Freiberuflerinnen in der IT

Weiblich, selbständig und selbstbewusst

19.08.2010 von Ina Hönicke
Auch im 21. Jahrhundert sind sie noch eine seltene Spezies. Die wenigen Frauen, die in der IT auf eigene Rechnung arbeiten, sind aber erfolgreich.

Die IT-Branche ist eine Männerdomäne, in der Programmiererinnen, Beraterinnen oder SAP-Expertinnen in der Unterzahl sind. Noch geringer ist die Zahl der IT-Frauen, die den Schritt in die Selbständigkeit wagen. Offizielle Zahlen gibt es nicht, der Anteil der IT-Freiberuflerinnen wird auf fünf bis zehn Prozent geschätzt. Laut Uta Nommensen vom Berufsverband Selbständige in der Informatik ist die Zahl freiberuflicher IT-Spezialistinnen seit 2002 zurückgegangen: "Im BVSI selbst sind zurzeit weniger als zehn Prozent Frauen aktiv." Der Verband geht davon aus, dass vor allem die Krisen 2001 und nach 2004 die Frauen in die Angestelltentätigkeit getrieben haben.

Dabei hätten Frauen, die selbständig in der IT arbeiten, durchaus einen guten Stand, sagt Nommensen: "Von weiblichen BVSI-Mitgliedern hören wir immer wieder, dass sie sich in IT-Projekten weder finanziell noch menschlich benachteiligt fühlen." IT-Freiberuflerinnen würden oft bevorzugt eingestellt - vielleicht weil sich das Unternehmen einen Vorteil für die Teamarbeit verspreche.

Mehr als nur teamfähig

Manuela Reiss, IT-Freelancerin des Jahres 2009: 'Die Freiberuflichkeit passt einfach zu mir und meiner Arbeitsweise.'
Foto: Manuela Reiss

Dass weibliche IT-Experten indes viel mehr als Teamfähigkeit zu bieten haben, bewies die diesjährige Wahl des "IT-Freelancers des Jahres". Das Fachmagazin "IT Freelancer" kürte in diesem Jahr Manuela Reiss zur Siegerin des Wettbewerbs. Die Projekt-Managerin hatte sich bereits vor zwei Jahren bei der Aktion beworben, schaffte es damals aber nur auf einen der vorderen Plätze.

Reiss kam als klassische Quereinsteigerin zur IT. Nach dem Geografiestudium in Berlin war sie fünf Jahre lang in einem internationalen Projekt beim Deutschen Wetterdienst tätig. "Da bei dem Job die IT eine wichtige Rolle spielte, wurde ich durch learning-by-doing auch hier immer fitter. Was noch an Wissen fehlte, erwarb ich mir im Selbststudium", erinnert sie sich. Nachdem der befristete Vertrag beim Deutschen Wetterdienst ausgelaufen war, entschied sie sich für die Selbständigkeit. Bereits nach ein paar Monaten bot sie als Trainerin ihre ersten Schulungsmaßnahmen an. Reiss: "Die Freiberuflichkeit passt einfach zu mir und meiner Arbeitsweise. Ich kann mich selbst sehr gut motivieren und stelle mich gerne neuen Herausforderungen." Gleichzeitig räumt sie ein, mit einer Portion Naivität, aber auch mit Selbstvertrauen und Neugier in die Freiberuflichkeit gestartet zu sein.

Heute ist sie als Beraterin in einem sehr speziellen Umfeld - und zwar in der IT-Dokumentation. Dabei hilft der Freiberuflerin, dass sie viele Jahre auch als Autorin und Herausgeberin tätig war. Dass so wenige Frauen als Externe zu finden sind, hat ihrer Meinung nach mit den Rahmenbedingungen zu tun. Reiss: "Viele Aufträge sind nicht vor Ort durchzuführen, müssen noch dazu spontan ausgeführt werden. Das können Frauen, die Familie haben, nur sehr schwer miteinander vereinbaren."

