Forschungsprojekt für neues Arbeiten

Wissenschaftler finden heraus, wann Mitarbeiter im Flow-Zustand sind

11.11.2019 von Alexandra Mesmer
Wann leisten Mitarbeiter gute Arbeit? Antworten auf diese komplexe Frage suchen Karlsruher Forscher. Sie entwickeln KI-basierte „Kompetenz-Assistenzsysteme“, die anzeigen, wann ein Mitarbeiter konzentriert arbeitet.

Unter Softwareentwicklern ist der Flow das Maß aller Dinge: Befinden sie sich in einer solchen Phase höchster Konzentration und sind ungestört von äußeren Einflüssen, können sie tief eintauchen in die Welt der Algorithmen und hochwertigen Code schreiben. Deshalb ist es kein Zufall, dass viele Entwickler im Büro keinen Telefonanschluss haben. Im Arbeitsalltag ist ein Flow als Zustand höchster Konzentration aber eher die Ausnahme. Zu oft werden Mitarbeiter in ihrer Aufgabe gestört. Selbst das Herausfinden, ob sich gerade jemand im Flow befindet, ging bisher mit einer Unterbrechung einher: Die Probanden mussten rückblickend einen psychologischen Fragebogen ausfüllen.

Sind IT-Entwickler ungestört von äußeren Reizen können sie in eine besondere Form der Konzentration kommen: den Flow-Zustand. Dabei tauchen sie tief ein in die Welt der Algorithmen und Codes und können effizient arbeiten.
Foto: Dragon Images - shutterstock.com

Hier setzt das Forschungsprojekt von Alexander Mädche, Professor für Informationssysteme und Service Design am Karlsruher Institut für Technologie (KIT), an: Sein Assistenzsystem erkennt Flow-Situationen anhand von Herz­frequenz oder Hautleitwert. In einem zweiten Schritt kann das System auch entsprechende Tipps geben, um Störungen auszuschließen oder Kompetenzen zu trainieren, die den Flow fördern. Das Bundesarbeitsministerium unterstützt das Projekt im Rahmen der Initiative "Neue Qualität der Arbeit" mit 1,36 Millionen Euro. In einer Feldstudie testeten 19 Mitarbeiter des Karlsruher Startups Campusjäger Brustgurte, die den Forschern in Echtzeit die physiologischen Daten übermitteln. Diese können dann mit Hilfe von Deep-Learning-Algorithmen analysiert werden. Am Ende soll es Dashboards geben, die anzeigen, wann und bei welchen Tätigkeiten Mitarbeiter im Flow sind.

Brustgurte wie der Polar H10 ermöglichen die Erfassung von Herzfrequenz und Herzratenvariabilität. Im Forschungsprojekt des KIT werden sie eingesetzt, um zu messen, wann sich Mitarbeiter im hochkonzentrierten Zustand des Flow befinden.
Foto: Polar Global

Wer konzentriert arbeitet, ist zufriedener

"Wir haben gesehen, dass Mitarbeiter, die häufig den Flow erleben, sich nicht nur zufriedener und wohler fühlen, sondern auch produk­tiver sind", resümiert Alexander Mädche erste Erfahrungen. "Elementare Voraussetzung für das Erleben von Flow ist, dass die Herausforderungen einer Aufgabe den Fähigkeiten des Mitarbeiters entsprechen." Bei Überforderung oder auch Langeweile sei kein Flow denkbar. Mädche ist sich bewusst, dass das Forschungsprojekt unternehmenspolitisch viel Sprengstoff birgt. Schließlich liegt es in der Verantwortung des Arbeitgebers, ob er die richtigen Rahmenbedingungen und auch die passenden Aufgaben zur Verfügung stellt. Unbeantwortet ist auch die Frage, ob Flow ein Zustand ist, der immer erstrebenswert ist. Schließlich könnten Mitarbeiter, die zu oft im Flow sind, auch Burnout-gefährdet sein.

Alexander Mädche ist Professor für Informationssysteme und Service Design am Karlsruher Institut für Technologie (KIT). Seine Forschungsgruppe entwickelt und testet unter anderem Assistenzsysteme, die KI-gestützt ermitteln, wie konzen¬triert und zufrieden ein Mitarbeiter wäh¬rend seiner Tätigkeit ist.
Foto: KIT/Professor Alexander Mädche

Parallel zur Anwendung für Unternehmen arbeiten die Forscher auch an einer App, mit der jeder unabhängig von der Arbeit für sich privat testen kann, wann er im Flow ist. Im Frühjahr soll diese App erhältlich sein.

