Social Media, Empfehlungen, Stammkunden

Wie Freelancer an Projekte kommen

27.12.2015 von Johannes Königes
Soziale Medien spielen heute zwar eine Rolle bei der Akquise von Aufträgen, aber nicht die größte. Zumindest nicht bei den Freiberuflern. Das Portal freelancermap hat über 500 Nutzer befragt, wie sie an Projekte kommen.
  • Freelancer-Projektportale generieren die meisten Aufträge
  • Soziale Netzwerke nur auf Platz vier

Die Akquise von Projekten und die Sicherung der Auftragslage sind wichtiger Teil der Freiberuflerarbeit. Grundsätzlich gilt: Je mehr Erfahrung ein Freelancer vorweisen kann, desto höher sind seine Chancen, sich interessante Jobs zu sichern. Doch wo kann man diese Chancen am besten nutzen? Das Portal freelancermap hat dazu über 500 Nutzer befragt.

Platz 4: Soziale Netzwerke und eigene Website

Zwar gaben nur 27 Teilnehmer der Umfrage an, dass eine eigene Homepage oder soziale Plattformen wie Facebook, Twitter, LinkedIn, Xing und Co die meisten ihrer Aufträge generieren - dennoch sollte man die Möglichkeiten, die einem ein gepflegtes Profil ermöglicht, nicht unterschätzen. Denn für viele Auftraggeber ist ein seriöses Profil in den sozialen Medien eine Mindestanforderung für die Wahl des nächsten externen Dienstleisters.

Über Facebook und andere soziale Netzwerke ist es für Freiberufler schwierig, Aufträge an Land zu ziehen. Das ergab eine Umfrage der Projektplattform freelancermap.

Platz 3: Bestandskunden

Es müssen nicht immer Neukunden sein - für immerhin 20 Prozent der Befragten kommen die meisten Aufträge von bestehenden Kontakten. Warum sollte sich ein Auftraggeber jedes Mal um einen anderen Freelancer bemühen, wenn er auf einen verlässlichen Partner setzen kann? Vertrauen spielt hier eine große Rolle. Deshalb sollte sich ein Freiberufler nicht nur darum bemühen, dass seine Kunden zufrieden sind, sondern auch, dass diese ab und an daran erinnert werden, auf wessen externe Expertise sie bei Bedarf bauen können. Es ist jedoch nicht ratsam, sich zu sehr auf seine Stammkunden zu verlassen, denn für deren dauerhafte Nachfrage an externen Dienstleistungen gibt es leider keine Garantie.

Platz 2: Persönliche Empfehlungen

Da über 30 Prozent der Teilnehmer angaben, die Aufträge am häufigsten durch persönliche Empfehlungen zu erzielen, lässt sich hier die hohe Bedeutung eines gut ausgebauten Netzwerks ablesen. Deswegen sollte der Besuch von Messen und das Pflegen von Kontakten einen hohen Stellenwert in der Auftragsakquise eines Freelancers darstellen. Zuweilen werden persönliche Empfehlungen als Projektquelle immer noch unterschätzt, obwohl auch ehemalige Mitarbeiter, Bekannte und sogar die Familie vor allem zu Beginn wertvolle Anlaufstellen sein können.

Platz 1: Freelancer-Projektportale

Über 200 Befragte werben hier die meisten ihrer Kunden. Das Ergebnis mag, da die Umfrage auf ebenso einer Plattform durchgeführt wurde, sicherlich etwas verzerrt sein. Da sie unter anderem mit einer guten Angebotsvielfalt, branchenorientierten Suchfiltern und vielen Projekten punkten, sind diese Seiten die beliebteste Anlaufstelle von jobsuchenden Freelancern - sowohl für Neueinsteiger als auch für etablierte Profis. Die Informationen basieren auf einer Umfrage der Projektplattform freelancermap.