Top 50
Die Top 50
Welche Persönlichkeiten prägen die deutsche IT-Szene? Die COMPUTERWOCHE hat die 50 wichtigsten Köpfe ermittelt. (Foto: Fotolia.com/Sommersprosen)
1. Hasso Plattner, SAP,
hat Deutschlands größte Softwarefirma mitgegründet, aufgebaut und - siehe Apotheker-Rauswurf - bis heute gelenkt. Der Aufsichtsratschef investierte mehr als 200 Millionen Euro in das von ihm gegründete Hasso-Plattner-Institut für Softwaresystemtechnik. Er tut Gutes und redet nicht darüber.
2. August-Wilhelm Scheer, Bitkom
Solche Multitalente gibt es wenige: Scheer arbeitete sehr erfolgreich als Wissenschaftler, gründete ein florierendes Beratungs- und Softwarehaus, heute mischt er sich als Bitkom-Präsident mutig in Politik- und Standortdiskussionen ein. Seine Leidenschaft gilt dem Saxophon-Spiel.
3. René Obermann, Deutsche Telekom
2006 hat der Studienabbrecher das Zepter des TK-Riesen übernommen. Der 47-Jährige hat den Konzern erfolgreich umgebaut und in ruhige Fahrwasser geführt. Er besitzt Einfluss in Verbänden und ausgezeichnete Kontakte bis ins Kanzleramt und ins Fernsehen.
4. Karlheinz Brandenburg, Fraunhofer-Institut für Digitale Medientechnologie
Mit vier anderen Wissenschaftlern entwickelte der Elektrotechniker und Mathematiker das MP3-Dateiformat zur Audiodatenkompression. Der 56-Jährige wurde damit zu den Vordenkern der IT und in die Hall of Fame der bedeutendsten Persönlichkeiten seiner Zunft aufgenommen.
5. Klaus Hardy Mühleck, VW
Studium der Automatisierungstechnik, Daimler, Audi, VW - die Autowelt ist seine Heimat. Mühleck legt höchsten Wert auf eine enge Verzahnung von Business und IT. Gemeinsam mit seinem neuen Marketing-Vorstand Luca de Meo will er nun das Potenzial des Web 2.0 ausschöpfen.
7. Thomas Endres, Lufthansa
Als CIO der Lufthansa und Sprecher des CIO Colloquiums ist er überall zu finden, wo die Weichen für die digitale Gesellschaft gestellt werden. Beim nationalen IT-Gipfel von Kanzlerin Angela Merkel trat er für eine bessere Ausbildung und mehr ökologisches Bewusstsein in der IT ein.
8. Rainer Janßen, Münchener Rück
zählt zu den interessantesten Typen in der CIO-Szene. Als IT- und Prozessstratege ist er seit 13 Jahren im Amt. Unser CIO des Jahres 2008 hat die IT-Umgebung des Konzerns konsequent standardisiert und modernisiert - und dabei nie seinen Humor und seine Eloquenz verloren. Foto: Joachim Wendler
9. Karl-Heinz Streibich, Software AG
Jahrelang hatte das zweitgrößte deutsche Softwarehaus große Schwierigkeiten. Mit dem Eintritt des Ingenieurs für Nachrichtentechnik im Jahr 2003 kam die Wende. Die Übernahmen von WebMethods und IDS Scheer krönten die hervorragende Arbeit des Softwareunternehmers.
12. Johannes Helbig, Deutsche Post
Viel Lob erhielt der 49-jährige promovierte Informatiker für die konsequente Umsetzung seiner SOA-Strategie. Mit der Einführung des elektronischen Postbriefs steht die IT im Zentrum der Erneuerung eines der größten deutschen Unternehmen. Helbig zieht die Fäden im Hintergrund. Foto: Joachim Wendler
13. Wolfgang Gaertner, Deutsche Bank
Seine Wahl zum besten IT-Chef des Jahres liegt bereits drei Jahre zurück und noch immer gehört Gaertner zu den profiliertesten CIOs. Er hat frühzeitig auf Stabilität und effiziente Prozesse gesetzt und Kosten gespart . (Foto: Joachim Wendler)
14. Reinhard Clemens, T-Systems
hat die große und wichtige Säule der Telekom, die sich den Geschäftskunden widmet, seit seinem Eintritt ins Unternehmen 2007 umgekrempelt und neu ausgerichtet. Der 50-jährige Elektroingenieur setzt sich in Gremien engagiert für das Zukunftsthema Cloud Computing ein.
16. Michael Backes, Universität Saarbrücken
promovierte nach sechs Semestern in Informatik und war mit 26 Jahren Deutschlands jüngster Professor. Als erster Deutscher findet er sich auf der MIT-Liste der "35 besten Forscher der Welt unter 35" wieder. Der Verschlüsselungsexperte ist obendrein bei Studenten sehr beliebt.
17. Dieter Kempf, Datev
leitet seit 14 Jahren die Genossenschaft Datev, die Steuerberater, Wirtschaftsprüfer und Anwälte mit IT-Services versorgt. Gegen Widerstände weitete er das Angebot aus, führte Datev in neue Umsatzdimensionen und nimmt politischen Einfluss durch rege Verbandstätigkeit.
