Reality Check Cloud Computing

Wie Unternehmen Cloud-Storage nutzen

19.06.2012 von Ariane Rüdiger
Cloud-Storage-Dienste wie Amazon S3 oder Mozy von EMC schießen wie Pilze aus dem Boden. Lesen Sie, wie Unternehmen von den neuen Services profitieren können.
Foto: Fotolia/Itestro

Storage-Dienste aus der Cloud gehören zu den Wachstumssegmenten der IT-Branche. Allein das Datenvolumen von Amazons S3-Service beispielsweise verdreifachte sich 2011 im Vergleich zum Vorjahr. Gerade erst hat der Anbieter ein Gateway vorgestellt, mit dem Kunden der Amazon-Webservices eine Arbeitsteilung zwischen Primär-Storage im eigenen Haus und Snapshots in der Cloud realisieren können.

Die Daten werden dazu asynchron in die Amazon-Cloud geladen und dort auf dem Blockstorage-Angebot des Dienstleisters, Amazon EBS, gelagert. "Damit wollen wir den Kunden noch mehr technische Möglichkeiten bieten", erläutert Stephanie Cuthbertson, Senior Manager im AWS Storage Product Management. Anwendungsfelder für das Gateway sieht Amazon vor allem im Bereich Disaster Recovery.

Nicht nur Amazon bringt ständig neue Cloud-Storage-Dienste etwa für Backup und Datenspeicherung im Allgemeinen auf den Markt. Häufig benennen Provider auch alte Angebote einfach um, was nicht gerade für mehr Übersicht sorgt. Symantecs Backup-Lösung für die E-Mail-Archivierung Symantec.cloud beispielsweise heißt nun Enterprise Vault.cloud und soll Kunden die Erfüllung der umfangreichen Archivierungspflichten erleichtern, an denen gerade kleine Firmen häufig scheitern.

Mittlerweile gibt es auf dem deutschen Markt einige Dutzend Anbieter mit ernstzunehmenden Cloud-Storage-Angeboten für professionelle Anwender. Doch Storage ist nicht gleich Storage: Ein Primärspeicher im Unternehmen stellt andere Anforderungen als ein Backup oder ein E-Mail-Archiv, Testdaten müssen anders behandelt werden als betriebswichtige Daten aus dem SAP-System. Welche Angebote eignen sich also für welche Einsatzszenarien?

Online-Festplatten im Website-Check
Box: Drag and Drop
Der Komfort der Browseranwendung kann es mit den Desktop-Clients der Konkurrenz aufnehmen. Der Upload von Dateien funktioniert per Drag and Drop.
Box: Suche
Die Suchfunktion von Box ist eine Stärke. Inhalte von Dokumenten durchforstet sie aber leider nur nach einem Upgrade.
Box: Vergleich
Vorbildlich: Box zeigt in einer Vergleichstabelle ausführlich die Features der verschiedenen Preismodelle.
DriveOnWeb: Firmenkunden
Auf der Homepage verstärken Referenzkunden wie Telekom, Bertelsmann und Philips den vertrauenswürdigen und professionellen Eindruck.
DriveOnWeb: Oberfläche
Die Oberfläche und Ordnerbenennung bei DriveOnWeb ähneln stark Windows.
DriveOnWeb: Storage Bucks
Die Gebühren bei DriveOnWeb sind nur schwer bis gar nicht zu durchblicken.
Dropbox
Mit den vorbenannten Standardordnern und dem sowohl optisch wie auch bedientechnisch dem Betriebssystem angepassten Konzept wird das Herumschieben von Daten auf der Online-Platte so normal wie auf der lokalen HDD.
Dropbox: Tour
Hübsche Zeichentrickfiguren machen bei der Dropbox-Tour Technik für jeden anschaulich und begreifbar.
Dropbox: Browser
Standardordner machen die Bedienung bei Dropbox leicht verständlich.
HiDrive: Android
Auf iPhone, iPad, WindowsPhone und Android-Smartphone bietet die kostenlose HiDrive-App Zugriff auf die gespeicherten Dateien.
HiDrive: Gratisversion
Für den unverbindlichen Test - oder dauerhaftes Gratis-Nutzen - gibt es alternativ noch die Free-Version (free-hidrive.com), die fünf Gigabyte kostenlosen Online-Speicher samt unkomplizierter Anmeldung bietet.
HiDrive: Browser
Im Webbrowser erinnert die Oberfläche von HiDrive an eine NAS-Netzwerkfestplatte.
iCloud: Interface
iCloud packt die wichtigste Mac-Software wie iCal für Terminverwaltung komplett und so gut wie auf dem Desktop.
iCloud: Systemsteuerung Windows
Nicht nur etwas für Macs: Windows-User können sich mit der Gratis-Systemsteuerung die wichtigsten iCloud-Funktionen auch auf den PC holen.
Mozy: Browser
Im Browser sind nur die angemeldeten Rechner zu sehen. Die Datenwiederherstellung lässt sich leicht starten.
Mozy: System
Mozy kümmert sich fast vollautomatisch um die Datensicherung und läuft unauffällig, aber immer, im Hintergrund.
Mozyhome: Optionen
Mit Mozyhome stellt Mozy noch einen dezidierteren Online-Speicher für die private Foto- und Videosammlung bereit.
Mozyhome: Sicherung
Hier lassen sich private Erinnerungen schnell aufbewahren.
OpenDrive: Browser
Die Browseroberfläche bei OpenDrive ist passabel, teils jedoch unnötig unkomfortabel.
OpenDrive: Desktop
Der Desktop-Zugriff ist zwar bequem per Gratis-Software möglich, doch der gedrosselte Betrieb im Basic-Account wird spürbar.
SkyDrive: Interface
Die Oberfläche im Browser erinnert – klar - an Windows.
SkyDrive: Profil
Das SkyDrive-Profil lässt sich mit Social-Media-Diensten verbinden.
SkyDrive: Web Apps
Mit den Office Web Apps lassen sich neue Dokumente online erstellen und bearbeiten.
Wuala: Erweitern
Mehr Speicher einkaufen läuft bei Wuala transparent und schnell.
Wuala: Sync
Die Wuala-Software wirkt (wie die Titelleiste auch zugibt) wie eine Beta-Version, die noch Feinschliff braucht. Der Bedienkomfort ist aber in Ordnung.

