Saugroboter mit top Preis-Leistung

Xiaomi Roborock S5 im Test

02.04.2019 von Hans-Christian Dirscherl
Der Saugroboter Roborock S5 des chinesischen Herstellers Xiaomi saugt nicht nur schnell, leise und zuverlässig, sondern er wischt auch feucht raus. Die Bedienung per App ist intuitiv und macht Spaß. Ausführlicher Test!

Einsatzzweck: Saugen und etwas wischen

Der Xiaomi Roborock S5 saugt zunächst einmal den Fußboden Ihrer Wohnung. Der Saugroboter wischt zusätzlich aber auch feucht durch, falls das gewünscht ist. Dafür liefert Xiaomi einen flachen, ansteckbaren Wassertank (Wischmopp-Aufsatz) samt zweier Wischtücher mit. An der Akku-Ladestation bringen Sie in diesem Fall zudem eine flache Unterlage an, auf der der Roboter steht. Diese durchsichtige Unterlage verhindert, dass das eventuell noch feuchte Wischtuch den Boden beschädigt.

Sofern Sie den Roborock nur als Staubsauger verwenden wollen, lassen Sie Wischmopp-Aufsatz und Wischtuch einfach weg.

Funktionsumfang: Smarte Voll-Ausstattung

Der Xiaomi Roborock S5 bietet in Sachen smarte Funktionen so ziemlich alles Denkbare:

Inbetriebnahme: Einfacher geht es nicht

Die Einrichtung des Roborock ist vorbildlich einfach. Alle Tasten am Roboter reagieren zuverlässig auf jeden Druck, der Roboter ist schnell mit dem heimischen WLAN verbunden und die Mi-Home-App ruckzuck eingerichtet. Die Inbetriebnahme des Xiaomi Roborock ist das genaue Gegenteil von der des Miele Scout RX2 Home Vision – letzterer hatte mit seinem schwerfälligen und fehleranfälligen Touch-Display genervt, und die Einrichtung der Miele-App war ebenfalls eine nervenaufreibende Geduldsprobe. Nicht so beim Roborock: Alles klappt hier auf Anhieb, die Bedienung mit der App macht richtig Spaß. Ändern wir zum Beispiel den Saugmodus von „leise“ auf „maximal“, so wird das nahezu in Echtzeit umgesetzt.

Reinigungsleistung: Leise und gut

Die Kernkompetenz eines Saugroboters sind aber nicht Smart-Home-Extras ( auf die wir weiter unten genauer eingehen), sondern die Reinigungsleistung in Verbindung mit Geschwindigkeit und Geräuschkulisse. In diesen Disziplinen gibt sich der Roborock keine Blöße: Er reinigt sehr schnell und zuverlässig und, sofern gewünscht, auch ziemlich leise.

Einstellmöglichkeiten

Der Nutzer kann unter vier Saugstufen zuzüglich einem Wischmodus wählen. Soll Roborock nachts saugen, so empfiehlt sich der Modus „leise“. Dann stört das Sauggeräusch nicht die Nachbarn.Allerdings bleiben dann durchaus einige Fussel auf dem Teppich hängen. Mit der mittleren Leistungsstufe reinigt Roborock die Wohnung schon sehr ansehnlich. Und mit Turbo ist er zwar ziemlich laut, aber eben auch am gründlichsten. Allerdings hat Roborock Probleme damit, Schmutz aufzusaugen, der sich genau am Rand eines hohen Teppichs befindet. Das löste unser alter Roomba 620 etwas besser.

Kleine Fusel bleiben auf dem dicken Teppich zurück, wenn der Roborock ihn gesaugt hat. Der Teppich war zuvor aber stark verschmutzt gewesen.

