50 Prozent aller IT-Berater müssen gehen

22.01.2003

CW: Inwieweit ist sd&m involviert, wenn Kunden ihre IT komplett neu aufstellen möchten und ein Software-Backbone etwa in Form eines ERP- oder EAI-Systems planen? KÜPPER: Wir bauen und implementieren die EAI-Infrastruktur für unsere Kunden. Oft sind wir dabei aber nur beratend tätig. Wir fühlen uns stark, die für unsere Kunden passenden Produkte auszuwählen, da wir vollständig produkt- und interessenunabhängig arbeiten. Neutralität ist für uns ein ganz wichtiges Prinzip.

CW: Cap Gemini unterhält aber vielfältige Allianzen mit Herstellern. Sind Sie daran gebunden? KÜPPER: Nein - wir können sie aber nutzen, wenn es darum geht, schneller spezifisches Know-how zu bekommen. Unsere maßgeschneiderten Lösungen sind frei von Produktinteressen.

CW: Das Image von Beratern ist nicht besonders gut. Oft werden ihnen lange Projektlaufzeiten, die Unkenntnis der Unternehmensprozesse beim Kunden und fehlende Technikkompetenz angelastet. Sind die goldenen Zeiten endgültig vorbei? KÜPPER: Die Übertreibungen sind zu Ende. Das Thema "Time to Market", das in der Phase des Internet-Booms so wichtig schien, ging zu Lasten der Qualität. Es ist inzwischen wieder in den Hintergrund getreten. Jetzt sind Verlässlichkeit, Sicherheit, Verfügbarkeit wieder gefragt. Von diesem Trend profitieren wir. Gerade in schwierigen Zeiten sind Unternehmen darauf angewiesen, erfolgskritische Projekte weiterzuführen. Nur so lassen sich die erforderlichen Spar- und Rationalisierungseffekte erzielen oder Wettbewerbsvorteile realisieren.

CW: Hat die Bereitschaft zur Fremdvergabe nicht grundsätzlich nachgelassen? KÜPPER: Ja, aber dieser Zyklus ist nicht neu. Es gab immer schon Phasen, wo Kunden nicht bereit waren, viel Geld für Consulting-Leistungen zu bezahlen. Das erleben wir im Moment gerade wieder. Hochwertige Beratung durch kompetente Partner brauchen unsere Kunden aber auch in Zukunft. Diesem Qualitätsmaßstab können nicht alle Anbieter gerecht werden, was zu dem bereits angesprochenen Bereinigungsprozess in unserer Branche geführt hat. Die Entwicklung, so hart sie auch manchen treffen mag, ist vom Grundsatz her zu begrüßen und kommt unseren Kunden durch ein besseres Angebot an Dienstleistungen entgegen.

CW: Beobachten Sie eine Zunahme an Festpreisprojekten? KÜPPER: Nein, aber unserer Kunden wollen mehr Sicherheit. Sie fragen öfter, ob der Lieferant höherer Haftungsrisiken und Bürgschaften übernehmen kann.