Tipps für Führungskräfte

Wie Sie durch die Corona-Krise führen

20.04.2020 von Hans Königes
Neben Geldnöten und hoher Arbeitslast beklagen Mitarbeiter in Corona-Zeiten schwaches Management, so das Stellenportal Monster. Hier einige Führungstipps.

Die aktuelle COVID-19-Pandemie stellt deutsche Unternehmen auf eine große Belastungsprobe. Arbeitgeber - auch in der IT-Branche - entwickeln mit Hochdruck Strategien zur Bewältigung der Coronavirus-Krise. Das verlangt ihnen ebenso wie den Mitarbeitern eine Menge ab. Existenzangst ist dabei ein großer Stressfaktor, aber auch die grundlegende Veränderung des eigenen Arbeitsumfeldes sowie der Arbeitsbedingungen kann einen Einfluss auf die Gesundheit haben. "Aus der Vision von Homeoffice und mobilem Arbeiten ist von jetzt auf gleich ein reales Szenario geworden", sagt Sylvia Edmands, Geschäftsführerin bei Monster Deutschland.

Gute Führungskräfte zeichnen sich in der Corona-Krise dadurch aus, dass sie nicht nur den virtuellen Kontakt zu ihren Teams aufrechterhalten, sondern ihn auch gut strukturieren und kreativ auf die Bedürfnisse der Mitarbeiter eingehen.
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In einer Umfrage hat das Stellenportal Monster bereits vor Beginn der Krise 500 Beschäftigte zu Aspekten rund um den Job befragt. Dabei zeigte sich, dass beim Thema Gesundheit Nachholbedarf seitens der Arbeitgeber besteht. Zwar gab die Mehrheit der Befragten noch vor Corona an, dass die Arbeit ihre psychische Gesundheit insgesamt positiv beeinflusse (68 Prozent), aber immerhin ein Drittel sagte, ihr Job belaste sie psychisch, etwa durch eine zu hohe Arbeitsbelastung (44 Prozent) sowie finanzielle Sorgen (27 Prozent). Das heißt, dass bereits vor dem Auftauchen des Coronavirus 61 Prozent der Befragten hinsichtlich der wirtschaftlichen Situation besorgt waren. Konkret fürchteten 27 Prozent eine Rezession und 31 Prozent eine Entlassung. Neben diesen wirtschaftlichen Faktoren gehört aber auch die mangelnde Unterstützung durch die Vorgesetzen zu den Top-drei der genannten Gründe für psychische Belastung (25 Prozent). "Genau hier können Führungskräfte in den nächsten Wochen und Monaten einen positiven Unterschied machen", ist Edmands überzeugt.

Durch die Krise führen statt stolpern - so geht's.
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Edmands hat für Führungskräfte vier Tipps parat, wie sie in Krisenzeiten führen sollten:

1. Zusammenhalt stärken

Machen Sie individuelle Angebote für die Mitarbeiter im Homeoffice, aber genauso für die Angestellten in Kurzarbeit oder Beschäftigte, die aufgrund von Betriebsschließungen nicht vor Ort sind. Beschränken Sie sich dabei nicht nur auf offizielle Themen. Was der kurze Austausch an der Kaffeemaschine oder in der Kantine war, ist jetzt das kurze (Video-)Meeting am Morgen oder auch die gemeinsame virtuelle Mittagspause vor dem Computer. Zeigen Sie Interesse an der persönlichen Situation jedes Einzelnen und sprechen Sie auch die Stimmung, Probleme oder Themen wie die psychologische Belastung an. Erzählen Sie auch von sich - das eröffnet Mitarbeitern die Möglichkeit, auch die sehr persönlichen Themen zu erläutern. Informieren Sie sich bei Ihrer HR-Abteilung, ob und welche Beratungsangebote es gibt.

