Noch eine Woche bis zum Start

Windows 7 stärkt Microsofts Vormachtstellung

15.10.2009
Der Kampf gegen die Konkurrenz ist für Microsoft-Chef Steve Ballmer nicht nur eine Frage der Profession.

Auch zu Hause duldet der bullige Konzernführer keine Produkte der Wettbewerber. Daher dürfen seine drei Kinder nicht mit Google im Web suchen oder einen iPod von Apple benutzen. Und dass im Haus von Ballmer nur Rechner mit dem Microsoft-Betriebssystem Windows laufen, ist ohnehin eine Selbstverständlichkeit.

Dabei könnte Ballmer - zumindest was den Markt der PC-Betriebssysteme angeht - gelassener agieren. Auf schätzungsweise 95 Prozent aller Personal Computer weltweit läuft eine Variante des Microsoft-Systems Windows. Und auch der Misserfolg von Windows Vista hat nur wenige Kunden zum Umstieg bewegt.

Zwar konnte Apple in der Vista-Ära seinen Marktanteil - auch mit Hilfe frecher Anti-Windows-Werbespots - leicht ausbauen. Doch aus der Perspektive der Microsoft-Zentrale in Redmond sind die einstelligen Prozentzahlen von Apple kaum relevant. Und auch das freie Betriebssystem Linux spielt im Segment der Desktop-PCs kaum eine Rolle.

Vista war von Microsoft im Januar 2007 mit einem gigantischen PR-Rummel auf den Markt gebracht worden und konnte dann häufig die Versprechen aus der Werbung nicht einlösen. "Vista war das größte Debakel in der Geschichte der Firma", zitiert "Forbes"-Journalist Jeffrey O'Brien einen ehemaligen ranghohen Microsoft-Manager. "Die Leute haben sich geschämt zu sagen, dass sie daran mitgearbeitet haben."

Mit dem neuen Windows 7, das am 22. Oktober und damit heute in einer Woche in die Läden kommt, scheint Microsoft gerade rechtzeitig noch einmal die Kurve gekriegt zu haben. In den Rezensionen der Fachzeitschriften erntet das System gute Noten. Das wird viele private PC-Anwender zum Umstieg auf Windows 7 bewegen, die entweder unter den Macken von Windows Vista gelitten haben oder noch immer mit Windows XP arbeiten.

Aber auch viele IT-Manager in Unternehmen und Organisationen beschäftigen sich mit dem Wechsel auf das neue System. Während Windows Vista von den Profi-Anwendern häufig gemieden wurde, scheint nun die Zeit zum Umstieg reif. Windows 7 sei "quasi unabwendbar", erklärte auch das Marktforschungsunternehmen Gartner. Gleichzeitig warnen die Gartner-Berater davor, den Aufwand für den Umstieg von dem in Unternehmen häufig noch eingesetzten älteren Systems Windows XP auf Windows 7 zu unterschätzen. Eine exklusive Umfrage der COMPUTERWOCHE lässt ebenfalls darauf schließen, dass viele Firmen mit dem Umstieg noch zögern.