Großunternehmen: Auf dem Weg in die Cloud oft am weitesten

Am einfachsten haben es hier zwei Gruppen von Unternehmen: die ganz großen und die ganz kleinen. Erstere haben in der Regel ihre IT inzwischen mehr oder weniger umfassend virtualisiert und meistens auch bereits Erfahrungen mit komplexen Outsourcing-Modellen für Teile des IT-Betriebs gesammelt. Teilweise betreiben sie sogar eine komplette Private Cloud, zu der dann eben auch ein Storage-Pool gehört. Der Schritt, ein konventionelles Outsourcing-Abkommen oder eine Private Cloud in ein anderes Cloud-Modell umzuwandeln, ist dann oft nicht groß.

Das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) ist auf diesem Weg schon ein gutes Stück vorangekommen. "Wir hatten schon lange eine Private Cloud in den Räumen eines Dienstleisters", berichtet DLR-CIO Joachim Popp. "Inzwischen haben wir auch die Infrastruktur an den Dienstleister verkauft." Das gehe nur mit entsprechendem Vertrauen in den Partner und ausgefeilten Regeln, wie man die Daten am Ende zurückbekomme: "Geht der Dienstleister pleite, fällt die Infrastruktur an uns zurück", sagt Popp.

Das DLR erfüllt damit die "idealen Voraussetzungen" für den Einsatz von Cloud-Storage, wie sie Infrastruktur-Experte Wolfgang Schwab vom Beratungsunternehmen Experton Group fordert: "Am besten ist die Infrastruktur von Unternehmen, die externes Cloud-Storage einsetzen wollen, komplett durchvirtualisiert", sagt er. Denn nur dann passten externe und interne Infrastruktur nahtlos zueinander.

Die Projektdaten des DLR sind in einem Bereich zusammengefasst, auf den nur der Kunde selbst Zugriff hat. E-Mail-Postfächer und andere weniger kritische Daten lagern auf einem geteilten Speicherbereich. Geteilt wird allerdings nicht mit irgendjemandem, sondern nur mit ausgewählten Akteuren aus der Forschungslandschaft, darunter die Helmholtz-Gesellschaft oder der Dachverband der Großforschungseinrichtungen. Das zu bewältigende Datenvolumen des DLR wächst jährlich um acht bis zehn Petabyte. "Was davon in der Cloud gespeichert wird, entscheiden bei uns Gremien wie der IT-Lenkungsausschuss", erklärt Popp.

