Elfenbeinturm ade

Wie junge Berater die Praxis erlernen

16.04.2009 von Hans Königes
Bei der T-Systems-Tochter Multimedia Solutions versorgt ein spezielles Programm Berufseinsteiger mit dem nötigen Werkzeug für ihre Karriere als Berater.

Staubige Universitätsbibliotheken, überfüllte Statistik-Vorlesungen, meterhohe Bücherberge und komplizierte Magister-Klausuren: Wer einige Semester an einer Hochschule studiert hat, kann sich über mangelndes theoretisches Rüstzeug nicht beklagen.

Ricarda Köckler, T-Systems Multimedia Solutions: 'Ich will lernen, wie ich in Konfliktsituationen reagieren soll.'

"Aber geht es dann ins Berufsleben, ist der Einstieg oft hart: Da gibt es vieles, auf das einen die Uni nicht vorbereitet hat", erzählt Ricarda Köckler. Die 29-Jährige hat Wirtschaftsinformatik an der Universität in Halle an der Saale studiert. Seit März 2008 unterstützt sie das Beraterteam der T-Systems Multimedia Solutions als Business Analyst. Damit Berufseinsteiger wie Köckler neben der praktischen Arbeit in verschiedenen IT-Projekten auch das nötige Hintergrundwissen an die Hand bekommen, hat das Unternehmen im Sommer 2008 ein vierjähriges Entwicklungsprogramm gestartet.

Trainingsprogramme sind im Kommen

Immer mehr Unternehmen setzen auf ein solches Trainingsprogramm: Geschulte Mitarbeiter sind für sie die beste Investition in die Zukunft. Dafür möbeln sie das gesammelte Universitätswissen mit den für ihre Dienstleistungen und Produkte notwendigen praktischen Erfahrungen und Schulungen auf.

Einige Zahlen des Statistischen Bundesamtes untermauern den Trend zu verstärkter Universitätsausbildung in Deutschland: 2007 bestanden insgesamt 286.391 Studierende eine Abschlussprüfung an einer deutschen Hochschule. Dies waren acht Prozent mehr als im Vorjahr. Zum zweiten Mal in Folge waren dabei mehr Studentinnen als Studenten erfolgreich. Rund 145.400 Abschlüsse wurden von Frauen erreicht, 141.000 von Männern. Die meisten Neustarter bei T-Systems Multimedia Solutions (MMS) haben Fächer wie Wirtschaftsinformatik, BWL oder Geisteswissenschaften studiert oder sie kommen aus einem anderen Unternehmen.

Projektarbeit von Anfang an

Die neuen Berater der MMS sind so wie Ricarda Köckler Ende 20 oder Anfang 30. Am aktuellen Young-Professional-Team-Development-Program des Unternehmens nehmen 17 Juniorberater teil. Steffen Mörbe, Senior Director der Business Unit Consulting und Initiator des Programms erklärt den Unterschied zu anderen Programmen: "Unsere Young Professionals arbeiten von Anfang an in Projekten mit. Daher dauert das Programm vier Jahre - es flankiert den praktischen Arbeitsalltag als Consultant."

Eines der Hauptziele ist dabei die Stärkung des gemeinsamen Lernens: "Bevor wir dieses Programm hatten, lief die Ausbildung individuell in Abstimmung mit den jeweiligen Führungskräften ab", berichtet Mörbe. Durch das neue Training wird jetzt der Austauschgedanke forciert: Alle nehmen an einheitlichen Workshops und Schulungen teil, und die neuen Mitarbeiter freuen sich über einen längerfristig angelegten Fahrplan für ihre berufliche Zukunft.

Langfristige Karriereplanung

Dieser Vier-Jahres-Fahrplan besteht beim Internet-Experten T-Systems Multimedia Solutions aus einem mehrstufigen Seminarprogramm. Oberstes Ziel sind die Entwicklung des Young Professional Teams sowie der systematische Aus- und Aufbau der Consulting-Kompetenzen. "Wir achten dabei besonders auf eine Förderung des gegenseitigen Austauschs sowie einer Vernetzung im Team", erläutert Mörbe. Es gehe zwar darum, die Grundlagen des Projekt- und Projekt-Management-Ansatzes bei T-Systems Multimedia Solutions kennen zu lernen: "Ein zweiter wichtiger Pfeiler ist aber die Steigerung der Kommunikationskompetenz im Umgang mit dem Kunden und im Projekt-Management."

Die einzelnen Module lassen sich in zwei Schwerpunkte unterteilen. Der erste schult die Methoden- und Fachkompetenz, der zweite die Sozialkompetenz. Mörbe führt aus: "Ein obligatorisches Seminar ist beispielsweise das Projekt-Management, und es gibt ein weiteres für den Bereich ‚Strategische Analyse und kreative Problemlösung’.

Interkulturelle Kompetenz wird trainiert

Ein obligatorischer Workshop ist das Moderations- und Präsentationstraining, optional bieten wir ein Seminar ‚Interkulturelles Kommunikationstraining’ an." Insgesamt beläuft sich das Development-Program innerhalb der vier Jahre auf rund 30 Schulungstage: Theorie und Training sind daher gut auf den Arbeitsalltag verteilt. Die Seminarleiter sind entweder externe oder auch T-Systems-interne Dozenten.

Die ersten Monate des neu gestarteten Projekts sind gut verlaufen. "Wir haben bereits viel positives Feedback erhalten, denn es wird immer wichtiger, in die Persönlichkeit des Mitarbeiters zu investieren", erklärt Mörbe: " Wir wünschen uns keine uniforme Company, sondern wollen Individualität im Sinne des Unternehmens stärken."

Junior-Beraterin Köckler resümiert: "Ich finde die Paarung aus Theorie und Praxis richtig gut. Das Studium an der Universität und das Development-Program bereiten mich auf meine Karriere vor." Sie möchte allerdings noch mehr über Projekt-Management lernen und auch, "wie ich am besten und überzeugendsten mit Kunden reden kann und wie ich mit Konfliktsituationen umgehen soll?"

Interview per Web-Cam

Mit dem neuen Tool "Job Interview Manager" (JIM) führt T-Systems Bewerbungsgespräche im Internet per Web-Cam, bietet diese Dienstleistung aber auch anderen Unternehmen an. Das spart Zeit und Kosten bei der Vorauswahl - und im Vergleich zum Telefoninterview sieht das Unternehmen den Bewerber live. Vorraussetzung für beide Seiten ist nur ein Internet-fähiger PC mit Mikrofon oder Headset sowie eine Webcam mit installierter Treibersoftware.

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