1. Installierte Software
Installierte Anwendungen sind aufgrund der System-Integration bequemer zu bedienen, beanspruchen es deshalb aber auch mehr und machen es damit langsamer. Sie können natürlich nicht komplett auf die Installation von Software verzichten. Sicherheits-Tools wie etwa Viren-Wächter oder Firewall müssen installiert sein, um die Aktivitäten des Systems zu überwachen. Generell macht es aber nur Sinn Software zu installieren, die Sie häufig nutzen. Alle anderen Tools sollten Sie in der Systemsteuerung über „Software“ (XP) beziehungsweise „Programme und Funktionen“ (Vista) entfernen. Insbesondere gilt das auch für funktional ähnliche Anwendungen. Lassen Sie für eine bestimmte Aufgabe maximal eine Anwendung installiert (zwei Firewalls schaden mehr als sie nutzen). Falls Sie selten genutzte Programme dennoch nicht missen möchten, greifen Sie besser auf die portable Version zurück. Mit unseren pcwPocketTools bekommen Sie 47 der wichtigsten portablen Tools direkt über ein Menü im Infobereich (Tray). Beim ersten Aufruf des Tools klicken Sie auf das neue Symbol im Tray und wählen im Popup-Menü „Optionen, Update“ um die Tools zu holen.
2. Laufende Programme
Alles was auf Ihrem PC zusätzlich zum System selbst läuft, kostet Rechenleistung und macht Windows somit langsamer. Um herauszufinden welche Prozesse auf Ihrem Rechner laufen und sie richtig einzuordnen, verwenden Sie am besten den Process Explorer. Nachdem er läuft, finden Sie alle Prozesse nach ihren Abhängigkeiten sortiert in einer Baum-Ansicht. Die hinterlegte Farbe verrät um welche Art von Prozess es sich jeweils handelt. So stehen etwa rosafarbene Einträge für Dienste, blaue für normale Prozesse, braune für geplante Aufgaben und violette für gepackte Abbilder (Images). Sehen Sie nach, ob Prozesse in der Liste sind, die Sie anhand von Namen, Beschreibung (Description) und Pfad (Path) als unbekannt oder überflüssig einstufen können. Sie können diese Prozesse, beenden indem Sie sie markieren und <Entf> drücken. Allerdings beseitigen Sie damit nicht die Ursache dafür, dass sie überhaupt laufen.
3. Autostart-Programme
Viele Programmierer halten die eigene Anwendung für so wichtig, dass Sie sie während der Installation gleich in eine Autostart-Rampe eintragen und somit automatisch mit Windows mitstarten lassen. Mit der Zeit startet Windows somit allerhand oft nutzlosen Kram. Windows selbst liefert mit dem Systemkonfigurationsprogramm (Msconfig) zwar eine Oberfläche über die Sie Autostarts abschalten können, allerdings berücksichtigt sie nur einen Bruchteil der existierenden Startrampen. Mit pcwAutostart können Sie hingegen sowohl alle gängigen, als auch die geheimen Rampen aufspüren und bearbeiten. Rufen Sie das Tool dazu mit Admin-Rechten auf, daraufhin erscheint eine Liste mit allen Startrampen die Einträge enthalten. Markieren Sie eine, um deren Inhalt anzuzeigen. Wenn Sie einen oder mehrere Einträge darin löschen möchten, aktivieren Sie jeweils die Klickbox daneben und wählen „Entfernen“. Wiederholen Sie das für jede Startrampe. Danach schießen Sie die zugehörigen Prozesse ab, oder starten den Rechner einfach neu.
4. Fehler in Windows