Härtetest: Hoher Teppich

Eine besondere Herausforderung für jeden Saugroboter ist seit jeher unser rund 2 cm hoher roter Teppich. Der Miele Scout scheiterte etliche Male bereits daran, überhaupt auf den Teppich hochzukommen. Roomba 980oder Neato Botvac D7 Connectedund auch der dazu teilweise identische Vorwerk Kobold VR2200dagegen fuhren den Teppich problemlos hoch, konnten manchmal aber nicht alle Fussel entfernen. Unser alter Roomba 620 dagegen bekommt den Teppich immer nahezu vollständig sauber.

Am Rand des Teppichs ließ der Roborock einige Krümel liegen.

Der Roborock S5 besitzt anders als Kobold VR200/Neato Botvac zwar keine Steighilfe, er kann aber unseren roten Teppich trotzdem problemlos auf Anhieb erklimmen. In der mittleren Saugstärke reinigt er den Teppich ebenfalls weitgehend sauber. Will man aber alle Fusseln entfernen, so ist die höchste Reinigungsstufe mit hoher Lautstärke erforderlich. Doch selbst dann bleiben ab und zu ein, zwei Fussel zurück. Das ist nicht tragisch, doch der uralte Roomba 620 reinigt den hohen Teppich noch ein klein wenig besser. Wobei wir hier über Nuancen reden.

Der gleiche Teppich, nachdem ihn Roomba 620 noch einmal gesaugt hat.

Roborock S5 kommt auch mit anderen Hindernissen im Raum zurecht. Der Roboter überwindet beispielsweise mühelos Metallrohre von 1,5 cm Höhe und 3,5 cm Breite.

Diese Metallschwelle war kein Problem für Roborock.

Flotter Sauger

Roborock reinigt beeindruckend schnell. Bei dem allerersten Reinigungsvorgang in einem neuen Raum erfasst er den gesamten Reinigungsbereich in einer Karte. Dazu fährt er einmal am Rand entlang und reinigt anschließend in geordneten nebeneinanderliegenden Bahnen den Innenbereich. Er fährt also nicht kreuz und quer durch die Wohnung, sondern fährt ganz im Gegenteil die Wohnung sehr planvoll ab.

Wenn der Roboter die Ladestation nicht erreichen kann, zum Beispiel, weil man ihn zum Saugen in einen anderen Raum gesetzt hat, dann kehrt er zu seinem Ausgangspunkt zurück und schickt eine Nachricht an das gekoppelte Smartphone.

Hindernisse wie Stuhlbeine umrundet der Roboter in der Regel elegant mit leichtem Abstand. Es kann also vorkommen, dass Schmutz, der sich unmittelbar am Stuhlbein befindet, liegenbleibt. Fährt der Roboter einmal zwischen die Beine eines Stuhles, so braucht er mitunter einige Versuche, bis er wieder ausbrechen kann. Doch er kann sich jedes Mal freifahren.

Der Roboter kann auch mehrere Räume in einem Durchgang reinigen. Fährt er über einen Teppich, dann erkennt er das und erhöht automatisch die Saugleistung. Eine Reinigung können Sie jederzeit per App oder mit einem Druck auf die Taste an der Oberseite des Roboters unterbrechen und wieder fortsetzen.

Wartungsfreundlich

Sowohl Staubfangbehälter als auch die Rollen lassen sich leicht ausbauen und leeren beziehungsweise säubern. Den Staubbehälter können Sie auch unter dem Wasserhahn auswaschen. Er ist allerdings nicht sehr groß und muss oft geleert werden.

Feucht wischen: Gut für Allergiker

Am Roborock S5 lässt sich jederzeit ein Wischmodul anbringen. Dann wischt der Saugroboter Ihre Wohnung feucht raus. Und das geht so: Sie füllen zunächst den Wassertank des Wischmoduls mit Wasser und spannen dann eines der beiden mitgelieferten Wischtücher ein. Das geht ruckzuck und völlig unkompliziert von der Hand. Danach lassen Sie das Wischmodul an der Unterseite des Roborock einrasten. Auch das geht einfach.