Startups: Cloud-Storage ist der Normalfall

Für sehr kleine Unternehmen und vor allem auch für Startups liegt der Vorteil der Speicherung in der Cloud oft auf der Hand: Sie haben meist weder finanzielle Mittel noch große Umsätze, um eine aufwändige IT-Infrastruktur im eigenen Haus aufzubauen. Viele junge Firmen arbeiten zudem geografisch verteilt, müssen also permanent Daten und Informationen austauschen. Aufgaben, die stark regelgebunden erledigt werden müssen, wie etwa die E-Mail-Archivierung, überfordern solche Firmen schlicht organisatorisch.

Hier dürfte die Zukunft von Cloud-Diensten wie dem der Datev oder auch de-Mail gehören: Sie bieten den Kleinen einen Rundum-Service zu überschaubaren Kosten und sind allgemein anerkannt, meist auch in irgendeiner Weise zertifiziert.

Eine junge Firma, die bislang keine eigene Storage-Infrastruktur betreibt, ist der Wagnisfinanzierer HackFwd. Er beschäftigt zwar nur eine Handvoll Mitarbeiter, diese aber in immerhin fünf Ländern. Deshalb muss das Unternehmen Daten, auf die alle zugreifen sollen, ortsunabhängig und gleichzeitig sicher bereithalten. Dafür nutzt HackFwd den Service des deutschen Cloud-Storage-Dienstleisters CloudSafe aus Frankfurt, dessen Speicherressourcen seit rund anderthalb Jahren online sind.

„Bei uns lagern alle Daten in Deutschland und werden verschlüsselt“, sagt Roberto Valerio, Geschäftsführer Cloudsafe GmbH.
Foto: CloudSafe

Roberto Valerio, Geschäftsführer von Cloudsafe, betreibt seine Cloud-Storage-Infrastruktur "im Terabyte-Bereich" in einem Frankfurter Rechenzentrum, und nur dort. Seine Kunden müssen daher nicht fürchten, dass ihre Daten irgendwann von amerikanischen Agenten durchforstet werden oder die Verantwortlichen in den Kundenfirmen juristische Probleme bekommen, weil ihre Datenhaltung nicht den europäischen Vorschriften entspricht. Außerdem werden alle Daten "im Cloudsafe" mit einem Public/Private-Key-Verfahren verschlüsselt.

"Wir haben uns von Anfang an auf Geschäftskunden konzentriert", sagt Valerio. Dabei gehe es vor allem um die Datenbereitstellung für mobile Nutzer und Backup-Lösungen für kleine Unternehmen. Außerdem offeriere man anspruchsvollen Privatkunden eine Alternative zu Lösungen wie Dropbox. Seine Kunden findet Cloudsafe derzeit vor allem unter kleineren Firmen in den Branchen IT, Technik und Finanzen. Aber auch Großunternehmen seien interessiert; derzeit realisiere man eine Storage-Lösung mit 300.000 Arbeitsplätzen für ein Mobilfunkunternehmen, das diese dann seinen Kunden anbieten will.

