Frauen sind anders

Wie Firmen weibliche IT-Cracks erreichen

17.12.2010
Wer gut ausgebildete und kommunikative IT-Expertinnen ins Unternehmen holen will, sollte ihnen so weit wie möglich entgegenkommen.

Die Wirtschaft wird weiblich. In IT- und Ingenieurberufen steigt in den kommenden Jahren der Frauenanteil kräftig, sagen Sozialwissenschaftler und Trendforscher. Das hat Gründe: Schon seit Jahren gibt es in Deutschland mehr Abiturientinnen als Abiturienten. An den Universitäten wird bis 2015 die Mehrheit weiblich sein, wie das Statistische Bundesamt prognostiziert. Wer in Zukunft Fachkräfte sucht, ringt vor allem um weibliche Experten. Zwangsläufig werden auch in die bisher männerdominierte Computerbranche mehr Frauen einziehen. Gut beraten ist jeder, der schon heute systematisch nach weiblichen Fachkräften fahndet. Der Unternehmer und Personalexperte Jörg Knoblauch hat dazu ein paar Tipps parat:

Mit dem Zaunpfahl winken

Das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz (AGG) untersagt die Personalsuche nach Geschlecht oder Herkunft. Es schreibt vor, dass Anzeigentexte neutral formuliert sein müssen. Doch kann jede Stellenbeschreibung Elemente enthalten, die weibliche Fachkräfte anspricht. Weil viele Frauen gute Gruppenarbeiter sind, sollte man eher teamfähige als durchsetzungsstarke Persönlichkeiten suchen. Genauso hilft der Hinweis, dass Weiterbildung und Vereinbarung von Familie und Beruf zum Unternehmensleitbild gehören.

Netzwerk aktivieren

Frauen sind gute Netzwerkerinnen. Sie kennen andere leistungsstarke Frauen. Weibliche Führungskräfte in der Firma können in ihrem Umfeld nach passenden Kolleginnen fahnden.

Geschickt darstellen

Besonders Unternehmen in männerlastigen Branchen wie Informationstechnik, Elektrotechnik, Luftfahrt, Automotive und Maschinenbau erhalten kaum Bewerbungen von Frauen. Auf Jobmessen und Informationsständen an der Universität haben Firmen die Chance, sich einladend darzustellen. Zum Beispiel mit Beraterinnen oder mit Plakaten und Broschüren, die Frauen am PC, an der Maschine oder im Forschungslabor zeigen.