Freiberufler-Markt 2016: Was Personaldienstleister erwarten
Freiberuflervermittler reden Klartext
Scheinselbständigkeit, Wachstumschancen 2016, Kandidatenmarkt - das waren nur einige der Themen, über die die rund 20 Personaldienstleister diskutierten, die die COMPUTERWOCHE im Oktober 2015 zum Freiberufler-Roundtable in die Redaktion geladen hatte.
Luuk Houtepen, Sthree
Luuk Houtepen ist Head of Business Development DACH bei Sthree. Das erste Wort, das er in Deutschland lernte, war "Passt ned!". Da sucht ein bayerischer Konzern händeringend IT-Spezialisten und bekommt einen Kandidaten aus Hamburg vorgeschlagen - die Antwort lautet "passt ned".
Andreas Krawczyk, Freelancer.Net
Andreas Krawczyk, Chief Operation Officer (COO) bei Freelancer.Net, beobachtet, dass die viel zitierte Offenheit durchaus auch auf Seiten der IT-Freien fehlt. "Freiberufler sind auch oft passiv", sagt er, "sie kümmern sich zu wenig um Akquise."
Marco Raschia, top itservices
Marco Raschia, Director des Global Competenc Center Finance bei top itservices, sagt über die konservative deutsche Unternehmenskultur: "Diese Thematik haben wir ja jetzt durch die aktuelle Flüchtlingskrise auf dem Tisch." Er begrüßt, dass viele Bildungsträger Sprachkurse anbieten.
Christian Neuerburg, DIS AG
Ein weiterer großer Schmerzpunkt ist die unklare Rechtslage, Stichwort Scheinselbständigkeit. Christian Neuerburg, Manager Operations bei der DIS AG, legt denselben Katalog an Prüfkiterien an Selbständige zugrunde wie die deutsche Rentenversicherung. Neuerburg weiß: Eben jener Katalog der Rentenversicherung ist keine Drohkulisse, sondern "gelebte Realität".
Nikolaus Reuter, Etengo
Nikolaus Reuter, Vorstandschef von Etengo, engagiert sich gemeinsam mit dem Deutschen Bundesverband Informationstechnologie für Selbständige (DBITS) und leistet Lobbyarbeit auf bundespolitischer Ebene. Er sagt: "Selbst Andrea Nahles hat mit dem Dialogprozess 'Arbeiten 4.0' verstanden, dass sie ein hundert Jahre altes Gesetzeswerk nicht einfach in neue Formen klopfen kann."
Michael Girke, Q-Perior
Wie Michael Girke, Partner bei Q-Perior, beobachtet, beschäftigt das Thema Scheinselbständigkeit ganze Compliance-Abteilungen. Manche Branchen allerdings wollen schon gar nicht mehr mit Freiberuflern zusammenarbeiten, etwa Risiko-averse Versicherungen.
Daniela Kluge, Gulp
„Wir Dienstleister haben es mit zwei herausfordernden Zielgruppen zu tun. Auf der einen Seite steht der selbstbewusste Freiberufler, der weiß, was er kann und was er wert ist. Auf der anderen Seite sind die Endkunden nicht mehr bereit, jeden Preis zu zahlen. Trotzdem ist der durchschnittlich erzielte Stundensatz der IT- und Engineering-Freiberufler in 2015 laut unserer Stundensatz-Umfrage um 50 Cent marginal auf 80,50 Euro gestiegen - ein Anzeichen für einen starken Kandidatenmarkt."
Andreas Dittes, Talentwunder
„Die Fachkräfte wissen um ihren Wert. Vor allem die jüngere Generation hat nicht nur finanzielle Ansprüche, sondern erwartet von ihrem Auftraggeber Flexibilität, etwa in Hinblick auf eine Vier-Tage-Woche oder eine Home-Office-Regelung.“
Sven Herzberg, Goetzfried
„Diese Erwartungen der Generation Y (Teilzeiteinsatz, Home Office, etc) decken sich häufig aber nicht mit denen des Kunden. Ein IT-Freiberufler hat in der Regel vor Ort zu sein, auch anderswo werden keine Kompromisse gemacht: So gilt Deutsch nach wie vor als Projektsprache. Ohne Deutschkenntnisse wird es für Freiberufler schwierig, ein Projekt zu finden.“
Carlos Frischmuth, Hays
„Deutsche Unternehmen wünschen sich zu einem überwiegenden Anteil den Einsatz deutschsprachiger Freiberufler in der IT - allerdings verzeichnen wir parallel dazu eine kontinuierliche Öffnung der internationalen Projektmärkte insbesondere für IT-Freelancer aus Deutschland!“
Andreas Nader, Questax
„Unsere Kunden erwarten nach wie vor, dass der Freiberufler bei Ihnen vor Ort im Einsatz ist, zum einen weil die freiberuflichen Experten ihr Wissen an die Mitarbeiter weitergeben sollen. Zum anderen erfordern etwa agile Methoden wie Scrum, dass alle Entwickler präsent sind und sie sich mitunter täglich austauschen und untereinander abstimmen.“
René Troche, Westhouse Consulting
„In großen Unternehmen entscheidet der Einkauf, welche Freiberufler beauftragt werden. Und sie arbeiten in der Regel nur noch mit vier bis fünf Personaldienstleistern zusammen. Mehr Offenheit und Breite findet man in kleinen und mittelständischen Betrieben.“
Stefan Frohnhoff, emagine
„Das Thema Scheinselbständigkeit sorgt sowohl bei Unternehmen als auch bei Freelancern schon seit geraumer Zeit für Unsicherheit.“
Shahin Rejaei Pour, iPAXX
„Ein IT-Experte ist ein Mensch, man kann ihn nicht wie eine Ware bestellen und aus dem Regal holen.“
Maxim Zvezdan Probojcevic, SOLCOM
„Der Markt wächst auch deshalb, weil die Auftraggeber mit der Qualität, die deutsche Freelancer abliefern, sehr zufrieden sind.“
Frank Shams, 1st Solution
"Ich habe den Eindruck, dass ein Freiberufler oft auf einen Skill reduziert wird. Dabei besteht das eigentliche „ Können" darin, ihn mit all seinen „Fähigkeiten" zu bewerten.“