Wer die kurzen Reaktionszeiten und Stabilität von XP gewohnt ist, und dann auf Vista umsteigt, der bekommt das Gefühl mit angezogener Handbremse zu arbeiten. Grund für dieses Gefühl sind einige Kinderkrankheiten der Ur-Version von Vista. Mit <a href="http://www.microsoft.com/downloads/details.aspx?familyid=F559842A-9C9B-4579-B64A-09146A0BA746&displaylang=de">Service Pack 1</a> hat Microsoft zwar schon einiges verbessert, allerdings kann Vista auch danach in Punkto Stabilität und gefühlter Geschwindigkeit nicht mit XP mithalten. Erst das <a href="http://www.microsoft.com/downloads/details.aspx?FamilyID=df72a9b0-564e-4326-894e-05cba709cb39&DisplayLang=de">Update für Microsoft Windows (KB952709)</a> macht Vista benutzbar. Sehen Sie in der Systemsteuerung unter „Programme und Funktionen, Installierte Updates“ zunächst nach, ob Sie das Update schon haben. Falls nicht, installieren Sie es nach. Genauso sollten Sie auch mit dem <a href="http://www.microsoft.com/downloads/details.aspx?FamilyID=f80fe642-d17c-4462-a67f-9692cd4a32aa&DisplayLang=de">Update für Microsoft Windows (KB946041)</a> vorgehen. Falls Sie eine Nvidia-Grafikkarte verbaut haben, sollten Sie außerdem noch das <a href="http://www.microsoft.com/downloads/details.aspx?FamilyID=f052b9a2-59be-49cf-bfae-2f1b2a2a18cb&DisplayLang=de">Update für Microsoft Windows (KB955302)</a> installieren.
5. Verwaiste Zeiger
Falls Ihr Windows zum Herunterfahren sehr lange braucht, dann liegt das häufig an schlampig programmierten Anwendungen oder Treibern. Diese geben das Handle auf eine geöffnete Datei nicht wieder frei, obwohl das Programm längst beendet wurde. Erst nach einem langen internen Timeout erzwingt Windows das Entladen und kann herunterfahren. Das englischsprachige Microsoft-Tool User Profile Hive Cleanup Service beschleunigt diesen Vorgang. Sobald ein Anwender sich abmelden möchte oder Windows beendet werden soll, fordert der Cleanup-Dienst alle ungenutzten Ressourcen zwangsweise zurück. Somit kann das Profil sofort entladen werden, und Windows fährt wieder in angemessener Zeit herunter.
6. Fragmentierte Festplatte
Über die Jahre werden auf einem Windows-System jede Menge Anwendungen (De-)Installiert, kopiert, verschoben und gelöscht. Das Problem dabei ist, dass der freie Speicherplatz auf der Festplatte physikalisch zwischen Datenfragmenten aufgesplittet wird. Diese „Fragmentierung“ führt wiederum dazu, dass große Dateien oder Anwendungen nicht mehr zusammenhängend auf die Platte geschrieben werden können, und das kostet Leistung. Da der Windows-Eigene Defragmentierer gerade unter XP, den freien Speicherplatz nicht vollständig konsolidiert, sollten Sie stattdessen das bessere Ultradefrag ausprobieren. Nachdem Sie das Tool installiert und gestartet haben, sehen Sie eine Liste Ihrer Laufwerke. Markieren Sie zum Beispiel Ihre Systempartition und klicken Sie dann links auf "Analysieren". Nachdem die Analyse abgeschlossen ist, klicken Sie auf „Defrag!“.
7. Alte oder kaputte Treiber
Treiber sind die Software-Schnittstelle zwischen Betriebssystem und den einzelnen Hardware-Komponenten. Alte oder kaputte Treiber können nicht nur das betroffene Gerät schlimmstenfalls bis zum Stillstand einschränken, sondern bremsen auch das System aus. Die aktuellsten Treiber zu Ihren Hardware-Komponenten finden Sie in der Regel auf der Webseite des jeweiligen Herstellers. Etwa auf <a href="http://www.treiber.de">www.treiber.de</a> finden Sie die Treiber-Links zu praktisch jedem Hardware-Hersteller. Nachdem Sie den Neuesten Treiber für eine Komponenten heruntergeladen haben, müssen Sie ihn installieren. Liegt der Treiber als ausführbare Datei (exe) vor, dann rufen Sie sie einfach auf. Andernfalls öffnen Sie den Geräte-Manager (<Win>-<Pause> und dann „Hardware, Geräte-Manager“), klicken mit der rechten Maustaste auf die Komponente, wählen „Treiber(software) aktualisieren“ und folgen dem Assistenten.
