3. Platz - Uwe Siller, Bitburger

Zuhören, ohne hörig zu sein

28.11.2008 von Katharina Friedmann
Mit Fingerspitzengefühl und eigenem Kopf sorgt Uwe Siller, Bereichsleiter IT & Organisation bei Bitburger dafür, dass die Braugruppe wachsen kann.

"Auf die Belange der Fachbereiche eingehen, dabei aber nicht die eigenen Ziele aus den Augen verlieren", beschreibt Siller, wozu ein CIO aus seiner Sicht fähig sein muss. Einfühlsames Durchsetzungsvermögen bewies der diplomierte Wirtschaftsingenieur schon bald nach seinem Amtsantritt als Bereichsleiter IT & Organisation bei der Bitburger Braugruppe, als er kurz hintereinander die technische Integration der drei übernommenen Brauereien Wernesgrüner (2002), König und Licher (2004) zu stemmen sowie die multiplen IT-Abteilungen und Prozesse über die Gruppengesellschaften hinweg zu zentralisieren hatte.

Agilität ist alles

Angesichts des im deutschen Braumarkt primär über Zukäufe zu erzielenden Wachstums ist Bitburger auf eine IT-Infrastruktur angewiesen, die eine zügige Einbindung der übernommenen Firmen ermöglicht. Um die Grundlage für diese Agilität zu schaffen, beschloss der IT-Verantwortliche, die gesamte Systemlandschaft des Unternehmens, allem voran die Desktops, zu virtualisieren - eine Entscheidung, die dem seinerzeit frisch gebackenen Hüter von IT und Organisation zunächst nicht nur Sympathien bescherte. "Damals hat man noch nicht bedacht, dass wir künftig darauf angewiesen sind, in einem heterogenen Umfeld unsere Systeme sehr schnell vor Ort zu bringen", blickt Siller zurück.

Uwe Siller, Leiter IT und Organisation bei Bitburger wurde beim "CIO des Jahres 2008" in der Kategorie Mittelstand Dritter.

Als "Firmenneuling, der schon nach kurzer Zeit etwas Neues einführen wollte", habe er viel Überzeugungsarbeit leisten müssen. Mit Erfolg: Zwar verursachten die durch die Citrix-Einführung beschnittenen Anwenderfreiheiten anfangs Akzeptanzprobleme. Heute weiß es das Gros der Mitarbeiter zu schätzen, "von jedem beliebigen Arbeitsplatz im Unternehmen oder auch von zu Hause aus seinen eigenen ‚Schreibtisch’ zu haben", freut sich Siller. Und sein Team kann ungleich schneller Rollouts vornehmen oder Updates einspielen.

Vier Fliegen mit einer Klappe

Entscheidend ist für die Braugruppe aber auch die optimale Workflow-Unterstützung durch die IT - für Siller eine Grundvoraussetzung dafür, "mit künftig konstanter Personalstärke ein noch größeres Aufgabenpensum zu schaffen". Als einen Meilenstein erachtet er die letztjährige Einführung eines E-Mail-Management-Systems samt Filesystem-Archivierung, mit dem Bitburger gleich vier Fliegen mit einer Klappe schlug - und nicht zuletzt auch die Jury überzeugte: Dank Index-basierender Suche finden Mitarbeiter Mail-Dokumente samt Anhängen heute erheblich schneller wieder. Auch hat der mittels Archivierung reduzierte Umfang der Inboxen und Dateisysteme die Lage speziell im von überquellenden Postfächern geplagten Marketing-Bereich deutlich entspannt. Vor allem, so Siller, könne dadurch ein Restore im Ernstfall rasch erfolgen. Spezielle Ordner-Strukturen ermöglichen zudem echtes Mail-Sharing, so dass sich die Mitarbeiter ihre elektronische Post heute nicht mehr gegenseitig "im Ping-Pong-Verfahren" zuschicken müssen. Last, but not least löste Bitburger mit dem System eine in die Jahre gekommende Jukebox-Technik ab, mit der das Unternehmen zuvor der gesetzlichen Forderung nach der revisionssicheren Aufbewahrung bestimmter Dokumente nachgekommen war.

Der Krisen-Manager

Mit einem ganzen Maßnahmenbündel aus Vorträgen, Web-Schulungen und Collaboration-spezifischen Workshops hat Sillers Mannschaft auf Seiten der User für die notwendige Akzeptanz gesorgt. "Das neue E-Mail-Management erfordert von den Mitarbeitern ein strukturierteres Agieren", erklärt der IT-Chef den gesteigerten Bedarf an Zuwendung. Insofern kam Siller, der sich bei Bedarf auch als Krisen-Manager versteht, eine durch Softwarekinderkrankheiten verursachte Verzögerung im Projektablauf im Endeffekt nicht ganz ungelegen: "Es bringt wenig, in kritischen Situationen nervös zu werden, wenn es ohnehin schon genügend Probleme gibt." Stattdessen hält er den Ball lieber flach und versucht, seiner Mannschaft den Rücken frei zu halten.

Uwe Siller (47), Bitburger Braugruppe

Position: Bereichsleiter IT & Organisation.

Branche: Brauerei (1900 Mitarbeiter).

Ein CIO muss . . . zuhören können, ohne hörig zu sein.

Lieblingsfach … in der Schule: Mathematik.

Wichtigstes Projekt: Einführung eines E-Mail-Management-Systems inklusive Filesystem-Archivierung.

Beschreibung: Zugriff auf archivierte Mails auch innerhalb eines Mitarbeiter-Teams; Revisionssichere Archivierung von Dateien und Mails; Index-Suche; Entlastung der Postfächer und des Plattenspeichers.

Projekt-IT-Bereiche: Compliance, ECM, Dokumenten-Management, Archivierung; Messaging und Collaboration; Storage.

IT-Umgebung: zentralistische IT, Hauptprodukte: Microsoft, SAP, Citrix.

Herausforderungen: Softwarekinderkrankheiten; neue Arbeitsabläufe einer Vielzahl von Mitarbeitern vermitteln.

Zeitrahmen: Februar 2007 bis Mai 2008.

Projektmitarbeiter: 6 (IT-Mitarbeiter gesamt: 37).