18. Dietmar Hopp, SAP-Gründer
trieb den Aufstieg der SAP von der kleinen Softwareschmiede zum Weltmarktführer für betriebswirtschaftliche Anwendungssoftware voran. Der 70-Jährige lenkte die Firma von 1988 bis 1998 als Vorstandschef. Als Mäzen unterstützt er auch seinen Jugendverein TSG 1899 Hoffenheim.
19. Michael Gorriz, Daimler
hat gezeigt, wie hoch der Innovationsbeitrag der IT sein kann. Mit dem Car-2-Go-Projekt, einer Mischung aus Car-Sharing- und Mietwagenmodell, beschreitet Daimler neue Weg in Sachen Mobilität. 2009 kürten wir ihn deshalb zum CIO des Jahres. Foto: Joachim Wendler
20. Regine Stachelhaus, Eon
schaffte als dritte Frau den Sprung in den Vorstand eines Dax-Unternehmens. Beim größten Energieversorger Eon verantwortet die Juristin das Superressort Personal, IT, Einkauf und Recht. Als langjährige HP-Geschäftsführerin förderte sich beharrlich die Chancengleichheit von Frauen.
21. Andreas von Bechtolsheim, Mitgründer von Sun Microsystems
entwarf als Student in Stanford einen leistungsstarken Tischcomputer, den er mit Kommilitonen vermarkten wollte. 1982 war Sun geboren, später einer der größten Server-Hersteller. Der Milliardär investiert in Startups und gehört zu den ersten und wichtigsten Geldgebern von Google.
22. Stefan Jähnichen, GI
Der promovierte Elektrotechniker forscht seit 20 Jahren am Zukunftsthema der eingebetteten Systeme, also Systeme mit einem hohen Softwareanteil. 2008 wurde er zum Präsidenten der GI gewählt und ist Sprachrohr dieser wichtigen Interessenvertretung. Bildquelle: Fraunhofer First
23. Ernst Denert, Gründer von sd&m
Der 67-jährige Honorarprofessor der TU München gründete eines der erfolgreichsten Softwarehäuser, sd&m. Software-Engineering ist seine Leidenschaft. 2001 initiierte er die legendäre Software-Pioneer-Konferenz, auf der er die weltweit wichtigsten Entwicklergrößen versammelte.
24. Volker Smid, HP
steuert als Vorsitzender der deutschen HP-Geschäftsführung mit Engagement und Geschick den Umbau des Konzerns zum IT-Dienstleister. Dabei vernachlässigt er aber nicht das Brot- und Buttergeschäft mit Hardware und der weit verzweigten Partnerlandschaft.
25. Manfred Broy, TU München
leitet Europas größten Lehrstuhl für Software and Systems Engineering und erhielt 1994 den Leibnitz-Preis als höchste wissenschaftliche Auszeichnung. Broy sitzt in zahlreichen Gremien und hat beste Kontakte in die (Auto-) Industrie - er wird immer gehört.
27. Wolfgang Wahlster, DFKI
Der 57-jährige sitzt im Komitee zur Vergabe der Nobelpreise für Physik und Chemie. Der Chef des Deutschen Forschungszentrums für Künstliche Intelligenz wurde vielfach ausgezeichnet und gehört zu den profiliertesten Forschern über Künstliche Intelligenz und Computerlinguistik.
28. Angelika Gifford, Microsoft
Die "Managerin des Jahres " 2009 gilt als Vorzeigefrau in der IT-Branche. Sie ist bei Microsoft in die Geschäftsführung aufgestiegen und engagiert sich sehr stark innerhalb wie außerhalb des Unternehmens für bessere Karrierechancen von Frauen.
29. Winfried Materna, Materna
So wünscht man sich einen Unternehmer: Seit 30 Jahren führt der promovierte Informatiker erfolgreich sein Beratungshaus, engagiert sich in der Region (sieben Jahre Präsident der IHK Dortmund) und ist Mitglied in diversen kulturellen und sozialen Einrichtungen im Ruhrgebiet.
30. Oliver Tuszik, Computacenter
Spätestens seit der Elektroingenieur Anfang 2008 den Vorstandsvorsitz des IT-Dienstleisters übernommen hat, gehört er zu den markanten und engagierten Sprechern der Branche. Der 43-Jährige setzt sich für ein besseres Image der IT in Gesellschaft und Politik ein.
31. Jürgen Kunz, Oracle
Das Leben als deutscher Oracle-Chef ist nicht leicht: die schwierige Sun-Übernahme, ein extrem erfolgsorientiertes Headquarter und sehr selbstbewusste Kunden fordern ihn. Wer Oracle führt, muss Manager und Diplomat sein. Kunz schafft den Spagat mit großer Lässigkeit.
33. Klaus Christian Plönzke, IT-Unternehmer
Mit dem Start seines EDV-Studios im Jahre 1969 gehörte er zu den IT-Gründern der ersten Stunde - und zu den erfolgreichsten. Noch heute gibt er im Rahmen des von ihm initiierten "Forums Kiedrich" sein Wissen an den Nachwuchs weiter und ist an zahlreichen Startups beteiligt.