8. Übertragungsmodi von Laufwerken
Moderne Festplatten oder CD/DVD-Laufwerke übertragen Daten innerhalb des Rechners standardmäßig über DMA („Direct Memory Access“). Dabei werden Daten direkt über den Hauptspeicher übertragen, ohne die CPU nennenswert zu belasten. Wenn jedoch bei einem Laufwerk mindestens sechs DMA-Transfer-Zeitüberschreitungen oder CRC-Fehler („Cyclic Redundancy Check“) auftreten, schaltet Windows das Gerät in den langsamen PIO-Modus („Programmed Input/Output“). Die Folgen sind langsame Kopiervorgänge und ein System das aufgrund der hohen Prozessor-Last häufig nicht mehr reagiert. Öffnen Sie den Geräte-Manager (<Win>-<Pause> und dann „Hardware, Geräte-Manager“) und klappen Sie die Rubrik „IDE ATA/ATAPI-Controller“ auf. Doppelklicken Sie dann auf „Primärer IDE-Kanal“ (unter Vista IDE-Kanal) öffnen Sie „Erweiterte Einstellungen“ und sehen Sie nach ob als Übertragungsmodus DMA aktiviert ist. Das gleiche machen Sie auch für den sekundären IDE-Kanal. Sollte an irgendeiner Stelle stattdessen „Nur PIO“ stehen, müssen Sie den jeweiligen IDE-Kanal neu initialisieren. Dazu markieren Sie ihn in der Systemsteuerung, klicken mit der rechten Maustaste darauf und wählen „Deinstallieren“. Nach einem Neustart installiert Windows die IDE-Treiber neu. Danach öffnen Sie wieder die Erweiterten Einstellungen des Kanals und aktivieren DMA als Übertragungsmodus. Achtung: Dieser Tipp funktioniert nur mit den Standard-Treibern von Windows.
9. Treiber ausgebauter Hardware
Wenn Sie Hardware-Komponenten austauschen, bleiben die alten Treiberleichen auf Ihrem System zurück. Bei jedem Windows-Start muss das System prüfen ob die Hardware etwa doch vorhanden ist, und das kostet Zeit. Von Hardware die Sie ausgebaut haben und wohl nie wieder einbauen werden, sollten Sie auch die Treiber entfernen. Öffnen Sie dazu den Geräte-Manager (<Win>-<Pause>, dann „Hardware, Geräte-Manager“) und wählen Sie dann „Ansicht, Ausgeblendete Geräte anzeigen“. Nun sehen Sie in der Geräte-Liste auch die Einträge ehemaliger Komponenten. Klicken Sie nacheinander jeden Eintrag, der zu ausgebauter Hardware gehört mit der rechten Maustaste an und wählen Sie „Deinstallieren“. Nach einem Neustart sind die alten Treiber weg.
10. Dual-Core-CPU als Single-Core
Wenn Sie die Hardware Ihres XP-Rechners aktualisieren oder das System komplett auf einen neuen PC umziehen und dabei von einer Single-Core-CPU auf Dual-Core umsteigen, kann es passieren, dass danach nur ein einziger Kern angesprochen wird. Starten Sie über <Strg>-<Shift>-<Esc> zunächst den Task-Manager und öffnen Sie die Registerkarte „Systemleistung“. Falls unter „Verlauf der CPU-Auslastung“ zwei getrennte Graphen angezeigt werden, laufen beide Kerne. Andernfalls sehen Sie zunächst unter „Ansicht, CPU-Verlauf“ nach, ob „Ein Diagramm pro CPU“ aktiv ist. Falls ja, öffnen Sie den Geräte-Manager und klappen die Rubrik „Computer“ aus. Je nachdem wie weit die Erkennung Ihrer CPU geklappt hat, steht hier entweder „ACPI-Uniprocessor-PC“ oder „ACPI-Multiprocessor-PC“. Doppelklicken Sie auf den Eintrag, öffnen dann die Registerkarte „Treiber“ und klicken auf „Aktualisieren“. Im „Hardwareupdate-Assistenten“ wählen Sie „Nein, diesmal nicht“, „Software von einer Liste…“ und „Nicht suchen, sondern den zu installierenden Treiber selbst wählen“. Dann markieren Sie „ACPI-Multiprocessor-PC“ und klicken auf „Weiter“.

