Software im Wandel

Was die Software der Zukunft ausmacht

23.02.2015 von Frank Mang
Schnell, einfach, modular und vernetzt. So ist Software gemacht, die Managern Entscheidungen abnimmt, das Produkt hinter dem Service verschwinden lässt und die Fachbereiche glücklich macht.
Das Potenzial intelligenter Anwendungen liegt unter anderem darin, Routineaufgaben zu automatisieren.
Foto: James Thew - Fotolia.com

Was noch vor wenigen Jahren in der IT üblich war, wird zunehmend undenkbar: Ein bis anderthalb Jahre tüftelten Entwickler an einem Template, ehe es dann über Jahre in den weltweiten Niederlassungen des Konzerns nach und nach eingeführt wurde. Heute fordert allein schon die Fachabteilung von der IT, ihre Ideen schnell und unkompliziert umzusetzen. Ansonsten macht sich die Abteilung selbst schlau und findet eine Cloud-Anwendung. Diese ist dann vielleicht nicht unbedingt bis in die Spitze ausgefeilt und passt nicht zur restlichen IT-Landschaft, aber sie genügt Ansprüchen und funktioniert noch dazu auf mobilen Endgeräten.

Wie also kommen Unternehmen dahin, eine Software bereitzustellen, die durch ihre Flexibilität und Wendigkeit die Ansprüche des Geschäfts "versteht" und dessen Tempo mitgehen kann?

Klar ist: Vernetzung, Intelligenz und Agilität werden gefragt sein. Diese drei Bereiche werden die Strategie der Unternehmen für die Anwendungen der Zukunft bestimmen:

1. Vernetzung

In einer immer vernetzteren Welt werden auch in immer stärkerem Maße Daten ausgetauscht, unter Geschäftspartnern, mit Kunden - und nicht zuletzt mit Maschinen über das Internet der Dinge. Wurden bisher diverse Schnittstellenstandards genutzt, etwa EDI für elektronische Rechnungen und Lieferscheine oder SWIFT für die Abwicklung von Transaktionen in der Finanzbranche, gehen wir künftig mit unstrukturierten Daten, die zum Beispiel von Benutzern oder Sensoren generiert werden, immer mehr über standardisierte Verbindungen hinaus. Ein möglicher Vorteil für die Hersteller: Sie ergänzen ihre Produkte mit Dienstleistungen.

So gibt es beispielsweise für Turbinenhersteller die Option, ihre komplexen Antriebsaggregate nicht mehr zu verkaufen, sondern lediglich deren Laufstunden zu berechnen. Das setzt voraus, dass die Triebwerke ständig über diverse Sensoren Informationen ans Wartungsteam schicken, die bei Ermüdungsanzeichen von Einzelteilen sofort eingreifen können. Die Zukunft der Geräte liegt darin, dass die Hersteller immer mehr über sie wissen. Das schafft eine gute Voraussetzung für neue Geschäftsmodelle.

