Zwischen zwei Welten

15.10.2004 von Helga Ballauf
Ayca Abaci wandelt zwischen den Welten. Die junge IT-Expertin arbeitet bei der Münchener Rück an der Umstellung des gesamten Rückversicherungsgeschäftes auf SAP-Basis mit.

"Ich stehe an der Schnittstelle zwischen IT- und Fachabteilung", beschreibt Abaci ihre Aufgabe. Sie erklärt den Spezialisten aus dem Versicherungsfach, was das neue Softwaresystem kann, erfragt deren Anforderungen und klärt mit den Entwicklern ab, was davon realisierbar ist. In der Testphase wird sie die Kollegen der Fachabteilung in den Umgang mit der neuen Technik einweisen, ihnen bei Problemen zur Seite stehen und mit den SAP-Experten abklären, was sich noch ändern lässt, damit die Arbeitsprozesse reibungslos funktionieren.

Die Münchener Rückversicherungsgesellschaft beschäftigt rund 6400 Mitarbeiter an mehr als 60 Orten. Der international tätige Konzern deckt Risiken der Erstversicherer ab, egal ob es sich um Personenschäden, Naturgewalten oder Technikfolgen handelt.

Praktikum in Istanbul

Ayca Abaci stammt aus einer türkischen Familie, ist in Bayern aufgewachsen und hat erst in Istanbul Wirtschaftsinformatik studiert - in deutscher Sprache. Im Praktikum lernte sie dort die Münchener Rück kennen. Der Kontakt mit dem Konzern blieb während des Aufbaustudiums in Reutlingen - Business Information Science - bestehen. Abaci arbeitete als Werkstudentin und fertigte ihre Master-Arbeit über E-Commerce im Firmenkontext an.

Betriebswirtschaft und Informatik war für die Einsteigerin eine günstige Kombination: "Durch die wirtschaftliche Denkweise, die ich an den Hochschulen gelernt habe, kann ich leichter nachvollziehen, was ein Rückversicherer macht."

Ayca Abaci hilft mit, das Berichtswesen auf SAP umzustellen.

Knapp zwei Jahre arbeitet Abaci nun in München. Nach einem Einführungskurs lernte sie in der Fachabteilung, die für Lebensversicherungen zuständig ist, alle Abläufe kennen. Eine Grundvoraussetzung, um jetzt bei der IT-Umstellung die Anliegen der Kollegen zu verstehen. Die junge Fachfrau muss insbesondere dafür sorgen, dass das Berichtswesen, das einen Rückversicherungsprozess begleitet, künftig auf SAP-Basis funktioniert - in allen Außenstellen des Konzerns auf die gleiche Weise.

Abaci hat deshalb oft ausländische Kollegen zu Gast, um die Neuerungen zu besprechen. Die Gespräche finden in Englisch statt, in der Sprache, in der auch alle Dokumentationen zu schreiben sind. Dazu Abaci: "Anfangs musste ich mich einarbeiten. Aber bald lief es ganz von selbst." Bei der Münchener Rück gilt die 38-Stunden-Woche. Überstunden, wie sie in Stoßzeiten bei jedem Projekt anfallen, werden vergütet - in Freizeit oder Geld. Wer wann kommt und geht, entscheidet weitgehend jedes Team für sich. Abaci ist es recht so: "Ich bin flexibel, weil ich keine Familie habe. Aber es ist gut zu wissen, dass es Teilzeitstellen gibt - falls sich das mal ändern sollte", sagt die 27-Jährige.

Sie will sich in den kommenden Jahren noch tiefer in die SAP-Technik und in das Rückversicherungsgeschäft einarbeiten und immer mehr Verantwortung übertragen bekommen. "Entscheidend für mich ist ein Klima, in dem ich vom Vorgesetzten so gefördert werde, wie es bis jetzt der Fall war."