Unterseite des Roborock S5 mit Wassertank und Wischtuch, sowie links die Kunststoffunterlage, die den Boden vor Feuchtigkeit schützen soll. Links oben die Ladestation.

Der Roboter fährt danach wie gehabt seine Runden, nur dass er eben eine feuchte Spur hinterlässt, die fast die gesamte Breite des Roboters ausmacht. Diese trocknet an einem warmen Tag binnen weniger Minuten. Flecken auf dem Boden kann der Roboter im Wischmodus allerdings nicht entfernen, weil der Roboter keinen Druck auf schmutzige Stellen ausüben und nicht schrubben kann. Das Feucht-Wisch des Roborock ist mehr wie ein feuchtes Staubwischen zu verstehen. Sicherlich gut für Hausstaub- oder Pollen-Allergiker, es ersetzt aber nicht das kräftige Rauswischen von Hand.

Der Roborock hinterlässt eine dünne feuchte Spur, die schnell trocknet.

Tipp: Wenn Sie in der App unter „Einstellungen, Reinigungsmodus, Nur wischen“ auswählen, dann arbeitet der Roborock besonders leise.

Gut gelöst:Es gelangt kein Wasser in den Saugroboter, dieser bleibt völlig trocken. Damit ist ausgeschlossen, dass der Roboter aufgrund von Wasserresten anfängt, muffelig zu riechen. Das war seinerzeit beim Test des Scooba 390 von iRobot der Fall.


Smarte Extras unter der Lupe

Laser:Sofort ins Auge sticht der Laseraufsatz auf der Oberseite des Roboters. Damit scannt der Roborock die zu reinigenden Räume. Der Roboter erfasst mit seinem Laser ganzen Raum. Auch solche Teile, die er nicht erreichen kann. Diese nicht gereinigten Abschnitte erkennen Sie auf der Reinigungskarte.

Der Laser ermöglicht also erst eine schnelle Reinigung; die gleiche Technik verwenden auch Kobold VR200/300von Vorwerk oder Neato Botvac D7 Connected. Doch der Laseraufsatz bedeutet auch einen Nachteil: Dadurch ist der S5 (35,05 x 35,31 x 9,65 Zentimeter) höher als beispielsweise ein "unsmarter" Roomba 620. Deshalb passt der Roborock nicht so leicht unter Möbel. Vor der Anschaffung sollten Sie also den Abstand zwischen Fußboden und der Unterseite Ihrer Möbel messen, um sicher zu sein, dass der Roborock auch wirklich darunterpasst. Sollte das nicht der Fall sein, sollten Sie besser einen flacheren Saugroboter kaufen.

Der Roborock S5 ist deutlich höher als der Roomba 620.

Eine Kamera verbaut Xiaomi bei diesem Modell nicht. Sie müssen somit nicht die Sorge haben, dass Fotos oder Videos aus dem Inneren Ihrer Wohnung auf chinesischen Servern landen. Die Karten Ihrer Wohnung sowie alle App-Daten nehmen allerdings schon den langen Weg ins Reich der Mitte, sobald Sie den Roboter mit WLAN und App verbinden.

App:Der Roboter lässt sich schnell und unkompliziert mit dem WLAN und der Xiaomi-App verbinden. Danach haben Sie die Wahl: Wollen Sie schnell mal einen Reinigungsvorgang starten, dann drücken Sie einfach auf die mittlere der drei Tasten auf der Oberseite und der Roboter legt sofort los. Oder aber Sie starten den Reinigungsvorgang von der App aus. Die laufende Reinigung können Sie in Echtzeit auf der Karte in der App verfolgen.

Zonenreinigung:Sie können in der App auf der Karte zu einem Raum eine Zone festlegen beziehungsweise Grenzen definieren, innerhalb derer der Roboter reinigen soll. Das ist sehr praktisch, wenn Sie Bereiche des Zimmers für den Roboter sperren wollen, zum Beispiel, weil dort Spielzeug herumliegt. Im Test klappte diese Zonenreinigung sehr zuverlässig.