8 Trends, die den Markt für Enterprise Software prägen werden
Hybrid Cloud wird zum Mainstream-Thema.
Chris Wolf, Chief Technolgy Officer (CTO) bei VMware in den USA, hat im vergangenen Jahr eine Tendenz zu Multi-Cloud-Strategien beobachtet, die sich seiner Einschätzung nach 2015 verstärken wird. „CIOs wollen die Flexibilität nutzen, die Hybrid-Cloud-Umgebungen bieten“, sagt Wolf. „Und Senior IT-Entscheider werden in Hybrid-Cloud-Architekturen investieren, um ihre Anwendungen und Services zukunftssicher zu gestalten.“ Mit dieser Einschätzung ist der VMware-Manager nicht allein. Für Marc Malizia, CTO bei RKON Technologies, einem Anbieter von Managed-Cloud-Lösungen, wird sich der Trend nicht mehr umkehren: „Die Cloud ist nun schon seit einigen Jahren ein ganz heißes Thema. Unternehmen legen Anwendungen in die Wolke, um schneller zu werden, die Kosten zu senken und einen höheren Servicelevel zu erreichen.“ Malizia erwartet, dass sich 2015 sehr viele Firmen für ein Hybrid-Cloud-Modell entscheiden und dabei externe Cloud-Services mit ihrer hausinternen Private Cloud integrieren werden.
Enterprise Mobile Apps heben ab.
Mobile CRM wird eines der Themen sein, die Enterprise-Software auf mobilen Endgeräten zum Durchbruch verhelfen. Dazu hat nicht zuletzt Salesforce.com beigetragen, das 2014 massiv in seine Mobile Apps investiert und auch seine Integrationspartner dazu gedrängt hat. Mark Seemann, CEO von Synety, einem Spezialisten für die Integration von VoIP-Telefonie in Business-Anwendungen, sieht „Mobile als das wichtigste Schlachtfeld für die großen CRM-Anbieter“. Die Funktionalität der zahlreichen Apps werde sich weiter der von klassischen Web-basierten CRM-Lösungen annähern. Michael DeFranco, Gründer und CEO von Lua, einem Anbieter von sicheren Messaging-Lösungen für Unternehmen, stimmt zu: “Die Mitarbeiter von Unternehmen halten sich immer seltener in ihren Büros und immer häufiger beim Kunden auf. Lösungen wie CRM oder BPM, die mobil einsetzbar sind, werden essenziell.“ Allerdings müsse deren Design optimal auf die Bedürfnisse und das Verhalten mobiler Nutzer abgestimmt sein. Die störungsfreie Kommunikation und Teamarbeit mit den Kollegen im Büro und unterwegs sei erfolgskritisch.
Enterprise Software wird im Abo bezogen.
Anstatt Lizenzen zu kaufen, werden Anwender im großen Stil auf Subskriptionsmodelle wechseln. Das erwartet unter anderem Engin Kirda, Mitgründer und Chief Architect des Security-Anbieters Lastline. „Die Abrechnung von Pro-User- und Pro-Jahr-Gebühren kommt auch für Enterprise-Software und ersetzt Pauschalpreise für Lizenzen und teure Software-Preloads für proprietäre Hardware.“ Nicht nur Enduser-bezogene Anwendungen würden künftig so berechnet, sondern auch Enterprise-Software und -Services – beispielsweise Lösungen für das Data Center Management oder die Einbruchserkennung und –vorbeugung. Die neuen Pricing-Modelle seien besser kalkulierbar und skalierbar.
In-Memory Computing trennt Spreu und Weizen im ERP-Markt.
„Plattformen wie SAP HANA oder Oracle In-Memory Application werden vor allem im Großkundenmarkt den Unterschied zur Konkurrenz ausmachen“, meint Glenn Johnson, Senior Vice President bei Magic Software Enterprises, einem Anbieter von Anwendungs-, Mobility- und Integrationslösungen. “In dem Maße, wie der Hype um Big-Data-Lösungen zunimmt, wird es für ERP-Unternehmen, die – anders als die ganz großen Player - keine In-Memory-Lösungen haben, schwieriger.“
ERP-Welten öffnen sich für tiefe Integration.
