Studie von IDC und Computerwoche

Was IT-Chefs auf den Nägeln brennt

01.03.2012 von Wolfgang Herrmann
Welche IT-Themen stehen auf der Agenda deutscher Unternehmen? Die Anwenderstudie "IT-Kompass 2012" von IDC und der COMPUTERWOCHE gibt Antworten.

Der Vergleich zum IT-Kompass aus dem vergangenen Jahr macht es deutlich: Das Thema Server-Konsolidierung und -Virtualisierung hat aus Sicht von IT-Entscheidern an Bedeutung verloren - ein Beleg für die vielerorts abgeschlossenen Bemühungen, die IT-Infrastruktur effizienter aufzustellen. Ähnliches gilt für die Storage-Systeme in der Backend-IT.

Lesen Sie auch Teil 1 des IT-Kompass 2012: Was bewegt deutsche IT-Abteilungen?

Die komplette Studie mit allen Daten und Fakten ist in unserem Studienshop erhältlich!

Die wichtigsten Hardwarethemen: Fast die Hälfte der Befragten hält das Einführen mobiler Endgeräte für vorrangig.

Deutlich mehr Arbeit gibt es für IT-Verantwortliche dagegen beim Verwalten mobiler Endgeräte. Im Vergleich zum Vorjahr halten fast doppelt so viele Befragte einschlägige Projekte mit Tablets, Smartphones und Notebooks für ein wichtiges Thema (siehe Grafik: Die wichtigsten Hardwarethemen). "Zum ersten Mal steht in diesem Jahr die Einführung mobiler Endgeräte auf Platz zwei der wichtigsten Hardwarethemen", kommentiert IDC-Analystin Jennifer Waldeck. Wegen der aktuell unsicheren wirtschaftlichen Situation sei zwar auch das Thema Kostensenken für die IT-Profis wieder etwas wichtiger geworden. Doch die hohe Bedeutung aus dem Jahr 2009, als 40 Prozent der Befragten die Hardwarekosten als kritisch erachteten, wird nicht mehr erreicht.

IT-Kompass 2012
IT-Kompass 2012
Welche IT-Themen stehen auf der Agenda deutscher Unternehmen? Die Anwenderstudie "IT-Kompass 2012" von IDC und der COMPUTERWOCHE gibt Antworten.
Die wichtigsten Hardwarethemen
Die Mobility-Welle rollt: Fast die Hälfte der Befragten hält das Einführen mobiler Endgeräte für eines der wichtigsten Hardwarethemen.
Die wichtigsten Softwarethemen
Die Migration auf ein neues Betriebssystem steht ganz oben im Ranking der wichtigsten Softwarethemen.
Die wichtigsten Servicethemen
Höhere Service-Levels der internen IT haben für deutsche IT-Manager weiter Priorität. Trotzdem gewinnt das Thema Cloud an Bedeutung.
Zufriedenheit mit Serviceanbietern
Vor allem mit dem Prozess-Know-how der IT-Dienstleister sind die Befragten deutlich zufriedener als noch im Vorjahr.
Ausprägungen von Cloud Computing
Sicherheitsbedenken führen dazu, dass deutsche Unternehmen derzeit Private-Cloud-Szenarien bevorzugen.
Bedarf an IT-Fachkräften
Qualifizierte Support-Mitarbeiter und Experten für Business Applications gehören zu den gesuchtesten IT-Fachkräften.
Worauf IT-Entscheider ihr Augenmerk richten
Security-Fragen stehen nun bereits im dritten Jahr ganz oben auf der Prioritätenliste der CIOs. Performance-Themen haben in Big-Data-Zeiten ebenfalls großes Gewicht.
Welche Bedeutung hat die IT als Wettbewerbsfaktor?
Die Abhängigkeit von der IT wird von den Studienteilnehmern auch in diesem Jahr betont, das Differenzierungspotenzial im Wettbewerb aber etwas geringer eingeschätzt.
Wie werden sich IT-Budgets verändern?
Nach wie vor nehmen die der IT zur Verfügung stehenden Mittel im Durchschnitt eher zu, als dass sie schrumpfen.
An wen berichtet die IT?
Die IT ist meistens der Geschäftsführung unterstellt – und nicht dem Finanzchef.