Die besten kostenlosen Tools für Videokonferenzen
Google Meet
Google Meet ermöglicht web-basierte Video- und Telefonkonferenzen. In der ab Mai verfügbaren Gratisversion erlaubt der Dienst Konferenzen mit bis zu 100 Teilnehmern mit einer Dauer von maximal 60 Minuten - diese Einschränkung tritt aber erst ab Oktober 2020 in Kraft. Wie die meisten Google-Dienste ist Meet für Google Chrome und andere Browser auf Chromium-Basis konzipiert und funktioniert hier ohne Plugins. Daneben sind mobile Anwendungen für Android und iOS verfügbar.
Facebook Messenger Rooms
Mit Messenger Rooms können Nutzer direkt von Messenger oder Facebook aus einen Konferenzraum einrichten und bis zu 20 - später 50 - Teilnehmer zu einem Videotelefonat einladen - auch wenn sie kein Facebook-Konto haben. Eine zeitliche Begrenzung gibt es nicht. Die Teilnahme ist via Smartphone oder PC über den Browser möglich und erfordert laut Facebook keine Downloads. Nutzer der Messenger-App haben allerdings Zugriff auf diverse AR-Effekte (z.B. Hasenohren) und neue KI-gestützte Funktionen wie immersive 360-Grad-Hintergründe und stimmungsvolle Beleuchtung.
Skype
Als wohl bekanntester VoIP-Dienst bietet Sype auch eine Reihe von Video-Chat- sowie Videokonferenz-Funktionen. Skype for Business wurde inzwischen von Microsoft durch die Teams-Plattform ersetzt.
Teams
Der Nachfolger von Lync und Skype for Business ist kein alleinstehendes Produkt, sondern ein Teil der Microsoft Office 365 Suite. Allerdings ist Teams kostenlos verfügbar und eignet sich mit bis zu 300 Mitgliedern für kleine Unternehmen. Auch Gastzugang sowie Einzel- und Gruppen-Videotelefonate, Bildschirmfreigabe sind an Bord.
Google Duo
Google Duo ist als kostenloses Videotelefonie-Tool in erster Linie für Privatanwender konzipiert. Die maximale Anzahl der Teilnehmer wurde in der Android- und iOS-App erst vor kurzem von acht auf zwölf Personen erhöht und soll laut Google weiter steigen. Duo steht als Web-Applikation für PC, Mac und Chromebook sowie als Mobile App für Android- und iOS-Geräte zur Verfügung.
Jitsi Meet
Eine einfach nutzbare Lösung für Videokonferenzen, die aber dennoch viele Funktionen anbietet, ist Jitsi Meet. Die kostenlose Lösung basiert auf dem offenen WebRTC-Standard und kann auf dem PC direkt und ohne Registrierung im Browser (Chrome) genutzt werden. Für Smartphones und Tablets stehen Apps (Android, iOS) bereit.
Whereby
Kostenlos für Videokonferenzen mit bis zu vier Teilnehmern ist der norwegische Dienst Whereby (früher appear.in). . Die Lösung ist WebRTC-basiert, das heißt, die Gäste können sich einfach und ohne Registrierung über den Browser zuschalten. Optional stehen Apps für Android und iOS zur Verfügung.
Tinychat
Nach erfolgter Registrierung bietet das kostenlose Tinychat die Möglichkeit schnell und bequem eine neue Video-Konfernez zu eröffnen. Hierzu muss lediglich einen neuer "Room" erstellt und die generierte URL an die Konferenzteilnehmer verschickt werden.
Lifesize
Lifesize bietet Unternehmen, die von der Coronavirus-Epidemie betroffen sind über einen Zeitraum von sechs Monaten kostenlose Lizenzen an. Meetings und Anrufdauer sind unbegrenzt - dabei steht die Lifesize-Lösung sowohl für Desktops, als auch für Mobilgeräte zur Verfügung.
Zoom
Zoom positioniert sich als einer der führenden Anbieter für Videokonferenzen. Das Tool zeichnet sich in erster Linie durch die einfache Nutzung und ein attraktives Freemium-Angebot aus: Bereits mit der kostenlosen Version sind Videokonferenzen mit bis zu 100 Teilnehmern möglich.
GoToMeeting
LogMeIn hat seine Videokonferenzsoftware GoToMeeting Ende 2019 komplett überarbeitet und neue Funktionen implementiert. Unter anderem funktioniert die Lösung nun im Browser via WebRTC sowie über Desktop- und Mobile-Apps. Die Abopläne beginnen bei 10,75 Euro pro Monat und Host für die Professional-Version.
WebEx
Cisco bietet WebEx im Zuge der Coronavirus-Pandemie bis auf weiteres kostenlos an. Zeitlich unbegrenzte Meetings mit bis zu 100 Teilnehmern, HD-Video, Audio-Einwahl, persönlicher Konferenzraum, Bildschirmfreigabe auf Desktop- und Mobilgeräten, sowie 1GB Cloud-Speicher und Aufzeichnungen sind inklusive.