Wenn für Microsoft alles gut läuft, könnte das neue System den Umsatz des weltgrößten Softwarekonzerns um schätzungsweise drei Milliarden Dollar in die Höhe treiben - und damit das Unternehmen wieder auf Wachstumskurs bringen. Der Windows-7-Start könnte aber auch als Zündfunke wirken, um das ganze Wirtschaftssystem rund um Windows wieder nach vorne zu bringen. Davon könnten Unternehmen wie Acer, Dell und HP profitieren, die Windows-PCs herstellen, aber auch Softwarefirmen, Computerhändler und Systemhäuser.

Gleichwohl darf Microsoft sich nicht auf dem Erreichten ausruhen. Google, inzwischen der wichtigste Konkurrent des Softwarekonzerns, arbeitet daran, seinen bislang noch wenig relevanten Webbrowser Chrome zu einem vollwertigen Betriebssystem ("Chrome OS") auszubauen. Große Veränderungen stehen auch im Segment der Produktivitätssoftware bevor. Das Programmpaket Microsoft Office, mit dem der Konzern etwa die Hälfte seines Gewinns erwirtschaftet, wird von kostenlosen Alternativen wie OpenOffice.org und Online-Lösungen wie Google Apps herausgefordert.

Microsoft hofft nach Vista-Debakel auf Windows 7

Schneller, effizienter, schlanker: Mit dem neuen PC-Betriebssystem Windows 7 hofft Microsoft auf einen dringend benötigten Erfolg nach dem Debakel des Vorgängers Windows Vista. "Wir wissen, dass Windows 7 eine Riesenchance hat", sagt Microsoft-Deutschlandchef Achim Berg zum weltweiten Start am 22. Oktober.

Microsoft-Deutschlandchef und BITKOM-Vize Achim Berg
Foto: Microsoft

Microsoft setzt neben dem Interesse der Verbraucher vor allem auf den Investitionsstau in den Unternehmen. Nach Schätzungen aus der Branche hatten lediglich zehn Prozent der Firmen in Deutschland von XP auf Vista umgestellt. Und anders als bei Vista müsse man bei dem neuen Betriebssystem nicht erst noch auf das Service Pack 1 warten, betont Berg.

Die Bauchlandung von Vista schockierte den Quasi-Monopolisten. Über fünf Jahre Entwicklungszeit hatten die Programmierer investiert. Es sollte das sicherste Betriebssystem werden und die Nutzer mit zahlreichen neuen Funktionen und einem generalüberholten Erscheinungsbild überzeugen. Doch der erhoffte Erfolg nach dem Start Anfang 2007 blieb aus, stattdessen hagelte es Kritik. Die Software bremste selbst leistungsfähige Rechner aus, und auf die nötige Treiberunterstützung für Peripheriegeräte wie Drucker mussten die Nutzer lange warten. Sogar große Unternehmen und langjährige Partner von Microsoft ließen die Finger von Vista.

Windows 7 kommt nun deutlich früher auf dem Markt als ursprünglich geplant und soll die Scharte auswetzen - immerhin macht der Marktführer mit dem Flaggschiff Windows rund ein Viertel seines gesamten Umsatzes.

Windows Vista - Microsofts größter Windows-Flop (naja, vielleicht war das auch Windows ME)
Foto: Microsoft

Steve Ballmer habe vor rund drei Jahren in einer Mammut-Sitzung das Ruder herumgerissen, erzählt Berg. Der für seine cholerischen Ausbrüche bekannte Microsoft-Chef krempelte die gesamte Führungsstruktur um und versetzte leitende Experten im Karussell-Verfahren in andere Abteilungen. Damit seien verkrustete Strukturen aufgebrochen und ein kreativer Austausch unter verschiedenen Entwicklungsbereichen eingeleitet worden, lobt Berg. "Forbes"-Experte Jeffrey O'Brien vergleicht den Wandel mit dem Neustart eines Computers.

Eine wichtige Änderung: Damit Windows 7 unter der Haube sauber arbeitet, verdonnerte Ballmer seine hochbezahlten Programmierer dazu, zu zweit vor dem Bildschirm zu arbeiten: Einer tippt, der andere passt auf, dass keine Fehler passieren. Der Konzern forschte zudem intensiver denn je, was die Nutzer eigentlich wollen. Dafür wertete er anonym das Verhalten von Millionen Vista-Nutzern aus und holte tausende weitere Testpersonen ins Labor.

Auch die Zusammenarbeit mit Partnern und Kunden hatte Microsoft bei der Entwicklung des neuen Betriebssystems intensiviert. Windows 7 erhielt denn auch schon lange vor dem Marktstart viele Vorschusslorbeeren. In manchen Tests machte die Software selbst eine gute Figur gegen Apples vielgepriesenes Betriebssystem "Snow Leopard", das der iMac- und iPod-Hersteller vor einigen Wochen früher als geplant auf den Markt gebracht hatte. Ein "ausgezeichnetes Stück Software" sei Windows 7, schwärmte zuletzt auch Paul Otellini, Chef des weltgrößten Chipherstellers Intel.