Entwicklergehälter Update
Die Gehaltsauswertung
Für die COMPUTERWOCHE hat die Hamburger Vergütungsberatung COP Compensation Partner GmbH Gehaltsdaten von Softwareentwicklern ausgewertet. Dafür wurden insgesamt rund 6000 Daten herangezogen. 4275 davon befassten sich mit Backend- und 1682 mit Frontend-Entwicklern.
Das verdienen IT-Entwickler
Alle Gehälter haben stark angezogen, vor allem bei Berufseinsteigern In Deutschland verdienen Backend- durchschnittlich 61.200 € und Frontend-Entwickler um die 46.700 €.
Das verdienen Entwickler ohne Berufserfahrung
Ein Backend-Entwickler verdient ohne Berufserfahrung bereits rund 52.300 €. Als Frontend-Entwickler erreicht er ein durchschnittliches Einstiegsgehalt von 40.400 €.
Bis zu 80.000 € mit 20 Jahren Berufserfahrung
Nach 20 Jahren Berufserfahrung dürfte der Backend-Entwickler knapp 80.000 € und ein Frontend-ITler circa 59.300 € verdienen.
In kleinen Firmen bis zu 57.000 €
In einer Firma mit bis zu 50 Mitarbeitern verdienen Backend-Entwickler um die 57.000 und im Frontend-Bereich circa 42.000 Euro.
Das verdient ein Entwickler in einer Firma ab 1.000 Mitarbeitern
Übersteigt die Firma eine Mitarbeiterzahl von 1.000 so erhalten Entwickler im Backend-Bereich ein durchschnittliches Gehalt von 68.000 € - im Frontend-Bereich wiederum knapp 54.000 € im Jahr.
Mit kleiner Personalverantwortung ab 90.000 €
Hat ein Backend-Entwickler eine kleine Personalverantwortung von einem bis drei Mitarbeitern steigt sein Gehalt auf 105.000 und bei einem Frontend-Entwickler auf 94.000 Euro.
Mit bis zu 30 Mitarbeitern 100.000 € im Jahr
Für Backend-Entwickler mit einer Personalverantwortung von 16 bis 30 Mitarbeitern gibt es laut Studie um die 115.300 und für Frontend-Entwickler 102.300 Euro pro Jahr.
Im Maschinenbau 60.000 € im Jahr verdienen
Auch die Branche hat einen Einfluss auf das Gehalt. Ein Backend-Entwickler erreicht im Maschinenbau ein durchschnittliches Gehalt von 63.700 € im Jahr.
In der Chemie bis zu 49.000 €
Ein Frontend-Entwickler in der Chemie erhält ein durchschnittliches Gehalt von 49.000 €.
München ist Spitzenreiter
In München sind die Gehälter für Backend-Entwickler mit 74.000 € durchschnittlich um rund 10.000 € höher als in anderen bayerischen Regionen. Frontend-Entwickler erreichen hier ein Durchschnittsgehalt von 56.500 € – das sind immer noch 7.000 € mehr, als in Restbayern.
Mit Personalverantwortung in München bis zu 130.000 € verdienen
Mit Personalverantwortung kann das Gehalt für Backend-Entwickler in der bayerischen Landeshauptstadt auf bis zu 132.000 € steigen. Ein Frontend-Entwickler verdient hier um die 117.000 €.
In Berlin um die 58.000 €
In Berlin liegt das Durchschnittsgehalt für Backend-Entwickler bei circa 58.000 €. Für Frontend-Entwickler gibt es rund 44.000 € im Jahr.
65.200 € für Backend-Entwickler in Hamburg
Hamburg bietet ein durchschnittliches Gehalt von 65.2000 € für IT-Backend-Entwickler. Im Frontendbereich sind wesentlich weniger: 49.000 € im Jahr.
In Mecklenburg-Vorpommern um die 46.700 € verdienen
In Mecklenburg-Vorpommern verdient ein Backend-Entwickler um die 46.700 € – im Frontendbereich sind es wieder weniger: 35.400 € pro Jahr.