Projektmarkt

Wo Freelancer mit Big Data 93 Euro pro Stunde bekommen

07.06.2017 von Christiane Pütter
Beginnt die Postleitzahl des Auftraggebers mit einer Neun, dürfen freie Big Data-Spezialisten mit einem Stundensatz von knapp 93 Euro rechnen. Das dokumentiert die Projektbörse Gulp.
  • Freelancer mit Schwerpunkt Big Data berechnen im Schnitt sieben Euro pro Stunde mehr als alle bei Gulp registrierten Freiberufler zusammen
  • Die meisten solcher Projekte laufen in Münchener Firmen, dennoch erhalten Selbständige in dieser Region nur den dritthöchsten Stundensatz
  • Noch ist der Anteil von Big Data-Projekten gemessen an der Menge aller Projekte gering, doch er steigt kontinuierlich

Die größte Nachfrage garantiert nicht das höchste Honorar. Das gilt jedenfalls für Freelancer mit Schwerpunkt Big Data, wie die Projektbörse Gulp zeigt. Nach eigener Darstellung versammeln sich in der Gulp-Datenbank rund 90.000 Freelancer. Eine gesonderte Auswertung in Sachen Big Data zeigt, wo am meisten zu verdienen ist.

Dass Münchener Unternehmen die meisten Big Data-Projekte starten, heißt nicht, dass sie Freelancern auch die höchsten Stundensätze zahlen.
Foto: Gulp

Die größte Nachfrage besteht demnach im Postleitzahlengebiet 8, also in der Region um München, Ingolstadt und Augsburg. Die dortigen Unternehmen wickeln mehr als jedes fünfte Big-Data-Projekt (22 Prozent) ab. Hoch ist der Bedarf auch in der Region Frankfurt/M. (PLZ 6) mit knapp 18 Prozent der Anfragen. Auf Platz drei folgt, schon mit einigem Abstand, der Großraum Hamburg (PLZ 2). Mehr als jedes zehnte Projekt (elf Prozent) läuft dort.

Das heißt nicht automatisch, dass freie Big Data-Spezialisten dort am besten bezahlt werden. Im Ranking der höchsten Stundensätze taucht das Postleitzahlengebiet 8 "nur" auf dem dritten Rang auf. Im Schnitt berechnen IT-Freie dort 87 Euro pro Stunde. Mehr verdienen sie in Ostwestfalen (PLZ 3), nämlich knapp 88 Euro. Gleichzeitig nimmt diese Region im Ranking der Projektanfragen nur Platz neun ein.

Den höchsten Stundensatz zahlen Unternehmen in der PLZ-Region 9, das sind die Gebiete Nordbayern und teilweise Thüringen. Wer dort einen freien Big Data-Experten braucht, muss im Schnitt knapp 93 Euro pro Stunde bezahlen. Im Ranking der häufigsten Projektanfragen landet diese Region aber nur auf Platz acht.

