Die Expansion wird verschoben
Die aktuellen Zahlen machten es dem BVK-Chef nicht leicht, auf dem Verbandskongress Mitte Mai in München weitere positive Signale auszusenden. So fiel etwa der Anteil der Wachstumsfinanzierung am Venture-Capital-Kuchen im vergangenen Jahr in Deutschland auf neue Tiefstände, berichtet Schauerte. Schlimmer noch, der Abwärtstrend setzte sich im ersten Quartal 2003 fort: Nur noch 9,7 Prozent der investierten Mittel flossen von Januar bis März in die Expansion von Unternehmen.
„Hier hatten wir uns mehr erwartet“, fasste Schauerte die Hoffnungen seiner Verbandsmitglieder zusammen. Ähnlich düster sah es im ersten Quartal bei den Frühphasenfinanzierungen (Seed- und Startup-Phase) aus, die lediglich 11,7 Prozent der Investitionen ausmachten. Drei Viertel der in die Wirtschaft gepumpten 622 Millionen Euro entfielen hingegen auf Buyouts, bei denen interne oder externe Manager das Ruder und die Verantwortung übernehmen. Vor einem Jahr waren es hier nur 18 Prozent gewesen.
Das Exitvolumen, also die „Erlöse“ der Venture-Kapitalisten etwa beim Verkauf von Beteiligungen oder dem Börsengang, hat sich verglichen mit dem Vorjahreszeitraum auf 173,6 Millionen Euro halbiert: Davon stammten 95,6 Millionen Euro aus Teil- oder Gesamtverkäufen, 78 Millionen Euro waren Totalverluste. „Besonders stark getroffen wurden die Technologiemärkte“, fasste Schauerte die Zahlen des ersten Quartals zusammen.
Kaum neues Kapital kommt nach
Negativ wirkt sich vor allem aus, dass der Zufluss an frischem Kapital nicht mehr ein breiter Strom, sondern nur noch ein kleines Rinnsal ist. Gespeist wird die Branche vornehmlich durch so genannte Evergreen-Fonds, deren Laufzeit und Volumen nicht definiert sind und die bei Bedarf von den Gesellschaftern mit weiterem Kapital ausgestattet werden. Freies Fundraising findet jedoch praktisch nicht statt, kaum private oder institutionelle Investoren wollen sich gegenwärtig in Fonds engagieren.