Etwas überraschend erscheint in diesem Kontext, dass Desktop-Virtualisierung für die Unternehmen offenbar an Attraktivität verloren hat. Immerhin versprechen die IT-Anbieter in diesem Marktsegment erhebliche Kosteneffekte, wenn Desktop-Umgebungen in virtueller Form auf zentralen Servern vorgehalten und gepflegt werden. Matthias Kraus, Research Analyst bei IDC, interpretiert die Entwicklung so: "Einige Unternehmen haben bereits im vergangenen Jahr Desktop-Virtualisierung umgesetzt".

Zugleich habe die Bedeutung anderer IT-Themen wie eben mobile Endgeräte zugenommen, so dass die Desktop-Virtualisierung in Relation dazu weniger wichtig geworden sei. Darüber hinaus versprächen Investitionen in Desktop-Virtualisierung eher mittelfristig Einsparungen. Angesichts der aktuell abgekühlten wirtschaftlichen Rahmenbedingungen konzentrierten sich Unternehmen wieder etwas mehr auf Maßnahmen, die einen kurzfristiger Return-on-Investment (ROI) versprechen.

Geht es um die Zufriedenheit mit den IT-Lieferanten, machen die Hardwareanbieter erneut Boden gut. Insbesondere mit den Preisen, aber auch mit der Qualität der Produkte zeigen sich die Befragten im Vergleich zum Vorjahr noch zufriedener. Der anhaltende Wettbewerbsdruck in der Branche dürfte dazu beigetragen haben. IDC beobachtet schon seit einigen Jahren, dass sich die Produktqualität der Hersteller in vielen Hardwarebereichen angleicht.

Windows-Migrationen weiter auf der Agenda

Die Migration auf ein neues Betriebssystem steht ganz oben im Ranking der wichtigsten Softwarethemen (siehe Grafik: Die wichtigsten Softwaretehmen). Noch immer beschäftigten sich etliche Unternehmen mit einer Ablösung von Windows XP, erklärt IDC-Experte Matthias Zacher dazu. Aber auch die Einführung kollaborativer Software-Tools und neue Business-Applikationen haben weiterhin eine hohe Bedeutung, auch wenn letzteres Thema im Vergleich zum Vorjahr einige Prozentpunkte verloren hat.

Die wichtigsten Softwarethemen: Die Migration auf ein neues Betriebssystem steht ganz oben im Ranking der IT-Manager.

Zugelegt hat dagegen der Dauerbrenner Sicherheit. Nach Prognosen von IDC wird Security-Software in Deutschland deutlich über dem Marktdurchschnitt wachsen. Ähnliches gelte für die Segmente Business Analytics, CRM, Human Capital Management (HCM) und kollaborative Anwendungen. Das für den IT-Kompass 2012 erstmals abgefragte Thema "In Memory-Datenbanken" halten derzeit lediglich fünf Prozent der IT-Entscheider für wichtig.