34. Peter Grünberg, Entdecker des GMR-Effekts
Vor 22 Jahren erforschte der Physiker, dass sich der elektrische Widerstand von dünnen magnetischen Schichten stark durch äußere Magnetfelder ändert. Der GMR- oder Riesenmagnetowiderstands-Effekt ermöglicht Festplatten mit riesigem Speichervermögen. Dafür erhielt der 71-Jährige den Nobelpreis.
35. Georg Nemetschek, Gründer der Nemetschek AG
setzte als einer der ersten Computerprogramme für Konstruktion und Planung ein. Sein 1963 gegründetes Ingenieurbüro baute er zu einem der größten Hersteller für Konstruktionssoftware in Europa aus. Der 76-Jährige lehrte als Professor an der Fachhochschule München.
36. Ralph Haupter, Microsoft
Die Fußstapfen seines Vorgängers Achim Berg sind groß, doch Haupter scheint an dessen Leistung nahtlos anzuknüpfen. Office, Windows, Sharepoint - alles wichtig, aber Microsoft drängt derzeit mit Macht ins Cloud-Geschäft. In Deutschland stellt der 41-Jährige dafür die Weichen.
38. Oliver Grün, Bundesverband IT-Mittelstand
Vom Bitkom fühlten sie sich nicht gut vertreten, also verschafften sich die IT-Mittelständler ein eigenes Sprachrohr. Für den selbstbewussten Auftritt auf der politischen Bühne sorgt der erfolgreiche Aachener Softwareunternehmer und promovierte Wirtschaftsinformatiker.
40. Karl Liebstückel, SAP-Anwendergruppe (DSAG)
Vor drei Jahren übernahm der Professor für Wirtschaftsinformatik und Business-Software an der Fachhochschule Würzburg/Schweinfurt dieses wichtige und einflussreiche Amt, das über 2000 SAP-Anwender vertritt. Erwartet wird ein selbstbewusstes Auftreten gegenüber dem Hersteller SAP.
41. Michael Ganser, Cisco
Seit 2005 als Geschäftsführer im Amt, machte er Deutschland zum weltweit zweitgrößten Cisco-Standort. Um die Zukunft ist dem 46-Jährigen nicht bange: Wenn Videoinhalte im Web weiter explodieren, laufen für ihn die Geschäfte mit Netzwerkinfrastruktur prächtig.
42. Ulrich Dietz, GFT,
verkörpert das Bild des klassischen Mittelständlers: engagiert in Unternehmen und Verbänden, risikobereit, klare Ansagen. Der 52-jährige Maschinenbauingenieur gründete 1987 seine GFT, die heute über 1100 Mitarbeiter beschäftigt - ein Gründer aus dem Lehrbuch.
43. Ralf Schneider, Allianz
Nach der nicht schmerzfreien Trennung von der Dresdner Bank wartete auf den obersten IT-Chef die nächste Herkules-Aufgabe: Durch die Zusammenfassung der Spartengesellschaften (Sach, Leben, Kranken) war der Unternehmensbetrieb neu zu organisieren. Auch diese löste er.
45. Christian Persson, c´t
In Deutschland gibt es kaum einen Chefredakteur, der länger im Amt ist. Der 62-Jährige ist seit der Gründung von c´t im Jahr 1983 dabei. Er führt eine der erfolgreichsten Computerzeitschriften, deren Redaktion eher einem Labor ähnelt und deren Tests in der Branche geachtet wie gefürchtet sind.
46. Leopold Stiefel, Mitgründer von Media Markt
Vom Radioverkäufer zum Chef der größten Elektrokette Europas: Als Mitgründer des Media Marktes schrieb Stiefel bis 2006 eine der schillernsten Erfolgsgeschichten, auch wenn die Banken seine Idee des großflächigen Elektromarkts auf der grünen Wiese belächelten.
48. Peter Schnell, Mitgründer der Software AG
320.000 Zugriffe pro Sekunde verkraftet Adabas, bis heute die schnellste kommerziell verfügbare Datenbank. Basierend auf dem Konzept des Physikers war sie das erste Produkt der 1969 von Schnell mit gegründeten Software AG. Seit 1992 engagiert er sich als einer der größten Stifter des Landes.
49. Rotert Michael, eco,
empfing 1984 die erste Mail in Deutschland und errichtete den ersten Internet-Anschluss einer Hochschule. Als Chef verschiedener Provider, Gutachter für die EU und seit 1999 als Vorstandschef des Eco-Verbands der deutschen Internet-Wirtschaft begleitet er die Branche.
50. Hans Zehetmaier, msg systems,
steuert als Gründer seit mehr als 30 Jahren das IT-Beratungs- und Systemintegrationshaus. Er baute auf finanzielle Unabhängigkeit und organisches Wachstum und entwickelte msg systems zu einem der wichtigsten IT-Dienstleister mit einem Umsatz von 364 Millionen Euro und 2900 Mitarbeitern.