Peinlich
Namen vergessen?
Wer kennt das nicht: Sie haben den Namen Ihres Gesprächspartners vergessen. Kein Problem, geben Sie es offen zu im Sinne von "Mein Namensgedächtnis lässt mich leider gerade im Stich. Wie war gleich Ihr Name?" Bleiben Sie kurz und knapp und wenden Sie sich dann den Sachthemen zu.
Under- oder Overdressed?
Sie erscheinen in der falschen Kleidung bei einer Veranstaltung. Begehen Sie jetzt nicht den Fehler, allen davon zu erzählen, dass Sie sich bei der Kleiderwahl vertan haben. Bleiben Sie gelassen und nehmen Sie eher beiläufig Stellung dazu. Im Sinne von "Ich habe mich sehr beeilt, heute herzukommen" oder "Mein Koffer wurde am Flughafen vertauscht". Allerdings: Sind Sie gänzlich falsch gekleidet, ist es oft besser, einfach zu gehen.
Verbal ins Fettnäpfchen getreten?
Wenn Sie gerne viel reden, wird es immer wieder passieren, dass Sie etwas sagen, was Ihrem Gegenüber peinlich ist. Wichtig ist in diesem Fall, dass Sie sich bewusst sind, dass es dem anderen peinlich ist. Vermeiden Sie große verbale Entschuldigungen oder Bemerkungen wie "Das muss Ihnen doch nicht peinlich sein." Denn dem anderen ist nicht nur das Gesagte peinlich, sondern auch die Tatsache, dass es ihm peinlich ist. Daher: Lieber das Thema wechseln, um dem anderen wieder mehr Sicherheit zu geben.
Von Etikette keine Ahnung?
Wie war das doch gleich: Wen begrüßt man zuerst, die ältere Dame oder den Chef? Mit welchem Besteck isst man welche Speise? Was tun, wenn man sich in der Situation nicht auskennt oder bereits einen Knigge-Fauxpas begangen hat? In diesem Fall folgen Sie Ihrer Intuitionoder fragen Sie knapp, direkt und höflich, wie es geht oder welches Besteck jetzt angesagt ist, statt aus den Augenwinkeln zum Nachbarn zu schielen, um dort abzukupfern. Sympathisch wirkt etwa, wenn Sie sagen: "Entschuldigen Sie, ich habe keine Ahnung, wen ich wem zuerst vorstellen muss. Da frage ich sonst immer meine Frau. Aber die ist heute leider nicht da."
Der Klassiker: Das umgestoßene Weinglas
Ein Weinglas umzustoßen, ist wohl jedem schon einmal passiert. Peinlich. Noch peinlicher ist es, wenn es bei einem Geschäftsessen passiert und es sich über die Gattin des Chefs ergießt. Was tun? Auch hier gilt: Bleiben Sie ganz ruhig. Vermeiden Sie hektische Hilfsmaßnahmen. Entschuldigen Sie sich bei der Leidtragenden und bitten Sie dann die Bedienung um Hilfe. Bieten Sie Hilfe an, werden Sie aber nicht ungefragt tätig. Selbstverständlich bieten Sie an, die Reinigungskosten zu übernehmen.
Wenn der Magen knurrt
Die größte Angst haben viele vor Magen- oder Darmgeräuschen im Berufsleben. Gerade bei wichtigen Meetings kann es da zu peinlichen Situationen kommen, wenn die Geräusche nicht nur einmal, sondern gehäuft auftreten.
Bei Magengeräuschen hilft oft ein Glas Wasser.
Bei Blähungen sollten Sie sich kurz entschuldigen, ohne Gründe zu nennen, und sich auf der Toilette Erleichterung verschaffen, bevor Sie zum Meeting zurückkehren. Das gleiche gilt übrigens bei Schluckauf: Unterbrechen Sie das Meeting oder Gespräch für einige Minuten – oder vertagen Sie es auf den kommenden Tag, wenn der Schluckauf nicht aufhört.
Wenn der Kollege schlecht riecht
Wie sagt man es dem Kollegen, dass er stark nach Schweiß riecht oder Mundgeruch hat? Regel Nummer eins ist, dem Gegenüber die Möglichkeit zu geben, sein Gesicht zu wahren. Daher sollte man zunächst indirekt auf das Problem hinweisen, indem Sie etwa dem betroffenen Kollegen erzählen, Sie hätten selbst einmal ein Schweiß- oder Mundgeruchsproblem gehabt und es aber mit einem besonders starken Deo beziehungsweise einer Zungenbürste in den Griff bekommen. Ignoriert der Betroffene den Hinweis, werden Sie um ein vertrauliches Gespräch nicht umhin kommen. Machen Sie aber keine Staatsaffäre daraus, sondern gehen Sie es diskret an.
Sie haben keine Ahnung
Nichts ist peinlicher, als zuzugeben, dass man keine Ahnung hat, oder wenn unsere berufliche Kompetenz in Frage gestellt wird. Wer die Wissenslücke entdeckt, ob Chef oder Kollege, ist dabei egal. Gehen Sie in diesem Fall nicht gleich in die Defensive, sondern geben Sie unumwunden zu: "Das habe ich vergessen" oder "In diesem Bereich kenne ich mich nicht aus." Das wirkt souveräner, als nach und nach zugeben zu müssen, dass man doch keine Ahnung hat.
Ein Kunde beschwert sich
Stellen Sie sich vor, Sie sind in einem Kundengespräch und ein anderer Kunde platzt herein und beschwert sich. Was nun? Weisen Sie zunächst die Anschuldigungen zurück, zeigen Sie sich aber dann höflich und kooperativ im Sinne von "Ich kümmere mich sofort um das Problem." Sorgen Sie zudem dafür, dass der Beschwerdeführer den Raum verlässt und sie ihr anderes Gespräch zu Ende führen können..
Sie haben einen Fehler gemacht
In diesem Fall kann es hilfreich sein, wenn Sie sich peinlich berührt zeigen. Haben Sie etwa einem Kunden eine falsche Information gegeben, sollten Sie das zugeben und sagen, dass es Ihnen peinlich ist. Das wirkt entwaffnend, vor allem wenn Sie sich bemüht zeigen, den Fehler wieder gut zu machen.
Sie haben einen Riesenfehler gemacht
Ihr Chef brüllt Sie an: "Haben Sie das verbockt?" und tobt und wütet und ist sachlichen Argumenten nicht zugänglich. Peinlich. Hier gibt es nur die Möglichkeit, den Chef toben zu lassen. Widersprechen Sie nicht und geben Sie nur knappe Antworten. Ihr Chef will sich offenbar erst einmal Luft verschaffen. Im zweiten Schritt geben Sie den Fehler zu und entschuldigen Sie sich. Als drittes bieten Sie eine Lösung an.
Über Anwesende lästern
Was tun, wenn Sie über einen Kollegen lästern, der dummerweise plötzlich hinter Ihnen steht? In diesem Fall sollten Sie einfach den <b>Mund halten</b>, denn alle Erklärungen, Rechtfertigungen und ähnliches verschlimmern die Situation nur.
Wenn eine Lüge auffliegt...
... ist das im Berufsleben besonders peinlich. Wer kennt das nicht: Der Chef fragt, ob man eine Aufgabe schon erledigt hat - hat man nicht, sagt aber ja, nur um den Chef schnell loszuwerden. Und dann kommt unweigerlich die Frage des Vorgesetzten: "Kann ich mal sehen." Dumm gelaufen. Nun gilt es, keine weiteren Notlügen zu erfinden, sonst ist eine heillose Verstrickung vorprogrammiert. Besser ist es, abzulenken, Verwirrung zu stiften oder sich über irgendeinen Vorwurf aufzuregen im Sinne von "Ach, mir fällt da gerade ein ..." oder "Wollen Sie mir etwa unterstellen, ich hätte ...". Und dann sollten Sie solche Bequemlichkeitslügen NIE wieder anwenden.
Weitere Sofort-Hilfe bei Knigge-Blackouts ...
... wie etwa zum Thema <b>Erröten, wie man sich wieder fängt, Peinlichkeit als Waffe oder Ablenkungsmanöver und humorvolles Reagieren</b> erhalten Sie im Taschenguide "Peinliche Situationen meistern" von Matthias Nöllke. 2008, Rudolf Haufe Verlag. 6,90 Euro. ISBN 978-3-448-08814-4.

