Bundeswettbewerb Informatik

Wie junge Tüftler Karriere machten

12.10.2010
Sie sind Professoren, hochrangige Entwickler und Unternehmer. Als Jugendliche haben sie am Bundeswettbewerb Informatik teilgenommen - und es bis aufs Siegertreppchen geschafft.
Peter Sanders: 'Der Sieg beim Bundeswettbewerb gab mir den Impuls, ein Netzwerk aufzubauen, das mir schon viel geholfen hat.'
Foto: Peter Sanders

Schon in der Grundschule war klar, was Peter Sanders einmal werden würde: Weil sich der Steppke selbst durch komplizierte Matheprobleme durchbiss, nannten ihn seine Klassenkameraden "Professor" und bewiesen damit Weitsicht: Heute ist Sanders Informatikprofessor. An der Universität Karlsruhe leitet er das Institut für Theoretische Informatik. Sein Spezialgebiet sind Algorithmen zur Verarbeitung großer Datenmengen, wie sie bei der Routenplanung zum Einsatz kommen.

Auch IT-Unternehmer Tilo Linz und Franz Och, Leiter des Research-Teams von "Google Translate", begeisterten sich schon in früher Jugend für Logikfragen und komplexe mathematische Probleme. Und sie erkundeten neugierig die Möglichkeiten der in den 80ern noch recht neuen Personal Computer. Franz Och zum Beispiel nannte als Zwölfjähriger einen Commodore 64 sein Eigen. Das nötige Know-how eignete er sich autodidaktisch an. "Zu dieser Zeit war man als Computernutzer viel näher am Programmieren dran", erinnert er sich. Tilo Linz kann dem nur zustimmen: "Ich fand es faszinierend, auszuloten, was man damit alles anstellen konnte. Ich kann mich noch daran erinnern, dass wir bei der Teilnahme am Bundeswettbewerb Informatik bis spät in die Nacht programmiert haben."

Karrieresprungbrett Informatikwettbewerb

Tilo Linz: 'Wir haben damals bis spät in die Nacht programmiert.'
Foto: Thilo Linz

Aus der Neugierde wurde schnell Faszination. Den Anstoß, sich mit dem Exotenfach Informatik näher zu beschäftigen, gab Linz, Och und Sanders die Teilnahme am Bundeswettbewerb Informatik. Die erfolgreichen Informatiker schafften es bei ihrer Wettbewerbsteilnahme bis aufs Siegerpodest: Tilo Linz sicherte sich 1984 den ersten Platz. "Das hat mich darin bestätigt, dass ich auf dem richtigen Pfad bin", sagt er. Franz Och wurde Ende der 80er zweimal als bester Nicht-Gymnasiast ausgezeichnet. Peter Sanders, Bundessieger 1986, erhielt für sein Informatikstudium ein Stipendium der Studienstiftung des Deutschen Volkes. "Der Erfolg beim Bundeswettbewerb hat mein Selbstbewusstsein gestärkt und mir den Impuls gegeben, ein Netzwerk aufzubauen, das mir in meiner Laufbahn schon viel geholfen hat."

Auch für Linz und Och war der Wettbewerb ein Karrieresprungbrett. Linz ist heute Vorstand des Softwareunternehmens Imbus AG, das Lösungen für die Qualitätssicherung und das Testen von Software anbietet. Zugleich hat er das German Testing Board gegründet, einen Zusammenschluss von Experten auf dem Gebiet "Test von Software und Systemen". Franz Och hat die Informatik in die Ferne geführt: Bei Google in Kalifornien beschäftigt er sich mit der maschinellen Übersetzung von Texten beliebiger Länge in insgesamt 57 Sprachen. "Schon bei meinem Start in die Informatik habe ich mich für Forschung im Bereich ‚Künstliche Intelligenz und Informatik’ besonders interessiert. Das mache ich heute noch."