2. Verbindliche Regeln definieren

In der Krise ist alles anders. Es ist deutlich mehr Flexibilität gefragt, insbesondere bei Mitarbeitern mit Kindern, die jetzt nicht in der Kita und Schule sind. Vereinbaren Sie mit dem gesamten Team passende Regelungen, die für alle gleichermaßen gelten. Zum Beispiel verlängerte Antwortzeiten auf Anfragen, da Eltern eher in den Morgen- oder Abendstunden arbeiten. Legen Sie eine maximale Länge für Meetings fest und stellen Sie sicher, dass es immer eine klare Agenda und ein Protokoll für die Teilnehmer gibt, die nicht dabei sein können. Lassen Sie die Mitarbeiter wissen, wann Sie erreichbar sind - und wann nicht. So werden Unklarheiten vermieden.

3. Vertrauen über klare Absprachen schaffen

Schaffen Sie eine Kultur des Vertrauens. Machen Sie dem Team deutlich, dass ein engerer Austausch nicht zur Kontrolle der Arbeitsleistung dient, sondern massiv dazu beiträgt, den Betrieb am Laufen zu halten. Legen Sie Ziele mit Augenmaß und unter Berücksichtigung der individuellen Situation des Mitarbeiters fest. Stellen Sie sicher, dass auch in der Krise die Unternehmensstrategie und die Ziele bekannt und verstanden sind.