Was taugen Cloud-Zertifikate?
Was taugen Cloud-Zertifikate?
Bestehende Sicherheitsstandards wie SAS70 und ISO 27001 können dem Cloud Computing nicht uneingeschränkt gerecht werden, weil sie sich nicht den besonderen Risiken widmen, die sich durch die Cloud-Architektur ergeben. Um Transparenz zu schaffen und Bedenken potenzieller Kunden zu zerstreuen, streben die Cloud-Anbieter vermehrt eine Auditierung durch externe Wirtschaftsprüfungsunternehmen an. Hans Paulini, Architekt und Experte für das Thema Cloud bei Logica in Deutschland hat für uns einige Zertifkate unter die Lupe genommen. Anbei ein Überblick: <br /><br /> <a href="http://www.computerwoche.de/management/cloud-computing/2487626/" target="_blank"> hier geht es zum Beitrag "Was taugen Cloud-Zertifikate?"</a>
Das EuroCloud-Zertifikat
EuroCloud ist ein Zusammenschluss europäischer Cloud-Anbieter. Der deutsche Ableger zertifiziert Unternehmen i nach dem Standard "Euro Cloud SaaS Star Audit". Der etwas sperrige Name beinhaltet eine anspruchsvolle Palette an Prüfungen, die ein Cloud-Anbieter durchlaufen muss. Hierbei wird anhand eines detaillierten Fragenkatalogs die Einhaltung von Sicherheitsrichtlinien bewertet. Das Zertifikat sieht maximal fünf Sterne vor. Wird die Höchstwertung erreicht, kann der Kunde von einem sehr vertrauenswürdigen Cloud-Anbieter ausgehen.
Zertifikat mit Tradition: ISO 27001
Die seit 2005 in der jetzigen Form angebotene Zertifizierung ISO 27001 wird vom Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) erteilt und ist eines der vertrauenswürdigsten Zertifikate im IT-Sektor. Das Audit besteht aus zwei Phasen: Zuerst wird anhand einer Dokumentenprüfung die grundsätzliche Eignung für die Zertifizierung festgestellt, danach folgt eine detaillierte Analyse der Sicherheitsprozesse. In der zweiten Phase werden Prozesse und sicherheitsrelevante Systeme vor Ort in Augenschein genommen. Diese Zertifizierung ist weltweit als Standard anerkannt und damit quasi auch ein Muss für alle Cloud-Anbieter.
In Europa weniger genutzt: SAS 70 vom AICPA
Die Zertifizierung SAS 70 testiert die Kontrolle über die unternehmenseigenen Steuerungsprozesse nach den Vorgaben des American Institute of Certified Public Accountants (AICPA). Die SAS-70-Zertifizierung kann auf zwei Arten erfolgen. Während die Typ-1-Zertifizierung nur eine Beschreibung der Kontrollmechanismen verlangt, werden bei Typ 2 auch die tatsächliche Umsetzung und die Effizienz der Maßnahmen im Unternehmen kontrolliert. In Europa ist diese Art der Zertifizierung nicht sehr bekannt, jedoch können einige der amerikanischen Cloud-Anbieter diese Zertifizierung nachweisen. Der Nachteil von SAS 70 ist, dass die Zertifizierung weder auf IT-Prozesse noch auf die Cloud-Fragestellung ausgerichtet ist.
Nicht ausreichend: Safe Harbour Agreement
Safe Harbour ist eine Datenschutzvereinbarung zwischen der EU und den Vereinigten Staaten, die es europäischen Unternehmen ermöglicht, personenbezogene Daten legal in die USA zu übermitteln. Europäische Rechtsstandards werden von Unternehmen, die sich nach der Safe-Harbour-Regelung zertifizieren, voll akzeptiert und respektiert. Die zugesicherten Rechte in der Praxis durchzusetzen, ist oft problematisch. Der Düsseldorfer Kreis empfiehlt daher eine zusätzliche Erklärung zwischen den Vertragspartnern. Außerdem sollen deutschen Firmen einige Mindestkriterien überprüfen, bevor sie Daten an Safe-Harbor-zertifizierte US-Firmen abgeben.
Der Patriot Act und der Cybersecurity Act
Der Patriot Act erlaubt amerikanischen Geheimdiensten seit 2002 per Gerichtsbeschluss den Zugriff auf abschließend definierte Datenbestände. Seit dem ist immer wieder der Verdacht zu hören, die amerikanische Regierung könne problemlos auf vertrauliche Inhalte ausländischer Unternehmen zugreifen, die ihre Daten bei amerikanischen Cloud-Anbietern speichern oder verarbeiten lassen. Das geht zwar nicht ohne weiteres, zeigt aber ein gewisses Vertrauensproblem auf. Richtig ist, dass sich aufgrund des Patriot Acts der Zugang zu Cloud-Server und Daten nicht vollständig ausschließen lässt, wenn bestimmte Voraussetzungen erfüllt sind. <br /><br /> <a href="http://www.computerwoche.de/management/cloud-computing/2487626/" target="_blank"> hier geht es zum Beitrag "Was taugen Cloud-Zertifikate?"</a>

Social Games in der Cloud

Die Daten von Social Games wie Monsterworld speichert Wooga schon immer in der Cloud.
Foto: Wooga

Wie selbstverständlich Cloud-Storage sein kann, wenn man dem Web vertraut oder es gar zur Geschäftsgrundlage macht, beweist das Berliner Unternehmen Wooga, das Social Games entwickelt. Die Spiele werden geografisch verteilt auf Facebook oder anderen Online-Plattformen gespielt, ohne das Internet läuft also nichts. Wooga wurde 2009 gegründet und beschäftigt bereits 150 Mitarbeiter aus 28 Nationen.

