DEKRA Arbeitsmarktreport

Weniger Jobs für Software-Entwickler

24.07.2024 von Martin Bayer
Der deutsche Job-Markt schlägt seltsame Kapriolen. Während die Branche über den IT-Fachkräftemangel lamentiert, gibt es offenbar weniger Arbeit in der Software-Entwicklung.
Konnten sich Softwareentwicklerinnen und -entwickler früher den Job aussuchen, wird das Stellenangebot aktuell immer dünner.
Foto: Andrii Yalanskyi - shutterstock.com

"Selten war der Arbeitsmarkt so widersprüchlich wie Anfang dieses Jahres", beschreibt Katrin Haupt, Geschäftsführerin der DEKRA Akademie, die aktuelle Situation. "Wir mussten von eingetrübten Konjunkturaussichten, Stellenabbau und Kurzarbeit lesen. Und gleichzeitig war zu hören, dass viele Arbeitgeber ihre offenen Stellen nicht besetzen können."

Der aktuelle DEKRA Arbeitsmarktreport 2024 wartet mit einigen Überraschungen auf. Laut der Analyse von 10.460 Stellenangeboten dominiert die Nachfrage nach Fachkräften mit Berufsausbildung sowie nach angelernten Arbeitskräften. Akademikerinnen und Akademiker sind stattdessen deutlich weniger gesucht. Erstmals seit 2008 findet sich unter den Top ten der meistgesuchten Jobs kein akademisches Berufsbild.

Softwareentwickler fliegen aus den Top ten

Das bekamen zuletzt insbesondere Softwareentwicklerinnen und -entwickler zu spüren. Ihr Berufsstand gehörte in den zurückliegenden Jahren immer zu den meistgesuchten Jobprofilen. Doch das scheint sich rapide geändert zu haben. Im aktuellen Arbeitsmarktreport der DEKRA finden sich die Software-Entwickelnden hierzulande in Sachen Jobnachfrage unter ferner liefen (Platz 19). Insgesamt liege der Anteil an IT-Jobangeboten so niedrig wie seit 2010 nicht mehr, lautet das Fazit der Arbeitsmarktbeobachter.

Was Entwickler weltweit verdienen

Dagegen könnten derzeit Fachkräfte mit einer Ausbildung im Bereich Elektronik, Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik oder Kraftfahrzeugmechatronik aus vielen Jobangeboten wählen. Auch Arbeitgeber im Gastgewerbe oder der Kinderbetreuung suchten den DEKRA-Experten zufolge aktuell händeringend neue Mitarbeitende.

Mehr Service - weniger Entwicklung und Beratung

Insgesamt kommt das Berufsfeld Service mit 19,1 Prozent (plus vier Prozentpunkte im Vergleich zu 2023) auf den größten Anteil unter den analysierten Stellenangeboten. Dazu zählen Berufe in den Bereichen Gesundheit und Pflege sowie Bewirtung und Betreuung. Während Service-Jobs mehr gefragt sind, verfestigt sich den Berufsfeldern Entwicklung (18,1 Prozent und minus 1,4 Punkte) und Beratung (15,2 Prozent und minus 0,9 Punkte) ein Abwärtstrend.

Erst vor wenigen Wochen hatte die Jobbörse Indeed festgestellt, dass die Zahl der IT-Stellenanzeigen in Deutschland weiter zurückgeht. Im Bereich Softwareentwicklung hätte das Angebot bereits das Vor-Corona-Niveau unterschritten, hieß es. Als mögliche Gründe für diese Entwicklung sehen die Arbeitsmarktbeobachter die derzeitige konjunkturelle Flaute, aber auch die hohen Gehaltsforderungen der Softwareentwicklerinnen und -entwickler, die sich viele Firmen offenbar nicht mehr leisten können oder wollen.