Karriere
Platz 1: IBM
IBM betreibt laut Erhebung die beste Web-Site unter allen IT- und High-Tech-Anbietern in Europa. Im Vorjahr belegte das Unternehmen Rang zwei.
Platz 2: Siemens
Siemens schob sich im Europa-Ranking auf Platz zwei vor (2008: 5. Platz).
Platz 3: Intel
Intel bleibt stabil: Im Vorjahr Rang drei, in diesem Jahr ebenso.
Platz 4: Philips
In der Liste der besten deutschen Web-Site von High-Tech-Firmen belegt Philips Rang eins. Im europäischen Vergleich schafften die Niederländer es auf Platz 4.
Platz 5: Infineon
Infineons Gestaltung der Web-Site für Bewerber belegt in diesem Jahr Rang fünf. 2008 schaffte es der Chip-Hesteller auf den 7. Platz.
Platz 6: SAP
SAP kletterte im europäischen Vergleich von Rang elf im Jahr 2008 auf den sechsten Platz.
Platz 7: Microsoft
Auch Microsoft hat die Web-Site überarbeitet und wurde mit dem 7. Platz belohnt (Vorjahr Platz neun).
Platz 8: Cisco
Ciscos Online-Angebot für Job-Suchende wurde im Jahr 2008 nicht bewertet. 2009 stieg der Networking-Spezialist auf Rang acht ein.
Bertelsmann - Sieger im europäischen Gesamt-Ranking
Zum Vergleich: Den Wettbewerb unter allen europäischen Firmen konnte Bertelsmann gewinnen. Keine IT-Firma gelang der Sprung in die Top Ten. Bester IT-Anbieter ist IBM auf Platz elf.

Kreative Lösungen für Probleme des Alltags

Sarah Lutteropp: 'Informatik ist viel mehr als Programmieren. Vor allem Phantasie und Kreativität sind enorm wichtig.'
Foto: Sarah Lutteroop

Professor Sanders ist dem Wettbewerb als Jurymitglied verbunden. Sein Rat an junge Teilnehmer: "Blickt über den Tellerrand eures Schulwissens hinaus. Denn Wissen allein bringt euch nicht weiter. Wer in der letzten Runde bestehen will, muss auch Präsentationstechniken beherrschen, teamfähig und kommunikativ sein - Eigenschaften, die auch im Job immer wichtiger werden." "Informatik ist viel mehr als Programmieren. Vor allem Phantasie und Kreativität sind enorm wichtig", ergänzt Sarah Lutteropp, die im vergangenen Jahr zu den Preisträgern - und den wenigen Frauen, die bis ins Finale kamen, - zählte. "Wer weiterkommen will, muss eine Menge ausprobieren - Informatik-Camps, wie sie Teilnehmern des Wettbewerbs angeboten werden, sind eine gute Möglichkeit. Man muss einfach Spaß daran haben, die vielen Möglichkeiten und Strategien zur Lösung eines Problems zu entdecken und zu entwickeln." Was die angehende Informatikstudentin ebenso wie viele erfahrene Informatiker an ihrem Gebiet so fasziniert: "Informatiker gestalten Zukunft. Und Informatik ist überall - ohne Informatik funktionieren viele heute selbstverständliche Dinge nicht. Sie vereinfacht unseren Alltag."

Bundeswettbewerb Informatik

Der Bundeswettbewerb Informatik ist ein anspruchsvoller Wettstreit für Nachwuchsinformatiker bis 21 Jahre. Er beginnt jährlich im September. 2009 haben 1000 Jugendliche teilgenommen; 28 von ihnen konnten sich für die Finalrunde qualifizieren.

Teilnahmeberechtigt sind Schüler, Berufsschüler und Auszubildende, Wehr- und Zivildienstleistende sowie junge Menschen, die ein freiwilliges Jahr absolvieren. Sie müssen entweder ihren Wohnsitz in Deutschland oder die deutsche Staatsangehörigkeit haben und dürfen noch nicht an einer Hochschule studieren.

Der Wettbewerb läuft über ein Jahr und umfasst drei Runden. Die Anmeldefrist für den aktuellen Wettbewerb 2010/11 endet mit der Bearbeitungszeit für die Aufgaben der ersten Runde am 15. November 2010. Den Teilnehmern stehen weitergehende Fördermaßnahmen offen, die Sieger erhalten Stipendien der Studienstiftung des deutschen Volkes. Ziel des Bundeswettbewerbs ist es, Informatiktalente zu fördern und Nachwuchskräfte für das Fachgebiet zu gewinnen. Mit einem speziellen Förderprogramm sollen in diesem Jahr gezielt mehr junge Frauen zur Teilnahme motiviert werden.

Der Bundeswettbewerb Informatik ist das Kernangebot der Initiative "Bundesweit Informatiknachwuchs fördern" der Gesellschaft für Informatik, des Fraunhofer-Verbunds IuK-Technologie sowie des Max-Planck-Instituts für Informatik. Er wird vom Bundesbildungsministerium gefördert, von den Kultusministerien der Länder unterstützt und steht unter der Schirmherrschaft des Bundespräsidenten. Mehr Informationen gibt es unter www.bundeswettbewerb-informatik.de