„ERP wird flexibler und ermöglicht die Einbindung neuer Einkaufs-, HR- und Kundenservicelösungen“, beobachtet Michael Golz, Senior Vice President und CIO von SAP Americas. SAP habe einige strategische Übernahmen getätigt, darunter die des auf Reisekosten-Management spezialisierten Anbieters Concur. Solche Lösungen könnten ERP-Kunden helfen, den Wert ihres Systems zu erhöhen und den Rahmen auszuweiten. Damit verschwänden die Grenzen zwischen den Enterprise-Software-Systemen immer mehr, und der Wert von IT-Investitionen steige. „Historisch wurden ERP und CRM als zwei separate Systemwelten gesehen“, ergänzt Jeremy Roche, CEO von FinancialForce, einem Anbieter von ERP-Software auf der Salesforce-Plattform. Mittlerweile realisierten viele Unternehmen aber den großen Wert, der darin liege, die Trennung zwischen Front- und Back-Office-Prozessen aufzuheben und das ERP-System ähnlich wie die CRM-Welt weiter in den Vordergrund zu rücken. „Anstatt zu erlauben, dass wichtige Kundeninformationen irgendwo im Unternehmen verteilt herumliegen, gehen Unternehmen daran, CRM und ERP zu einem einzigen System of Engagement zu verschmelzen. So können sie die gesamte ‚Customer Journey‘ begleiten – von der Geschäftsanbahnung bis zur Auslieferung des Produkts und nachgelagerten Service-Prozessen.“
Open Source gewinnt weiter an Bedeutung.
Data Warehousing und Business Intelligence waren lange die Domäne einiger weniger Anbieter von proprietärer Software. Das hat sich geändert. „In den vergangenen zehn Jahren haben sich Techniken wie Hadoop oder später auch Apache Spark als preiswerte Open-Source-Alternativen etabliert, die sowohl vom Maßstab als auch von der Raffinesse her alles mitbringen, um große Datenmengen analysieren zu können“, beobachtet Ali Ghodsi, Mitgründer von Databricks. 2015 werde diese und andere Open-Source-Software noch tiefere Spuren in der Enterprise IT hinterlassen. „Das Hadoop-Ökosystem soll bis 2020 einen Gesamtwert von 25 Milliarden Dollar erreichen“, beruft sich Ghodsi auf Marktforscher. Und Spark werde inzwischen von mehr als zehn Anbietern vermarktet, darunter Größen wie SAP, Oracle, Microsoft und Teradata. Alle großen BI-Tools wie Tableau, Qlik oder MicroStrategy würden unterstützt.
BI-Software wird visuell und einfacher zu nutzen.
„2015 werden Business-Intelligence-Lösungen so gut aussehen wie sie funktionieren - und so gut funktionieren wie sie aussehen“, sagt James Richardson, Business-Analytics-Stratege bei Qlik, einem Anbieter von BI- und Datenvisualisierungswerkzeugen. „Unternehmenskunden verlangen BI-Lösungen, die einfach zu nutzen sind – Self-Service-Lösungen. Visualisierung ist der Schlüssel dafür. Indem Daten in einfach zu erfassende Graphen und Charts aufgelöst werden, können User die Inhalte schnell und auf natürliche Art erfassen. Damit werden die Barrieren zwischen den Menschen und ihren Daten beseitigt“, so der Qlik-Manager.
Social-Web-Analyse wird selbstverständlich.
„2014 haben wir gesehen, dass die Unternehmen ernsthaft damit begonnen haben, Social Data zu analysieren“, sagt Ellie Fields, Managerin bei Tableau Software. Dieser Trend werde sich 2015 weiter verstärken. „Indem Konversationen im Social Web analysiert werden, können Unternehmen herausfinden, worüber ihre Kunden reden und wann ein Thema zu einem Trend wird.“ Social Intelligence sorge dafür, dass Firmen schneller würden und auf Kundenanforderungen, -wünsche und -beschwerden zeitnah reagieren könnten. Wer hier nicht aktiv werde, bringe sich gegenüber dem Wettbewerb ins Hintertreffen.