Zehn Tipps zur Migration auf Windows 7
Zehn Tipps zur Migration auf Windows 7
Wie lässt sich eine Windows-XP-Landschaft am besten auf die aktuelle Betriebssystem-Ausführung Windows 7 umstellen? Das Beratungsunternehmen Aagon Consulting hat zehn Punkt zusammengetragen, die ein Unternehmen für eine erfolgreiche Migration beherzigen muss.
Windows 7 in 32 oder 64 Bit?
Die 64-Bit-Version näher ansehen sollten sich diejenigen Anwender, die mehr als vier Gigabyte Arbeitsspeicher benötigen - oder in den kommenden Jahren aller Vorrausicht nach Bedarf dafür haben. Für alle anderen Mitarbeiter dürfte die 32-Bit-Version ausreichen. Wollen Sie zeitgleich Office 2010 einführen? Dann sollten Sie noch die Finger von dem 64-Bit-Office lassen und eher auf die 32-Bit-Variante setzen, rät Aagon. Insbesondere beim Einsatz von Makros sowie bei Outlook gebe es noch zu viele Inkompatibilitäten.
Wähen Sie ihre Migrationsstrategie
Die problemloseste Spielart der Migration ist die Einführung von Windows 7 zusammen mit neuen PCs. Aber das kann sich nicht jedes Unternehmen leisten. Viele werden vorhandene Rechner auf Windows 7 umstellen wollen. Hier empfiehlt Aagon eine abteilungsweise Migration über mehrere Monate. Windows 7 im Bedarfsfall mit neuer PC-Hardware einzuführen ist die von den Investitionskosten her günstigste Variante. Aber die Support-Kosten für eine parallele Unterstützung von zwei Betriebssystemen sind zwangsweise höher.
Inventarisierung ist die Basis
Ist die vorhandene Hardware für das neue Betriebssystem überhaupt leistungsstark genug? Um diese Frage zu beantworten, gibt es kostenlose Tools wie das "Assessment and Planning Toolkit" von Microsoft und den "Windows-7-Check"-Report für ACMP von Aagon. Da die Migration eines Rechners von Windows XP auf Windows 7 eine Neuinstallation des Betriebssystems und aller Anwendungen voraussetzt, ist es notwendig, auch die im Unternehmen installierte Software komplett zu inventarisieren.
Anwendungen ausgiebig testen
Der wohl wichtigste Teil eines Migrationsprojekts ist der Test aller Anwendungen unter Windows 7. Dabei sollten Unternehmen diese Tests keinesfalls nur von ihren Administratoren vornehmen lassen. Sie können allenfalls beurteilen, ob sich eine Anwendung unter Windows 7 problemlos starten lässt. Ob wirklich alle benötigten Funktionen einer Applikation erwartungsgemäß arbeiten, weiß nur, wer täglich damit arbeitet. Zu prüfen sind auch die Abhängigkeiten bestimmter Programme untereinander.
Die Server-Seite nicht vergessen
Eine Migration von XP auf Windows 7 hat nicht nur Auswirkungen auf lokal installierte Anwendungen. Laut Aagon ist es beispielsweise erst mit den Gruppenrichtlinien des Windows Server 2008 möglich, die Firewall von Windows 7 richtig und umfassend zu administrieren. Deshalb sollten im Vorfeld zumindest alle Domänen-Controller mit dem Active Directory auf den Windows Server 2008 migriert werden.
Lokale Daten mitnehmen
Gibt es auf den Rechnern der Anwender lokale Daten, sollten diese zumindest eine Zeitlang wiederherstellbar sein - selbst dann, wenn die lokale Datenspeicherung im Unternehmen eigentlich untersagt ist. Wird im Zuge der Migration gleichzeitig die Hardware ausgewechselt, können die ausgemusterten PCs einfach noch ein paar Monate im Lager stehen.
Benutzereinstellungen mitnehmen
Neben lokalen Daten möchten Benutzer auch ihre Einstellungen unter dem neuen Betriebssystem wiederfinden. Doch zum einen muss das Betriebssystem neu installiert werden, und zum anderen weist Windows 7 eine veränderte Verzeichnisstruktur auf. Deshalb sollten beispielsweise die Einträge im Startmenü und Verknüpfungen auf dem Desktop nicht migriert werden, denn sonst sind sie doppelt vorhanden und funktionieren teilweise nicht.
Migrationswerkzeug auswählen
Theoretisch ist die Migration mit kostenlosen Bordmitteln von Microsoft möglich. Wie Aagon ironisch anmerkt, wird aber nur eine IT-Abteilung mit zu viel Personal und zu wenig Arbeit diese Option wählen. Weniger personellen und zeitlichen Aufwand erfordere es, auf ein Client-Management-System zurückzugreifen, das auch die Migration auf Windows 7 unterstützt. Allerdings würden einige Systeme nur dann eine automatische Windows-7-Migration erlauben, wenn bereits Windows XP und alle Anwendungen damit installiert wurden.
Service, Ober, Tablett, Fotolia 4zu3
Service, Ober, Tablett, Fotolia 4zu3
Den Helpdesk verstärken
Für die Zeit während der Migration sowie mindestens zwei Monate nach deren Abschluss sollten Unternehmen ihren Helpdesk personell aufstocken. Oft scheint alles glatt gelaufen zu sein, und plötzlich treten - etwa zu einem Monatswechsel - an vielen Stellen massive Probleme auf. Um den Helpdesk zu entlasten, bietet es sich an, ein oder zwei Poweruser pro Abteilung im Vorfeld intensiver zu schulen. Sie können den professionellen IT-Unterstützern den Rücken für kompliziertere Fälle freihalten.

Dessen ungeachtet gehen IDC-Experten davon aus, dass Cloud-Services, Mobility und Big Data die Neu- und Weiterentwicklung von Anwendungen wesentlich beeinflussen werden. "Cloud-Services und -Plattformen spielen eine zentrale Rolle für das Entwickeln und Verteilen neuer Anwendungen", erläutert Zacher. "Anwender erwarten, dass Geschäftsprozesse auch mit mobilen Lösungen und Anwendungsszenarien unterstützt werden."