Gesundes Klima

Mein Auto, mein Haus, mein Job: Im privaten Umfeld mögen Männer mit Imponiergehabe bei manchen Frauen gut ankommen. Am Arbeitsplatz verschrecken sie die Expertinnen, auf die ihr Unternehmen eigentlich angewiesen wäre.
Foto: Fotolia, D. Kosaric

Garantiert keine weiblichen Fachkräfte findet, wer männliches Imponiergehabe unter seiner Belegschaft duldet. Besteht nur der geringste Verdacht, dass sexuelle Belästigung droht, verabschiedet sich jede gute Bewerberin bereits im Vorstellungsgespräch. Denn so eine "Unternehmenskultur" strahlt über den Büroflur. Frauen haben Antennen für solche Signale.

Manieren zeigen

Moderner und traditioneller Umgang schließen sich nicht aus, sondern ergeben einen charmanten Mix, den viele Frauen mögen: Hält der Mann ihr die Tür respektvoll auf oder hilft ihr in den Mantel, wirkt das nicht gönnerhaft, sondern strahlt angenehme, ritterliche Wertschätzung aus. Diese höflichen Manieren erzeugen in der Firma eine Atmosphäre, die jeder Frau gefällt.

Perspektiven geben

Um weibliche Fachkräfte zu finden und zu binden, sollten Arbeitgeber darüber nachdenken, wie sie ihren Mitarbeitern entgegenkommen können. Neben finanziellen Anreizen sind Frauen noch andere Faktoren wichtig: Welche Möglichkeiten der Weiterbildung gibt es, wird - auch Führungskräften - Teilzeitarbeit angeboten, unterstützt das Unternehmen Home-Office-Arbeitsplätze, wird Jobsharing praktiziert, schließt die Firma die Gehaltsschere zwischen Männern und Frauen, und bietet sie Kinderbetreuung an?

Rollen tauschen

Eine gut qualifizierte Bewerberin hat wahrscheinlich noch andere Angebote. Also gilt es sie zu überzeugen. Die Rollen werden gewechselt. Der Chef wird selbst zum Bewerber, der für sein Unternehmen wirbt. Er erklärt, warum es für die Bewerberin ideal ist, wenn sie hier arbeitet, und zeigt der angehenden Kollegin, welche Aussichten der Job ihr bietet. Zudem hilft er ihr bei Wohnungs- und Kindergarten- oder Schulsuche.