Freiberuflichkeit ist Freiheit

Therese Grosswiele: 'Durch die Freiberuflichkeit bin ich flexibler und freier in meinen Entscheidungen.'
Foto: Therese Grosswiele

Für die IT-Beraterin Therese Grosswiele wiederum bedeutet Freiberuflichkeit vor allem Freiheit. Auslöser für ihren Entschluss, als Externe zu arbeiten, war die Geburt ihrer ersten Tochter: "Die einstündige Fahrzeit zu meinem damaligen Arbeitgeber war für eine stillende Mutter zuviel. Durch die Freiberuflichkeit war ich flexibler und freier in meinen Entscheidungen." Grosswiele ist seit 15 Jahren im SAP-Umfeld als IT-Managerin und zurzeit in der Line Transition in einem internationalen Konzern-Reporting-Projekt in der Kommunikationsindustrie tätig. Sie weiß, wovon sie spricht, wenn es um die Organisation der Familie geht. Schließlich wurde sie vielfach im Ausland - von Schweden über die Türkei bis China - als IT-Beraterin in großen Projekten eingesetzt. Während ihrer langjährigen Berufstätigkeit wechselten sich Selbständigkeit und Angestelltendasein immer wieder ab. Zweimal wurde der IT-Expertin aus einem Beratungsauftrag heraus eine feste Stelle angeboten, was sie aufgrund der damaligen familiären Situation auch annahm. Die Erfahrung indes, dass Freiberuflichkeit mehr Freiheit bedeutet, zog sich wie ein roter Faden durch ihre Berufstätigkeit. Grosswiele sieht aber noch weitere Vorteile: "Menschen, die nicht auf Routine festgelegt sind, finden neue Aufgaben, neue Unternehmensstrukturen und -inhalte, neue Kollegen sowie neue zeitliche und regionale Ausrichtung. Das ist alles in allem sehr attraktiv."

Bitte keine Klischees bedienen

Die IT-Freelancerin fühlt sich aufgrund ihres Geschlechts nicht benachteiligt, räumt aber ein, dass das nicht immer der Fall war. So hätte sie zu Beginn ihrer Karriere durchaus sexistische und diskriminierende Behandlung erfahren. Grosswiele: "Heute hängt der Geschäftserfolg, hoffentlich nicht nur bei mir, fast immer von der Individualität der Person ab. Dazu gehören Faktoren wie Auftreten, Charakter und Kenntnisse und vor allem der jeweilige Erfahrungsschatz." Potenziellen IT-Freiberuflerinnen empfiehlt die IT-Expertin: "Neben ständiger Lernbereitschaft ist es entscheidend, keine Klischeebilder bedienen zu wollen, sondern immer authentisch zu bleiben."

