Ankündigungen neuer großer Browser-Versionen sind spannend. Es gibt eigentlich immer neue Funktionen und sichtbare Verbesserungen. Kommt es aber zum Thema Geschwindigkeit, findet man sich gerne in einer Märchenstunde wieder. Klar, jeder möchte der Schnellste sein. Die Browser-Hersteller flunkern oftmals nicht einmal, wenn sie über die eigens ausgeführten Benchmark-Tests sprichen. Allerdings hat jeder Browser Stärken und Schwächen. Somit preist man schon gerne die Tests an, die sich als besonders vorteilhaft für das eigene Produkt erweisen. Deshalb hat die COMPUTERWOCHE die vier Browser für Windows unter die Lupe genommen, über die derzeit am meisten gesprochen wird; und in mehreren anerkannten JavaScript-Benchmark-Tests verglichen. Durch Web 2.0, soziale Netzwerken und so genannte "Rich Internet"-Applikationen ist JavaScript und dessen Performance eine der wichtigsten Komponenten in einem Web-Browser.
Dem Härtetest müssen sich Chrome 6, Firefox 4 Beta 6 , Firefox b7pre (Minefield) und Internet Explorer 9 Beta stellen. Zwei Firefox-Varianten wurden deswegen in den Test aufgenommen, weil Minefield b7pre deutlich schneller als Firefox 4 Beta 6 ist. Die COMPUTERWOCHE will damit auf die Sieben-Meilen-Stiefel in der Entwicklung des Open-Source-Browser aufmerksam machen.
Ist das fair, eine stabile Version von Chrome mit den Beta-Ausgaben von Mozillas Firefox oder Microsofts Internet Explorer zu vergleichen? Ja, denn die stabilen Versionen von Firefox 3.x oder Internet Explorer 8 würden gnadenlos untergehen. Die nicht vorhandene Geschwindigkeit der eben genannten ist hinreichend bekannt und das noch mal unter Beweis zu stellen wäre mehr als obsolet. Die Beta-Ausgaben der Chrome-Herausforderer sehen wesentlich erfolgversprechender aus. Zudem sollen beide Konkurrenten noch dieses Jahr erscheinen.
Wie wir getestet haben
Jeder Benchmark-Lauf wurde fünf Mal pro Browser durchgeführt. Das Ergebnis ist somit ein Durchschnitt. Als Benchmark-Tests hat sich die Computerwoche für WebKits SunSpider JavaScript Benchmark 0.9.1, Googles V8 Benchmark V5, Futuremarks Peacekeeper und das kürzlich veröffentlichte Kraken 1.0 von Mozilla entschieden.
Als Betriebssystem kam Windows 7 Ultimate 64-Bit zum Einsatz. Die darunterliegende Hardware ist ein Mac Mini mit vier Gbyte Arbeitsspeicher und einer "Intel Core 2 Duo"-CPU 8700 mit einer Taktfrequenz von 2.53 Ghz.
WebKits SunSpider 0.9.1: Chrome 6 liegt vorn
Hier hat Chrome 6 ganz klar die Nase mit einem Durchschnitt von 301.78 vorne. Als schnellstes Messergebnis schaffte es der Google-Browser mit 299.9 Millisekunden unter die Hürde der 300. Die langsamste Messung mit Chrome ergab 304.3 Millisekunden. Die Silbermedaille geht in diesem Test ohne Zweifel an Internet Explorer 9 Beta mit einem Durchschnitt von 386.2 Millisekunden. Das schnellste Messergebnis ergab 383.3 und das langsamste 389.7 Millisekunden. Firefox 4 Minefield pre7 braucht gut 120 Millisekunden pro Durchlauf mehr als der Gewinner und erzielt im Mittel 423.66 Millisekunden. 420.7 und 427.7 sind hier die Hoch- und Tief-Resultate. Das Schlusslicht bildet Firefox 6 Beta mit 501.5 Millisekunden im Schnitt. Höchster Wert ist 521.3 und schnellste Messung ist 491.7 Millisekunden. Damit schwankt Firefox 6 Beta auch deutlich stärker als die drei Konkurrenten dieses Tests.