Auch mit ihren Softwarelieferanten sind die Interviewten zufriedener als im Vorjahr. Im Vergleich zu den Hardware- und Serviceanbietern schneiden diese aber noch immer schlechter ab, was zum Großteil auf die Lizenz- und Preispolitik zurückzuführen ist. Hier sollten die Hersteller nachbessern, fordert Zacher: "Anwender benötigen (…) transparente, verlässliche und auf ihre Belange zugeschnittene Lizenzmodelle. Das gilt sowohl für On-Premise als auch für Software as a Service." Insbesondere nutzungsabhängige Bezahlmodelle könnten mehr Klarheit bringen.

Unternehmen industrialisieren die IT

Betrachtet man die wichtigsten IT-Servicethemen, ergibt sich ein klares Bild. Höhere Service-Levels der internen IT sowie Helpdesk- und Support-Funktionen haben für die Befragten weiter Priorität (siehe Grafik: Die wichtigsten Servicethemen). Allerdings wurden diese Aufgaben im Vergleich zum Vorjahr deutlich seltener genannt.

Die Veränderung zeige, dass sich die IT-Abteilungen auf einem guten Weg befänden und die Erfüllung der SLAs (Service Level Agreements) immer besser und zuverlässiger im Griff hätten, kommentiert IDC-Analyst Kraus: "Der operative Betrieb wird mit Hilfe von professionellen IT-Industrialisierungsmethoden wie zum Beispiel ITIL, Tools zur automatisierten Steuerung der IT-Services und besser ausgebildeten IT-Fachkräften gewährleistet."

Die wichtigsten Servicethemen: Höhere Service-Levels der internen IT haben für deutsche IT-Manager weiter Priorität. Trotzdem gewinnt das Thema Cloud an Bedeutung.

Einen Sprung nach vorne macht das längst nicht mehr neue Thema Cloud Computing. Fast jedes fünfte Unternehmen zählt die Wolken-IT inzwischen zu den wichtigsten Servicethemen, eine Steigerung um 5 Prozentpunkte gegenüber dem Vorjahr. Kraus erklärt den Zuwachs vor allem mit den konjunkturellen Rahmenbedingungen. "Cloud Computing bietet den Nutzen, IT viel günstiger und flexibler zu beziehen." Damit könne sie nicht nur wesentlich schneller neue Anforderungen der Geschäftsbereiche umsetzen, sondern sich auch einem veränderten Bedarf agil anpassen: "Cloud Computing ist (..) in den derzeit wirtschaftlich unsicheren Zeiten ein ideales Instrument, um den viel zu hohen IT-Fixkostenblock zu senken und auf konjunkturelle Veränderungen kurzfristig reagieren zu können."

Eine wichtigere Rolle als im Vorjahr spielt für IT-Verantwortliche auch das Thema Weiterbildung und Schulung. Angesichts des Fachkräftemangels und des tiefgreifenden technologischen Wandels sei die permanente Schulung und Qualifizierung wichtig, um die Qualität der IT-Services zu garantieren und Mitarbeiter an das eigene Unternehmen zu binden, erläutern die IDC-Experten.

Ein bedeutendes Servicethema für die Befragten bleibt generell die Auslagerung von IT-Ressourcen. Betrachtet man die geplanten Outsourcing-Vorhaben genauer, steht die IT-Infrastruktur (Server, Data Center) erneut an erster Stelle. Im Jahresvergleich hat das Thema etwas an Bedeutung verloren. Immer mehr Unternehmen setzten im abgelaufenen Jahr auf die Auslagerung ihrer Rechenzentren, Server oder Desktop-Arbeitsplätze, um Mitarbeiter von operativen Tätigkeiten zu entlasten, erklärt Kraus die Entwicklung. Es sei keine Überraschung, dass die Zahlen jetzt wieder leicht zurückgehen.

Neben der Infrastruktur planen deutsche Unternehmen auch, ihre Applikationen im Rechenzentrum eines Service-Providers betreiben zu lassen. IDC betrachtet Application Hosting auch als Vorstufe des Cloud Computings. Die Offenheit der Unternehmen gegenüber Hosting-Modellen untermauert aus Sicht der Analysten den Trend zur Wolken-IT.

In Sachen Kundenzufriedenheit

Zufriedenheit mit IT-Serviceanbietern: Vor allem mit dem Prozess-Know-how der IT-Dienstleister sind die Befragten deutlich zufriedener als noch im Vorjahr.