Drei Karten, die in der App zur Verfügung stehen.

Karten:In der App legen Sie im Timer auch feste Reinigungszeiten fest oder regeln die Saugleistung und damit die Lautstärke. Ebenfalls in der App sehen Sie die Logdateien zu allen Reinigungsvorgängen samt deren Karten. Anhand der Karten sehen Sie genau, wo der Roboter gereinigt hat und wo er nicht reinigen konnte.

In der App können Sie den Roborock auch fernsteuern. Das ist allerdings umständlich und nur als Notlösung zu verstehen.

Sie können zudem einstellen, ob der Roborock Ihnen Mitteilungen auf das Smartphone schicken soll. Damit bleiben Sie immer auf dem Laufenden. Falls Sie den Roboter einmal nicht finden sollten (weil er zum Beispiel unter einem Bett hängengeblieben ist), können Sie ihn in der App orten und „Hey, hier bin ich" rufen lassen.

Der Roborock schickt Mitteilungen auf das Smartphone.

Der Roboter ist von der App aus auch dann erreichbar, wenn die Ladestation ausgeschaltet ist. Das WLAN-Modul befindet sich also direkt im Saugroboter und nicht in der Ladestation.

Gut:Der Roboter hat eine verständliche deutschsprachige Sprachausgabe. Er murmelt also keine kryptischen Fehlercodes, sondern sagt klipp und klar, was Sache ist. Jede Aktion bestätigt der Roboter sofort mit einer deutschsprachigen Antwort.

Wichtig: Falls Sie den Roboter verkaufen oder weitergeben wollen, dann machen Sie vorher am Roboter unbedingt ein Reset. Andernfalls bleiben alle Ihr Logdateien mit den Karten der gereinigten Räume auf dem Roboter erhalten und können vom nächsten Benutzer eingesehen werden.

Preis und Lieferumfang

Der Xiaomi Roborock S5 kostet rund 500 Euro. Im Lieferumfang sind neben dem Roboter und der Ladestation noch der Wassertank, zwei Wischtücher und die wasserdichte Unterlage enthalten sowie eine mehrsprachige Bedienanleitung, auch in verständlichem Deutsch.

Abmessungen
Foto: Xiaomi

Fazit: Top Preis-Leistungsverhältnis

Der Saugroboter Roborock S5 von Xiaomi bietet ein hervorragendes Preis-Leistungsverhältnis. Er beeindruckt mit schneller und guter Reinigung, guter Kletterfähigkeit, arbeitet leise und kann sehr bequem über die übersichtliche App bedient werden. Sowohl Roboter als auch App sind intuitiv bedienbar, nie traten während des Tests Probleme auf. Sinnvolle Extras wie Zonenreinigung oder Karten zu allen Reinigungsvorhängen erleichtern den Umgang mit dem Saugroboter erheblich.

Bei den smarten Funktionen fehlt nur noch die Unterstützung für Alexa und Google Assistant in deutscher Sprache. Die Möglichkeit, mit dem Roborock S5 die Wohnung auch feucht rauswischen zu lassen, mag für denen einen oder anderen Nutzer eine sinnvolle Ergänzung sein. Allerdings kann die Feuchtwisch-Funktion keinesfalls das Rauswischen von Hand ersetzen.

Bleiben noch die Fragen nach der Langzeitqualität und der Ersatzteilversorgung. Einen Roomba 620 haben wir bereits einmal bis auf die letzte Schraube zerlegt und wieder zusammengebaut: Der modulare Aufbau des Roomba machten das möglich, er funktionierte danach wieder einwandfrei. Das sollte grundsätzlich auch mit dem Roborock S5 möglich sein.

Tipps zur Ersatzteilversorgung findet man in einschlägigen Foren. Eine Anleitung zum Ausbau des Laser-Moduls gibt es ebenfalls im Internet.

(PC-Welt)