Businessplan-Wettbewerbe - Gründen um jeden Preis?

24.01.2002

So kommt auch eine im Auftrag des "Stern" erstellte Studie zum Schluss: "Insgesamt zeigt sich, dass bei vielen Förderprogrammen noch immer das klassische Bild eines Existenzgründers mit mehrjährigem Businessplan und hohem Investitionsmittelbedarf vorherrscht." Die deutsche Förderlandschaft sei "zu wenig angepasst an das moderne Gründungsgeschehen mit seiner Tendenz zu einem schrittweisen Unternehmensaufbau und zu kleinen Einheiten mit niedrigem Investitions- aber hohem Betriebsmittelbedarf."

Nicht verwunderlich ist es daher, dass viele Teilnehmer auch gar nicht gründen wollen, sondern sich austesten und im besten Fall das Preisgeld für den nächsten Urlaub nach Hause nehmen möchten. Eine stärkere Zweckgebundenheit der Preisgelder – gerade bei den regionalen Wettbewerben – wäre sicherlich nicht fehl am Platze. Dagegen hält Fraunhofer-Mann Zoche als Kenner der Gründerszene das ausgesprochen positive Bild, das sich aufgrund der Befragungen bei den Multimedia-Wettbewerbsteilnehmern ergibt: "Wir hatten viel mehr mit einem Mitnahme-Effekt gerechnet. Aber tatsächlich war es so, dass das Preisgeld nur einen Motivationsfaktor darstellte. Wichtig war der Vergleich mit den anderen Teilnehmern: Wie stehen wir da? Wie werden wir von externen Fachleuten eingeschätzt?" Für die zukünftigen Gründer sind die Bewertungen der Gutachter und Coaches wichtig, um den Businessplan entsprechend abzuändern und die eigene Idee noch einmal

zu überdenken.

Nicht zu unterschätzen sei auch der Beitrag der Gründerwettbewerbe zur neuen Kultur der Selbstständigkeit. Zoche: "Viele Teilnehmer empfinden es als sehr wichtig, dass die gesellschaftliche Achtung gegenüber Selbstständigen steigt und auch das Scheitern von Gründungsvorhaben nicht nur negativ auffällt, sondern vielmehr gesehen wird: Da hat es jemand wenigstens versucht." Insbesondere die Unterstützung jenseits des eigentlichen Wettbewerbs wie Beratung, Networking usw. würden gebraucht.

Nicht umsonst hat sich im Dunstkreis dieser, wenn man so will "Beauty-Contests" von Möchtegern-Unternehmen eine gigantische mehr oder minder ehrenamtliche Betreuungsmaschinerie für Gründer etabliert. Sascha Kirpal von diprinto: "Das A und O dieser Wettbewerbe sind die Kontakte. Man trifft auf McKinsey, ohne gleich etwas bezahlen zu müssen. Ein weiteres Ziel der Wettbewerbe ist die Knüpfung von Beziehungen zu VC-Gebern. Nur: Venture-Capital zu erhalten, ist heute nahezu ein Ding der Unmöglichkeit. Zoche vom ISI: "Nach meinem Eindruck haben sich die Geldgeber, weil sie sich mit vielen ihrer Investments die Finger verbrannt haben, zurückgezogen. Ich sehe darin eines der wesentlichen Probleme im Moment. Sicherlich wurde vorher der Markt überschätzt, Investoren haben teilweise auch unrealistische Unternehmensplanungen gefördert, um durch den Börsengang belohnt zu werden. Jetzt ziehen sie sich zurück, ohne zu bedenken, dass viele dieser Unternehmen

durchaus eine gute Chance haben und sich im Rahmen der zugesagten Entwicklung bewegen, den Ausbau nach den Plänen vorgenommen und das erwartete Umsatzwachstum haben."