Angesichts der konsequenten Internet-Orientierung ist es nachvollziehbar, dass die Firma auch die IT vollständig ins Web verlagert hat. Genutzt werden sowohl SaaS-, und PaaS- als auch IaaS-Storage-Dienste. Die Quellcodes der Spiele werden beim Web-Hoster GitHub gespeichert. Mit einem Monitoring-Tool kann Wooga direkt die Abrufzahlen überwachen oder Spiele aus der Cloud abrufen. Die Arbeitsdaten aus den Büroprogrammen lagern in Google Apps. Amazon Web Services und der Dienstleister Hetzner Online stellen die Infrastruktur, um einige Spiele, Spieldaten und Datenbanken zu speichern. Server oder größere Storage-Systeme gibt es in den Wooga-Büros nicht.

"Wir nutzen die Cloud wegen der schnellen Skalierung und der enormen Ressourcen, die dort immer und von überall her verfügbar sind", sagt Sina Kamala Kaufmann, Head of Communications and Partnerships bei Wooga. "Außerdem wollen wir uns auf das Entwickeln von Social Games fokussieren, nicht auf die Administration eines Rechenzentrums. Wenn wir Autos bauen würden, würden wir uns auch nur um unser Produkt kümmern."

„Wir konzentrieren uns auf unser Kerngeschäft statt auf RZ-Verwaltung. Wenn wir Autobauer wären, würden wir auch vor allem Autos bauen.“ Sina Kaufmann, bei Wooga verantwortlich für Kommunikation und Partnerschaften.
Foto: Wooga

Folgerichtig gibt es im Unternehmen auch keinen CIO, sondern einen CTO, der sich auch um das Kerngeschäft kümmert. Negative Erfahrungen mit Cloud-Anbietern hat Wooga noch nicht gesammelt. Insofern eröffnet die junge Firma aus Berlin vielleicht einen Blick in die informationstechnische Zukunft vieler Unternehmen. Analysten halten das nicht für unwahrscheinlich. "Cloud Storage wird sich auf mittlere Sicht im breiten Markt durchsetzen", erwartet Karsten Leclerque vom Marktanalyse- und Beratungshaus PAC (Pierre Audoin Consultants) in München.

Der Mittelstand und das Kreuz mit der Cloud

Mittelständler sitzen dagegen in Sachen Cloud-Storage häufig zwischen den Stühlen. Sie haben die Phase ohne eigene IT längst hinter sich gelassen, besitzen aber nicht die Einkaufsmacht der ganz Großen. Deshalb agieren sie vorsichtiger als Großunternehmen; denn in einem langwierigen und kostspieligen Rechtsstreit, etwa um das Verschwinden oder die unsachgemäße Handhabung von Daten, könnten sie sich im Zweifel gegen einen großen Kontrahenten mit "langem Atem" kaum durchsetzen.

Folglich dominieren in diesem Kundensegment Hybridlösungen: Viele Daten werden intern gehalten, manche Funktionen wie das Backup werden an externe Dienstleister in der Cloud ausgelagert, weil zum Beispiel die Abwicklung im eigenen Haus zu aufwändig wäre.

Ein Beispiel dafür ist Albany Door Systems, ein Spezialhersteller für Hochgeschwindigkeits-Rolltore. Das Unternehmen beschäftigt in Deutschland insgesamt 370 und weltweit 680 Mitarbeiter. Niederlassungen befinden sich in allen europäischen Ländern, ferner in den USA, China und Neuseeland.

Albany verlässt sich auf zwei Cloud-Dienste: den Backup-Service Mozy von EMC und demnächst auch Amazon S3 für eine Web-Applikation. "Wir nutzen schon seit drei Jahren Mozy für das Backup, und zwar in Niederlassungen ohne spezialisierte IT-Mitarbeiter", erklärt Markus Böckeler, Projektleiter IT/IS. Es habe sich als unsicher herausgestellt, diese Aufgabe nebenbei erledigen zu lassen. So sei es einmal aufgrund einer Fehlbedienung durch einen ungenügend eingewiesenen Mitarbeiter, der den für das Backup zuständigen Mitarbeiter kurzfristig vertreten musste, zur Zerstörung eines ganzen Servers gekommen. "Das war für uns die Initialzündung", betont Böckeler.