V8 Benchmark Suite Version 5 in Punkten - mehr ist besser
Google liegt in diesem Test weit vor der Konkurrenz und setzt mit einem Durchschnitt von 5876.6 Punkten die Messlatte extrem hoch. Das beste und das schlechteste Messergebnis, 5941 und 5805, schwankt um fast 150 Punkte. Das ist deswegen erwähnenswert, weil das über zehn Prozent des durchschnittlichen Wertes für den Internet Explorer ausmacht, der es im Durchschnitt auf 1293 Punkte bringt und die Bronze-Medaille einheimst. Hoch-Tief-Werte liegen hier bei 1300 beziehungsweise 1284 Punkten. Rang Zwei geht an im V8-Benchmark an Minefield mit einem Mittel von 2295.4 Punkten (Hoch 2315, tief 2268). Wie auch im SunSpider-Test muss sich Firefox 4 Beta 6 mit dem letzten Rag zufrieden geben. Dieser liegt mit 1119.4 im Durchschnitt ein gutes Stück hinter den anderen drei Internet-Browsern.
Futuremarks Peacekeeper in Punkten - mehr ist besser
Minefield konnte in diesem Test nicht berücksichtigt werden, weil es den Benchmark schlicht nicht überlebte. Bereits beim Rendering in der ersten Testphase stürzte die Pre-Variante von Firefox Beta 7 regelmäßig ab. Googles Chrome 6 ist beim dritten Geschwindigkeits-Test in Folge die siegreiche Software. Mit durchschnittlich 7472.8 Punkten (Hoch 7483, Tief 7437) ist Chrome ziemlich genau doppelt so schnell als die Nummer zwei - Firefox 4 Beta 6. Der Mozilla-Borwser absolvierte den Test im Durchschnitt mit 3734.4 Punkten. Das beste Messergebnis brachte 3799 Punkte und das schlechteste 3643. Internet Explorer 9 Beta hinkt in Futuremarks Peacekeeper mit 2479.2 Punkten im Schnitt doch etwas hinterher. Höchster Wert für den Microsoft-Browser ist 2664 und niedrigster 2454.
Mozillas Kraken 1.0 in Millisekunden - weniger ist besser
Da Kraken erst vor wenigen Tagen, am 14. September 2010, erschienen ist, gibt es an dieser Stelle ein kleines Vorwort. Laut Rob Sayres Ankündigung gehe Kraken einen Schritt weiter, als die bisher üblichen Verdächtigen der Benchmark-Szene. Kraken fokussiere sich auf Workloads, die der Realität entsprächen. Man habe sich auf reines JavaScript konzentriert und keine Funktionen verwendet, die derzeit dem hauseigenen Firefox zu Gute kämen.
Im Kraken-Test lässt Minefield die Muskeln spielen und ist mit großem Abstand Klassenprimus. Als einziger Browser schafft es den Benchmark unter 10000 Millisekunden und hat einen Durchschnitt von beeindruckenden 9651.24 (Hoch 9724.1, Tief 9612.9). Googles Chrome braucht für diesen Test mit einem Schnitt von 18426.78 Millisekunden fast doppelt so lange wie Minefield. Schnellster Wert war 18317.1 und langsamster 18660.5. Relativ knapp dahinter liegt Firefox 4 beta 6 mit 21298.88 Millisekunden im Durchschnitt. Mit 21140.0 führte Firefox Kraken am schnellsten aus. Der längste Lauf benötigte 21541.4. Gar nicht gut sieht es hier für die Beta-Ausgabe des Internet Explorer 9 aus. Mit 58634.84 im Schnitt braucht IE9 Beta fast sechs Mal länger als Minefield und ist zirka drei Mal langsamer als Firefox oder Chrome. Ebenso schwanken die Resultate doch relativ viel. Im längsten Durchlauf, 61499.1 Millisekunden, springt der Microsoft-Browser sogar über die 60000. Am schnellsten führte Internet Explorer 9 Beta den Benchmark in 57103.5 Millisekunden aus.