In Sachen Kundenzufriedenheit haben die IT-Serviceanbieter einen Sprung nach vorne gemacht. (siehe Grafik: Zufriedenheit mit Serviceanbietern). Von den Anwenderunternehmen werden sie nun fast ebenso gut bewertet wie die Hardwarelieferanten. Auffällig ist, dass die Umfrageteilnehmer vor allem mit dem Prozess-Know-how der Dienstleister zufriedener sind. Zudem sind die Service-Provider inzwischen offenbar deutlich flexibler, wenn es um Änderungswünsche der Kunden während der Vertragslaufzeit geht.

"Die gesteigerte Flexibilität (…) wird auch durch die zunehmend standardisierten und modularen Angebote der Dienstleister ermöglicht", erklärt Kraus. Hierzu zählten insbesondere Cloud-Services-Angebote in all ihren Facetten. IDC beobachte, dass Cloud-Services bei der Verlängerung oder dem Neuabschluss von Outsourcing-Verträgen immer häufiger fester Bestandteil seien.

Fachkräfte dringend gesucht

Bedarf an IT-Fachkräften: Qualifizierte Support-Mitarbeiter und Experten für Business Applications gehören zu den gesuchtesten IT-Fachkräften.

Ein drängendes Problem deutscher Unternehmen bleibt der Mangel an IT-Fachkräften. 71 Prozent der Befragten melden akuten Bedarf an qualifiziertem Personal. Vor allem an Support-Mitarbeitern fehlt es, die Nachfrage hat im Vergleich zum Vorjahr stark zugenommen (siehe Grafik: Bedarf an IT-Fachkräften). Auf der Wunschliste der IT-Chefs stehen auch weiterhin Spezialisten für Business Applications wie ERP oder BI (Business Intelligence), wenn auch nicht mehr in dem Maße wie in den vorangegangen zwei Jahren.

Immerhin sieben Prozent der Umfrageteilnehmer suchen explizit nach Experten für Cloud Computing. Daraus zu schließen, die Zeiten der Großrechner-IT im RZ neigten sich dem Ende zu, wäre allerdings verfehlt. Der Bedarf an Mainframe-Spezialisten ist in den letzten drei Jahren relativ konstant geblieben und zuletzt sogar wieder leicht gestiegen.