2. Intelligenz

Haben in der Vergangenheit das Business Warehouse, Business-Intelligence-Systeme und Analyseinstrumente lediglich geholfen, Entscheidungen vorzubereiten und Handlungsoptionen nahezulegen, sind Algorithmen künftig mehr und mehr in der Lage, Entscheidungen selbstständig zu treffen. Im Wertpapierhandel ist das in vier von fünf Fällen bereits der Fall. Risikomanagement-Algorithmen entscheiden in wenigen Sekunden über einen Vertragsabschluss. Selbst das Antiblockiersystem im Auto leistet nichts anderes. Der Fahrer tritt auf die Bremse, aber das Steuerungssystem im Auto entscheidet, die Bremse loszulassen.

Das Prinzip ist überall das gleiche: Eckpunkte werden vorgegeben, der Rest wird von der Anwendung gemacht. Und das geschieht künftig in immer höherer Geschwindigkeit, trotz riesiger Datenvolumina. Das Potenzial intelligenter Anwendungen liegt letztlich darin, Routineaufgaben zu automatisieren, die eigenen Führungsaufgaben besser zu bewältigen sowie durch eine integrierte Analyse geschäftliche und IT-Prozesse zu verbessern und ihnen letztlich die Komplexität mehr und mehr zu nehmen.

3. Agilität und Flexibilität

Anwendungen werden sich in der Zukunft deutlich flexibler agieren müssen, als das früher der Fall war. Heute sind Anwendungen im Grunde bereits veraltet, wenn sie implementiert werden. Die "Anwendungen der Zukunft" zeichnen sich dadurch aus, schneller, flexibler und wendiger zu sein als bisher. Wir nennen sie "Liquid Application". Heute hebt die IT noch ein ums andere Mal die Geschwindigkeit der Business-Änderung auf. Deswegen ist es wichtig, dass sich etwa die Entwicklung und der Betrieb in so genannten DevOps enger aneinander binden - also Development und Operations. Das hilft, Anwendungen im Unternehmen innerhalb von drei bis sechs Monaten bereit zu stellen.

Die besten Systemhäuser 2014 für Projekte im Bereich Software-Infrastruktur

Hier stellen wir Ihnen die fünf besten Systemhäuser im Segment "Software Infrastruktur" vor. Basis ist die Bewertung von knapp 280 Projekten, die wir im Rahmen unserer Studie zur "Zufriedenheit der Anwender mit ihren Systemhauspartner" erhoben haben. Die Anwender konnten Noten zwischen eins (sehr gut) und sechs (sehr schlecht) vergeben.
Platz 5: Cancom
Note 1,57 <br/><br/> Vorjahr Ranking <br> Platz: - <br> Note: -
Platz 4: SVA System Vertrieb Alexander
Note 1,40 <br/><br/> Vorjahr Ranking <br> Platz: 1 <br> Note: 1,32
Platz 3: Netgo
Note 1,28 <br/><br/> Vorjahr Ranking <br> Platz: - <br> Note: -
Platz 2: Krämer IT
Note 1,19 <br/><br/> Vorjahr Ranking <br> Platz: - <br> Note: -
Platz 1: IT-Haus
Note 1,13 <br/><br/> Vorjahr Ranking <br> Platz: 2 <br> Note: 1,45

Noch bis vor kurzem war es keine Ausnahme, dass Anwendungen, die heute gebaut werden, für die nächsten fünf bis 20 Jahren gedacht waren. Allein die Entwicklung eines Templates dauert bis zu eineinhalb Jahre. Heute haben wir die technischen Möglichkeiten, das anders zu machen. Cloud-, und Mobile-Technologien, die genannten DevOps mit der engeren Zusammenarbeit zwischen IT und Fachbereichen gehören dazu sowie die agile Softwareentwicklung. Die Zeiten sind vorbei, als neue Anwendungen in diversen Softwareentwicklungszyklen auf fünf Umgebungen unzählige Male getestet wurden.
Tatsächlich ist es heute ein Irrglaube, dass agile Software nur für kleine Anwendungen möglich ist, genauso sind Cloud-Anwendungen inzwischen hoch skalierbar. Heute gehört es dazu, bevor ein Projekt startet, nicht nur darüber nachzudenken, wie man Cloud- und Mobile-Technologien mit einbinden kann, sondern wie man Anwendungen zuerst über die Cloud verfügbar macht und Charts aus neuen Anwendungen vom ersten Tag an auf dem Tablet zu sehen bekommen kann. Die Zukunft hat begonnen. (bw)