Tools für die Cloud-Daten
Tools für die Cloud-Daten
Für die meisten Anwender ist der Einsatz von Cloud-Speicher wie Dropbox oder die Verwendung von Google Docs bereits ein fester Bestandteil ihrer Arbeit. Wir stellen Tools vor, die diese Arbeit erleichtern und verbessern können.
Die Installation startet sofort:
Wer die Software für Google Cloud Connect verwenden will, bekommt sie nach dem „Abnicken“ der Nutzungsbedingung direkt auf seinem System installiert – eine weitere Auswahl steht leider nicht zur Verfügung.
Augenfällige Veränderung:
Nach der Installation der Google-Software zeigt sich ein Plugin in den Anwendungen von Microsoft Office.
Warnung von der Online-Anwendung:
Die Google Webseite kann nicht verifizieren, dass es sich bei der Anwendung wirklich um Google Cloud Connect handelt.
Eine wenig befriedigende Erläuterung:
Hier wird eine Softwarebibliothek auf das System installiert, die von der Anwendung BoxCryptor benötigt wird. Welchem Zweck sie (erlaubt leichtere Einbindung Dateisystem-Treiber – entspricht der Fuse-Library unter Linux) dient, muss der Anwender selbst herausfinden.
BoxCryptor steht auch auf Android- und iOS zur Verfügung:
Der Hinweis auf ein Backup der Konfigurationsdatei ist gut und kommt zum rechten Zeitpunkt bei Abschluss der Installation.
Die Oberfläche von BoxCryptor:
Sie bietet insgesamt nicht allzu viele Einstellmöglichkeiten, da der Einsatz mehrerer verschlüsselter Container erst in der kostenpflichtigen Version möglich ist.
Gut, wenn der Anwender weiß, was auf seinem PC installiert ist:
Die Software SecretSync benötigt Java, damit sie richtig arbeiten kann.
Ein wichtiger Hinweis:
Im Gegensatz zur Lösung BoxCryptor wird der Ordner von SecretSync nicht immer Dropbox-Ordner angelegt – die Lösung verschlüsselt die Dateien und synchronisiert sie dann in den Ordner hinein.
Eher unauffällig:
Die Anwendung SecretSync benötigt keine aufwändige Oberfläche und ist im Prinzip nur durch die Links im Startmenü und/oder auf dem Desktop sichtbar.
Verschlüsselte Dateien auch über die Plattform-Grenzen hinweg:
Der Client von SecretSync arbeitet auch unter MacOS X in der gleichen unauffälligen Weise wie auf den Windows-Systemen.
Jeden Speicherplatz im Internet direkt im Windows-Explorer einbinden:
Mit dem Gladinet Cloud Desktop ist das ziemlich einfach möglich. So verliert selbst die Einbindung des Windows Live Skydrive ihre Schrecken.
Vielfältige Möglichkeiten:
Fast alle großen Provider von Cloud-Space stehen vorkonfiguriert zur Verfügung, aber auch die Anbindung eigner FTP-Server ist beispielsweise möglich.
Umfangreiche Konfigurationseinstellungen und die zukünftige Anbindung an den eigenen Cloud-Bereich des Herstellers:
Schon die freie Version des Cloud Desktop bietet viele Möglichkeiten.
Wer Linux-Erfahrung und die nötige Geduld besitzt, der kann mit dieser Software seine eigene Cloud-Installation aufbauen:
ownCloud kann sowohl auf gemieteten Web-Space als auch direkt auf einem eigenen Server betrieben werden.
Das können viele andere Cloud-Tools nicht:
Das Projekt „ownCloud“ bietet nicht nur viele Möglichkeiten bei der Konfiguration sondern eine – wenn auch noch nicht komplette – Unterstützung der deutschen Sprache an.
Einfache Oberfläche und schnelle Konfiguration:
Mit der Software BDrive ist ohne viel Umstände möglich, schnell und einfach einen eigenen Cloud-Server aufzusetzen.
Der BDrive-Server auf einem System unter MacOS X Snow Leopard:
Kaum Unterschied zur Windows-Version und genauso einfache Installation und Konfiguration. Das Passwort für den Zugriff sollte man aber auf jedem Fall explizit setzen.
Die eigene „BDrive-Cloud“ von der Client-Seite aus:
Die Software BDrive Classic steht im Android Market kostenlos bereit und kann problemlos sowohl auf den Server auf dem Windows- als auch auf den Server auf dem MacOS zugreifen.
Die Verzeichnisse stehen direkt auf dem Android-System (hier unter Android 2.2) zur Verfügung:
Auch der Zugriff auf die Dateien klappt problemlos.

