Prozesse.
8. Sicherheitsexperte
Sicherheit ist nicht nur ein Thema von Regeln und Überwachung, sondern auch von Soft Skills. Security-Experten verdeutlichen der Belegschaft, warum sie nicht an der IT vorbeiarbeiten dürfen.
4. Vendor Manager
Der Vendor Manager entwickelt sich zunehmend zum Berater. Fachabteilungen interessieren sich üblicherweise nur für Funktionalitäten und kaum für Sicherheit. Der Vendor Manager schon.
5. Experte für Nutzer-Erfahrung
Die IT muss durch die Brille des Endverbrauchers beziehungsweise Unternehmenskunden sehen können. Das erfordert enge Zusammenarbeit mit den Kollegen im direkten Kundenkontakt.