Maud Schlich: "Ich wollte die Projekte annehmen, die mich interessieren und nicht die, die der Chef bestimmt."
Foto: Maud Schlich

Ihre eigene Chefin wollte auch Maud Schlich, IT-Projekt-Service, sein. Die Informatikerin arbeitet hauptsächlich als Coach im Software-Engineering. Dazu gehören Reviews, Test-, Qualitäts- und Projekt-Management. Schlich hat sich nach 13 Jahren in der Industrie und einigen Jahren an einem Fraunhofer-Institut selbständig gemacht. Da sie vorher bereits in einer Führungsposition tätig war, wusste sie, welche Anforderungen zu erfüllen sind. Die IT-Expertin: "Ich wollte die Projekte annehmen, die mich interessieren und nicht die, die der Chef bestimmt." Zudem hält sie sich für einen Unternehmertyp.

Neben der mangelnden Mobilität bedauert Schlich, dass sich die Frauen generell schlecht vermarkten. Die Voraussetzung für den Erfolg sei nun einmal, nicht nur im Job gut zu sein, sondern sich und seine Leistung auch gut zu verkaufen. Die IT-Expertin hat selbst die Erfahrung machen müssen, dass Projektvermittler sie aufgrund ihres Geschlechts versucht hätten, sie preislich zu drücken. Sie würden Stundensätze anbieten, die schlichtweg eine Frechheit seien. Schlich: "Bei einem Angebot von 35 Euro die Stunde fehlen mir die Worte." Seitdem sie ein Kind hätte, würde sie des Öfteren gefragt werden, warum sie denn arbeite, wenn sie doch Mutter sei. All diese Sprüche haben die IT-Freelancerin nicht verunsichern können: "Heute gebe ich anderen Freiberuflern Tipps, wie sie ihren Einsatz bestmöglich vorbereiten und mit dem Kunden auf Augenhöhe arbeiten können - und diese Ratschläge gelten für beide Geschlechter."

Kleidung
Knitterfreier Stoff
Wählen Sie einen Stoff für Kostüm oder Anzug aus, der nicht schnell knittert. Prüfen Sie beim Kauf, ob sich der Stoff schnell wieder glättet.
Mantellänge
Mäntel sollten länger als der Rocksaum sein. Ist das nicht möglich, tragen Sie einen Mantel/Jacke, die deutlich (über zehn Zentimeter) kürzer ist als der Rock.
Schmuck
Kombinieren Sie nie Modeschmuck mit echtem Schmuck! Weniger ist mehr: Eine schlichte, dezente Goldkette ist perfekt für den Business-Look.
Accessoires
Denken Sie an Ihre Außenwirkung! Faustregel: Verzichten Sie auf verspielte und kindliche Accessoires im Business. Ein Seidentuch schützt nicht nur vor Klimaanlagen, sondern auch vor Blicken in den Ausschnitt. Aber bitte keine dicken Wollschals zum Büro-Outfit tragen, auch wenn Schals derzeit Trend sind.
Ihr Kleidungsstil muss zum Unternehmen passen
Überprüfen Sie Ihren Kleiderstil dahingehend, ob er mit der Kernaussage des Unternehmens, für das Sie arbeiten, übereinstimmt.
Gesamteindruck
Erfüllen Sie in Ihrer Kleiderwahl mehr als nur "die Pflicht"! Sorgsamkeit bei Frisur, Make-up und Accessoires zahlen sich aus.
Blusenkragen
Der Blusenkragen wird normalerweise unter dem Blazer getragen. Um einen zu harten Kontrast im Winter zwischen Anzug und (blassem) Gesicht zu vermeiden, kann der Kragen aber auch über dem Blazer getragen werden.
Ton in Ton
Arbeiten Sie bei der Wahl Ihrer Garderobe mit Ton-in-Ton-Kombinationen. Das heißt - zumindest im Business: ohne große Kontraste. So fallen kräftige Körperpartien weniger auf.
Dunkle Farbtöne
Je dunkler Sie die Farbe Ihres Outfits wählen, desto seriöser wirken Sie.
Ihren Typ unterstreichen
Die Farbe, die Ihren Typ unterstreicht, sollte möglichst in der Nähe Ihres Gesichts sein (z. B. Bluse oder Tuch).