6 IT-Jobs mit Zukunft
1. Business-Architekten
Auch in den Vorstandsetagen weiß man mittlerweile, dass IT nicht nur ein integraler Bestandteil jeder Erfolgsgeschichte ist, sondern dass sie ein Unternehmen auf dem Weg zur Erreichung seiner Ziele vorantreibt. Auf dieser Erkenntnis basiert die Schaffung eines neuen Typus: der „Business Architect“, der mehr ist als ein „Enterprise Architect“ und Fortschritte bei der Verschmelzung von technologischen und geschäftlichen Prozessen garantieren soll. „Der Zweck von Business-Architektur ist es, den Zusammenhalt der Fachbereiche zu gewährleisten“, erläutert Alex Cullen, Analyst bei Forrester Research. „Es handelt sich um eine um die geschäftliche Planung herum gebaute Rolle mit der Aufgabe, eine effektivere Nutzung von IT zu ermöglichen.“ Das soll beispielsweise im Vertrieb, im Kundenservice und anderen Schlüsselbereichen geschehen.
2. Data Scientist / Daten-Wissenschaftler
Die Goldsucher des digitalen Zeitalters. Während sich die Terabytes an strukturierten und unstrukturierten Daten alle 18 Monate verdoppeln, braucht es Könner, die aus dem unüberschaubaren Datenfluss die wertvollen Körner sieben. Also jene Informationen, die für das Unternehmen nützlich sein könnten – etwa, wenn sie etwas über Vorlieben und Verhalten von Kunden verraten. Und das ist nur eine Aufgabe, die der Data Scientist übernimmt. Er wertet auch Trends aus, um die Firmenwebsite nach den Ansprüchen der Kunden zu optimieren. Innerhalb der IT-Abteilung übernimmt er die forensische Analyse und spürt Sicherheitsbedrohungen auf. Oder er entdeckt Fehler im Storage Cluster.
3. Social-Media-Architekt
Social Media meint nicht länger nur Facebook, Twitter und andere populäre Plattformen. IBM, Jive und Yammer haben längst eine neue, für Unternehmen interessante Welle eingeleitet, indem sie Tools für private und offene Clouds anbieten, die Social Media für Business-Zwecke neu definieren. In diesem Zusammenhang sind IT-Spezialisten gefragt, die mit ihrer Expertise sichere Communities innerhalb des Firmennetzwerks aufbauen und den Dialog zwischen Mitarbeitern und Kunden steuern. „Die Firmen wollen den Nutzen von Social Media ohne das Risiko, ihr Geschäft in die Hände von Facebook und Twitter zu geben“, sagt IDC-Analyst Michael Fauscette.
4. Mobile Technology Expert / Mobile-Experte
„Mobilität ist der größte Faktor, der derzeit die IT verändert“, sagt Stewart Tan vom Anbieter Accretive Solutions. Die Palette der Aufgaben in diesem Zusammenhang ist bunt: der Aufbau mobiler Apps, die Gestaltung einer mobilen Strategie und die Sicherung der mobilen Endgeräte. Entsprechend suchen die Firmen derzeit händeringend nach Experten für Mobiltechnologie. Ein unverkennbarer Schrei nach Hilfe, meint InfoWorld. Denn eine präzise Bezeichnung der zu vergebenden Jobs hat sich noch nicht herauskristallisiert. Die Unternehmen benötigen schnell Spezialisten, die ihre drängenden Probleme lösen. Wer sich also mit der Steuerung von BlackBerrys, Androids und iPhones auskennt, hat aktuell beste Karten. Gesucht werden außerdem Leute, die mobile Plattformen für den geschäftlichen Gebrauch auswerten können, firm in der Spezifikation von Endgeräten sind sowie Nutzer und Entwickler im Unternehmen unterstützen können.
5. Enterprise Mobile Developer / App-Entwickler für Unternehmen
Insgesamt suchen die Unternehmen nach Experten, die mobile Apps entwickeln können. „Die Firmen wollen die mobilen Daten sinnvoll nutzen und entsprechende Apps gestalten – und dabei Sicherheit und Compliance garantiert haben“, sagt Alice Hill, Managing Director bei Dice.com. Benötigt werden entsprechende Programmierkenntnisse: Objective-C für das iPhone, Java für Android und Blackberry sowie HTML5 für die mobile Web-Entwicklung. Der Hauptunterschied zur gängigen Anwendungsentwicklung ist der besondere Fokus auf Sicherheit und Compliance.
6. Cloud-Architekt
Auch der Trend des Cloud Computing schafft neue Möglichkeiten für IT-Spezialisten auf dem Arbeitsmarkt. „Es gibt ein starkes Momentum hin zur Cloud-Integration“, stellt Ron Gula fest, CEO von Tenable Network Security. „Gesucht werden Leute sein, die die Architektur unter dem Blickwinkel der Einfachheit identifizieren können.“ Fraglos sind die Chancen umso größer, je vertiefter die Kenntnisse über virtualisierte Netzwerke und Management sind.

Ausblick: Wie geht es weiter mit der Cloud?

Dass Cloud Computing die Nutzung von IT-Ressourcen grundlegend verändern wird, halten viele Experten mittlerweile für unumstritten. Auch die IDC-Analysten Matthias Kraus und Matthias Zacher sehen das Potenzial der Wolken-IT. Nach ihrer Einschätzung verschiebt sich der strategische Schwerpunkt derzeit vom Aufbau von Infrastrukturen hin zum Schaffen von Anwendungsplattformen und Ökosystemen. Der IT-Kompass 2012 zeigt zwar, dass zwei Drittel der deutschen Unternehmen noch keinen Einsatz von Cloud-Services planen. Doch nach Einschätzung der Marktbeobachter dürfte das Interesse nach einer Orientierungsphase wachsen.

Geplante Ausprägungen von Cloud Computing: Sicherheitsbedenken führen dazu, dass deutsche Unternehmen derzeit Private-Cloud-Szenarien bevorzugen.

Die Wahl der Cloud Computing-Form werde derzeit noch häufig durch Sicherheitsbedenken beeinflusst und führe daher eher zur Private Cloud und zu hybriden Szenarien (siehe Grafik "Geplante Ausprägungen von Cloud Computing"). Diese Vorgehensweise sei eigentlich nicht mit dem Anspruch der Unternehmen an eine verbesserte Kosteneffizienz vereinbar. IDC geht deshalb davon aus, dass Unternehmen künftig verstärkt Services aus der Public Cloud nutzen werden. Der Kampf um die bestimmende Rolle bei den Enterprise-Plattformen für Cloud-Szenarien beginne gerade erst, so die Analysten weiter. Etablierte Anbieter wie IBM, Microsoft und Oracle bekämen Konkurrenz durch Amazon, Google, Salesforce.com und VMware. (wh)

Lesen Sie auch Teil 2 des IT-Kompass 2012: Was IT-Chefs auf den Nägeln brennt