Der Venture-Capital-Kanal trocknet aus

12.06.2003
Von 
Alexander Freimark wechselte 2009 von der Redaktion der Computerwoche in die Freiberuflichkeit. Er schreibt für Medien und Unternehmen, sein Auftragsschwerpunkt liegt im Corporate Publishing. Dabei stehen technologische Innovationen im Fokus, aber auch der Wandel von Organisationen, Märkten und Menschen.

Schauerte konstatierte angesichts der im ersten Quartal hierüber eingenommenen 26 Millionen Euro ein „niederschmetterndes Ergebnis“. Als Folge bilde sich eine Finanzierungslücke, die sich auf das gesamte Wirtschaftswachstum Deutschlands auswirken werde, warnte der BVK-Chef.

Die trübe Stimmung auf dem Markt schlägt unterdessen auch auf die Finanziers durch. Rund 200 ordentliche Mitglieder verzeichnet der Verband noch, etwa 40 Kapitalgeber haben 2002 den BVK verlassen. Laut Schauerte mussten davon 33 Beteiligungsgesellschaften ihr Geschäft einstellen. Sorgen bereiten den Geldgebern vor allem die Rahmenbedingungen hierzulande, weil etwa die steuerliche Behandlung von Fonds immer noch nicht dauerhaft geregelt ist.

Der Ruf nach Berlin ist indes nicht ungehört verhallt. Mit einem Hightech-Masterplan wollen Teile der Regierung der lahmenden Investitionsbereitschaft Beine machen. Das Vorhaben sieht als Kernkomponente vor, dass selbständige Unternehmen, die in den ersten Jahren im gleitenden Durchschnitt mehr als 15 Prozent ihrer Umsätze in Forschung und Entwicklung investieren, über acht Jahre von der Körperschaftssteuer befreit werden. Allerdings lässt sich nur schwer vorstellen, dass Finanzminister Hans Eichel in der aktuellen wirtschaftlichen Situation begeistert sein wird, wenn er nur kurze Zeit nach dem „Gesetz zum Abbau von Steuervergünstigungen und Ausnahmeregelungen“ eben diese für Startups wieder zulassen soll.

Der Masterplan: Der Markt für die Finanzierung neuer Technologieunternehmen liegt am Boden. Mit einer Initiative will das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) dem Trend entgegensteuern. Der „Masterplan“ sieht vor, dass junge Unternehmen in den ersten acht Jahren von der Körperschaftssteuer befreit werden. Allerdings muss der Forschungs- und Entwicklungs-Anteil am Umsatz über 15 Prozent betragen. Zudem sollen unter anderem Verlustvorträge länger verrechnet sowie Mitarbeiter- und die Gewinnbeteiligungen der VC-Initiatoren am Veräußerungsgewinn steuerlich freigestellt werden. Dadurch würde sich Deutschland bei den steuerlichen Rahmenbedingungen an die weltweite Spitze setzen, heißt es in einem Papier des BMBF. Das wäre ein „Signal des Willens“ der Bunderegierung zur Erneuerung

der heimischen Wirtschaft, das auch international ausstrahlen werde.

Er sei zuversichtlich, dass der Plan in den nächsten vier Wochen beschlossen werde, sagte Uwe Thomas, Staatssekretär im Bundesministerium für Bildung und Forschung. Schließlich habe sich Bundeskanzler Gerhard Schröder Anfang Mai öffentlich für das Papier ausgesprochen. Auch machte sich Thomas für weitere Reformen an der deutschen Hightech-Börse stark, die zudem besser mit ihren europäischen Pendants vernetzt werden müsse. Sie sei eine unverzichtbare Voraussetzung, um nicht zuletzt das Gründungskapital zu refinanzieren und die Beteiligungsbranche in Schwung zu halten. Entscheidend sei jedoch sowohl beim Plan als auch der Börse die Geschwindigkeit: „Was wir heute nicht unternehmen, können wir morgen nicht wieder gutmachen“, appellierte Thomas an das Finanzministerium.