Chrome 6 |
Internet Explorer 9 |
Firefox 4 b7pre (Minefield) |
Firefox beta 6 |
|
SunSpider 0.9.1 (1. Lauf) |
299.9 |
389.7 |
427.7 |
496.0 |
SunSpider 0.9.1 (2. Lauf) |
303.2 |
386.6 |
424.9 |
521.3 |
SunSpider 0.9.1 (3. Lauf) |
300.6 |
383.2 |
420.7 |
489.9 |
SunSpider 0.9.1 (4. Lauf) |
304.3 |
386.5 |
423.3 |
508.6 |
SunSpider 0.9.1 (5. Lauf) |
300.9 |
385.0 |
421.7 |
491.7 |
SunSpider 0.9.1 Durchschnitt |
301.78 |
386.2 |
423.66 |
501.5 |
V8 Benchmark Suite V5 (1. Lauf) |
5891 |
1288 |
2303 |
1148 |
V8 Benchmark Suite V5 (2. Lauf) |
5892 |
1295 |
2311 |
1105 |
V8 Benchmark Suite V5 (3. Lauf) |
5805 |
1298 |
2315 |
1116 |
V8 Benchmark Suite V5 (4. Lauf) |
5854 |
1300 |
2380 |
1128 |
V8 Benchmark Suite V5 (5. Lauf) |
5941 |
1284 |
2268 |
1095 |
V8 Benchmark Suite V5 Durchschnitt |
5876.6 |
1293 |
2295.4 |
1119.4 |
Peacekeeper (1. Lauf) |
7437 |
2554 |
Absturz im Test 1 - Rendering |
3799 |
Peacekeeper (2. Lauf) |
7480 |
2554 |
Absturz im Test 1 - Rendering |
3767 |
Peacekeeper (3. Lauf) |
7483 |
2560 |
Absturz im Test 1 - Rendering |
3799 |
Peacekeeper (4. Lauf) |
7481 |
2564 |
Absturz im Test 1 - Rendering |
3643 |
Peacekeeper (5. Lauf) |
7483 |
2564 |
Absturz im Test 1 - Rendering |
3664 |
Peacekeeper Durchschnitt |
7472.8 |
2479.2 |
|
3734.4 |
Kraken 1.0 (1. Lauf) |
18660.5 |
58100.9 |
9630.1 |
21221.3 |
Kraken 1.0 (2. Lauf) |
18322.0 |
58077.0 |
9612.9 |
21427.3 |
Kraken 1.0 (3. Lauf) |
18317.1 |
61499.1 |
9724.1 |
21541.4 |
Kraken 1.0 (4. Lauf) |
18328.5 |
58393.7 |
9676.8 |
21140.0 |
Kraken 1.0 (5. Lauf) |
18505.8 |
57103.5 |
9623.3 |
21164.4 |
Kraken 1.0 Durchschnitt |
18426.78 |
58634,84 |
9651.24 |
21298,88 |
Fazit
Würde man die Benchmark-Tests nach einem klassischen Medaillenspiegel auswerten, müsste die Reihenfolge Chrome 6, Firefox 4 b7pre, Internet Explorer 9 Beta und Firefox 4 Beta 6 lauten. Dies ist natürlich nur eine Momentan-Aufnahme, da sich drei der hier getesteten Internet-Browser noch in der Entwicklung befinden. Darüber hinaus konnte Minefield einen Benchmark-Test, nämlich Futuremarks Peacekeeper, überhaupt nicht bestehen. Wenn Kraken der Realität am Nächsten ist, wären die Firefox-Varianten weit vor dem Internet Explorer 9 Beta zu sehen und würden ein Sandwich um Chrome bilden.
Eindeutig zu sehen ist, wie viel Wert die Unternehmen auf JavaScript-Geschwindigkeit legen. Bei Chrome ist dies schon längere Zeit zu beobachten. Aber die beiden Großen der Szene ziehen nach und sind massiv schneller geworden. Die Implemtierung von JägerMonkey in Firefox macht sich deutlich bemerkbar. Selbst in der Beta-Phase scheinen die Entwickler noch lange nicht am Ende der Geschwindigkeits-Schraube angekommen zu sein, wie Minefield zeigt. Man darf die finalen Versionen von Internet Explorer 9 und Firefox 4 mit Spannung erwarten.
Browser |
Rang 1 |
Rang 2 |
Rang 3 |
Rang 4 |
Chrome |
3 |
1 |
x |
x |
Firefox 4 Beta 6 |
x |
1 |
1 |
2 |
Internet Explorer 9 Beta |
x |
1 |
2 |
1 |
Firefox 4 b7pre (Minefield) |
1 |
1 |
1 |
x |