Weiterbildung

Wie man globaler Projekt-Manager wird

12.03.2009 von Hans Königes
Capgemini sd&m stiftet einen IT-Lehrstuhl für "Globale Softwareentwicklung" an der Fakultät für Informatik der TU München. Gehofft wird auf hochkarätige Projekt-Manager, die die komplexe Welt der verteilten Software in den Griff bekommen.

Die Stiftung läuft zunächst fünf Jahre. Edmund Küpper, Vorstandsvorsitzender der Capgemini sd&m AG, gibt sich optimistisch: "Selbst angesichts der unsicheren wirtschaftlichen Lage wäre es unklug, auf eine solche Investition zu verzichten. Wir erhoffen uns von diesem Engegement langfristige Effekte." Wolfgang Herrmann, Präsident der TUM, ergänzt: "Der Stiftungslehrstuhl passt gut zur Spitzenkompetenz, die wir hier aufgebaut haben, und er wird helfen, qualifizierten Nachwuchs zu produzieren."

Edmund Küpper, Capgemini sd&m: "Nicht zu investieren wäre jetzt unklug."
Foto: SD&M

Geplant hat Capgemini sd&m den IT-Lehrstuhl vor eineinhalb Jahren, also mitten in einer Phase, in der es für Unternehmen überaus schwierig war, gut ausgebildete Informatiker zu finden. Laut Küpper setzt Capgemini sd&m auf einen ganzen Strauß von Möglichkeiten wie Stipendien, Betreuung von Diplomarbeiten und Promotionen bis hin zur Finanzierung des Bachelor-Master-Studiengangs für exzellente Absolventen. "Neben all diesen Maßnahmen wollen wir zu den Studenten in einen noch direkteren Kontakt treten und unser gutes Image festigen. Deshalb haben wir uns für den Stiftungslehrstuhl an der TU München entschieden." Der Lehrstuhl habe aber auch eine besondere inhaltliche Bedeutung für Capgemini sd&m: "In Deutschland wird Software in Zukunft noch stärker in Outsourcing- und Offshoring-Szenarien entwickelt werden. Dafür sind hochqualifizierte Projekt-Manager und Softwareingenieure erforderlich, die in der Lage sind, die Professionalität zu erbringen, die eine verteilte Entwicklung erfolgssicher macht."

Softwareentwicklung professionalisieren

Verteilte Softwareentwicklung bedeute, so Küpper, die Softwareentwicklung zu professionalisieren. So gehe es weniger um Methoden und Werkzeuge, sondern vielmehr um Gestaltung und Steuerung der Fertigungstiefe und Integrationskompetenz. Dies betreffe insbesondere die früheren Projektphasen im Kontext der Anforderungsanalyse und Systemspezifikation sowie die späteren Phasen, wenn es in der Integrationsphase auf das erfolgreiche Zusammenbauen der verteilt entwickelten oder zugekauften Teilergebnisse ankomme. Der Vorstandsvorsitzende weiß aus Erfahrung: "Wir haben es nicht mit Trivialanwendungen zu tun, die man ohne Probleme auf Englisch beschreiben und nach Indien geben kann. Hier ist eine komplexe Interaktion mit Offshore-Einheiten erforderlich. Das heißt, die Software muss die besonderen Spezifika des Offshore-Entwickelns berücksichtigen."

Durch die unternehmenspolitische Brille betrachtet, dient laut Küpper der Lehrstuhl dazu, Studierende auszubilden, die die Wettbewerbsfähigkeit deutscher Softwarehäuser sicherstellen. "Softwareprofis müssen in der Lage sein, die Offshore-Möglichkeiten elegant und kosteneffizient zu nutzen", so der Müncher Manager. Dies sei, da amerikanische Firmen auf diesem Gebiet über größere Erfahrung verfügten, nicht einfach, aber lohnend: "Unternehmen, die hier die Nase vorn haben, verfügen über einen nicht zu unterschätzenden Wettbewerbsvorteil."

Gute Projekt-Manager brauchen Technikwissen

Manfred Broy, Professor an der Technischen Universität München, Institut für Informatik, freut sich über den IT-Lehrstuhl: "Verteilte Softwareentwicklung über unterschiedliche Kulturkreise und geografische Zonen hinweg stellt die Betroffenen vor große neue Herausforderungen. Schließlich können die Entwickler nicht einfach direkt von Angesicht zu Angesicht diskutieren." Hier böten Telefon- und Videokonferenzen zwar eine zusätzliche Hilfe an, aber je professioneller die Softwareentwicklung sei, desto besser funktioniere die Zusammenarbeit, betont der Wissenschaftler.

Darüber hinaus stelle sich die Frage, wer Projekte dieser Bauart bewältigen könne. "Gute Projekt-Manager müssen die technische Seite von der Pike auf kennen, gleichzeitig Führungsaufgaben wahrnehmen können, Alltagsprobleme bewältigen und über strategische planerische Fähigkeiten verfügen. Wer es schafft, diesen Flohzirkus in den Griff zu bekommen, gehört zu den begehrtesten Talenten überhaupt", meint Broy. Er hegt allerdings noch eine andere Hoffnung: "Wenn der IT-Lehrstuhl von Capgemini sd&m hilft, das grundsätzliche Interesse der Studenten an der Informatik als Studienfach zu stimulieren, wäre das ein zusätzlicher Gewinn, von dem die gesamte Softwarewelt profitieren würde."

Unternehmerische TU München

Unternehmerische Initiativen haben an der TU München eine lange Tradition und werden durch den hohen Praxisbezug in den Fakultäten gefördert. So wurde am 13. Oktober 2006 die TU München vom Wissenschaftsrat und von der Deutschen Forschungsgemeinschaft als einer der drei Sieger der Exzellenzinitiative des Bundes und der Länder ausgezeichnet. Damit war auch der Weg zur Realisierung des Zukunftskonzepts "TUM - The Entrepreneurial University" geebnet, in das die Unternehmer-TUM GmbH eingebettet ist. Zu deren wesentlichen Zielen zählt, zusammen mit Studierenden und Wissenschaftlern aus allen Fachrichtungen der TU München Geschäftskonzepte für vermarktungsfähige Produkte und Dienstleistungen systematisch zu erproben.