Neue Führungspraxis für die digitale Welt
Der Sportdirektor eines Vereins
Der Sportdirektor eines Vereins stellt den Kader zusammen und gestaltet die Spiel- und Terminpläne für Wettkämpfe und Trainings. Er instruiert Talentscouts, kauft Spieler ein und stellt Bewegungsfreiheit für erforderliche Transfers sicher. Sein Ziel: Menschen zu finden und zu binden, die die Weiterentwicklung des Unternehmens konstant antreiben. Er erweitert die Suchkriterien für die Rekrutierung, stellt Mitarbeiter mit verschiedensten Hintergründen ein und ermöglicht Familien- und altersgerechte Arbeitszeitmodelle.
Führung in der Digitalisierung
Die Studie "Die Haltung entscheidet. Neue Führungspraxis für die digitale Welt" stammt von LEAD (Mercator Capacity Building Center for Leadership & Advocacy) in Kooperation mit der Unternehmensberatung Company Companions sowie der School of Public Policy (Central European University, Budapest) und dem Center for Leadership and Values in Society (Universität St. Gallen). Die Autoren empfehlen acht Rollen als Orientierungshilfen.
Die Landschaftsgärtnerin
Die Landschaftsgärtnerin gestaltet und pflegt Grünanlagen. Sie versteht das gesamte Ökosystem und weiß, wann welche Pflanzen im Jahreszeitenwechsel an welcher Stelle ihre Wirkung entfalten und wie alles zusammenspielt. Ihr Ziel: Das Unternehmen langfristig auf zustellen, wenn Krise und Veränderung zum Normalfall geworden sind. Sie ermöglicht schnelles „Prototyping“, geht unkonventionelle Partnerschaften ein und bricht Silos mittels heterogener, cross-funktionaler Teams auf.
Die Seismologin
Die Seismologin muss wissen, wo die Erde beben könnte. Dafür analysiert sie Daten, registriert feinste Erschütterungen und erkennt Spannungen frühzeitig. Sie erliegt aber nicht der Illusion, die Zukunft genau vorhersagen zu können. Ihr Ziel: Grundlagen für gute Entscheidungen in einer unübersichtlichen Welt zu schaffen. Sie etabliert „Situation Rooms“ zur Entwicklung von Handlungsstrategien, greift über digitale Plattformen auf verborgenes Wissen zu und schult ihre Intuition als zusätzliche "Datenquelle".
Der Zen-Schüler
Der Zen-Schüler ist in Ausbildung und Vorbereitung. Er lernt, reflektiert und prüft sich selbst. Achtsamkeit, Mitgefühl und Offenheit sind seine Tugenden, er pflegt eine disziplinierte (spirituelle) Praxis. Sein Ziel: Das finden, woran er sich festhalten kann, wenn sich alle an ihm festhalten. Er nutzt Coaching- und Mentoring-Programme, schafft physische Räume für den Ausgleich und richtet den Blick nach innen.
Der DJ
Der Discjockey bringt mit seiner Musik die Menschen zum Tanzen. Er setzt einen Rahmen, der motiviert, anregt und gemeinsame Energie erzeugt. Zugleich hat er ein offenes Ohr für Anregungen und sensible Antennen für das richtige Stück im richtigen Moment. Sein Ziel: Eine Kultur der Zugewandtheit zu schaffen – aber mit dem Fokus auf Ergebnisorientierung. Dafür baut er Empathie als Führungskompetenz auf, schafft Räume, in denen Menschen gerne arbeiten, und agiert als Vorbild für Zugewandtheit und Leistungsorientierung.
Die Intendantin eines Theaters
Die Intendantin eines Theaters wählt die Stücke für die Aufführung aus. Sie entwickelt den roten Faden und prägt die gesellschaftliche Wirkungskraft ihres Hauses. Die Künstler und deren Expertise bindet sie dabei ein. Ihr Ziel: in Zeiten großer Unsicherheit und Unplanbarkeit Orientierung zu geben. Über ein „Strategy Board“ schafft sie die Voraussetzung für Richtungsentscheidungen schaffen, erhöht mittels interaktiver Beteiligungsformen die Einigkeit über die Richtung – und hat den Mut zu klaren Ansage in der Krise.
Die Trainerin
Die Trainerin leitet eine Mannschaft taktisch, technisch und konditionell an. Sie bestimmt Trainingsablauf, Mannschaftsaufstellung und Strategie. Sie muss für Misserfolge geradestehen, Erfolge lässt sie ihrem Team. Ihr Ziel: Die Mitarbeiter zu mehr Verantwortungsübernahme zu befähigen. Dafür entwickelt sie über zeitgemäße Lernformate Kompetenzen entwickeln, baut gegenseitiges Vertrauen auf und führt Anreize zur Übernahme von Verantwortung ein.
Der Blogger
Der Blogger kommentiert Geschehnisse – zugespitzt, aufrüttelnd und meist aus einer persönlichen Sichtweise. Er will die Welt verstehen, erklären und übersetzen. Er lebt vom direkten Feedback der Leser. Sein Ziel: Veränderungsbereitschaft in die DNA des Unternehmens zu schreiben. Er kaskadiert die Geschichte der Veränderung in die Firma, moderiert gemeinsame Lernprozesse und gibt sichtbare Veränderungsanstöße.

4. Kreative Lösungen finden

Die aktuelle Situation stellt Unternehmen vor verschiedene, teils vollkommen neue Herausforderungen. Werden Sie kreativ! Warum nicht zum Beispiel eine Videobotschaft des Chefs, der sich zur aktuellen Situation äußert, über verschiedene digitale Kanäle mit den Mitarbeitern teilen? Jetzt haben Sie die Gelegenheit zusammen mit der Belegschaft Prozesse zu überprüfen, neue Tools und Technologien zu testen und ausgetretene Pfade zu verlassen, um voranzukommen, sich weiterzuentwickeln und die Krise gemeinsam zu überstehen. (pg)