Backup über Nacht

Das Backup der Niederlassungen erledigt Mozy nun automatisch und inkrementell jede Nacht. Auf den Servern des Kunden ist dafür ein Client installiert. Gesichert werden derzeit rund 1,2 TByte. In Deutschland sei das dabei verwendete Verfahren durch den externen, ebenfalls als Dienstleister arbeitenden Datenschutzbeauftragten abgesegnet worden, berichtet Böckeler. Allerdings vertraut er Mozy nicht ganz: Alle Daten werden zusätzlich - ebenfalls über den Mozy-Client - auf einer externen Festplatte direkt vor Ort gesichert. Das mag absurd erscheinen, verdoppelt sich dadurch doch die für die Sicherung verbrauchte Speicherkapazität.

„Bei Cloud-Storage-Providern sind noch keine Datenverluste bekannt geworden.“ Frank Sempert, Senior Program Executive, Saugatuck Technology Inc.
Foto: Saugatuck

Andererseits verhält sich Albany Door Systems damit durchaus mittelstandstypisch, kommentiert Frank Sempert vom auf Cloud Computing spezialisierten Beratungsunternehmen Saugatuck Technology. "Der Mittelstand fährt häufig eine solche Doppelinfrastruktur, obwohl die wahrscheinlich meistens überzogen ist"; beobachtet er. "Die Firmen kaufen Storage beim Provider und speichern die Daten aus Sicherheitsgründen trotzdem nochmal zu Hause." Im Übrigen sei Cloud-Storage häufig trotz aller kolportierten Zwischenfälle sicherer als die Datenhaltung im eigenen Unternehmen. "Von Datenverlusten habe ich noch nichts gehört", sagt Sempert. Allenfalls sei einmal eine Infrastruktur zeitweise nicht verfügbar gewesen.

IT-Manager Böckeler sagt, er habe so immerhin drei Wege, im Notfall schnell wieder an seine Daten zu kommen: Kleinere Mengen kritischer Daten ließen sich über das Webportal von Mozy schnell wieder hereinholen. Man könne zudem auch die Backup-Schnittstelle des Clients nutzen, was länger dauere, oder aber Sekundärdatenträger bei Mozy bestellen. Darüber hinaus gebe es die Möglichkeit, auf das zweite Backup direkt am Server zurückzugreifen. Das gehe bei einem Totalausfall der Festplatte auf jeden Fall schneller als andere Methoden. Andererseits könne nun in den Niederlassungen auch alles abbrennen, ohne dass deswegen die Daten futsch wären, denn die liegen ja nochmals beim Dienstleister

Bandbreite als Flaschenhals für Cloud-Storage

Hoch skalierbare Systeme wie Atmos von EMC bilden die technologische Grundlage der meisten Cloud-Storage-Systeme.
Foto: ATMOS

Ein Hindernis für die primäre Speicherung wichtiger Anwendungen übers Web ist noch immer die Bandbreite. Zwar betont Reimund Willig, Senior Technical Consultant bei EMC: "Cloud Storage wird immer schneller werden, so dass man immer mehr Anwendungen dorthin legen kann." Doch was nutzt das, wenn die Leitung zuckelt? Darauf weist Experton-Berater Wolfgang Schwab hin: "Eine Mindestbandbreite von 10 MBit/s sollte man für Dienste wie Cloud-Backup schon haben.

"Genau das ist aber in Deutschland mit seinem verqueren Breitband-Begriff von 1 MBit/s nicht überall gegeben. Deshalb bleibt so manchem innovativen Startup auf dem Land, das vielleicht gerne die Segnungen der Cloud-Welt nutzen würde, nur, eine eigene Storage-Infrastruktur vorzuhalten oder gleich in die Stadt umzuziehen.

Das bestätigt auch Khaled Chaar, Director Business Strategy bei Pironet. Der Anbieter bewegt sich zwischen Cloud und klassischem Outsourcing. "Die Bandbreiten zum Kunden sind manchmal sehr knapp", so der Manager. Deshalb nutzen Pironet-Kunden, die meist komplette Anwendungen aus den Rechenzentren des Anbieters beziehen, häufig spezielle Virtual-Desktop-Technologie und die damit verbundenen Transportprotokolle, wie sie etwa Citrix und VMware anbieten. Kahlet: "Dann reichen auch 100 KBit/s." (wh)