Strategy&-Prognose

Zero Infrastructure - gehört die Zukunft der Public Cloud?

14.01.2016 von Heinrich Vaske
Die Berater von Strategy& sind sich sicher: Public-Cloud-Services werden in den kommenden Jahren rasant zulegen und in der Business-IT eine beherrschende Rolle spielen.

Cloud Computing, insbesondere die Public Cloud, hat die Hype-Phase hinter sich gelassen, behauptet Strategy& in der Studie "Zero infrastructure - Anything-as-a-service: A technology operating model for the cloud-centric era". Die Unternehmensberatung, die früher Booz & Company hieß und inzwischen zum Firmennetzwerk von PricewaterhouseCoopers (PwC) gehört, geht davon aus, dass Unternehmen in eine "Zero-Infrastructure"-Zukunft steuern und auf Dauer "Anything as a Service" beziehen werden.

Die Ausgaben für Public-Cloud-Lösungen wachsen um ein Vielfaches schneller als die klassischen IT-Budgets.

Um Unternehmensziele wie Geschwindigkeit, Agilität, Innovation und Kostenvorteile zu erreichen, seien Cloud-Lösungen das mit Abstand wichtigste Mittel der Wahl. Entsprechend müssten sich technische Betriebsmodelle ändern, Unternehmen müssten Fähigkeiten und Rollen rund um Cloud Computing ausprägen.

Neue Toolsets rund um Cloud Computing verbreiten sich rasch

Unter anderem erwartet Strategy&, dass sich neue Toolsets rund um Cloud-Orchestrierung, Integration und Deployment sowie für Entwicklungsvorhaben (Stichwort: DevOps) verbreiten werden. Zuvor müssten aber erst einmal die Anforderungen definiert und die Geschäftsbeziehungen entsprechend abgebildet werden. Zudem gerieten Themen wie Verbrauchs- und Performance-Messung sowie Partner- und Vendor-Management stärker in den Blickpunkt.

Vor allem Adobe hat den Sprung in die Cloud-basierte Zukunft geschafft.

Wo Unternehmen anfangen und wo sie den Fokus setzen, hängt den Beratern zufolge von der jeweiligen Branche oder Industrie ab. Unternehmen mit einem Fokus auf Technologie hätten eine andere Reise vor sich als weniger technikzentrierte Großunternehmen und Mittelständler.

Die "alten" Anbieter verkürzen den Vorsprung der Herausforderer

Laut Strategy& werden Investitionen in Public-Cloud-Services weltweit jährlich um durchschnittlich 22 Prozent zulegen und damit um ein Vielfaches schneller wachsen als die IT-Ausgaben insgesamt (plus vier Prozent). Unternehmen, die sich mit Servicemodellen beschäftigen, streben den Beratern zufolge letzten Endes einen "Zero Infrastructure Footprint" an. Das wüssten auch die etablierten IT-Lieferanten, die ihre Geschäftsmodelle derzeit in hoher Geschwindigkeit an die der neuen Herausforderer, beispielsweise Amazon Web Services (AWS), anpassten.

Neben Sicherheitsbedenken stehen Komplexitätsbefürchtungen und die Sorge, vom Cloud-Anbieter der Wahl nicht mehr los zu kommen, weiteren Engagements im Wege.

Strategy& vergleicht die Massenbewegung in Richtung Cloud Computing mit dem Wechsel von Mainframe- auf Client-Server-Infrastrukturen. Individuelle Anwendungen und Stand-alone-Plattformen würden abgelöst durch standardisierte, integrierte SaaS- und PaaS-Lösungen. Die Trennung von Entwicklung und IT-Betrieb wird aufgehoben, stattdessen gehört Ansätzen die Zukunft, die Software kontinuierlich liefern und verbessern - mit möglichst kurzer Time to market (DevOps).

Cloud Computing im deutschen Mittelstand
Die Studienteilnehmer
222 Mittelständler nahmen an der Studie teil. Zwei Drittel davon planen mit allen Cloud-Modellen.
Teilnehmende Branchen
Der größte Anteil der Teilnehmer kommt aus dem produzierenden Gewerbe.
Rolle der Cloud
Die Zahl der "Cloud-Verweigerer" liegt heute bei nicht einmal mehr 15 Prozent.
Zukunft gehört Multi-Cloud-Umgebungen
Die Zukunft liegt in Hybrid- und Multi-Cloud-Ansätzen.
Gründe für Cloud-Initiativen
Die Kundenanforderungen lassen Mittelständlern keine Wahl: der Weg führt in die Cloud.
IT-Abteilung entscheidet
IT-Abteilungen haben in Sachen Cloud den Hut auf. Doch kleine Mittelständler haben oft keine, dort entscheidet der Chef selbst.
Cloud-Anteil am IT-Budget
Vier von fünf Mittelständlern investieren weniger als 30 Prozent ihres IT-Budgets in Cloud-Technologien.
Flexibilität ist Trumpf
Anwender möchten flexibler und agiler werden. der Kostenaspekt ist nicht ganz so wichtig.
Immer noch Sicherheitssorgen
Datensicherheit und Datenschutz bleiben die hemmenden Faktoren.
Sichtbare Fortschritte
Die meisten Betriebe sind entweder in der konkreten Planungs- oder bereits in der Implementierungsphase.
Das wandert in die Cloud
E-Mail und Collaboration sind die bevorzugten Cloud-Anwendungen.
Vorhandenes wird verlagert
Am häufigsten werden bestehende Workloads migriert.
Offenheit ist Auswahlkriterium
Ein Public-Cloud-Anbieter muss vor allem offen sein und Integrationsmöglichkeiten bieten.
Bevorzugte Anbieter
AWS, Microsoft und SAP genießen die höchste Aufmerksamkeit im Mittelstand.
Cloud-Management
Als Cloud-Management-Lösungen sind VMware-Lösungen besonders beliebt.
Verantwortung beim Provider
Wer in die Public Cloud geht, sieht die Verantwortung für Betrieb und Sicherheit schwerpunktmäßig beim Anbieter.
Wann Externe ins Spiel kommen
Integration, Betrieb und Architektur sind Themen, bei denen Mittelständler Hilfe suchen.
Wichtig: Skills und Projekterfahrung
Cloud-Integratoren sollten gute Leute und Projekterfahrung haben.
Keine Alleingänge
Anwender arbeiten mit Externen zusammen.

Hinzu kämen On-demand-Provisionierung von IT-Infrastrukturdiensten, flexible und skalierbare Rechen- und Speicherkapazitäten, ein viel stärkerer Business-Fokus der IT-Mitarbeiter sowie eine Software-definierte und automatisch skalierende Enduser-IT.Auch die Finanzierung der IT-Ausgaben erfolge nach anderen Kriterien als bisher: IT. Business und Partner seien gleichermaßen involviert und würden sich Kosten und Bereitstellung teilen.