Windows 7
So sieht die Home Premium Verpackung aus.
Windows 7
Die Professional Version kommt in kühlem Blau.
Windows 7
Für die Ultimate Version gibt es klassisches Schwarz.
Windows 7
Die Boxen auf dem Förderband.
Windows 7
Hier gehts zum Einschweißen.
Windows 7
Konfektionierung der DVD.
Windows 7
Frisch aus dem Presswerk.
Windows 7
Hinaus in die weite Welt.

Mit Windows 7 will Microsoft nun auch in dem boomenden Geschäft mit Mini-Notebooks und anderen mobilen Geräten Boden gut machen. Da Vista zu leistungshungrig war, hatten die Hardwarehersteller die ersten ihrer populären Netbooks zum Teil mit dem alternativen Betriebssystem Linux ausgestattet. Um den Markt nicht gänzlich der Konkurrenz zu überlassen, hatte der Softwarehersteller notgedrungen sein betagtes Betriebssystem Windows XP für die kleinen, abgespeckten Rechner deutlich länger ausgeliefert als ursprünglich geplant.

Selbst der traditionelle Partner Intel hatte nicht mehr auf Microsoft warten wollen und entwickelte auf der Basis von Linux das eigene Betriebssystem Moblin. Die von Intel erst kürzlich übernommene Software-Schmiede Wind River will noch in diesem Jahr eine erste Version für mobile Internet-Geräte und Smartphones veröffentlichen. Auch der Rivale Google kündigte mit "Chrome OS" ein eigenes Betriebssystem an.

Das Betriebssystem Windows

Ohne Windows kein Microsoft: Die Milliarden-Einnahmen aus dem Verkauf seiner Betriebssysteme sind das Rückgrat des weltgrößten Softwareherstellers.

Microsofts Aufstieg zur Nummer 1 im Softwaregeschäft begann 1980: Der Hardware-Riese IBM benötigte ein Betriebssystem - Bill Gates und Kollegen kauften die Software eines anderen Anbieters und passten sie für den Auftraggeber an. Eine grafische Benutzeroberfläche zur Vereinfachung der Navigation hatte dieses System namens MS-DOS allerdings noch nicht, dies gab es zunächst nur bei Apple, Atari oder dem Commodore Amiga.

Microsoft legte 1985 mit Windows 1.0 nach. Nennenswerten Erfolg erzielte das Unternehmen allerdings erst mit der Version 3.0, die 1990 veröffentlicht wurde. Mit Nachfolgern wie Windows 95 (1995) und XP (2001) sowie diversen Zwischenversionen baute das Unternehmen Schritt für Schritt ein Quasi-Monopol auf.

Für Unternehmenskunden kam bereits 1993 erstmals eine Windows-NT-Version auf den Markt, die Microsoft ursprünglich gemeinsam mit IBM entwickelt hatte. Nach einem Streit vermarktete IBM seine Betriebssystem-Variante unter dem Namen OS/2, hatte damit allerdings weit weniger Erfolg als Microsoft mit Windows NT.

Mit dem Windows-7-Vorgänger Vista fuhr Microsoft allerdings nicht gut: Trotz einer rund fünfjährigen Entwicklungszeit waren die Kunden nicht zufrieden. Viele Privatnutzer schimpften über Ressourcenhunger und mangelnde Unterstützung für ihre Geräte, viele Unternehmen verzichteten gleich auf die Installation des im Januar 2007 veröffentlichten Betriebssystems. Windows 7 soll mit dem Start im Oktober den Ruf der Windows-Familie aufpolieren - und den Umsatz wieder ankurbeln.

Die verschiedenen Windows-Versionen laufen auf mehr als 90 Prozent aller PCs weltweit. Alternativen wie das freie Betriebssystem Linux konnten bislang an der überwältigenden Marktstellung von Windows nichts ändern. Nur im Server-Markt spielt die quelloffene Software eine nennenswerte Rolle. Allerdings wächst die Konkurrenz: Apple hat in den vergangenen Jahren rund fünf Prozent des Marktes erobert. Und Erzrivale Google hat mit Chrome OS ein Betriebssystem für die derzeit beliebten Mini-Notebooks angekündigt. (dpa/tc)