Lünendonk: Die wichtigsten Freiberufler-Vermittler 2016
Die zehn größten Freiberufler-Vermittler ...
... hat Lünendonk in der Studie "Der Markt für Rekrutierung, Vermittlung und Steuerung von IT-Freelancern in Deutschland" im Jahr 2016 ermittelt - gemessen an ihren Umsätzen.
IT-Freiberufler-Vermittlung ist ein boomendes Geschäft
Das Marktvolumen betrug in Deutschland im Jahr 2015 9,2 Milliarden Euro. Zwei Drittel der Umsätze werden mit Freiberufler-Vermittlung generiert Externes Third Party Management und Zeitarbeit spielen dagegen nur eine geringe Rolle.
Platz 10: top itservices ...
… hat 2015 mit der Vermittlung von IT-Freiberuflern einen Umsatz von 61,1 Millionen Euro erzielt und hält damit Platz 10 des Rankings. Der Gesamtumsatz des Unternehmens betrug 94,5 Millionen Euro. Die Zahl der Mitarbeiter konnte gegenüber 2014 von 783 auf 824 Angestellte gesteigert werden.
Platz 9: Questax
Hervorgegangen aus der ehemaligen Quest Softwaredienstleistung und der krisengeschüttelten Reutax, kommt der Vermittler auf 64,4 Millionen Euro Umsatz durch Freiberuflervermittlung und beschäftigt 76 Mitarbeiter. 2014 arbeiteten noch 126 Angestellte für Questax.
Platz 8: Westhouse Consulting
… ist unter anderem auf die Vermittlung von SAP-Freiberuflern spezialisiert. 2015 erwirtschaftete Westhouse mit der Freiberuflervermittlung 68,1 Millionen Euro (2014: 60,8 Millionen Euro). Der Gesamtumsatz betrug 141 Millionen Euro, die Mitarbeiterzahl wuchs von 174 auf 215.
Platz 7: Etengo
Etengo-Vorstandschef Nikolaus Reuter kann sich über 73 Millionen Euro Umsatz und damit 16 Millionen mehr als 2014 freuen. Die Mitarbeiterzahl der Mannheimer wuchs von 61 auf 84 im Jahr 2015.
Platz 6: Sthree
Im Vorjahr war die Freiberufler-Vermittlung SThree noch auf Platz vier: Der Umsatz mit der Rekrutierung und Vermittlung von IT-Freelancern weist mit 85 Millionen Euro ein kleines Plus von 3,7 Millionen gegenüber dem Vorjahr aus. Der Gesamtumsatz stieg ebenfalls von 173 auf 179 Millionen Euro.
Platz 5: Solcom Unternehmensberatung
Wie im Vorjahr auf dem fünften Platz. Die Solcom Unternehmensberatung hat mit der Vermittlung von IT-Freiberuflern 86,2 Millionen Euro und damit gut zwölf Millionen Euro mehr umgesetzt als im Vorjahr. Auch die Zahl der Angestellten ist um zehn auf 130 angewachsen.
Platz 4: 1st solution consulting
Mit 86,9 Millionen Euro Umsatz durch die Freiberuflervermittlung im Jahr 2015 hat 1st Solution - hier im Bild Geschäftsführer Frank Shams - den Wert des Vorjahres deutlich gesteigert (65,2 Mio). Auch der Gesamtumsatz konnte in diesem Zeitraum von 38 Millionen auf 120 Millionen Euro zulegen. 1st solution beschäftigt 116 Mitarbeiter (2014: 74).
Platz 3: Allgeier Experts
Bronze geht wie im Vorjahr an Allgeier Experts: Das Unternehmen erzielte mit der Vermittlung von Freiberuflern 148,1 Millionen Euro Umsatz, 2014 waren es noch 181,1 Millionen. Das liegt daran, dass Umsätze aus der Freiberufler-Vermittlung in die Arbeitnehmerüberlassung verlagert wurden. Gesamtumsatz und Mitarbeiterzahl des Unternehmens steigerten sich, von 226,2 Millionen auf 249,7 Millionen Euro beziehungsweise von 417 auf 453 Mitarbeiter.
Platz 2: Gulp Information Services
Die Top Drei der IT-Freiberufler-Vermittlungen bleiben dieses Jahr unter sich: Auch die Randstad-Tochter Gulp macht da mit Silber keine Ausnahme und untermauert die "Vizemeisterschaft" mit 227 Beschäftigten, einem Vermittlungsumsatz von 299,8 Millionen Euro (2014: 297,6 Millionen Euro) sowie der Steigerung des Gesamtumsatzes auf 323,3 Millionen Euro (2013: 313,3 Millionen Euro).
Platz 1: Hays
Unangefochten an der Spitze der IT-Freiberufler-Vermittlungen bleibt Hays: Das Unternehmen setzte 2015 mit der Rekrutierung und Vermittlung von IT-Freelancern sagenhafte 847,9 Millionen Euro um, was im Vergleich zum Vorjahr ein Plus von 66,7 Millionen bedeutet. Auch die Mitarbeiterzahlen sind wesentlich höher als bei der Konkurrenz, 2015 arbeiteten 1500 Beschäftigte für Hays (2013: 1.400). Der Gesamtumsatz wurde auf 1,5 Milliarden Euro und im Vergleich zu 2014 um 150 Millionen Euro gesteigert.
Wachstumskurs setzt sich fort
Die Markt für Freiberuflervermittlung wird immer größer: Die Anzahl der freiberuflichen IT-Experten in Deutschland lag 2015 bei 92.000. Die Umsätze durch die Freiberuflervermittlung konnten auf nun 9,2 Milliarden Euro (2014: 9 Milliarden Euro) gesteigert werden. 2016 wollen die wichtigsten Vermittler um weitere zwölf Prozent wachsen.
SAP- und Security-Profis…
... profitieren vom der Nachfrage der Firmen besonders. Ihre Honorare steigen stark.
Welche Kompetenzen Kunden erwarten
Projekt- und Qualitätsmanagement-Kompetenz ist die am häufigsten nachgefragte Fähigkeit. Auf Platz zwei und drei folgen Security und Business Intelligence sowie Business Analytics

Die Menge an Projektanfragen treibt also das Honorar nicht nach oben. Denn die zweit- und dritthäufigsten Projektanfrager PLZ 6 und PLZ 2 rangieren bei den Stundensätzen auf den Plätzen sieben und acht.

Ein Vergleich aller bei Gulp registrierten Freelancer zeigt, dass Big Data-Spezialisten im Schnitt Stundensätze von rund 90 Euro angeben. Das sind etwa sieben Euro mehr als alle IT-Freiberufler zusammen.

Die Gulp-Auswertung des Projektmarktes zeigt, dass der Anteil an Big Data-Projekten noch sehr gering ist - aber stetig wächst.
Foto: Gulp

Noch werden sehr wenige Projekte explizit als Big Data-Projekte ausgeschrieben. Laut Gulp liegt ihr Anteil jetzt bei 1,5 Prozent. Allerdings zeigt ein Rückblick auf den Anfang des Jahres 2014, wie kontinuierlich die Nachfrage steigt. Wer ein solches Vorhaben ausschreibt, kontaktiert im Durchschnitt neun Freie - üblich sind dreizehn. Stefan Symanek, Marketing-Leiter bei Gulp, deutet dies als Hinweis, dass das Angebot an Big Data-Spezialisten "noch recht klein" ausfällt. Eine weitere Interpretation ist die, dass "die Anforderungen so stark spezialisiert sind, dass es nur wenige Experten gibt, die dafür in Frage kommen".

GULP führt Umfragen zum IT- und Engineering-Projektmarkt durch. Die Studien beschäftigen sich mit Stundensätzen, Projektbedingungen, Leistungsanforderungen und Meinungen zu Trends und Skills. Mit Teilnehmerzahlen von teils mehr als 2.000 Befragten geben sie repräsentative Antworten und dienen als Gradmesser für die Projektmarktstimmung. Hier gibt es Informationen zur aktuell gestarteten Befragung.

Mehr zum Thema Freiberufler:

Freiberufler sitzen am längeren Hebel

Was sich IT-Freiberuflern von Vermittlern wünschen

Was Sie über Scheinselbständigkeit wissen sollten