ERP-Software

Wie sich SAP-Wartungskosten drücken lassen

28.06.2010 von Frank Niemann
Die SAP-Wartung wird teurer. Firmen können aber dennoch Kosten sparen, indem sie das Lizenzvolumen reduzieren und gut verhandeln.

Um es gleich vorweg zu nehmen: Die Wartungssätze sind mit SAP nur sehr schwer verhandelbar. Dagegen räumt der Softwarehersteller den Kunden bei den Lizenzpreisen häufig Rabatte ein. Da die Softwarelizenzen die Grundlage für die Bestimmung der Wartungskosten bilden, können Firmen beim Lizenzvolumen ansetzen. SAPs Lizenzmodell ist nicht in Stein gemeißelt, sondern ändert sich häufig. Anwender sind daher gut beraten, sich mit den Konditionen auseinanderzusetzen.

Lizenzvolumen verringern

"Sparen können Firmen, wenn sie sich genau überlegen, welche Lizenzen sie wirklich benötigen", so Ralph Treitz, Chef der VMS AG, die Benchmarking und Lizenzberatung für SAP-Anwender anbietet. Einmal erworbene Lizenzen kann man nicht mehr zurückgeben.

Nachkauf von SAP-Lizenzen

SAP-Bestandskunden schaffen mitunter neue Lizenzen an, obwohl im Unternehmen durchaus noch freies SAP-Lizenzvolumen vorhanden ist. Treitz zufolge liegen vor allem in Konzernen SAP-Lizenzen ungenutzt brach, für die aber Wartung gezahlt wird. Hier sollten die Firmen nach den Worten des VMS-Managers ihre Lizenzbestände genau durchleuchten.

Durch Übernahmen anderer Firmen sowie anderer Umstrukturierungsmaßnahmen können Bestand und Zusammensetzung von SAP-Softwarelizenzen schwanken. Vor einem Nachkauf von Lizenzen sollte deshalb stets eine Gesamtbetrachtung des Lizenzportfolios stehen.

Neukauf von SAP-Software

Firmen, die erstmals SAP-Software erwerben, rät der VMS-Experte eine solide Planung der Bedarfe für die nächsten drei bis fünf Jahre vorzunehmen. Auf dieser Basis lässt sich vereinbaren, die Wartung nur für die Lizenzen zu entrichten, die sich auch tatsächlich in Gebrauch befinden. Bei Projektstart hat oft nur ein Teil der vorgesehenen Anwender Zugriff auf die ERP-Software. Zudem werden nicht alle Module auf einen Schlag genutzt, sondern diese erst Schritt für Schritt eingerichtet.

Wartungsverträge verlängern

SAP hat Treitz zufolge großes Interesse daran, die Wartungsverträge der Kunden auf den "SAP Enterprise Support" umzustellen. Dies verschafft den Unternehmen Verhandlungsspielräume.

Nach den Erfahrungen von Beobachtern können Firmen auf diese Weise möglicherweise das eine oder andere SAP-Produkt oder Beratungsleistungen zusätzlich erhalten.

Subskriptionsverträge von SAP

Für große Unternehmen bietet SAP "Global Enterprise Agreements" an. Dabei zahlen Anwender über einen vereinbarten Zeitraum einen festen Betrag für die Nutzung von Softwareprodukten und deren Wartung.

SAP will dieses Konzept ausweiten und auch für den Mittelstand anbieten.

Kündigung der Wartung

Zwar könnten Firmen ihren SAP-Wartungsvertrag kündigen. Doch dies ist nach Überzeugung von VMS-Mann Treitz nur ratsam für Unternehmen, die sich zügig von ihren SAP-Systemen trennen wollen. Zwar gebe es alternative Wartungsangebote, doch ob die beispielsweise die gesetzlich vorgeschriebenen Erweiterungen ("Legal Patches") für die Finanzbuchhaltung und das Personalwesen liefern können, bezweifelt der Softwarespezialist.

DSAG-Roundtable
DSAG-Roundtable 2009
SAP-Anwender, vertreten durch die DSAG, diskutierten mit der COMPUTERWOCHE unter anderem, wie es in Sachen Enterprise Support weitergeht.
DSAG-Roundtable 2009
Nach Ansicht der Anwendervertreter bemüht sich SAP, wieder stärker auf die Kunden zuzugehen.
DSAG-Roundtable 2009
Etwa 50 Prozent der Kunden nutzen nach Angaben der DSAG bereits ERP 6.0, meist vollziehen sie dabei technische Release-Wechsel, erläutert Karl Liebstückel, Vorstandsvorsitzender der DSAG.
DSAG-Roundtable 2009
Vielen SAP-Nutzern sind die neuen Funktionen und Vorteile von ERP 6.0 nicht bekannt. Tools wie der Solution Browser, den SAP auf Drängen der Anwender eingeführt hat, sollen hier mehr Klarheit schaffen, erklärt Andreas Oczko, stellvertretender Vorstandsvorsitzender der DSAG.
DSAG-Roundtable 2009
Noch immer ist den Softwarenutzern die Business Suite zu komplex, unter anderem wegen redundanter Funktionen und Datenhaltung. Unlängst begonnene Gespräche mit SAP über eine Verbesserung bewertet Waldemar Metz, als DSAG-Vorstandsmitglied für das Ressort Prozesse verantwortlich, positiv.
DSAG-Roundtable 2009
Firmen wollen heute genau wissen, was ein IT-Projekt bringt. Selbst für harmlose SAP-Release-Wechsel müssen IT-Verantwortliche heute einen Business-Case vorlegen, so Otto Schell, Mitglied des DSAG-Vorstands, Ressort Branchen.
DSAG-Roundtable 2009
Die DSAG hat sich eigenen Angaben zufolge komplett neu aufgestellt, um bei SAP mehr Gehör zu finden. Mittlerweile gibt es Vorstandsvertreter für Service und Support, Technologie, Branchen und die Business Suite, so Mario Günter, Geschäftsführer der DSAG.
DSAG-Roundtable 2009
Zwar wissen die Kunden, wie es mit den Produkten von SAP und Business Objects weitergeht, doch die Zusammenführung beider Firmen ist aus Sicht der Anwender noch nicht abgeschlossen.

Die Einstiegshürden für Anbieter auf einem offenen Markt für SAP-Wartung sind extrem hoch, wie ja nicht zuletzt das Beispiel SAP Enterprise Support zeigt. Daher verwundert es laut Treitz nicht, dass bisher kein Anbieter mit realistischen Erfolgschancen in Sicht ist.