Ohne Selbstbewusstsein geht nichts

Barbara Beenen: 'Als Externe bin ich nicht in firmeninterne Machtkämpfe verstrickt.'
Foto: Barbara Beenen

Der Wunsch nach beruflicher Abwechslung war der Auslöser, dass sich die Diplom-Informatikerin Barbara Beenen nach fünf Jahre in einem Softwarehaus für die Selbständigkeit entschied: "Ich brauche ein häufig wechselndes Umfeld. Dazu gehören immer neue Kunden, neue Projekte und vor allem die Möglichkeit, mich für interessante Projekte zu entscheiden." Auch nach über 15 Jahren Projekterfahrung, insbesondere in der Medizintechnik und Luft- und Raumfahrt, fühlt sich die 40-Jährige nach wie vor als Exotin in der IT. Vor allem auf Fachkongressen würde sie sich zumeist vergeblich nach Kolleginnen umsehen. Akzeptanzprobleme aufgrund ihres Geschlechts habe sie bisher nicht gehabt: "Allerdings bin ich als Externe auch nicht in firmeninterne Machtkämpfe verstrickt." Nach ihrer Erfahrung stellt sich dieses Problem eher bei festangestellten weiblichen IT-Profis.

Nach Ansicht von Beenen hat eine grundsolide Ausbildung inklusive Studium oberste Priorität. Des Weiteren sollten sich weibliche IT-Profis früh überlegen, wie sie Familie und Karriere vereinbaren können. Beenen: "Wer hier keinen klaren Standpunkt vertritt, kämpft immer mit sich und seinen Schuldgefühlen." Der mögliche Schritt in die Freiberuflichkeit gehört ihrer Meinung nach auch zu diesen Überlegungen. Das Engagement der Freiberuflerin wurde 2007 belohnt, als sie beim Wettbewerb "IT-Freelancer des Jahres" mit dem dritten Platz ausgezeichnet wurde. Kommentar der damaligen Jury: "Barbara Beenen verfügt über profunde Kenntnisse in der Informatik und in den Kundenbranchen. Sie arbeitet schnell, aktiv und am konkreten Kundennutzen orientiert." In einem Punkt sind sich die befragten IT-Freelancerinnen einig: Wenn jemand wirklich gut arbeitet und selbstbewusst ist, dann spielt das Geschlecht auch in der Hightech-Welt keine Rolle.

Angstfrei
1. Nutzen Sie sinnvolle Unterstützungsangebote
Auch als Unternehmer sollten Sie Ratschläge bedenken und nach Möglichkeit von der Erfahrung anderer profitieren.
2. Auch Unternehmer müssen mal abschalten.
Reservieren Sie Zeit für sich selbst, die Familie und das Hobby. Das erhält Ihre Kreativität und sorgt für Ausgeglichenheit.
3. Begrenzen Sie das Risiko.
Setzen Sie klare (rechtliche) Grenzen, welcher Teil Ihres Privatvermögens als Sicherheit für die unternehmerische Tätigkeit dient und welchen Sie keinesfalls aufgeben wollen.
4. Kalkulieren Sie das Risiko
Vermeiden Sie fixe Kosten zu Gunsten von variablen Kosten, wo immer Sie die Möglichkeit dazu haben...
5. Bleiben Sie flexibel.
Vermeiden Sie fixe Kosten zu Gunsten von variablen Kosten, wo immer Sie die Möglichkeit dazu haben..
6. Intensivieren Sie den Kontakt zu Zulieferern, Vermietern und Banken.
Der persönliche Draht kann helfen, in schwierigen Situationen Zeit zu gewinnen.
7. Setzen Sie nie alles auf eine Karte.
Wer alles auf eine Karte setzt, kann hoch gewinnen oder alles verlieren. Eine Risikostreuung empfehlen nicht nur Börsenprofis.
8. Pokern Sie nie zu hoch.
Wer sich von einer einzelnen Kundenentscheidung abhängig macht, wird schnell zum Verlierer. Hüten Sie sich vor Abhängigkeiten.
9. Bieten Sie Ihren Kunden immer ein klein wenig mehr, als erwartet wird.
Das erhält die Loyalität der Kunden und macht Ihr Unternehmen fit für kritische Situationen.
10. Machen Sie sich fit für den Umgang mit Stress, Ängsten und schwierigen Situationen.
Überlegen Sie frühzeitig, wie Sie Prävention betreiben können.